Liebe Pflanzenfreunde,
in der vergangenen Woche musste ein Spross vom Echten Salbei (Salvia officinalis) für einen Färbenachmittag herhalten. Dank des bisher recht milden Winters steht der noch wie eine Eins im Garten und der Querschnitt ist auch recht schön. Die dabei angefallenen Blätter kamen dann gleich gegen meine Erkältung zum Einsatz.

Der Echte Salbei (Salvia officinalis, auch Garten-, Küchen- oder Heilsalbei), ist ein bis 80 Zentimeter hoher Halbstrauch aus der Gattung der Salbeigewächse in der großen Familie der Lamiaceae - Lippenblütler. Die immergrüne Gewürz- und Heilpflanze stammt aus dem Mittelmeerraum, ist aber mittlerweile in ganz Europa verbreitet - woran die Freunde mediterraner Tafelfreuden sicher nicht ganz unschuldig sind.
Aber schon seit jeher gehört der Echte Salbei in einen traditionellen Bauerngarten. Als wärmeliebende Pflanze ist er in Mitteleuropa nur bedingt winterhart und benötigt in klimatisch rauen Lagen Winterschutz. verwildert findet man ihn daher nur selten und in geschützten Lagen ohne großen Konkurrenzdruck.
Die in Bodennähe verholzten Stängel des Echten Salbei sind schwach vierkantig bis rundlich. Sie steigen gerade oder bogig gekrümmt auf und sind besonders im oberen Teil dicht kraus behaart. Aus dem verholzten Stängelteil, aber auch aus den Achseln der unteren Blätter, treiben häufig dicht belaubte, sterile Triebe aus. Die paarweise gegenständig stehenden Blätter haben einen Blattstiel, der bei den unteren Blättern die Länge der Blattspreite von bis zu 10 cm erreichen kann. Die Blattstiele der weiter oben stehenden Blätter sind deutlich kürzer und die obersten Blätter sind stiellos. Die Form der bis zu 5 cm breiten graugrünen Blätter ist lanzettlich bis länglich eiförmig, ihre Blattoberfläche ist runzelig und sie sind auf beiden Seiten weißfilzig behaart. Die Oberseite ältere Blätter ist oft haarlos und der Blattrand glatt oder nur schwach gekerbt.
Die violetten, selten rosa oder weißen Blüten haben die typische Form der Lippenblütengewächse. Die Oberlippe ist fast gerade und vergleichsweise wenig gewölbt. Die Blütenkrone ist zwei bis drei Zentimeter lang. Sie wird umschlossen von einem etwa einen Zentimeter langen, meist rotbraunen Kelch. Dieser ist deutlich in einen oberen Teil mit drei und einen unteren mit zwei Zipfeln gegliedert und auf den Nerven und am Rand flaumig behaart. Die Blüten stehen an kurzen Stielen im oberen Stängelteil zu je vier bis zehn in fünf bis acht lockeren Quirlen. Die Blütezeit reicht von Mai bis Juli.
Alle Pflanzenteile verströmen einen intensiven, würzigen Duft. Dieser rührt von den enthaltenen Ölen und Bitterstoffen her, die auch für die Heilwirkung des Echten Salbeis verantwortlich sind. Die Hauptwirkstoffe sind die ätherischen Öle Thujon und 1,8-Cineol, Gerbstoffe sowie Bitterstoffe. Bei Überdosierung ist das Thujon giftig.
Traditionell ist die bakterien-, entzündungshemmende sowie adstringierende, d. h. zusammenziehende Wirkung des Salbeis bekannt. Bei Entzündungen des Mund- und Rachenraumes werden handelsübliche wässrige oder alkoholische Auszüge zum Gurgeln eingesetzt. Salbeitee kann ebenfalls zum Gurgeln benutzt oder getrunken werden. Ihm wird eine schweißhemmende Wirkung zugesprochen. Die Inhaltsstoffe des Heilsalbeis sollen außerdem sekretionsfördernd wirken und die Funktion des Nervensystems unterstützen.
Bild 1: Illustration von Franz Eugen Köhler aus "Köhler's Medizinal-Pflanzen"

Aus biolib.de von Kurt Stüber, public domain.
Wie immer kurz zur Präparation:Geschnitten habe ich das Frischmaterial auf dem Handzylindermikrotom mit Leica Einmalklingen im SHK-Klingenhalter mit einer Schnittdicke von ca. 50 µm. Die Schnitte sind in AFE fixiert (Einwirkzeit ca. 20 Minuten).
Die anschließende Färbung erfolgte nach dem W3Asim II Verfahren von Rolf-Dieter Müller. Die Färbung ist auf der
Webseite des MKB ausführlich beschrieben und es kann auch ein
Arbeitsplan heruntergeladen werden.
Der anschließende Einschluss erfolgte - nach Entwässerung in reinem Isopropanol - in Euparal.
Und nun die Bilder:Bild 2: Makroaufnahme eines Schnittes im fertigen Präparat

Der Durchmesser des Sprosses beträgt etwa 5 mm.
Bild 3a/b: Segment aus dem Sprossquerschnitt, Bild 3b mit Beschriftung. Vergrößerung 100x, Stapel aus 10 Bildern.


Beschriftung von innen nach außen:
MP: Markparenchym, Zellen innerhalb des Leitbündelrings
PXl: primäres Xylem, älteste Xylem-Zellen, schon mit Tracheen (T)
XL: Xylem - die "Wasserleitungen"
XlP: Xylemparenchym, Xylem-Zellen rund um die Tracheen, verholzt und deshalb hier rot-orange
MS: Markstrahl, einreihig (er) oder mehrreihig (mr), "Querverbindung zwischen den inneren und äußeren Geweben
Ca: Cambium, die Wachstumsschicht, die hier neu gebildeten Zellen differenzieren nach innen in Xylem- oder Markstrahlzellen und
nach außen in Phloem- oder Markstrahlzellen
Ph: Phloem mit Siebzellen (Siebröhren, SZ) und Geleitzellen (GZ) - aktive Leitung der Assimilate (Zucker und Stärke)
Skl: Sklerenchym, ein verholztes Festigungsgewebe
RP: Rindenparenchym, das Gewebe außerhalb des Leitbündelrings
Kol: Kollenchym, auch ein Festigungsgewebe, die Zellen haben zwar verdickte Zellwände (Cellulose), diese sind jedoch nicht verholzt (ligninfrei).
Ep: Epidermis: die Epidermis schließt den Spross zur Umwelt hin ab, ihre Zellen sind daher mit einer wachsartigen Cuticula überzogen.
H: Haare, hier mehrzellige Drüsenhaare und einige längere Fadenhaare
Bild 4a/b: Mark und primäres Xylem, Bild 4b mit Beschriftung. Vergrößerung 200x, Stapel aus 20 Bildern.

Beschriftung analog zu Bild 3b.
Tü: Tüpfel
Bild 5a/b: Phloem, Cambium und junges Xylem, Bild 5b mit Beschriftung. Vergrößerung 200x, Stapel aus 13 Bildern.


Beschriftung analog zu Bild 3b.
SZ: Siebzellen oder Siebröhren
GZ: Geleitzellen
Bild 6a/b: Rindenparenchym und Kollenchym, Bild 6b mit Beschriftung. Vergrößerung 400x, Stapel aus 18 Bildern.


Beschriftung analog zu Bild 3b.
Tü: Tüpfel
Vielen Dank fürs Anschauen! Anregung und Kritik sind wie immer willkommen.
Freundliche Grüße
Jörg