Ultrafluare und flaue Bilder

Begonnen von Nomarski, Oktober 13, 2011, 21:38:24 NACHMITTAGS

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Nomarski

Guten Abend,

es wurde hier schon einige male das Thema Ultrafluare angeschnitten und darüber diskutiert. Diese Objektive sollen für besonders kurze Wellenlängen geeignet sein, aus besonderen Gläsern bestehen und mit Glycerin immergiert werden. Desweiteren sind spezielle Deckgläser aus Quarz-Glas (oder heißt das Quartz-Glas?) erforderlich. Irgendwo ist auch zu lesen, daß diese Objektive für die normale Mikroskopie ungeeignet sein sollen, weil sie flaue Bilder liefern. Gezeigt wurden solche Bilder durchs Ultrafluar aufgenommen hier noch nicht. (Warum eigentlich nicht?).
Da ich mir nun durch einen Bekannten ein solches Objektiv mal ausborgen durfte, habe ich mal damit experimentiert.
Die vorgeschriebenen Quarzgläser der Stärke 0,35mm habe ich nun leider nicht, also blieb mir nichts anderes übrig, als ein normales Deckglas der der Stärke 0,17mm zu nehmen.

So sind nun folgende Aufnahmen mit einem 100er Ultrafluar entstanden:






Außer einen Grünfilter einzusetzen, den ich auch bei anderen Objektiven für solche Aufnahmen verwende ist eigentlich nichts Außergewöhnliches unternommen worden. Die Kamera habe ich auf Monochrom gestellt, machen ja einige bei Diatomeenaufnahmen so. Daß die Bilder flau erscheinen, kann ich eigentlich nicht sagen. Aber vielleicht hätte das auch so sein müssen und mir ist halt ein Bedienfehler unterlaufen. Passiert ja am Mikroskop schnell, wenn man 1000 Sachen dort von Hand einkurbeln muß.

Schöne Grüße
Bernd

TPL

Lieber Bernd,
ich kann nicht sagen, dass mir die Bilder besonders gefallen, aber technisch sind sie doch völlig in Ordnung.
Die Ultrafluare sind für Deckgläser gerechnet, die praktisch nur aus SiO2 bestehen. Dafür hat sich blöderweise der Name Quarzglas eingebürgert, obwohl sie nun ausdrücklich kein Quarz (also ein kristalliner Stoff) sind, sondern eben... ein Glas. Zur Erklärung: Gläser unterscheiden sich in einem wesentlichen Punkt von vielen anderen Feststoffen: sie sind eben nicht kristallin. Auf deutsch wird Quarz ohne "t" geschrieben; auf englisch "mit".

Oh, und beinahe vergessen: vielen Dank für's Zeigen ;D

Herzlichen Gruß, Thomas

peter-h

Hallo Bernd,

ich hatte vor einiger Zeit ein Ultrafluar 10er zu einem Test. Ja es gibt Bilder damit, aber im Vergleich mit jedem anderen guten Objektiv zeigen sich deutlich Schwächen. Verglichen hatte ich mit einem PlanApo 10er.
Es lag auch nicht am Deckglas ! 
Für mich : Auch für ganz wenig Geld kaufe ich kein Ultrafluar ! Bei meinen nur 365nm als kürzeste Wellenlänge reichen die Apos bestens aus.

Soweit, Gruß
Peter

Frank D.

Hallo,

Ultrafluare sind besonders für die Fluoreszenzanregung im Bereich um die 250nm gedacht.
Trotz ihres doch sehr geringen Auflösungsvermögens sind sie spezialisiert für den UV-Bereich und zeigen einen einigermaßen konstanten Fokus sowie eine gleichbleibende Transmission bis in den IR-Bereich.
Das für die Anregung mit UV-Strahlen nicht fluoreszierendes Glycerin und entsprechende Ouarz(deck)gläser benutzt werden müssen, versteht sich dann von selbst.

Die Bezeichnung "Ultra" darf also nicht mit "kurzen Wellenlängen = hohe Auflösung" gleichgesetzt werden.

Die geforderten 0,35mm der Deckglasdicke können annähernd durch zwei, mit nicht fluoreszierendem Glycerin verbundene, 0,2mm Quarzdeckgläser erreicht werden.

