Botanik: Kleine Kranzspiere (Stephanandra incisa), Spross, quer 35 µm *

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, Oktober 20, 2011, 09:21:51 VORMITTAG

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Hans-Jürgen Koch

Liebe Pflanzenfreunde,

eine Pflanze, die durch ihre Robustheit überrascht. Leider habe ich nur wenige Informationen gefunden.

Systematik:  
 
Familie:  Rosengewächse - Rosaceae
Gattung:  Stephanandra
Art:  incisa
Wissenschaftlicher Name: Stephanandra incisa
Weitere Namen: Niedrige Kranzspiere, Zwerg Kranzspiere

Englischer Name: Stephanandra, cutleaf
Französischer Name: Spiree flexueuse

Im Botanischen Garten in Darmstadt steht diese Pflanze.
Die Kleine Kranzspiere ist eine Art aus der Gattung Stephanandra, die 4 Arten umfasst und zur Familie der Rosaceae (Rosengewächse) gehört.
Die Pflanze wurde bereits von Carl Peter Thunberg beschrieben und benannt, aber erst 1885 von Hermann Zabel in die heute gültige Systematik eingeordnet.
Stephanandra incisa  ist ein Laubgehölz, die Heimat der Pflanze ist Japan und Korea. Der Strauch wird etwa 2,5 m hoch.
Stephanandra incisa  ist aus kanadischen Bergwäldern in unsere Gärten gekommen. Klar, dass dieser zarte Blütenstrauch extrem winterhart ist!
Die Kleine Kranzspiere verträgt Temperaturen bis - 28,2 º C.
Im Hochsommer ist sie über und über mit weißen Blüten bedeckt. Möglicherweise rührt ihr deutscher Name von den Blüten, die man sich vortrefflich in einem Brautkranz vorstellen kann. Die Kranzspiere wächst langsam, sie ist als Bodendecker geeignet.
Die Pflanze hat eine interessante Herbstfärbung, ist aber mit ihrem Totholzanteil und der breiten Ausdehnung der Zweige etwas gewöhnungsbedürftig anzuschauen.  
Stephanandra incisa ist sommergrün, die Blätter sind wechselständig angeordnet. Sie sind mittelgrün, eiförmig und haben einen doppelt gesägten Rand. Im Oktober färben sie sich gelb bis orange.
Der Spross ist so hart, man kann ihn eher brechen, als quer schneiden.

Bild 01 Schnittstelle, Kleine Kranzspiere (Stephanandra incisa)


Spross, Querschnitte 35 µm

Mit meiner bewährte Färbemethode (Vorfärbung Acridinrotlösung 8 Min.) kam ich  nicht zum Ziel. Das Phloem war zu dunkel und die Zellen nicht mehr zu erkennen. Auch das Bleichen mit Chlorix brachte keinen Erfolg.
Ich habe die Färbezeiten verkürzt.

Arbeitsanleitung:

Original Färberezept siehe Seite von Herrn Armin Eisner   http://www.aeisner.de/
W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau) modifiziert
Arbeitsablauf :
Querschnitte
Reichert - Jung Schlittenmikrotom Hn 40 - Schnittstärke beträgt 35 µm.
Probe lag in AFE – Gemisch
1. Fixiergemisch auswaschen in 70 % Ethanol 5 Minuten
2. Alkoholreihe bis zum 30%igen Ethanol
3. Wasser entmin. 3x wechseln je 1 Minute
4. Vorfärbung Acridinrotlösung  4 Min.
5. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
6. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen - Lupenkontrolle) 12 Sekunden.
7. 2 x auswaschen mit Aqua dest..
8. Nachfärbung Astrablaulösung  1 Minute.
Bei der Nachfärbung mit Astrablau eine Mischung aus Astrablau und Acriflavin im Verhältnis 5 : 1 verwendet.
9. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben
10. Entwässern mit 2x gewechseltem Isopropylalkohol ( 99,9 % )
11. Als letzte Stufe vor dem Eindecken Xylol einsetzen
12. Einschluss in Entellan

Ergebnis :
Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot. Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot, Cuticula gelb. Zellwände der innenliegenden Hypodermis  tiefrot, Suberin  hellrosa.
Fotos erstellt mit Nikon D5000.

