rezenten Pollen bestimmen

Begonnen von Christian F., Oktober 11, 2011, 20:10:06 NACHMITTAGS

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Christian F.

Liebes Forum,
Ich bin auf der Suche nach Schlüsseln mit denen ich rezenten Pollen bestimmen kann. Die mir bekannten Schlüssel und die meisten Datenbanken beziehen sich auf fossilierten Pollen. Dieser ist entweder steinalt oder acetolysiert, wodurch sich die Merkmale ändern.  Genauso verhält es sich mit dem Werk von Beug: Leitfaden der Pollenbestimmung: für Mitteleuropa und angrenzende Gebiete.
Was macht ihr um Blütenstaub sicher zu bestimmen?

Schöne Grüße,
Christian

Rieser

Guten Abend

Du hast dir viel vorgenommen. Pollenanalyse ist eine eigene Wissenschaft. In Salzburg arbeiten z.B. Prof. Musso derzeit mit Hilfe der  Raman-Spektroskopie an einer Datenbank; Uni Mainz hat ebenfalls einen Pollenschwerpunkt -

Dipl.-Chem. Franziska Schulte Diss  Raman-Spektroskopie als Werkzeug für die Charakterisierung und Klassifi zierung von Pollen BAM-Dissertationsreihe • Band 57
Berlin 2010

Frag mal nach

Hochachtungsvoll

Franky  ???
Akademisches Nachtschattengewächs

Christian F.

#2
Hallo,
Danke für Deine Antwort.

Ich glaube ich bin mit meiner Frage etwas zu allgemein gewesen und hätte spezialisieren sollen.
Es geht mir darum Pollen von Wildbienen in Deutschland zu bestimmen. Damit fallen jede Menge Arten weg.
Es muss auch nicht bis auf die Art sein. Die Gattung oder zur Not die Familie genügen mir eigentlich schon.

Raman-Spektroskopie bekomme ich aber nicht hin  :o

Grüße,
Christian

Edit: Ram-Spektroskopie durch Raman-Spektroskopie ersetzt

TPL

#3
Zitat von: Christian F. in Oktober 12, 2011, 11:24:12 VORMITTAGRam-Spektroskopie bekomm ich aber nicht hin  :o

Hallo Christian,
ausnahmesweise einmal nicht um Erbsen zu zählen, sondern um mich ernsthaft nach der Entwicklung des Sprachgebrauchs zu erkundigen: wird Raman-Spektroskopie so abgekürzt, oder schreiben Du und Rieser von zwei verschiedenen Verfahren?
Grüße, Thomas

Christian F.

Hallo Thomas,
Ich habe ich einfach vertippt.

Grüße,
Christian

Hyperion

#5
Vielleicht ginge Molekularbiologisch etwas, schließlich ist in den Pollen ein kompletter Satz der DNA enthalten (haploid).

Das ist sicher auch billiger als Raman Spektroskopy. Das Sequencieren kann man für einen Zehner pro Probe von Firmen machen lassen (Barcode Sequencing) und ein Thermocycler, ein Kit sowie einen Satz Pipetten und co dürfte gebraucht schon für 1000 Euro erhältlich sein (ein Raman Spektroskop dürfte das 10x kosten wenn nicht mehr)

Ich weiss allerdings nicht inwieweit sowas tatsächlich gemacht wird oder es da schon fertige Protokolle gibt.

Hyperion

http://www.springerlink.com/content/u425818804161l3t/

Die Idee ist anscheinend nicht so neu!

Und google sagt dass in der Honiganalyse durchaus sowas gemacht wird.

CMB

.... Richtig,
Imker beschäftigen sich damit, um die Trachten besser bestimmen zu können.

Literatur dazu unter ZVAB mit Pollen und Honig suchen...

Gruß
CMB

Haus@Hund

Hallo,

bei den Bio-Meteorologen, die den Pollenflug überwachen, wird das Pollenkollektiv lichtmikroskopisch bestimmt und ausgezählt. Die Morphologie ist nach allem was ich weiß die sicherste Methode, um einzelne Taxa zu bestimmen. Das erfordert allerdings unglaublich viel Training, um hohe Trefferquoten zu erzielen.

Einen Online-Pollenatlas gibt es z. B. hier: http://www.polleninfo.org/index.php?language=en&nav=_n2&module=article&action=first_page&row=0&id_parent=2055, wer's lieber gedruckt mag, kann hier http://www.pollenstiftung.de/literaturvortraege/pollenbestimmungsbuch/ ein Bestimmungsbuch bestellen.

