Fixiergemisch bei Pollen?

Begonnen von Christian F., November 11, 2011, 18:22:26 NACHMITTAGS

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Christian F.

Liebe Pollenenthusiasten,
Ich beschäftige mich nun seit einigen Wochen in der Theorie mit der Anlage von Pollen-Dauerpräparaten. Selbstverständlich kenne ich Klaus Henkels Hilfsanleitung dazu. Mir stellt sich nur zunehmend die Frage, wozu er das Fixiergemisch nach KISSER einsetzt, das bei ihm ganz obligatorisch erscheint.
In den Rezepten steht: "Die ursprüngliche Farbe, z. B. Blattgrün bleibt im allgemeinen erhalten.", was seltsam deplaziert wirkt.
Bei der Bestimmung von Pollen spielt seine Farbe keine Rolle, wieso sollte man sie erhalten? Ist die Fixierung die Voraussetzung ihn einzufärben?
Oder, und das ist mit einer weiteren wichtigen Frage verbunden, dient dieses Gemisch auch der Entfettung des Pollens, also der Entfernung von Pollenkitt?
Kann man sich also das (nicht ungefährliche) Diethylether sparen, mit dem sonst entfettet wird?
(Vielleicht auch für andere im Forum relevant: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=10368.0)
Klaus Henkel hat hierzu einen Beitrag, geschrieben, aus dem ich aber nicht recht schlau werde:
http://www.mikroskopie.de/mikforum/read.php?1,5708,5713

Kennt sich damit jemand aus?

Schöne Grüße,
Christian

Jan Kros

Hallo Christian,
Hast Du schon mal überlegt die Pollen in Olivianöl zu untersuchen?
Man spürt dann nicht diese fettige Belag rundum die Pollen.
Ich habe die Pollen danach einfach mit Nagellack eingeschlossen.
Man muss nur zusehen das die präparate liggend aufbewahrt werden.
Es sind ja schliesslich flüssige präparate.
M.f.g.
Jan

Florian Stellmacher

Hallo Christian,

mit KISSER's Fixiergemisch habe ich vor vielen Jahren auch experimentiert. Der eigentliche Sinn dieser Fixierung liegt darin, dass ein Färben des Präparates hiermit hinfällig wird. Das Resultat ist nach Jahren allerdings nicht so berauschend, wie Du z.B. hier sehen kannst: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=6582.0. Da die Färbung für Deine Anwendung offenbar ohne Relevanz ist, wüsste ich keinen Grund, auasgerechnet diese Fixierung zu verwenden.

Viele Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

rhamvossen

#3
Hallo Jan,

Der Trick mit Olivenöl habe ich auch eine Weile zurück entdeckt. Hier sind 2 Bilder von Pollen von Amaryllis, das erste in Olivenöl, das zweite in Wasser:





Die ursprüngliche Form bleibt erhalten in Olivenöl, in Wasser quellen die Pollen auf. Auch sind die Pollen lange haltbar in Olivenöl. Beste Grüsse,

Rolf

Christian F.

Hallo Jan und Rolf,
das mit dem Oliven-Öl ist interessante Idee!

Danke Florian für den Hinweis auf deinen Erfahrungsbericht. Dann kann ich mir das Fixiergemisch sparen. Die Zutaten sind nämlich nicht leicht zu bekommen...

Ich habe http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=10368.0 erwähnt, weil man dort Hibiscuspollen sieht, und seine Poren, trotz der beeindruckenden Bilder von Detlef.q und Ernst Hippe, gerade nicht. Detlef meinte auch:
ZitatProblematisch ist, dass die Polle sehr stark das Licht reflektiert, sie scheint mit einem Harz (?) umgeben zu sein.
Vielleicht muss man hier aber mal Profis fragen, wie man das loskriegt ohne den Pollen für ein Dauerpräparat zu verderben.
Die Azetolyse scheint hier ihre Dienste zu vollbringen, aber die kommt für Laien nicht in Frage.

Grüße,
Christian

Bernhard Lebeda

Hallo Christian


Du könntest hiermit ja mal selber testen, ob fixieren was bringt:

www.biologie-bedarf.de/products/388761/

Zur Acetolyse wirst Du sicher von Ralf Wagner noch was hören!

Viele Mikrogrüße


Bernhard



Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

Bernhard Kaiser

Guten Morgen Jan,

Zitatdie Pollen in Olivianöl zu untersuchen?

versuche es mal anstelle Olivenöl mit Paraffinöl. Dieses ist weitgehend chemisch inaktiv.

Grüße
Bernhard Kaiser

Christian F.

@Bernhard Lebeda
Vielen Dank für den Link. Dass es soetwas gibt hätte ich nie gedacht!  :o

@Bernhard Kaiser
Dann sollte man sich aber überlegen, ob man nicht gleich die bewährte Glyceringelatine nach Kisser nimmt.

Grüße,
Christian

Omaruru

#8
Lieber Christian,

spät aber doch auch einige Bemerkungen von mir. Ich habe in einer Hochburg der Pollenanalyse gearbeitet und, auch wenn es nicht mein Fachgebiet war, genug davon mitbekommen.
Acetolyse: ist eine Methode um alles außer dem Sporoderm aufzulösen und so, mehr oder weniger demolierte, "Pollen" zu bekommen, die sich ohne störendes Beiwerk vom Torf oder ... auszählen lassen.
Wenn du also eine rezente Pollenprobe für den Vergleich mit historischen Proben in der Pollenanalyse aufbereiten willst, kommst du um die Acetolyse nicht herum um vergleichbare Ergebnisse zu bekommen.
Wenn es um rezente Pollen geht, reicht eine aufsteigende Entwässerungsreihe in Alkohol bis zu der Konzentration die du für deine Einbettung brauchst. Da kommt es ja nicht auf Chlorplasten oder Zellinhalt an. Eine echte Fixierung wäre bestenfalls für die Präparation keimender Pollen interessant um den Pollenschlauch gut darstellen zu können.

Ich selbst habe in meiner Dr. Arbeit versucht Mistelarten bzw. ihre Subspezies mittels REM Bildern zu differenzieren was auch gelungen ist. Bei Pollenanalytikern wird meines Wissens kein Unterschied gemacht. Das hätte sonst meiner klimatologischen Interpretation sehr geholfen.

Herzliche Grüße

Klaus

Ich bevorzuge ein kollegiales Du ;-).

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