Mikroorganismen im Meer

Begonnen von Jakob.G.Bakterium, August 11, 2011, 13:57:05 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Jakob.G.Bakterium

Hallo,
ich bin neu hier im Forum und wollte gleich mal eine Frage stellen:
Da ich mich zur Zeit in  Cornwall befinde möchte ich gerne die Mikroorganismen im Meer hier beobachten, aber jedes mal wenn ich einen Wassertropfen unter das Mikroskop lege, sehe ich bloß Wasser. :-\
Auch nachdem ich das Wasser mitsamt Seegras mehrere Tage stehen gelassen habe, tut sich nichts.

Es muss aber Mikroorganismen in dem Wasser geben, weil ja überall Muscheln leben.

Weiß jemand wie man mehr sieht???

Vielen Dank schon mal.

Tschüs
Jakob

Peter V.

Hallo!

Ich würde mal vermuten, dass es bei Meerwaser nicht viel anders aussieht als bei Süßwasser auch: Im berühmten "Wassertropfen" befindet sich - entgegen dem gleichlautenden Titel des Buch - nur sehr wenig "Leben". Zumindest, solange das Wasser nicht völlig "vermockt" ist.
Auch - und vermutlich sogar gerade - bei Seewasser wirst Du mit einem Planktonnetz aufkonzentrieren müssen.
Jedenfalls überrascht es mich nicht, dass Di im nativen Tropfen aus dem Meer nichts findest.

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Klaus Herrmann

Willkommen Jakob,

für das was du vor hast hast du ja den richtigen Namen ;D

Zitatsehe ich bloß Wasser.

Ich muss ehrlich gestehen, dass ich schon lange mikroskopiere, aber noch nie bewußt Wasser gesehen habe. Wie sieht das denn aus?

ZitatAuch nachdem ich das Wasser mitsamt Seegras mehrere Tage stehen gelassen habe, tut sich nichts.

Von selber tut sich nichts - du mußt was tun: nämlich das Seegras abkratzen und das, was da runter geht in einem Tropfen Wasser auf dem Objektträger mit Deckglas bedecken. Dann solltest du mehr sehen als Wasser.

OT: gefährliche Gegend zur Zeit?
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Florian Stellmacher

Hallo Jakob,

ein Planktonnetz hast Du nicht dabei, oder? Ansonsten wäre es einen Versuch wert, wenn Du möglichst viele Wasserpflanzen mit in Dein Probengefäß füllst. In Cornwall gibt es zwischen den Felsen, möglichst abseits der Brandung,  immer wieder kleine wassergefüllte Mulden, sog. rock pools, in denen allerhand Algen aber auch Krebse und mit etwas Glück sogar recht exotisch anmutende Mollusken leben. Vielleicht lohnt es sich, wenn Du hieraus Dein Material nimmst? Meerwasser, das Du einfach am Strand entnimmst, enthält nur sehr wenige Mikroorganismen, sodass man es mit dem Plantonnetz "durchsieben" muss.

Best regards,
Florian

EDIT: Klaus war schneller - also Pflanzen fischen!
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

Jakob.G.Bakterium

Hallo!

Vielen Dank für die rasche Antwort.

Ich werde es mal mit den Pflanzen versuchen, das klingt vielversprechend.
Es hat mich selbst überrascht, dass ich nichts gesehen habe, in einem Moos-aufguss (nennt man das so?) habe habe ich Pantoffeltierchen ,Bärtierchen und Nematoden gesehen.

Ich poste wieder wenn ich was gefunden habe.

Vielen Dank noch mal und auf Wiedersehen

Jakob


Hyperion

#5
Bakterien im Hellfeld sind eh immer so eine Sache, da sieht man ohne Färbung oder Phasenkontrast auch so schon kaum was, selbst wenn man eine dicke Brühe unterm Objektträger hat.

BTW: Wenn man zu den Mikroorganismen auch Viren zählt, dann sollen laut einem Vortrag dem ich letztens beiwohnen durfte bis zu mehreren Tausend Viren in jedem ml Meerwasser schwimmen, wovon mehr als 98 % noch unbekannt seien. Vielleicht wäre ein Elektronenmikroskop die bessere Anschaffung gewesen ;D

Detlef Kramer

ZitatVielleicht wäre ein Elektronenmikroskop die bessere Anschaffung gewesen

Bestimmt nicht! Denn auch damit könnte man die Viren nicht nachweisen bzw. darstellen. Dies geschieht heutzutage ausschließlich molekularbiologisch (PCR).

