Sterile Umgebung Improvisieren

Begonnen von crabtack, November 02, 2011, 20:43:40 NACHMITTAGS

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Segu

Hallo Olaf

ZitatAber wenn man das hier so liest, kommt irgendwie davon nichts rüber

Ich denke, der springende Punkt ist, dass man sich in der Mikrobiologie gründlicher mit den Arbeitstechniken und Methoden auseinandersetzen muss um erst einmal starten zu können.
Zuerst geht es los mit den Vorbereitungsarbeiten wie Nährmedien, Gerätschaften, Mikroorganismen beschaffen ect.
Sollten diese Vorarbeiten abgeschlossen sein, wird angeimpft, kultiviert,...
Wenn bis hierher alles so funktioniert hat, wie es soll, sieht man nun die ersten Erfolge, andernfalls Misserfolge, seines Schaffens.
Folgt die Interpretation der Resultate....

Wenn man dies mit einem "gewöhnlichen Pflanzenschnitt von Hand" vergleicht - Einen frischen Handschnitt anzufertigen, etwas Farbstoff durchzuziehen und das ferige Präparat stolz seinen Mitmenschen präsentieren dauert oft kaum länger als eine Stunde und der Erfolg ist meist garantiert - versteht man schnell, warum die ganze Mikrobiologische-Kiste nicht jedermanns Sache ist.

Wie viele von unseren Forumsmitgliedern fertigen Paraplast oder Technovit Präparate an? Wohl auch nur eine Handvoll.
Mag mich noch erinnern, dass auch sie zuerst belächelt wurden und sich keiner für diese Methoden interessiert hat, bis Ronald mit seinen Histo-Präparaten erste Erfolge verzeichnen konnte.


mit freundlichen Grüssen

Michel Siegrist

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Hyperion

#61
ZitatBacillus perlibratus

Dieses Bakterium gibt es nicht. Oder zumindest wird der Name nirgends erähnt. Weder im Bergeys Manual noch sonstwo und wenn doch (manche Internetdatenbanken) dann führen alle Quellen zu der einen einzigen Veröffentlichung von 18XX in der mal kurz die Beobachtung geschildert wird und wie der Autor auf den Namen perlibratus gekommen ist. Ich hab sie letztens mal gelesen. Besonders schlau wird man daraus aber auch nicht. Weiss der Geier was der Typ da gesehen hat und um was für eine Species es sich da wirklich gehandelt hat.

Zum Rest hat es Segu ganz gut auf den Punkt gebracht.

Allgemein ist die Mikrobiologie (von tollen Rem Aufnahmen mal abgesehen) auch nicht so Bildträchtig wie andere Bereiche. Es gibt ein paar ganz originelle Kolonieformen aber das wars dann auch schon mehr oder weniger....

95 % seiner Zeit verbringt man echt mit animpfen, vorbereiten und warten.


crabtack

Seltsam, ich meine Timm hätte mal etwas über Bacillus Perlibratus geschrieben.

Die Vorbereitungen sind mittlerweile ja fast alle getroffen, zumindest ist das nötige Material bis auf den Schnellkochtopf da.

Ja stimmt schon, Bakterienkulturen kann man nicht so schön präsentieren.
Aber dafür sind Bakterien sehr vielseitig und interessant.
Man kann auch recht gut an ihnen experimentieren.
Auswirkungen von UV Licht, Giften, Antibiotika...
Und es ist doch toll ein paar Striche und Punkte unter dem Mikroskop zu sehen.  ;D

Hast du denn Bacillus Subtilis oder Bacillus Megaterium?

Gruß
Olaf

hebi19

Zitat von: crabtack in November 02, 2011, 20:43:40 NACHMITTAGS

Mit Bakterien hat das ganze bei mir ausgezeichnet funktioniert.
Demnächst versuche ich mich mal an Kalluskulturen.


Irgendwie bring ich die Aussage vom Anfang nicht mit dem Verlauf des Themas so richtig zusammen.  ??? ???

