ARCHAEOMETALLURGIE: Cuprit in Glas, Zementationstiegel

Begonnen von Bastian, Dezember 06, 2011, 22:16:53 NACHMITTAGS

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olaf.med

Hallo Stefan,

nein, ich habe auch keine Erklärung und kann mich den Ausführungen Bastians und des "Erzvaters" nur anschließen.

Glück Auf, Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Stefan_O

#16
Herrje, dann muss ich es selber beantworten  :)

Gängige Theorie ist, das beim Schneiden und Polieren die Oberfläche des Cuprits extrem deformiert wird. Vergleiche mit chemischer Politur (keine Anisotrophie-Effekte) bestätigen das. Siehe:     E. Libowitzky: Optical anisotropy of cuprite caused by polishing. The Canadian Mineralogist 32 (1994) 353-358

Liebe Grüsse,
Stefan

Ja, ja, ich hätte erst googlen sollen, danach fragen stellen....

Bastian

Nun Stefan,
da hast Du uns aber schön vorgeführt. Danke für die Literatur!
Bastian

Stefan_O

War nicht meine Absicht! Ich habe auch erst nach Olaf's Anwort gegoogled....immerhin bestärkt das die Mahnung, die Artefakt-Bildung beim Aufarbeiten der Proben im Hinterkopf zu haben.

Gruss,
Stefan

Bastian

Ja, das einerseits, andererseits kann Artefaktbildung ja auch diagnostisch sein, Schleifhärte, Splatausbrüche, etc. In jedem Fall ist es natürlich sehr schön die Ursache für das vermeintliche Fehlverhalten zu kennen. Ich freue mich jedenfalls sehr darüber etwas Neue gelernt zu haben, speziell bei etwas, was ich schon so lange kenne wie den Cuprit/das  Kupfer(I)oxid  ;)
Bastian

Udo.N

Hallo Stefan, hallo Bastian,

die optische Anisotropie von kubischen Mineralien wird im Auflichtmikroskop häufig beobachtet. Ausser Cuprit zeigen dies auch Pyrit, Magnetit, Cobaltin, Galenit u.a.
Die optische "Anomalie" wurde früher durch Fremdelement-Einbau in das "reine" Kristallgitter erklärt (was dieses dann etwas verzerrt und somit nicht-kubisch macht). Heute meint man, dass die Anomalie überwiegend mechanisch infolge des Schleif- und Poliervorganges bei der Präparation des Anschliffes erzeugt wird (Libowitzky, 1994), da diese Anomalien nicht mehr bei einer "chemischen" Politur (Mastermet" auf "Microcloth", Buehler) auftreten.
Dies ist inbesondere bei der paläomagnetischen Untersuchung von Magnetiten in Gesteinen von großer Bedeutung, da dabei auch die magnetischen Domänen verändert werden (und so keine oder falsche Auskünfte über ihre primäre Orientierung liefern).
Trotzdem können aber auch submikrokopische Strukturen (Entmischungen z.B. von Chromit in Magnetit oder feinnadelige Fremdmineraleinlagerungen) in Teilbereichen eines Mineralkorns zonare Anisotropie-Effekte verursachen.
Cuprit ist in allen meinen (mechanisch polierten) Anschliffen deutlich anisotrop und eigentlich charakteristisch für das Mineral.

Gruß,
Udo Neumann

Bastian

Hallo Udo,
freut mich sehr dass ein Lagerstättenkundler zu uns stösst und die Materialbeschauer verstärkst!
Wir haben uns mal vor acht Jahren in Tübingen getroffen und  über Archaeometallurgie diskutiert..

Meine Cuprite, oder im Falle der Schlacken und Gläser zeigen  auch alle diese optische Anomalie, was ich bisher auch immer als eine sehr nützliches diagnostisches Merkmal genutzt.

Schönen Abend noch,
Bastian