D.K.
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

Vorstellung: Hier klicken

Stefan_O

Hallo Detlef,

da muss ich dir leider widersprechen: bei den Viren ist der TEM Count immer noch in Verwendung, zumindest in der Biotechnologie/Zellkultur. Ich meine, sogar als behördliche Vorschrift.

Gruss,
Stefan

Detlef Kramer

Hallo Stefan,
Zitatda muss ich dir leider widersprechen: bei den Viren ist der TEM Count immer noch in Verwendung, zumindest in der Biotechnologie/Zellkultur. Ich meine, sogar als behördliche Vorschrift.

Hmm, auch für diese Fragestellung?
ZitatWenn man zu den Mikroorganismen auch Viren zählt, dann sollen laut einem Vortrag dem ich letztens beiwohnen durfte bis zu mehreren Tausend Viren in jedem ml Meerwasser schwimmen, wovon mehr als 98 % noch unbekannt seien. Vielleicht wäre ein Elektronenmikroskop die bessere Anschaffung gewesen

???

Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

Vorstellung: Hier klicken

Stefan_O

Hallo Detlef,

nein, sicher nicht, wer sucht auch schon Viren frei im Wasser? Selbst für Bakterien würdest Du ausplattieren, und nicht im Meerwassertropfen suchen.  Ich hatte deine Aussage allgemein ("ausschließlich") aufgefasst. Selbst mit PCR würdest Du DNA extrahieren und aufkonzentrieren müssen. Ich hatte mal das fragliche Vergnügen, in marinem Sediment mit PCR die Sequenz eines Enzymes suchen zu müssen.

Jakob würde ich raten, einen Abstrich von einer Seetang-Oberfläche zu machen und dort zu suchen. Oder eben Anreicherungskulturen.

Gruss,
Stefan

Hyperion

Zitatnein, sicher nicht, wer sucht auch schon Viren frei im Wasser?

Ist Bestandteil jeder Trinkwasser / Abwasser / Badewasseranalytik. Wobei die sich für viele humanpathogenen nicht die Mühe machen großen Aufwand zu betreiben.

Da wird mein aus mehreren Litern z. B. mit Aluminiumsulfat geflockt, zentrifugiert, gelöst und dann das Konzentrat in Zellkulturflasche getestet. Meist sieht man dann schon anhand der Plaqueform und den pathologischen Veränderungen der Zellen was es für ein humanpathogener Virus ist. Verbreitet ist auch die Suche nach E. coli Bacteriophagen, weil Phagen stabiler sind als die Bakterien und ein besserer Indikator für Kontaminationen mit Abwasser darstellen. PCR wird auch gemacht, gleich zu beginn oder bei Bedarf, je nachdem wie modern das Labor ist (und teuer ist die ja mittlerweile nicht mehr).

Die Situation bei der Suche nach neuen Viren in Meerwasser oder sonstwo ist anders, weil man meist weder Wirt noch Familie kennt, da findet (oder auch wenn die Zellkultur / PCR bei Patienten keine Ergebnisse bringt) manchmal doch noch Elektronenmikroskopie statt.

Wer errinnert sich noch an SARS?

Das ist ein Coronavirus, das wusste man schon sehr früh, bevor man irgendwleche Sequenzen hatte, wegen:

http://jama.ama-assn.org/content/290/13/1695/embed/graphic-1.jpg

oder

http://www.unitedbiomedical.com/files/scov2.jpg

Man kann also nicht sagen, dass es DIE Technik gibt, es hängt halt immer davon ab, was kann das Labor, was will ich nachweisen und in welcher Probe / Material / Konzentration / Umfeld, Roputine / Forschung usw....

Bakteriophagen sind ansonsten auch eine tolle Sache, die Russen haben da Jahrelang dran geforscht, als Alternative zu Antibiotika und es existieren auch erprobte Behandlungskonzepte mit Phagen. Warum auch immer ist das heute allerdings in Vergessenheit geraten, trotz zunehmender Resistenzen und immer weniger wirklich neue ABs....

Aber wer weiss, times chance, people chance!