Gehts nur mir so ??

Martin - der auch manche Sachen in der Apotheke kauft.

Grüße von
Martin alias hebi19

Motic BA-300, div Lomo, Stereo-Mikroskop noname

crabtack

Ich möchte beides machen, aber erstmal Bakterien, weil es einfacher ist.

Gruß
Olaf

Hyperion

Zitatich meine Timm hätte mal etwas über Bacillus Perlibratus geschrieben.

Ja basierend auf dem Paper von 18XX.

Der Autor hat sicher irgendwas gesehen nur lässt sich heute eben nicht mehr nachvollziehen was es war. Der Name Bacillus Perlibratus taucht eben in keiner neueren (so die letzten 100 Jahre) Literatur mal auf. Nur eben in diesem Paper und ein paar anderen Papern aus 18XX die ersteres nur zitieren.

Wenn das Ding irgendwann mal umbenannt worden wäre, dann würde man da was finden.

Erstaunlicherweise findet man in bestimmten Datenbanken aber hunderte Bacillus Einträge, laut Bergeys Manual und anderen Quellen gibts aber gar nicht soviele.

Meine Vermutung ist eher das man vor hundert Jahren alles mögliche als Bacillus bezeichnet hat, vielleicht wegen dem Stäbchen förmigen Aussehen? Bestimmt wrde auhc oft das gleiche beschrieben. Damals hatte man es nicht so genau mit den Beschreibungen bzw. oft gar nicht die Möglichkeiten. Die Quelle des Isolates sowie Größen / Formangaben und evtl. noch irgendeine Färbung war oft das höchste der Gefühle aus 18XX. Nur ist das leider nicht ausreichend.

Die Bakteriologie hat sich erst viel später so richtig entwickelt, vorher ging eher um Krankheitserreger und deren Beschreibung. Hat mit sagen wir mal den Methoden ab 1920-40 rum nicht viel gemeinsam.

Megaterium hab ich nicht. Aber subtilis oder mycoides z. B. Mit cereus und thuringiensis kann ich auch dienen.

crabtack

Ok, also hat das Bakterium, wleches irgendwann mal Bacillus Perlibratus genannt wurde nun einen anderen Namen.

Bacillus cereus sieht doch ganz interessant aus.
Ist nicht so empfindlich bei unterschiedlichen PH werten und sollte auch bei 20 Grad gut wachsen.
Fakulativ anaerob?
Heißt das, dass es keinen Sauerstoff braucht aber, dass es auch überlebt, wenn Sauerstoff vorhanden ist?

Sobald ich erfolgreich ein paar Kulturen angelegt habe werde ich ihn mir kaufen, wenn du Zeit hast.
Wirklich nur 2 Euro? :D

Gruß
Olaf

Hyperion

Zitat
Ok, also hat das Bakterium, wleches irgendwann mal Bacillus Perlibratus genannt wurde nun einen anderen Namen.

Äh das habe ich damit nicht gesagt.
Zitat
Bacillus cereus sieht doch ganz interessant aus.

Ja ist aber ein R2 Organismus, denn würd eich erts vershcicken wenn du viel mehr übung mit was harmlosen hast.

R2 ist zwar eigneltich auch harmlos, es sei denn man ist immunkomprimiert oder Schwanger oder hat HIV oder gerade eine andere infektion aber man muss ja nicht gleich so hoch einsteigen.

crabtack

#68
Eigentlich schon.
Wenn vor 100 Jahren alles mögliche als Bacillus bezeichnet hat, dann wurde ein Bakterium falsch benannt und dann wurde der Name später korrigiert.

ZitatJa ist aber ein R2 Organismus, denn würde ich erst verschicken wenn du viel mehr Übung mit was harmlosen hast.
Kann ich verstehen, ist vielleicht auch besser so.

