Botanik: Canadische Felsenbirnen (Amelanchier canadensis) *

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, Januar 07, 2012, 14:09:19 NACHMITTAGS

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Hans-Jürgen Koch

Liebe Pflanzenfreunde,

wieder mal eine Pflanze aus dem Exotenwald (Arboretum) Bad Grund im Harz.
Der botanische Gattungsname Amelanchier leitet sich ab von der französisch-provencalischen Bezeichnung ,,amelanche" für die Früchte der dort heimischen Amelanchier ovalis. Das Wort ,,amelanche" ist keltisch-gallischen Ursprungs und bedeutet nichts anderes als ,,Äpfelchen". Die erste schriftliche Erwähnung von Amelanchier datiert aus dem Jahre 1549.
Die Gattung Amelanchier (Felsenbirne) umfasst 25 Arten, die fast alle in Nordamerika verbreitet sind.
Heute werden Felsenbirnen-Arten in der Regel als Ziersträucher kultiviert. Die Amelanchier canadensis ist sehr frosthart und Nährgehölz für Vögel und Insekten; seit dem 16. Jahrhundert in Mitteleuropa als Obstgehölz angebaut. Eine Sorte mit außerordentlich großen, schmackhaften Früchten und hohem Ertrag.
Die blauschwarzen, süß-aromatischen Früchte erinnern im Geschmack an Heidelbeeren. Ab Juli sind die Früchte reif und vor allem für den Frischverzehr geeignet. Getrocknete Früchte wurden früher als Rosinenersatz verwendet. Von den nordamerikanischen Indianern als Zutat des Pemmikan geschätzt.
Pemmikan ist eine nahrhafte und haltbare Mischung aus zerstoßenem Dörrfleisch und Fett, die die Indianer Nordamerikas als Reiseproviant und Notration mit sich führten.
Felsenbirnenfrüchte enthalten zahlreiche Vitamine, normalisieren den Schlaf, die Herzleistung, verringern den Blutdruck und helfen bei Hals- und Mundentzündungen. Die Früchte enthalten unter anderem auch Flavonoide (Vitamin P), die zur Festigung, Erweiterung und allgemeinen Elastizität von Blutgefäßen einen Beitrag leisten können.

Systematik:

Ordnung: Rosenartige (Rosales)
Familie: Rosengewächse (Rosaceae)
Unterfamilie: Spiraeoideae
Gattung: Felsenbirnen
Wissenschaftlicher Name: Amelanchier canadensis
Deutscher Trivialname: Edelweiß - oder Rosinenbaum, Gams - oder Klingelbeere, Kanadische Elsbeere

Bild 01 Illustration,  Canadische Felsenbirnen (Amelanchier canadensis)


Bild 02 Kleine Hinweistafel aus dem Exotenwald (Arboretum) Bad Grund im Harz

Amelanchier canadensis ist heimisch im östlichen Nordamerika in Kanada von Neufundland West nach Süd- Ontario und in den Vereinigten Staaten von Maine Süden nach Alabama  und wächst in Meereshöhe bis zu 200 Metern.

Arbeitsanleitung:

Original Färberezept siehe Seite von Herrn Armin Eisner http://www.aeisner.de/
W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau) modifiziert

Arbeitsablauf :

Reichert - Jung Schlittenmikrotom Hn 40 - Schnittstärke beträgt 20 µm

Probe lag in AFE – Gemisch
Fixiergemisch auswaschen in 70 % Ethanol 5 Minuten
1. (Querschnitte) mit 70 % Ethanol
2. Alkoholreihe bis zum 30%igen Ethanol
3. Wasser entmin. 3x wechseln je 1 Minute
4. Vorfärbung Acridinrotlösung 8 Min.
5. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
6. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen - Lupenkontrolle) 12 Sekunden.
7. 2 x auswaschen mit Aqua dest..
8. Nachfärbung Astrablaulösung 2 Minute.
Bei der Nachfärbung mit Astrablau eine Mischung aus Astrablau und Acriflavin im Verhältnis 6 : 1 verwendet.
9. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben
10. Entwässern mit 2x gewechseltem Isopropylalkohol ( 99,9 % )
11. Als letzte Stufe vor dem Eindecken Xylol einsetzen
12. Einschluss in Entellan

Ergebnis :
Rindenparenchym grün; Sklerenchymring rot;. Phloem blau; Epidermis hellrosa;
Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot.

