HISTOLOGIE: Nachweis von Nissl-Schollen in Nervenzellen

Begonnen von Ronald Schulte, Januar 07, 2012, 19:27:12 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Ronald Schulte

Ziel dieses Präparat war: nachweisen von das Raues Endoplasmatische Retikulum (Nissl-Schollen, Nissl-Substanz oder Tigroidsubstanz) in Nervenzellen.

Bereits in 1894 entdeckte Frans Nissl die 'Nissl-Schollen' und die nach ihm genannte Nissl-Färbung.



Das Perikaryon einer Nervenzelle enthält den Kern (genetische Information) und viele Organellen zur Proteinbiosynthese. Im Perinukleären Zytoplasma liegen Stapel des Rauen Endoplasmatische Retikulum (RER), die sich aufgrund ihres Reichtums an Ribosomen im Lichtmikroskopischen, mit basischen Farbstoffen gefärbten Präparat als schollenförmige Strukturen darstellen, den Nissl-Schollen. Nissl-Schollen sind Ausdruck intensiver Proteinsynthese. Ihremorphologische Ausprägung ist in den einzelnen Nervenzelltypen verschieden und kann sich bei bestimmten Krankheitsbildern verändern. Nissl-Schollen fehlen in der Region des Axonabgangs, des 'Axonhügels', sind aber in den Ursprungsregionen der Dendriten zu finden. Auf diese Weise kann die Abgangsstelle des Axons auch auf Nissl-gefärbten Präparaten erkannt werden.





Interessant ist auch zu Lesen was Passiert mit die Anzahl von Nissl-Schollen wenn eine Maus mal Arbeiten muss. Siehe Artikel aus: 'Nervensystem und Sinnesorgane' Band 3 von Werner Kahle, Seite 14-15.
Ob das bei der Mensch auch so ist könnte vielleicht Jürgen Boschert mal eine Aussage machen.





Um die Färbung durch zu fuhren habe ich ein Stückchen Rückenmark von eine Kuh in Paraffin geschnitten in 4µm dicke Scheiben.
Klaus Herrmann besorgte mir nach eine Sucherei doch noch das notwendige Cresylechtviolett-Azetat (Klaus, nochmals danke).
0,1 Gramm Farbstoff wurde gelöst in 100ml Ad und nach erkalten Filtriert.

Arbeitslauf:

- Schnitte entparaffinieren und in Aqua dest. Bringen;
- In Crsylechtviolett-Azetat färben, 30 Min. auf 35 Grad C;
- Abspülen in Aqua dest;
- Differenzieren in Ethanol 95% (sehr kurz, 15 Sek);
- Isopropanol 100% 2x 4 Min;
- Xylol, Harzeinschluß.  

Ergebnis: Nukleolus und Nissl-Schollen von die Neuronen werden Kräftig Blauviolett angefärbt so auch die Zellkerne von die Astrozyten. Weiteres Gewebe bleibt ungefärbt.


Bild 1,
Übersichtsbild zur Orientierung.
Objektiv, Leitz Plan Fluotar 16x





Bild 2,
Zeichnung aus: ,,Atlas der Mikroskopischen Anatomie des Menschen" von Max Clara.





Bild 3,
Neuron mit Blau gefärbte Nissl-Schollen. Den Blassen Kern enthält ein Tiefblau angefärbten Nukleolus.
Objektiv, Leitz Plan apo 40x





Bild 4,
Zeichnung aus: ,,Atlas der Mikroskopischen Anatomie des Menschen" von Max Clara.





Bild 5,
Neuron mit Blau gefärbte Nissl-Schollen. Den 'Axonhügel' ist mit eine Pfeile angegeben.
Objektiv, Leitz Plan apo 40x





Bild 6,
Neuron mit Blau gefärbte Nissl-Schollen.
Objektiv, Leitz Plan apo 40x





Bild 7,
Zwei Neuronen. Links 40x, rechts 63x. Den Blassen Kern enthält ein Tiefblau angefärbten Nukleolus. Das Rechterbild zeigt den RER-freien 'Axonhügel'.




Viel Spaß beim anschauen und viele grüße aus die Niederlanden.
Ronald
Mikroskope:
Leitz Orthoplan (DL, AL-Fluoreszenz und Diskussionseinrichtung).
Leica/Wild M715 Stereomikroskop.
Mikrotom:
LKB 2218 Historange Rotationsmikrotom.

Fahrenheit

Lieber Ronald,

das ist wieder eine sehr schöne und interessante Dokumentation! vielen Dank für die schönen Bilder und die ausführliche Beschreibung.

Herzliche Grüße
Jörg
Hier geht's zur Vorstellung: Klick !
Und hier zur Webseite des MKB: Klick !

Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM


Florian Stellmacher

Lieber Ronald,

wenn ich Deine tollen Bilder sehe, erinnere ich mich an meinen alten Histologie-Lehrer Wolfgang Kühnel, der anlässlich der Neuroanatomie-Vorlesung erzählte, dass die Nissl-Färbung wirklich anspruchsvoll bezüglich des Wassers sei (er empfahl Wasser aus irgend einem Heidelberger Brunnen, wenn ich mich recht entsinne), und die Ergebnisse durchaus nicht immer befriedigend seien.

Ich weiß nicht, wie Du es machst, aber Deine Ergebnisse sind perfekt!

Herzliche Grüße,
Florian

Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

Klaus Herrmann

Ronald,

eine wunderbare Darstellung mit historischer Literatur. Wirklich vorbildlich!

Und dass die Färbung so gut gelungen ist freut mich natürlich besonders, weil die Suche nach  (bezahlbarem) Farbstoff etwas langwierig war. Ich habe inzwischen nochmal welchen bekommen, der aber eine trübe Farblösung ergibt und wohl das Chlorid ist  (gibt eine Fällung mit Silbernitratlösung)

Drum prüf sich wer sich färbend bindet ;)

Aber vom guten ist noch was da!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Ronald Schulte

@ Jörg,
Habe ich von dich gelernt  ;) . Nur so ein Bild zeigen hat wenig wert. Gerade das bisken mehr Hintergrund dazu macht es auch für mitleser mehr Interessant und Lehrsam.

@ Klaus,
Bin froh das es nicht das Chlorid ist. Eine bessere Farbergebnis bekomme ich noch wenn kurz für das Färben noch etwas mit 2% Eisessig angesauert wird.

@ Florian,
Ich denke das ich einfach Glück hätte weil ich nichts besonderes gemacht habe. Die Färbung an sich ist eigentlich sehr einfach. Das Schwierigste Teil war eigentlich den Harzeinschluss weil die Schnitte fürs Auge Komplett Farblos sind und dann musst du suchen wo den Schnitt überhaupt am OT Lokalisiert ist. Dazu möchte ich zukünftig die Färbung Kombinieren mit eine Markscheidenfärbung mit Levanol. Armin Eisner hat mir geschrieben das es möglich sein muss um zuerst mit Cresylviolet zu Färben, dann Beizen und gegenfarben mit Levanol.
Muss mich erstmal wider Rückenmark besorgen weil mein Block zu ende ist.

@ Allen,
Wer noch Rückenmark hat oder ein Block zum ausleihen hat meldet sich bitte.

Grüße Ronald
Mikroskope:
Leitz Orthoplan (DL, AL-Fluoreszenz und Diskussionseinrichtung).
Leica/Wild M715 Stereomikroskop.
Mikrotom:
LKB 2218 Historange Rotationsmikrotom.

Fahrenheit

Lieber Ronald,

vielen Dank für die Blumen!  :)

Herzliche Grüße
Jörg
Hier geht's zur Vorstellung: Klick !
Und hier zur Webseite des MKB: Klick !

Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Holger Adelmann

Wieder eine sehr schöne Dokumentation, lieber Ronald.
Mir gefällt auch besonders der interessante funktionelle Aspekt, den Du ausgegraben hast !

Das RER sieht man auch sehr schön nach Toluidinblaufärbung in Semidünnschnitten, siehe den Ausschnitt unten aus meinem schon hier gezeigten dorsal root ganglion.

Vielleicht magst Du ja mal einen dünnen Kunststoffschnitt durch das Rückenmark vom Rind machen (oder von der Maus, da kannst Du es wahrscheinlich lebensnäher fixieren...).

Herzliche Grüsse
Holger






Ronald Schulte

Holger,

Ein sehr schönes Bild ist das auch. Was sind die drei Kernen am 12, 5 und 6 Uhrposition in das Perikarion? Drei Mantelzellen?

Ich habe noch ein Gehirn-Block in Technovit so werde mal was Schnitte machen. Besser wäre es um Rückenmark zu haben aber das kommt im nächsten Ratten-Projekt.
Auch musste eigentlich das Cresylviolet-Azetat mit Technovit möglich sein weil es ja ein Basische Farbstoff ist. Vielleicht muss ich es mit Borax mischen statt AD aber das lässt sich einfach herausfinden.

Grüße Ronald
Mikroskope:
Leitz Orthoplan (DL, AL-Fluoreszenz und Diskussionseinrichtung).
Leica/Wild M715 Stereomikroskop.
Mikrotom:
LKB 2218 Historange Rotationsmikrotom.

Holger Adelmann

Hallo Ronald, das ist korrekt, das sind die Kerne von Mantelzellen.

Ich freue mich schon auf Deine Kunststoffschnitte durch das Rückenmark der Ratte.

Gruss
Holger