Bacillus thuringiensis ist R1, seltsam, dabei bringen die Toxine doch Insekten um.
Dann nehme ich erstmal Bacillus thuringiensis ist ja auch mit cereus verwandt. :)
Müsste theoretisch sich auch bei niedrigen Temperaturen gut vermehren.
Aber wie gesagt, erst was später, will das nicht in den Sand setzen.
Habt ihr eigentlich auch R3 Organismen? Ich will natürlich keine haben, würde mich aber mal interessieren.
Gruß
Olaf

Edit:
Ich habe gerade ein sehr schönes Programm gefunden um Verdünnungsausstriche zu üben.
http://dccdn.de/flexikon.doccheck.com/images/4/44/Vereinzelung.swf

Hyperion

#69
Zitatdann wurde ein Bakterium falsch benannt und dann wurde der Name später korrigiert.

Ich denke eher man hat das Jahre später ganz normal nochmal (vorallem molekular und biochemisch) beschrieben und nicht das irgendwer das B. perlibratus direkt aufgegriffen hat und da bewusst den Namen geändert hat.....

S3 haben wir nicht. Aber wir sind ja ein pathologisches Institut eines Klinikums und machen eher andere Sachen. Hauptsächlich Histologie und Sachen mit Mäusen.
Mit Mikroorganismen arbeiten wir nur am Rande und da auch nur zwei Arbeitsgruppen und mit dem Fokus auf den pathologischen Veränderungen während bestimmten Infektionen usw. und nicht den Organismen selber. Warum wir in unserer Sammlung auch so Wald und Wiesenkeime haben kann ich dir auch nicht sagen.

Oft kommen Leute von anderen Instituten zu uns und bringen ihre Proben mit, da wir Mikroskoptechnisch sehr gut ausgestattet sind. So einen Laser Microdissection Teil oder das neuste Leica Konfokalmikroskop oder ein Apotom hat halt nicht jedes Institut  8)

Mit Mibi kenne ich mich auch nur sogut aus weil ich in einem Mibinstitut meine Dr. Arbeit gemacht habe. Hier bin ich dann daher gelandet da ich in meiner Doktorarbeit eine Methode benutzt hab die sie in meinen jetzigen Institut auch verwenden und da diese (noch) kaum verbreitet aber sehr effektiv ist  (warsch. weil das Gerät sehr teuer und kompliziert ist) und man jemanden gesucht hat der sich damit auskennt, bin ich dann da gelandet, als einer der wenigen NatW unter 80 % Medizinern.

So musste ich nicht wirklich weit umziehen, brauchte keinen Postdoc machen und mit TVL E14 lässt sichs auch ganz gut leben....


Wir haben aber auch zwei Chemiker hier und einige Biologen.

crabtack

Achso, und ich dachte schon, du würdestn in einem Gentechnik-Labor arbeiten, :)

Die Fleischbrühe ist jetzt Autoklaviert und steht im Gefrierschrank.
Wenn ich zeit habe werde ich dann morgen die Platten gießen und beimpfen.

Gruß
Olaf

Hyperion

#71
Und die Platten? Hast du die schon im Backofen sterilisiert? Das musst du ja vor dem gießen machen....

ZitatGentechnik

Gentechnik macht doch heute eh fast jeder. Wir haben z. B. transgene Mäuse hier die kein Immunsystem haben und adere nette "Geschichten".

crabtack

Die Petrischalen stehen zusammen mit meinem Frühstück im Backofen.

Bin gerade noch am überlegen, wovon ich Abstriche machen soll.
Spühllappen wäre wohl zu gefährlicht.
Kann ich an ausgerissenen Wurzeln Bodenbakterien finden?

Was macht ihr mit den transgenen Mäusen?
Habt ihr die selbst gezüchtet oder "fertig" gekauft?

Gruß
Olaf

Hyperion

#73
ZitatDie Petrischalen stehen zusammen mit meinem Frühstück im Backofen.

Würde ich in Zukunft lieber getrennt machen, Fettdämpfe usw. machen sich nicht so gut auf Glaspetrischlaen, auch wenn sie in Alufolie eingewickelt sind.