Fotos erstellt mit Nikon D5000.
Die Übersichtsaufnahmen wurde mit ,,MagniFlash" erstellt.


Spross Querschnitt 20 µm

Bild 03 Schnittstellen Spross und Blattstiel Canadische Felsenbirnen (Amelanchier canadensis)


Bild 04 Spross Übersicht Canadische Felsenbirnen (Amelanchier canadensis)

Die Übersichtsaufnahme wurde mit ,,MagniFlash" erstellt.

Bild 05 Übersicht im Bereich einer Sprossgabelung Canadische Felsenbirnen (Amelanchier canadensis)


Bild 06 Spross Übersicht  im Bereich einer Sprossgabelung Canadische Felsenbirnen (Amelanchier canadensis)


Bild 07 Spross, Vergrößerung aus der Übersicht mit Beschriftung Canadische Felsenbirnen (Amelanchier canadensis)



PL = Phellem, PG = Phellogen, PD = Phelloderm, RP = Rindenparenchym, SKL = Sklerenchym, PH = Phloem, KA = Kambium, PMS = Primärer Markstrahl, XY = Xylem, T = Tracheen

Bild 08 Xylem mit Tracheen, starke Vergrößerung) Canadische Felsenbirnen (Amelanchier canadensis)


Bild 09 Markzellen mit Zellkernen Stärkekörner, Canadische Felsenbirnen (Amelanchier canadensis)


Bild 10 Markzellen mit Zellkernen Stärkekörner, Vergrößerung Canadische Felsenbirnen (Amelanchier canadensis)


Bild 11 Spross, quer, Fluoreszenzaufnahme Canadische Felsenbirnen (Amelanchier canadensis)

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED

Bild 12 Spross, quer, Fluoreszenzaufnahme Canadische Felsenbirnen (Amelanchier canadensis)

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Standard - Beleuchtung als Pilotlicht.

Blattstiel Querschnitt 20 µm

Bild 13 Blattstiel, Übersicht Canadische Felsenbirnen (Amelanchier canadensis)


Bild 14 Blattstiel,  Vergrößerung aus der Übersicht mit Beschriftung Canadische Felsenbirnen (Amelanchier canadensis)

CU = Cuticula, EP = Epidermis, RP = Rindenparenchym, SK = Sklerenchym, PH = Phloem, XY = Xylem, MP = Markparenchym

Bild 15 Blattstiel , Leitbündel , Canadische Felsenbirnen (Amelanchier canadensis)


Bild 16 Blattstiel, Vergrößerung ,  Canadische Felsenbirnen (Amelanchier canadensis)


Bild 18 Blattstiel, quer, Fluoreszenzaufnahme Canadische Felsenbirnen (Amelanchier canadensis)

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED

Bild 19 Blattstiel, quer, Fluoreszenzaufnahme Canadische Felsenbirnen (Amelanchier canadensis)

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED

Literatur:

Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 1, Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1892, ‎ S. 455
Schmeil: Leitfaden der Pflanzenkunde 1952


Mit freundlichem Gruß
Hans-Jürgen


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Gerne per "Du"

Rawfoto

Hallo Hans-Juergen

Den Blattstiel finde ich absolut huebsch, unglaublich ... Wie immer ein topp Artikel geworden ...

Liebe Gruesse :-)

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Jan Kros

Lieber Hans-Jürgen
Wieder eien schöne Arbeit der Du da gemacht hast.
Schöne Bilder
Eine Anregung für mich diese Pflanze selbst zu schneiden, der steht in unseren Garten
Herzlichen Gruss
Jan

Detlef Kramer

Lieber Hans-Jürgen,

der ewige Meckerer meldet sich mal wieder zu Wort, zu einem, wie gewohnt, hervorragenden Beitrag.

In Bild 7 meine ich, dass EP Phellem sein müsste und RP Phelloderm. Und dazwischen erkennt man auch noch ein ca. einzelliges Phellogen. Rinde ist aber auch noch zu erkennen, nämlich darunter mit den Sklerenchymsträngen Die Zellen sind viel unregelmäßiger geformt, als die des Phelloderms, wenn ich denn richtig interpretiere.