Freundliche Grüße
Frank

Werner Jülich

Sollten wir zur Abwechslung über Unendlichoptik reden, dann sind die Fluare Spezialisten mit reduzierter Bildebnung. Einschränkungen beim Kontrast habe ich noch nie festgestellt.
Hier ist die Liste: https://www.micro-shop.zeiss.com/index.php?s=45761574757754&l=de&p=de&f=o&a=l&m=s

Werner Jülich

Frank D.

Zitat von: Werner Jülich in Oktober 14, 2011, 10:23:15 VORMITTAG
Sollten wir zur Abwechslung über Unendlichoptik reden, dann sind die Fluare Spezialisten mit reduzierter Bildebnung. Einschränkungen beim Kontrast habe ich noch nie festgestellt.
Hier ist die Liste: https://www.micro-shop.zeiss.com/index.php?s=45761574757754&l=de&p=de&f=o&a=l&m=s

Werner Jülich

Hallo Herr Jülich,

wird jetzt nicht der breitgefächerte Anwendungsbereich der Fluare mit der speziellen Anwendung der Ultrafluare vermischt?

Herzliche Grüße
Frank Donat

Werner Jülich

Zum Teil schon, da haben sie Recht, aber die typische Reaktion unserer Kunden ist der Hinweis auf die fehlende Bildebnung bei Fluaren und Ultrafluaren, daher wollte ich darauf noch einmal hinweisen, weil bei unspezifischer Anwendung diese Bildfeldwölbung wohl bsonders auffällt.

Werner Jülich

TPL

#7
Zitat von: Frank D. in Oktober 14, 2011, 11:00:23 VORMITTAGwird jetzt nicht der breitgefächerte Anwendungsbereich der Fluare mit der speziellen Anwendung der Ultrafluare vermischt?

Hallo Frank ,
soo breit ist auch der Einsatzbereich der (Carl Zeiss) Fluare* nicht. Da auch sie in punkto Bildfeldebnung unter Objektiven der gleichen Preisklasse liegen, beschränkt sich ihr Einsatz auf Fluoreszenz-Anwendungen mit UV-Anregung. Schon bei violetten, sichtbarem Licht wird wohl die Verwendung von hochgeöffneten Plan-Objektiven günstiger sein.
Zurück zu den Ultrafluaren: Deren "bestimmungsgemäßes" Einsatzgebiet lag wohl nahezu ausschließlich in der Photometrie.
Herzliche Grüße, Thomas

* Ähnliches gilt für die Nikon CF "Fluor"-Objektive mit endlicher Tubuslänge: gigantische Aperturwerte und hohe Transmission bis etwa 340 nm, aber von Bildfeldebnung sollte besser gar nicht gesprochen werden ::)

Nomarski

#8
Lieber Thomas,

vielen Dank für deine Ausführungen, die mir schon etwas weitergeholfen haben. Insbesondere die Beleerung über die Deckgläser.

Viele Grüße
Bernd

TPL

Zitat von: Nomarski in Oktober 14, 2011, 14:05:35 NACHMITTAGSvielen Dank für deine Ausführungen, die mir schon etwas weitergeholfen haben.

...wusste ich's doch, dass Du eigentlich genau das lesen wolltest ;D ;D ;D
Grinsende Grüße, Thomas

Nomarski

Zitat von: TPL in Oktober 13, 2011, 22:30:09 NACHMITTAGS
Lieber Bernd,
ich kann nicht sagen, dass mir die Bilder besonders gefallen, aber ...

Inzwischen habe ich das Objektiv dem Bekannten wieder zurückgegben und ihm diese Beschwerde weitergeleitet. Auf die Frage, ob er denn ein anderes Objektiv dieser Art habe wurde mir ein Phasenobjektiv angeboten, das aber eine etwas geringere Apertur habe. Bei den ersten Beobachtungen im Tümpelwasser habe folgende Bilder auf die Schnelle machen können:







Ich hatte auch nachgefragt, ob dieses Objektiv eine Unendlichoptik sei, darauf wurde mir die Information auf den Weg gegeben, daß es sich um ein Endlichobjektiv handele für die Tubuslänge 160mm.

Viele Grüße
Bernd