Auf dem Medium werden Bodenbakterien wohl eher weniger gut gedeien bzw. es wird dir evtl. alles von Pilzen überwuchert. Was ich machen würde:

- Sterilisier dir ein 100 ml Becherglas mit 20 ml Fleischwassermedium drin (Alufolie zu machen und OHNE Agar).

Scheide vom Spüllappen ein 2 Euro Großes Stück raus. Hier wären Handschuhe nicht schlecht, denn du will ja die Bakterien vom Spüllappen und nicht die von deiner Haut (Hautbakterien finden sich bestimmt auch im Lappen, aber man möchte ja das Ergebniss nicht künstlch verfälschen).

Das Stück wirfst du dann in das Becherglas (Alufolie anheben, rein, zumachen und schwenken, bzw. ne viertel Stunde ziehen lassen und immer wieder schwenken. Medium natürlich vorher auf RT abkühlen lassen!

Von dieser Brühe machst du dann 1:10, 1:100 und 1:1000 Verdünnungen in frischen Bechergläsern mit frischem Medium. Also mit einer Pipette 2 ml entnehmen, und in ein Becherglas mit 18 ml Medium geben (oder 1+9 what ever), schwenken und das gleiche nochmal mit DIESEM Glas und einem neuen.

Das kannst du dir ja gleich mitautoklaveren, musst nur bedenken dass Edding oft beim sterilisieren abgeht, Kreppband hält, wenn es das richtige ist. Da gibts leider auch welche die abgehen. Also 1 mal einen mit 20 und 3-4 mit 18 ml.

Davon werden dann je 100 Mikroliter ausplattiert. Ausplattieren geht mit einer Glaspipette oder einem Glasstab (steril) in dem man die Flüssigkleit über die gesammte Platte verstreicht bis sie trocken ist oder mit einem Drigalkispatel aus Glas oder Metall, den man vorher mit 70 % igen Alkohol abflammt..

Ich hoffe mal für dich du hast nicht nur 3 Petrischalen und 1 Schnellkochtopf, ohne wenigstens ein bischen Glaszeug (ja es gibt auch 100 Mikroliter Glaspipetten, so hat mans früher gemacht als es noch keine Kolbenhubpipetten gab) kann man keine Mikrobiologie machen.

ALTERNATIV für heimische Küchenpfuscher  ;D

- Nimm eine Petrischale mit Agarmedium, leg sie auf den Tisch, Deckel abheben und den feuchten (nicht NASSEN und nicht mit den Händen angesifften Spühlschwamm) einmal auf dem Agar abklatschen.

- Wenn du wenigstens sterile Holzwattestäbchen hast, kannst du mit dem schwamm auch einen strich machen und mit dem Wassenstäbchen diesen dann gemäß der Anleitung für Verdünnungsausstriche vereinzeln.

Je nach Keimbelastung des Schwammes wirst du mit der alternativen Methode aber mitunter schwer Einzelkolonien erhalten, die du dann weiter untersuchen kannst. Für alles weitere, Gramfärbung usw. muss man nämlich Einzelkolonien einer Reinkultur haben.

Man muss also auf der Schale einzelne Kolonien sehen und keinen Teppich und diese dann mit z. B. sterilen Zahnstochern picken und zwei bis dreimal weiter ausstreichen (das war auch der Grund warum du mit 4 Petrischalen nicht weit kommst).


Hyperion

Achja weitere Versuche wären noch:

DDie Agarplatten im Freien z. B., auf der Fensterbank für unterschiedliche Zeiten stehen lassen.

Z. B. 5, 10, 20, 30, 60 und 90 Minuten und diese dann alle gleichzeitig für 1 oder zwei Tage inkubieren und immer weider schauen (z. B. alle 12 oder 24 Stunden) was drauf gewachsen ist, ggf. weiter vereinzeln oder einfach nur protokollieren.