Farbtiefe: DSLR versus C-Mount Mikroskopkamera

Begonnen von Roby_N, November 17, 2011, 14:50:25 NACHMITTAGS

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Roby_N

Hallo

Auf meinem Wild M420 habe ich die Bildqualität von einer guten digitalen Spiegelreflexkamera ( DSLR) und einer sehr hochwertigen C-Mount Mikroskopkamera von einem großen Mikroskop Hersteller ( möchte keine Namen nennen) verglichen.
Die Bilder die ich mit der DSLR aufnahm haben viel schönere Farben ???
Kann das an der Farbtiefe des Sensoren liegen?????

C-Mount Mikroskopkamera : 12 Bit pro Kanal  = 36 Bit
DSLR                             : 14 Bit pro Kanal  = 42 Bit

Rene


Werner Jülich

Hallo Roby,
Sie haben im Prinzip Recht, das Farbmanagement der DSLR unterstützt schöne Bilder, die Aufgabe der Mikroskopkameras ist anders gelagert, wer damit schöne Bilder machen will, der muß einigen Aufwand treiben.
Am Mikroskoparbeitsplatz geht es häufig um reproduzierbare Dokumentationen, manchmal sogar bis zur Photometrie, um Langzeitbelichtung mit Peltierkühlung usw. usw.
Werner Jülich

Stefan_O

Was sind denn überhaupt "schönere Farben"? Wenn es eine wissenschaftliche Mikroskop-Kamera ist, wird sie auf lineares Verhalten eingestellt sein, die DSLR auf ein Gamma von 1.8-2.5 über den Daumen. Die lineraren sind eher flau, aber haben eher eine korrekte Wiedergabe der physikalischen Verhältnisse (doppelte Lichtmenge immer gleich doppelter Grauwert).

Gruss,
Stefan

Roby_N

Mit "schönere Farben"  habe ich mich nicht richtig ausgedrückt. Die DSLR Bilder haben einen größeren  Dynamikbereich, es werden feine Farbnuancen anbildet und mehr Präparatdetails werden sichtbar auch ohne Kühlung. :)

Durch die größere Sensorfläche sollen es ein besseres Signal-Rauschverhlätnis ergeben. Die meisten C-Mountkameras habe einen sehr kleinen Sensor. Wird da gespart ???

Werner Jülich

Über welche Mikroskopkamera geht es eigentlich? Die üblichen Modelle mit 12Bit Farbtiefe haben Peltierkühlung und sind entsprechend rauscharm. Wie haben Sie denn festgestellt, dass die 14Bit DSLR mehr Farben zeigt, mit einem handelsüblichen Display?
Was das Rauschen selber angeht, wäre zu klären, was dieses Rauschen verursacht.
Werner Jülich

Microflash

Zitat von: Roby_N in November 18, 2011, 15:49:16 NACHMITTAGS
Mit "schönere Farben"  habe ich mich nicht richtig ausgedrückt. Die DSLR Bilder haben einen größeren  Dynamikbereich, es werden feine Farbnuancen anbildet und mehr Präparatdetails werden sichtbar auch ohne Kühlung. :)

Durch die größere Sensorfläche sollen es ein besseres Signal-Rauschverhlätnis ergeben. Die meisten C-Mountkameras habe einen sehr kleinen Sensor. Wird da gespart ???

Das kann allein schon bei der DSLR am verwendeten Digic Prozessor und insbesondere am Sensortyp liegen. Um welche DSLR handelt es sich?
Das Ergebnis scheint fuer mich wenig ueberraschend.

Beste Gruesse,
Martin

Rawfoto

Liebe KollegInnen

In der professionallen Fotografie geht es nicht um "huebsche" Farben, es geht um Farbechtheit und dafuer geben wir ein Vermoegen aus (Colorimeter, Farbmanagementsoftware, Targets, ...)

Ausgegeben werden immer nur 8Bit Farbtiefe, die Reserve benoetigt man fuer die Aufbereitung/Optimierung der Bilddaten.

Entscheidend ist die Sensortechnologie, die Sperrfilter die fix vor den Sensor montiert werden und der RAW-Konverter mit dem richtigen Kameraprofil. Gerade am letzten Punkt scheitern die Mikroskopkameras, kein RAW-Konverterhersteller fertigt Generik-Kameraprofile fuer Mikroskopkameras (kein ausreichender Markt) und das ist eines der Hauptprobleme, man ist auf die Herstellersoftware abhaengig. Die ist auch bei den DSL-Herstellern nicht zu gebrauchen ...

Die Sensorgroesse ist auch entscheidend, um so groesser, um so besser. Das gilt aber nur bei einem vergleichbaren Entwicklungszeitraum ...

:-)

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Piper

Hallo,

auch auf die Gefahr hin, von einigen "gesteinigt" zu werden, möchte ich ein klares Statement abgeben: Im Amateurbereich wird man für vergleichsweise überschaubares Geld mit einer gut adaptierten digitalen Fotokamera wahrscheinlich zu "besseren" Ergebnissen kommen als mit einer speziellen Aufsatzkamera. Mit "gut" oder besser soll gemeint sein, dass die Kamera das Bild möglichst so wiedergibt, wie es bei der Beobachtung durchs Okular wahrgenommen wird.

Ich habe mal auf einer Vorführung eine sehr schön arbeitende Mikroskop-Aufsatzkamera gesehen, mit einem guten Dynamikumfang, authentischer Farbwiedergabe, hohem Detailreichtum usw., Ladenpreis: EUR 5000,--. Die Bilder von Standardobjekten waren aber auf dem zur Verfügung stehenden Monitor nicht sichtbar besser als solche, die man, wenn man weiß, wie´s geht, auch mit einer Fotokamera erhalten kann, die je nach Fabrikat 500-1500 EUR kostet.