HTH,
Jörg (Haus@Hund)

Günther Langer

Hallo Christian,

ich mache es andersherum: Ich sammle Pollen von Blüten und mache Mikrofotos davon. Für die von Wildbienen besuchten Pflanzen gibt es von Paul Westrich einen recht ausfühlichen Anhang in "Die Wildbienen Baden-Württembergs, Band II)" (vergriffen, erhältlich über Fernleihe).
Mit meiner Methode (die nicht von mir stammt) kannst du dir ein schönes Pollenherbar anlegen und dann immer noch mit Beug und Hesse et al. vergleichen. Das ist bedeutend einfacher als anhand von Literatur zu bestimmen.

Viele Grüße

Günther L.
Zeiss Standard WL, 14 und Phomi II
Zeiss DRC und SV 8
Leitz Laborlux 12
Makro-Setup: Leitz Aristophot mit Balgen u. StackShot
Nikon D90, D700, Canon EOS 600D, EOS 5D Mark III
Suche: Leitz Photar 12,5 mm

Nils86

Hallo Christian,

speziell zur Pollenbestimmung für Bienenzüchter gibt es die CD "Pollen Identification for Beekeepers". Darin kannst Du anhand von Schlüsselmerkmalen versuchen über eine "Datenbank" (=Exel-Tabelle) die Pollen zu identifizieren und mit Mikrofotos zu vergleichen. Die "Datenbank" ist zwar nicht besonders userfreundlich aber es funktioniert.

Hier der Link: http://www.beedata.com/nbb/pollen_identification_cd.htm

Schöne Grüße

Nils

Christian F.

Hallo,
Ich danke Euch für Eure Antworten.

Günther hat ein Verfahren geschildert, das in meinem Fall wohl am ehesten Aussicht auf Erfolg verspricht.
Da muss ich mir eben ein kleines Herbar zulegen  8).

Schöne Grüße,
Christian

Dünnschliffbohrer

Vieleicht findet sich hierdrin etwas (ich hab das Buch nicht selbst):
BEUG, Hans-Jürgen:
Leitfaden der Pollenbestimmung
für Mitteleuropa und angrenzende Gebiete

2004. [Deutsch] – 542 Seiten, 120 Tafeln, 29 Abbildungen, 12 Tabellen, zahlreiche Bestimmungsschlüssel.
24,5 x 17,3 cm. Hardcover.

ISBN 978-3-89937-043-0

Euro 90,00
Die Untersuchung von fossilem und rezentem Blütenstaub, die Pollenanalyse oder Palynologie, ist eine Fachrichtung der Botanik mit interdisziplinärer Ausrichtung. Die Pollenanalyse wird in erster Linie zur Rekonstruktion der Vegetationsgeschichte des Eiszeitalters eingesetzt. Sie vermag klimatische und anthropogene Einflüsse auf die Entwicklung der Pflanzendecke aufzuzeigen. Von der interdisziplinären Ausrichtung der Palynologie profitieren nicht nur Botaniker, Paläoklimatologen und Archäologen, sondern auch Paläoökologen, Geologen, Paläontologen, Geographen, Forstwissenschaftler und Bodenkundler. Ferner findet die Pollenanalyse Anwendung bei der Bienen- und Honigforschung, bei der im Bereich der Allergologie wichtigen Pollenflugvorhersage und bei kriminalistischen Untersuchungen in den Kriminalämtern des Bundes und der Länder. Pollenanalytische Untersuchungen werden vor allem an botanischen, archäologischen, geologischen und geographischen Universitätsinstituten sowie an Landesinstituten, Landesämtern für Denkmalpflege, Geologischen Landesämtern und Museen durchgeführt.

Der »Leitfaden der Pollenbestimmung« deckt als erstes Werk für die Pollenbestimmung das Gesamtgebiet der Flora Mitteleuropas mit den Alpen ab. Zusätzlich wurden wichtige Arten aus Süd-, West- und Nord-Europa berücksichtigt. Das Buch ist für das gesamte europäische Eiszeitalter (Quartär) und für die Endphase des Tertiärs (Pliozän) zur Benutzung ausgelegt.

Die Untersuchung von 2500 Pflanzenarten ergab 586 bestimmbare Pollentypen. Das Buch enthält umfangreiche Bestimmungsschlüssel und ausführliche Beschreibungen für die einzelnen Pollentypen, die auf 120 ganzseitigen Fototafeln bei meist 1000facher Vergrößerung dokumentiert sind.

Der Autor ist Professor für Palynologie an der Universität Göttingen und war bis zu seiner Pensionierung Direktor des Instituts für Palynologie und Quartärwissenschaften.
"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]