1000 Places to See... für Mikroskopiker!

Begonnen von Florian Stellmacher, Oktober 23, 2011, 18:53:35 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Der Klein

Grüß Euch zusammen,

mein Tipp für die Liste ist die

Fraunhofer Glashütte in Benedikbeuern.

Joseph (von) Fraunhofer entwickelte dort u. a. neue Glassorten für optische Gläser (schlierenfreies Flintglas), die die Abbildungsqualität von Linsen entscheidend verbesserten. Ebenso entwickelte er Schleifmaschinen/verfahren und ein Verfahren chromatische Aberrationen zu verringern.

https://www.benediktbeuern.de/fraunhofer-glashuette/

https://www.kloster-benediktbeuern.de/Einrichtungen/Fraunhofer-Glashuette

https://de.wikipedia.org/wiki/Fraunhofer-Glash%C3%BCtte

Zugaben:

Wem das kleine Museum zu wenig ist, kann sich gerne in den Mooren rund um den Kochelsee umsehen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Loisach-Kochelsee-Moore

Bildungsangebote: Zentrum für Umwelt und Kultur (ZUK)

https://www.zuk-bb.de/zuk/home/

https://www.kloster-benediktbeuern.de/Einrichtungen/Zentrum-fuer-Umwelt-und-Kultur-ZUK

Das Zentrum für Umwelt und Kultur (ZUK) im restaurierten Meierhof des Klosters Benediktbeuern ist ein modernes Bildungs- und Tagungszentrum für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Von den Salesianern Don Boscos 1988 gegründet, leistet die Ordensgemeinschaft mit dem Zentrum für Umwelt und Kultur einen wichtigen Beitrag zur Schöpfungsverantwortung. Auf dem Gelände befindet sich auch eine Jugendherberge.

Viele Grüße

Peter
Großes entsteht immer im Kleinen.
Jeder hat einmal klein angefangen.

mikroskopiefan30

Hallo zusammen,

Wow, die Glashütte in Benediktbeuern ist ein richtig toller Tipp. Kommt definitiv auf meine Liste. Auch landschaftlich ist die Gegend sehr schön  :) Ich könnte mir das gut in Kombination mit einem Aufenthalt im Kloster oder einem Wanderurlaub vorstellen.

LG
Natalie
Mikroskope wissen sehr gut, welchen Mist Kleinvieh machen kann. (Martin Gerhard Reisenberg)

andr_brno

#242
Mein Tipp für die Liste, mal was ganz Elitäres

Kloster Marienberg in Burgeis im oberen Vinschgau

Der Ort

Das Kloster bildet seit dem 12. Jhd. das christliche Zentrum des oberen Vinschgau im westlichen Teil Südtirols. Sein Bau, an ein tibetisches Bergkloster erinnernd, steht in atemberaubender Landschaft im oberen Etschtal unmittelbar nach der Passhöhe des Reschen. Er beherbergt herausragende romanische Fresken in der Krypta, die eine Freskenmalschule des östlichen Alpenraums begründeten.
Nach der in der Nähe ausgefochtenen Schlacht an der Calvenbrücke 1499 (...dieses Ereignis lernt jeder Schweizer auswendig...) und der Reformation in der Eidgnossenschaft wurde das Kloster zunehmend zu einem Instrument der Germanisierung des oberen Vinschgaus. Germanisierung - ist Südtirol nicht durch und durch deutschsprachig? Bis ins 17. Jhd., in einzelnen Tälern bis ins frühe 19. Jhd. sprach die Bevölkerung im oberen Vinschgau durchgängig rätoromanisch wie heute noch im Engadin und dem oberen Rheintal; erst die Gegenreformation trieb den Vinschgauern ihre damalige Muttersprache aus, um den "verderblichen Einfluss des Bündner Ketzertums zu brechen". Ironie der Geschichte: Vor gerade mal hundert Jahren verteidigte die Bevölkerung ihre (nun) deutsche Muttersprache in Geheimschulen und -bibliotheken gegen die faschistische Italienisierung, auch hier war das Kloster Marienberg mit einem Privatgymnasium hilfreich.
In den letzten Jahren wurde das Kloster unglaublich aufwendig modernisiert, es weist heute ein topmodernes Gästehaus mit Tagungszentrum, ein Cafe, ein Besucherzentrum und ein Museum auf, alles versorgt durch ein eigenes Biomasseheizwerk und ein Wasserkraftwerk. Alle neuen Gebäude wurden von dem innovativen Vinschgauer Architekten Werner Tscholl entworfen, der dieser Region mit qualitätsvollen Bauten ein modernes Gesicht verpasste. Neben dem Kloster gibt es noch eine zur Schule modernisierte Burg und einen Gasthof im historischen Klostergut - ein Ensemble, in dem man eine ganze Woche verbringen könnte.

Das Schaudepot

Sehenswert für den Mikroskopiker ist nicht so sehr das Kloster oder das Museum, wenngleich jeder Reisende dort gewesen sein sollte. Die Augen eines naturwissenschaftlichen Jäger und Sammlers gehen erst im sogenannten Schaudepot so richtig über! Neben der neuen, unterirdischen Bibliothek mit über 100.000 historischen Bänden wurden alle Sammlungsgegenstände des Klosters in einigen Kellerräumen in Form eines Wunderkabinetts ohne große Erklärungen zusammengetragen. Hier finden sich neben unzähligen Insekten, Mineralien, Pflanzenteilen, Schneckenhäusern, Muscheln, Glasmodellen, Spirituspräparaten etc. etc. auch optische und physikalische Geräte, in unüberschaubarer Fülle auf einem riesigen Tisch aufgestellt. Darunter auch eine Handvoll Mikroskope und mikroskopische Apparate. Die Mönche, die in Meran ein humanistisches Gymnasium betrieben, unterhielten sich auch in der Freizeit mit naturwissenschaftlichen Hobbys - und hinterließen jede einzelne Motte dem Kloster, das nie irgendwas wegwarf - der Traum jedes Sammlers...