Mir wurde auf dieser Vorführung erläutert, dass sich die hier gezeigte Qualität nur bei unbewegten Objekten erreichen lasse. Bei bewegten Objekten müsse man andere, nicht minder kostspielige Aufsatzkameras mit ultra kurzen Belichtungszeiten und entsprechend hochempfindlichen Chpis einsetzen, was sich "natürlich" sichtbar auf die verbleibende Bildqualität auswirken müsse (höheres Rauschen, weniger Dynamik, weniger differenzierte Farbwiedergabe). Mir wurde auch erläutert, dass man einen Elektronenblitz an keiner solchen Aufsatzkamera adaptieren könne.

Bei Verwendung einer Fotokamera kann man mit etwas know how und Geschick auch einen Elektronenblitz am Mikroskop einsetzen, mit allen hieraus resultierenden Vorteilen (tageslichtähnliche Farbtemperatur, keine Verwacklungen, niedrige Chipempfindlichkeit, entsprechend geringes Rauschen bei voller Ausnutzung der Chipqualität).

Im erschwinglichen Preissegment wird man auch bei einer Fotokamera deutlich großflächigere Chips erhalten, mit dem Vorteil einer gesteigerten Vergrößerungsreserve.

Preiswerte Aufsatzkameras mit kleinflächigen CMOS-Sensoren, die im dreistelligen Eurobereich angesiedelt sind, kann man m.E. verwenden, um für den Hausgebrauch eine Bilddokumentation zu erstellen oder das Lifebild auf einem Monitor zu demonstrieren. Mit einer gleich teuren Fotokamera lassen sich auch nach meiner eigenen Erfahrung qualitativ sichtbar bessere Fotos erzielen.

Alles in allem wird zumindest ein engagierter Amateur mit üblichem Budget aller Vorraussicht nach von einer Fotokamera mehr profitieren, wenn man von einigen schon in anderen Beiträgen angesprochenen Spezialanwendungen absieht.

Kleiner Tipp zum Schluss: Mal im Mikrofoto-Forum als instruktive Beispiele die Bildbeiträge von Frank Fox anschauen, aufgenommen mit einer Canon-Digitalkamera, m.W. ein Modell mit Vollformat-Chip, daher auch recht teuer, aber immer noch preiswerter und universeller verwendbar als eine Aufsatzkamera des hohen oder höchsten Leistungssegmentes. Ich habe von Frank Fox auch im Original großflächige Ausstellungsposter gesehen, mit denen man Wände hätte tapezieren können. Auch diese extrem großformatigen Abzüge seiner Mikrofotos waren bei Betrachtung aus der Nähe noch detailreich und nicht durch Übervergrößerung "zerrissen".

Die in der Frage angesprochene Farbtiefe wird nur einen kleinen Baustein im gesamten Gefüge der qualitätsbeeinflussenden Faktoren darstellen.

Schönen Restabend

Jörg Piper



Microflash

Zitat von: Rawfoto in November 18, 2011, 21:00:55 NACHMITTAGS

In der professionallen Fotografie geht es nicht um "huebsche" Farben, es geht um Farbechtheit und dafuer geben wir ein Vermoegen aus (Colorimeter, Farbmanagementsoftware, Targets, ...)

Das ist richtig - ganz zu schweigen, was danach passiert, um ein Bild perfekt drucken zu koennen.......

Zitat von: Rawfoto in November 18, 2011, 21:00:55 NACHMITTAGS
Gerade am letzten Punkt scheitern die Mikroskopkameras, kein RAW-Konverterhersteller fertigt Generik-Kameraprofile fuer Mikroskopkameras (kein ausreichender Markt) und das ist eines der Hauptprobleme, man ist auf die Herstellersoftware abhaengig. Die ist auch bei den DSL-Herstellern nicht zu gebrauchen ...

Canons Digital Photo Professional RAW Konverterprogramm ist meines Erachtens exzellent in einer der neueren kostenlosen Versionen.

Gruss,
Martin

Roby_N

Im RAW Format ist es erst möglich die volle Leistung der DSLR zu nutzen. Mit normalen JPG ist der Farbraum auf 24 Bit begrenzt, damit geht viel Bildinformation verloren.

Von den Astro-Freaks kann man einiges Lernen und viele Tipps bekommen. Die scheuen vor komplexen Tests und Umbauarbeiten nicht zurück und hohlen das Letzte aus der Kamera heraus.

Um die hohe Farbtiefe(42 Bit) des Sensor optimal auszunutzen werden gute DSLR aktiv gekühlt. Damit wird das Rauschen auf ein Minimum reduziert. Eine gekühlte DSLR soll der Hammer sein. :) :)

http://www.centralds.net/en/
http://www.watchgear.de/CoolGuideDSLR/CoolGuideDSLR.html

Stefan_O

Warum? Auf beiden Seiten gibt es Beispielfotos, die zeigen, dass es mehr als Spielerei ist...die wissenschaftlichen Kameras werden auch nur mit Peltiers gekühlt, nicht mit Flüssigstickstoff.

Gruss,
Stefan

Werner Jülich

Hallo Safari,
> 10 Minuten kommen selbstverständlich auch in der Mikrofotografie vor, bei den Profikameras geht es aber mehr um die Reproduzierbarkeit, nicht nur um Quanteneffizienz oder Restrauschen. Wir haben Anwender, die über Tage 5 Aufnahmen pro Sekunde benötigen, da ist die durch die Kühlung erzielte Langzeitstabilität wichtig.
Werner Jülich