Wassermilbe (ca. 200x400µm) (--> Limnohalacarus spec.)

Begonnen von Oliver S., Februar 24, 2010, 23:23:37 NACHMITTAGS

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Walter Pfliegler

Hallo, ich habe einige Examplaren von Oliver bekommen und machte einige Fotos. Mit der Gattung und Artbestimmung bin ich leider noch nicht sicher! Ich melde mich wieder, wenn die Bestimmung sicher ist.

Grüsse, Walter









Walter - Amateur Naturfotograf, Ungarn

Oliver S.

Lieber Walter,
ich bin sehr gespannt auf deine weiteren Erkenntnisse.
Gruß, Oliver
(gern per "Du" )

ilse

Die Milbe ist eine Limnohalacarus. Scheinen häufig in Aquarien vorzukommen. Bereits von Untergasser 1985 im DAS AQUARIUM Nr. 193 erwähnt. Was für Fische sind im Aquarium?
Ilse

Oliver S.

Hallo Ilse,
danke für deinen Hinweis.
Bei dem Becken handelt es sich um ein Amazonas-Becken
(weiches warmes Wasser; Besatz: Skalar, Diskus, Neon...)
Gruß, Oliver
(gern per "Du" )

Walter Pfliegler

Hallo, ich habe wieder etwas mit dieser Milbe gearbeitet. Ich machte neue Präparate und habe kürzlich einiges neues über Halacaridae erfahren. Wie Ilse (vielleicht Ilse Barstch, Halacaridae-Forscherin?) schon gesagt hat, diese Examplaren sollen zu Limnohalacarus gehören. Es gibt folgende Arten in Europa, nach Zánkai, 2005:

L. cultellatus (Ungarn und Venezuela!)
L. mauritzi (Niederlanden)
L. wackeri (Europa)
L. wackeri astacicola (Nord-Deutschland)

Hier gibt es Zeichnungen von Limnohalacarus, aber es ist nicht einfach zu entscheiden, zu welcher Art diese Examplaren gehören - die Zeichnungen sind nicht so informativ. (Link hier, es ist ein DjVu Dokument)

Also, meine Fotos sind hier (ein Weibchen)
. Wir sollten wahrscheinlich Dr Bartsch fragen, ob sie uns helfen könnte (ich schreibe an ihr ein Email):

















Walter - Amateur Naturfotograf, Ungarn

Oliver S.

Hallo Walter,
ich komme erst jetzt dazu zu antworten.
Sehr interessant, was du alles über das Tierchen herausfindest.

Herzliche Grüsse,
Oliver
(gern per "Du" )

ilse

Moin, moin,
Das abgebildete Tier gehört zu keiner der Arten (L. cultellatus, L. mauritzi, L. wackeri, wobei allerdings L. mauritzi nunmehr L. wackeri zugeordnet wird), denn
Die Krallen an Bein 1 haben viele lange Zinken (zu sehen auf Bild 1 der neuen Photoreihe) --- bei L. cultellatus fehlen diese langen Zinken.
Die Krallen an den folgenden Beinen haben außer den Zinken einen 'Zapfen' (Bild 8) ---bei L. mauritzi und L. wackeri gibt's keinen Zapfen.
Das Gnathosoma (Köpfchen) ist kurz (Bilder 2, 4, 9) --- bei L. cultellatus ist es länger und schlanker.
Die Okularplatten (paarige Platten auf der Dorsalseite) sind groß (Bild 5) --- bei L. cultellatus, L. mauritzi, L. wackeri sind die Platten unterteilt.
Alle Ventralplatten sind verschmolzen --- bei L. cultellatus, L. mauritzi, L. wackeri sind sie unterteilt.
Am nächsten kommt die Art den Arten L. billabongis, L. fontinalis, L. portmanni. L. billabongis ist aus Nordaustralien gemeldet, die anderen 2 aus Afrika. Ich nehme an, daß die Tiere mit Aquarium-Zubehör (wohl vor allem Pflanzen) in die Aquarien gekomemn sind. Man müßte vielleicht bei Aquarium-Zubehör-Läden die Pflanzenbecken beproben.

Und, wie kommt man in Europa an Süßwasserhalacariden ran? Am leichtesten ist die Art Porohalacarus alpinus zu finden; sie ist aufgrund der zwei schwarzen Pigmentflecken auf den Okularplatten und des relativ schlanken Körpers zu erkennen. Gibt es einen einigermaßen sauberen See in der Nähe, mit einigen Schilfbeständen, oder etwas Moos (lockeres Moos wie z.B. Quellmoos, Fontinalis) am Rande oder in geringer Wassertiefe, oder Dreissena (Dreiecksmuschel)? Von Dreissena einige Klumpen sammeln, ebenso etwas Moos-Geflecht, abgestorbene oberflächliche Schilfwurzeln und Teile des Stengels aus dem stets wasserüberdeckten Bereich sammeln, diese Dinge gut abspülen und das Wasser durch ein Sieb (ca 100 Mikrometer) gießen. Da müßten die Halacariden drin sein.
Ansonsten sind Quellbereiche vielversprechend. Proben direkt aus der Quelle sind meist nicht ergiebig, aber in ein Stückchen (ein bis wenige Schritte) entfernt genommenen Proben mag was drin sein, in Proben von z.B. ins Wasser hängenden Graswurzeln, Moosen, usw. In Bächen und Flüssen mit Ufersediment können sich Grabungen im Sediment lohnen, Loch graben und das zusammenrieselnde Wasser durchseihen, oder kurzerhand Sediment aus Spaten-tiefen Schichten in einen Eimer, kräftig durchwühlen und das Wasser durch ein Sieb dekantieren.
Viel Vergnügen beim Halacariden-Haschen!
Ilse