Herzliche Grüße,
Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

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Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

vielen Dank für die sehr schöne Dokumentation!

Vielleicht kannst Du uns die äußeren Gewebeschichten des Sprosses noch einmal im Detail zeigen? Beim Periderm bin ich immer noch etwas unsicher und da gibt es sicher was zu lernen.  :)

Die Früchte der Felsenbirne sind übrigens sehr lecker - frisch vom Baum aber z.B. auch als Marmelade. Nur mit den Samen muss man etwas aufpassen - sie sind leicht giftig. Also nicht zerbeißen oder zerquetschen und ggf. aus dem Fruchtmus entfernen.

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Hans-Jürgen Koch

#6
Liebe Pflanzenfreunde,

danke für Euer Lob.

Jetzt kann ich  die drei letzten Strukture vom Blattstiel auch beschriften.  Danke für die Hilfe Detlef.

Blattstiel,  Vergrößerung aus der Übersicht mit Beschriftung Canadische Felsenbirnen (Amelanchier canadensis)

CU = Cuticula, EP = Epidermis, RP = Rindenparenchym, SK = Sklerenchym, PH = Phloem, XY = Xylem, MP = Markparenchym
1 = Hypodermis, 2 = Protoxylem, 3 = Strahlparenchym

@Jörg,

Hier drei Bilder von den äußeren Gewebeschichten des Sprosses im Detail








Evtl.könnt Ihr mir etwas mehr dazu sagen ?

Einen schönen Sonntag wünscht

Hans-Jürgen



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Detlef Kramer

Hallo Schnippel-Freunde,

auf die Schnelle und in der Hoffnung, dass das so stimmt. Das Phelloderm ist in der Tat nicht sehr deutlich zu erkennen, aber die Zellen sind flach und korrespondieren in Breite mit den entsprechenden Phellem-Zellen.


Herzliche Grüße
Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

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Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

vielen Dank für die Detailaufnahmen zum Periderm!

Und Dir, lieber Detlef,

ebenso vielen dank für die Beschriftung!

Herzliche Grüße
Jörg
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Hans-Jürgen Koch

Lieber Detlef,

danke für Deine Unterstützung zum Periderm. Habe das Bild 07 neu eingestellt und berichtigt.

Gruß
Hans-Jürgen
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Omaruru

Hallo Hans-Jürgen,

Kompliment zu dem gelungenen Start in das neue Jahr.
Ein Problem habe ich nur mit deiner Interpretation des Zellinhalts von Mark- und Markstrahlparenchym - Bild 8 - 10. Eine lebende parenchymatische Zelle hat normal nur einen Zellkern, der sich im wandständigen Plasma befindet. Bei deinem Objekt sind die einzelnen Zellen durch die rel. dicke Sekundärwand gut abgegrenzt. Der Raum der Vakuole ist aber durch diese froschlaichartigen Gebilde gefüllt, was eine Identifikation des Zellkerns sehr erschwert. Die Gebilde selbst halte ich für Speichersubstanz, wobei ich bei Amelanchier nicht weiß, was er bunkert. Stärke liese sich einfach durch Färbung mit Jod - Jodkali nachweisen. Bei anderen Polysacchariden wird es im Schnitt schwer.

Herzliche Grüße

Klaus
Ich bevorzuge ein kollegiales Du ;-).

Scientists like to name anything.
      Jack Horner

Detlef Kramer

#11
Lieber Hans-Jürgen,

vier Augen sehen mehr, als zwei; Klaus hat recht, ich hatte das übersehen. Klar handelt es sich dabei um Amyloplasten (Stärkekörner), die allerdings nicht in der Vakuole sitzen, sondern das gesamte Cytoplasma füllen. Dies ist eine typische Erscheinung bei mehrjährigen Pflanzen in Herbst und Winter. In dieser Form ist die Energie gespeichert, die für den Frühjahrsaustrieb benötigt wird. Sie sollten zwischen gekreuzten Pol-Filtern kräftig leuchten.

Herzliche Grüße
Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

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Hans-Jürgen Koch

Hallo Klaus und Detlef,

eine Färbung mit der Lugolschen Lösung hat es bewiesen, es handelt sich um Stärkekörner (Farbumschlag nach blauviolett).
Danke für den Hinweis.

Mit freundlichem Gruß

Hans-Jürgen
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