Bild 02 Ungefärbter Schnitt in dest. Wasser, Spross, Kleine Kranzspiere (Stephanandra incisa)


Bild 03 Übersicht, Spross, Kleine Kranzspiere (Stephanandra incisa)

Die Übersichtsaufnahme wurde mit ,,MagniFlash" erstellt
.
Bild 04 Vergrößerung aus der Übersicht mit Beschriftung, Spross, Kleine Kranzspiere (Stephanandra incisa)


EP = Epidermis, R = Rindenparenchym, SK = Sklerenchymring, MST = Markstrahl, PH = Phloem (Bast),  K = Kambium, YX = Xylem, T = Trachee

Bild 05 Ungefärbter Schnitt in dest. Wasser, Spross, Polarisation, Kleine Kranzspiere (Stephanandra incisa)


Bild 06 Fluoreszenzaufnahme, Spross, Kleine Kranzspiere (Stephanandra incisa)


Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED - kein Pilotlicht

Bild 07 Fluoreszenzaufnahme, Spross, Kleine Kranzspiere (Stephanandra incisa)


Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED - kein Pilotlicht

Bild 08 Fluoreszenzaufnahme, Spross, Kleine Kranzspiere (Stephanandra incisa)


Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED - kein Pilotlicht


Literatur:
Walter Erhardt, Erich Götz, Nils Bödeker, Siegmund Seybold: Der große Zander. Eugen Ulmer KG, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8001-5406-7.
Christoper Brickell (Editor-in-chief): RHS A-Z Encyclopedia of Garden Plants. 3. Auflage. Dorling Kindersley, London 2003, ISBN 0-7513-3738-2.
Für Verbesserungsvorschläge habe ich ein offenes Ohr.

Mit freundlichem Gruß
Hans-Jürgen

Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"

Detlef Kramer

Lieber Hans-Jürgen,

wie immer sehr schöne Fotos. Ein Ergänzungsvorschlag: zwischen Phloem und Sklerenchym hast Du ein kommplett ausdifferenziertes Periderm, dessen drei Schichten gut unterscheidbar sind.

Herzliche Grüße
Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

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Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

wieder eine gelungene Darstellung!

Interessant finde ich, dass das von Detlef angesprochene Periderm in den ungefärbten Schnitten (Bilder 2 und 5) deutlich besser zu erkennen ist, als in den gefärbten.

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Klaus Herrmann

Lieber Hans-Jürgen,

wieder mal eine schöne Darstellung eines zart aussehenden Pflänzchens, das es offensichtlich in sich hat. Die gefärbten Schnitte erklären dann aber schnell, warum sie so robust ist.

Vielleicht würde eine Polaufnahme des Bildes 4 eine stärkere Differenzierung bringen. Eventuell mit der Kreuzstellung etwas spielen.

Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Hans-Jürgen Koch

Lieber Detlef, lieber Jörg, lieber Klaus,

danke für Eure netten Worte.

@ Detlef,

bei dem Periderm bin ich mir nicht sicher. Ich habe es hier einmal versucht die drei Schichten zu benennen.



@ Klaus,

Dein Vorschlag zur Polarisation hat leider nicht viel gebracht. Die Farben sind einfach zu dunkel.

Gruß aus Bremen (Ischa Freimaak)

Hans-Jürgen
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Gerne per "Du"

Klaus Wagner

Hallo Hans-Jürgen,
hallo auch an alle anderen Schnippler!

Ich fange das Handwerk gerade erst an und bitte um Vergebung, falls meine Frage absurd ist. In der Legende zum ersten Bild ist die Schnittdicke mit 35µm angegeben. Ist das tatsächlich so richtig? Mir kommt der Schnitt wesentlich dünner vor.

Viele Grüße
Klaus

Rawfoto

Hallo Hans-juergen

Die ungefaerbten Schnitte motivieren mich auch einmal solche einzubetten, die sind toll ...

Liebe Gruesse :-)

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

ja, ich denke, Du hast die Zelllagen korrekt benannt. In den ungefärbten Schnitten sind sie allerdings einfacher zu erkennen, was ich versucht habe, an Deinem Bild 2 darzustellen:



Herzliche Grüße
Jörg
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Hans-Jürgen Koch

Hallo Klaus,

die mit  Styrodur im Probenhalter eingespannten Pflanzenteile schneide ich entweder 35 oder 40 µm dick. Hartes Material, wie hier die ,,Kleine Kranzspiere" rollen sich nach meiner Erfahrung bei noch dünneren Schnitten auf.

Lieber Gerhard,

danke für Dein Lob.

Lieber Jörg,

auch Dir Dank für die Beschriftung.


Gruß
Hans-Jürgen
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