Tipps zur Besichtigung

Das Kloster ist immer noch eines - zur Zeit beherbergt es neun Patres. Daher unterwirft sich jede Besichtigung den spirituellen Regeln des Klosterlebens, das macht die Besichtigung zu einem elitären Erlebnis. Während das Museum Öffnungszeiten hat, kann Krypta, Bibliothek und Schaudepot nur zweimal die Woche per Führung und nach Anmeldung besichtigt werden, nie am Wochenende und nur zwischen März und Oktober. Ich vermute, dass nie mehr als 1000 Personen pro Jahr den millionenteuren unterirdischen Bau Werner Tscholls zu sehen bekommen! Wer dann aber drin ist kann die Exponate in seltener Nähe begutachten - die Führerin meinte trocken, dass sie nur ein Problem damit habe, wenn sie die Käfersammlung Kleinkindern und älteren bärtigen Herren am Ende der reichlich bemessenen Besichtigungszeit aus den Fingern winden müsse. Da habe es auch schon Tränen gegeben - nicht bei den Kleinkindern.

Ein Rätsel am Schluss

Viele Exponate auf dem Riesentisch sind mit "vermutlich..." beschriftet, wie gesagt, es handelt sich bewusst um kein Museum, sondern um ein "Schaudepot". Zwei Exponate verweisen auf die Petrografie und Polarisation - ich brachte die Apparate aber nicht mit meinen Vorstellungen petrografischer Apparate zusammen. Vielleicht findet sich ja in diesem allwissenden Forum jemand, der die beiden "Vermutlich..." Schildchen ersetzen könnte, siehe anhängende Bilder...

https://www.marienberg.it/de/kloster/bibliothek-archiv.html

Grüße
Andreas

olaf.med

#243
Hallo Andreas,

Danke für den schönen Bericht. Die beiden Instrumente sind Nörrenberg-Polariskope. In diesem und diesem Thread findest Du Details dazu.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

andr_brno

Hallo Olaf,
das ging ja schnell! Dann wäre auch dieses Rätsel(chen) gelöst. Der Apparat gehörte dann wohl zur Standardausstattung eines Gymnasiums dieser Zeit.
Grüße Andreas

Alfons Renz

#245
Hallo Andreas,

Beim ersten Gerät, dem 'Monstrum mit Riesenspiegel' dürfte es sich um ein 'Sonnenmikroskop' bzw. einen 'Sonnenprojektor' handeln: Das Gerät wird in einem Fensterrahmen montiert, und der über die zwei Rändelschrauben drehbare Spiegel auf der Außenseite so zur Sonne orientiert, dass deren Licht durch den Projektor ins Innere des Zimmers fällt.

Das Bild entsteht auf der gegenüberliegenden Wand (oder einem Schirm). In den Strahlengang kann man große Objekte (in Format ca. 6 x 6 cm) bringen und wie mit einem Diaprojektor projezieren. Oder kleine Objekte mit einem einfachen Mikroskop. Dazu dient der große Aufsatz links im Bild sowie das kleine, in den Tubus einschiebbare Projektionsmikroskop hinten im Bild.

Die Projektionsapparate sind natürlich universell einsetzbar, auch für polarisationsoptische Demonstrationen. Darauf deutet das Nikolsche Prisma im Zubehör hin. Allerdings fehlen offensichtlich einige Teile (jedenfalls im vorliegenden Bild) und auch der aktuelle Zusammenbau scheint mir nicht funktionell zu sein.

Mit besten Grüßen,

Alfons


olaf.med

Alfons hat ganz recht mit seiner Einschätzung: das erste Instrument ist ein Sonnenmikroskop - ein bisschen ist dies aber auch ein Polariskop, wie man an dem Zubehör mit dem Nicol-Prisma links im Hintergrund erkennt, also war meine Einschätzung zumindest nicht ganz falsch ;D. Beim ersten offensichtlich zu flüchtigen Betrachten hatte ich übersehen, dass die untere große Platte ein Spiegel und nicht eine einfache Glasplatte ist. 

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

andr_brno

Danke Alfons und Olaf,
jetzt braucht's nur noch ein Forumsmitglied, das beim nächsten Italienurlaub wie die deutschen Kaiser des Mittelalters den "oberen Weg" nimmt, in Burgeis Station macht und den Austausch der Schildchen veranlasst. Aber frühestens ab März!
Grüße Andreas

Neben dem "Sonnenmikroskop" standen schon noch ein paar Messingtuben, die augenscheinlich dazu passen. Vielleicht darf da mal ein Kundiger ran, andernfalls gibt es sicher einen Geheimgang in das Schaudepot...

Hagen

#248
140. Trebah Garden

Trebah Garden Trust
Near Falmouth, Cornwall, TR11 5JZ, UK

https://www.trebahgarden.co.uk/

Sehr schön angelegter botanischer Garten in Cornwall.
Gerne per Du.

Walter Kaiser

Hallo,
mein Tipp für die Liste:

Das Marie Curie Museum in Paris.
https://musee.curie.fr

Es ist etwas außerhalb vom Zentrum.
Das Museum ist in einem Institut und ihr Arbeitszimmer und der Garten sind voll erhalten.

Gruß
Walter