Schönes Widertonmoos – gefärbter Stämmchenquerschnitt *

Begonnen von Rolf-Dieter Müller, November 27, 2011, 16:08:11 NACHMITTAGS

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Rolf-Dieter Müller

Liebe Forumsmitglieder,

das in unseren Wäldern eigentlich häufig verbreitete Schöne Widertonmoos (Polytrichum formosum) lässt sich recht einfach mikroskopieren. Einzelne Blätter erhält man, wenn man die Moosspitze mit einer Spitzpinzette fasst und dann mit einer zweiten (Spitz-)Pinzette die Blätter abstreift.

Das Moosstämmchen lässt sich recht gut im Handzylindermikrotom schneiden. Hierfür habe ich es mit Holundermark umschlossen und dann mit einem einfachen handelsüblichen Rasiermesser geschnitten. Besser geht es sicher mit dem SHK-Einmalklingenhalter, aber da mein Rasiermesser wieder einmal auf dem Stein musste, konnte ich so die gewünschte Schärfe prüfen.

Beim Schneiden ist zur Schnittkontrolle eine kleine Lupe hilfreich, hierfür nehme ich eine Uhrmacherlupe und habe so beide Hände frei für Mikrotom und Messer.

Die so gewonnenen Stämmchenquerschnitte wurden mit Wacker simultan I in einem Arbeitsgang gefärbt. Die Farblösung ist ein Gemisch mit den Farben Acridinrot, Acriflavin und Astrablau, Rezeptur mit Färbeanleitung kann als PDF von der Webseite des Mikroskopischen Kollegiums Bonn heruntergeladen werden: www.mikroskopie-bonn.de .

Da ich aber den Schnitt nur als Wasserpräparat angelegt habe, musste die Färbung noch differenziert werden. Das heißt ein Überschuss von alkohollöslicher Farbe wie das Acridinrot und Acrivlavin wird ausgewaschen. Dieses geschieht in 70% Ethanol bis keine Farbe mehr abgeht (Lupenkontrolle!) und geht mit 15 bis 45 Sekunden recht schnell. Mit der Rückführung in Wasser wird der Differenzierungsvorgang beendet und es kann dann auf Objektträger in einem Tropfen Wasser und unter Deckglas mikroskopiert werden.

Nachstehend das Ergebnis, einmal als Hellfeld und danach Pol mit gekreuzten Polfiltern.





Viele Mikrogrüße
Rolf-Dieter Müller

Jan Kros

Hallo Rolf-Dieter
Eine sehr schöne Schnitt von diesen Moos, und auch wunderbar gefärbt
Herzlichen Gruss
Jan

A. Büschlen

Hallo Rolf-Dieter,

...ein wirklich schönes Ergebnis deiner Färbung!

Gruss Arnold


Schwerpunkt z.Z.:
- Laub- und Lebermoose.
- Ascomyceten als Bryoparasiten.
- Nikon Optiphot I mit HF, DIC.
- Nikon Microphot mit HF, Pol.
- Zeiss Standard Universal mit HF, Ph, Pol.
- Wild M3Z mit Ergotubus.
- Nikon SMZ-U Zoom 1:10 mit ED Plan Apo 1x.

Hans-Jürgen Koch

Guten Abend Rolf-Dieter,

ich habe noch nie Moose mikroskopiert. Dein super Beitrag lädt zur Nachahmung an.

Gruß

Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

<a href="http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=2650.0" target="_blank">Hier geht es zur Vorstellung</a>

Gerne per "Du"

Fahrenheit

Lieber Rolf-Dieter,

ein sehr schöner Schnitt und toll gefärbt! Auch wenn das Widertonmoos nicht zu den ganz kleinen Arten gehört: Respekt für diese filigrane Arbeit!

Herzliche Grüße
Jörg
Hier geht's zur Vorstellung: Klick !
Und hier zur Webseite des MKB: Klick !

Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Klaus Herrmann

Lieber Rolf-Dieter,

schöner Schnitt und gelungene Färbung.

was ich nur etwas schade finde: dass du die schönen Bilder so bräsig überschreibst.

Zur DOC sicher gut, aber von der Ästhetik her nicht so...
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Bernhard Kaiser

#6
Hallo, guten Morgen,

Tip: Moose immer trocken schneiden und dann erst das Geschneidsel in einen Tropfen Wasser schieben. Einfach auf dem Objektträger mit Rasierklinge.

Freundliche Grüße
Bernhard Kaiser

Rolf-Dieter Müller

Vielen Dank für alle Antworten auf diesen Beitrag.

@Jan, ich hatte erst überlegt mit Dujardin zu färben. Dein bei den Münchenern gezeigter Rudbeckia-Schnitt (http://www.mikroskopie-muenchen.de/rudbeckia.html) ist ja immer wieder schön anzusehen. Aber wegen der kleinen Stängel habe ich mich dann doch für eine Simultanfärbung in einem Arbeitsschritt entschlossen.

@Arnold, nach der von Dir gezeigten schönen Eigenfärbung von Bryum weigelii (http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=10824.0) wollte ich das einfarbige (eigentlich ja zweifarbige) Widertonmoos auch schöner zeigen, aber das geht nur gefärbt. In diesem Fall ist die Färbung auch von Vorteil, denn verschiedene Strukturen sind noch deutlicher zu sehen.

@Hans-Jürgen, bei Moosen ist ja auch noch die ausgeprägte Primärfluoreszenz interessant. Bemerkenswerterweise kommt sie aber beim Widertonmoos nicht so intensiv wie zum Beispiel beim Hypnum zum Erscheinen. Aber dafür gibt es noch genügend andere Moosarten um Autofluoreszenz zu beobachten.

@Jörg, ja eine kleine Moosart ist es nicht, so kam ich beim Präpararieren mit einer 4x Uhrmacherlupe aus. Jüngere Menschen schaffen das aber sicherlich auch ohne Lupe.

@Klaus, ich werde Deinen Hinweis aufnehmen und künftig Beschriftungen in abzubildende Strukturen weitestgehend vermeiden.

@Bernhard Kaiser, vielen Dank für Ihre wie immer kenntnisreichen Hinweise. Mein bescheidener Wunsch, bitte noch mehr davon, denn sie zeigen immer wieder, wie einfach man mit Moosen umgehen kann.

Viele Mikrogrüße
Rolf-Dieter