HISTOLOGIE: Sternhimmelzellen (Makrophagen) in die Milz eine Ratte

Begonnen von Ronald Schulte, Januar 20, 2012, 12:27:10 NACHMITTAGS

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Ronald Schulte

Heute möchte ich mal ein Zelltyp vorstellen mit eine besondere Fähigkeit und Funktion: 'Makrophagen', 'Fresszellen' oder wie hier definiert 'Sternhimmelzellen'.

Im Knochenmark entwickeln sich Monozyten und wandern in die Blutgefäße, in denen sie im Blutstrom durch den Körper zirkulieren. Kommen sie währenddessen in Kontakt mit Infektionen, sind sie wie neutrophile Granulozyten in der Lage, verstärkt in das betroffene Gewebe einzuwandern. Dort differenzieren sie unter Einfluss von Cytokinen und Erreger-Substanzen in Makrophagen.
Makrophagen kommen auch in z.B. die Lungen vor als Alveolar-makrophagen (siehe Beitrag: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=9640.0) aber auch z.B. in die Milze.
Milz-makrophagen bauen, in die Milz, veraltete Erythrozyten, Thrombozyten (Blutplättchen) und Lymphozyten ab. Die Abbau-Produkte sind in die Zellen sehr gut zu erkennen weil sie sich spezifisch anfärben lassen. Es sieht aus als ob die Zelle Leer ist und nur den Kern und die Zell-Trümmer noch da sind. Auf Deutsch werden diese Zellen auch 'Sternhimmelzellen' genannt. In die Englische Sprache heißen sie 'tingible body macrophages'  (die Holländer haben keinen eigenen Namen ausgedacht, vielleicht sind sie hier gar nicht bekannt )!

Milz (Wikipedia),

Die Milz (lateinisch Lien, griechisch σπλήν, englisch spleen) ist ein in den Blutkreislauf eingeschaltetes Organ des lymphatischen Systems und liegt in der Bauchhöhle nahe dem Magen. Die Milz hat drei grundlegende Aufgaben. Zum einen dient sie der Vermehrung der zu den weißen Blutkörperchen gehörenden Lymphozyten und spielt daher eine Rolle bei der Abwehr körperfremder Stoffe (Antigene). Zweitens ist sie ein wichtiger Speicherort für die ebenfalls zu den weißen Blutkörperchen zählenden Monozyten. Drittens dient sie der Aussonderung überalterter roter Blutkörperchen. In der späten Fetalentwicklung und bei Kindern spielt die Milz darüber hinaus auch eine Rolle bei der Bildung von Blutzellen.

Die Milz ist beim Menschen ein etwa 11 × 7 × 4 cm großes Organ (Masse 150–200 Gramm), das im linken Oberbauch unterhalb des Zwerchfells und oberhalb der linken Niere liegt. Bei Säugetieren kann die Milz erhebliche Ausmaße einnehmen, beim Pferd ist sie 50 cm lang. Bei Vögeln ist die Milz kugelförmig. Sie ist das größte lymphoretikuläre Organ mesodermaler Herkunft, das in Segmente unterteilt ist. Die Milz wird von einer bindegewebigen, von Peritonealepithel bedeckten Kapsel umgeben, von der ein trabekuläres Bindegewebsgerüst und einige glatte Muskelzellen in das Parenchym, die Milzpulpa (von lateinisch Pulpa ,,breiige Masse"), einstrahlen. Sie liegt also intraperitoneal.
Die Milz vereint in Bau und Struktur zwei Organe. Die weiße Pulpa als Innenorgan übernimmt als lymphatisches Organ immunologische Aufgaben. Die rote Pulpa entfernt schädliche Partikel aus dem Blut mittels ihrer Fresszellen (Phagozyten). Sie speichert auch weiße Blutkörperchen und Blutplättchen, welche sie ausschütten kann. Das dichtmaschige Retikulum enthält die makroskopisch weißlichen und in ihrer Gesamtheit als weiße Pulpa bezeichneten Milzknötchen, auch bekannt als Malpighi-Körperchen. Es handelt sich dabei um Lymphfollikel, bestehend aus lymphatischem Gewebe mit B-Lymphozyten. Zudem gehören zur weißen Pulpa die um die Gefäße angeordneten periarteriellen lymphatischen Scheiden (PALS) mit T-Lymphozyten.

Der Raum zwischen den Knötchen ist von einem weitmaschigen Retikulum ausgefüllt, das von Blut durchströmt und als rote Pulpa (Pulpa rubra) bezeichnet wird. In ihr werden gealterte rote Blutkörperchen (Erythrozyten) abgebaut, indem sie sich durch das enge bindegewebige Netzwerk der Milzstränge zwängen. Alte Erythrozyten sind nicht mehr so gut verformbar wie junge und verfangen sich in den Maschen. Schließlich werden sie von Makrophagen beseitigt.

Zum Präparat,

Dieses Milz-Präparat stammt von eine Ratte. In das erste Bild ist die Lage von den Milz zu sehen.
Es stammt von die Universität Bern, Institut für Ökologie und Evolution aus ein Praktikum "Morphologie und Anatomie der Ratte".
Das Praktikum ist hier zu bekommen: Download Praktikum

Bild 1,



Nach die Entnahme habe ich es zugeschnitten und in Formol ungefähr zwei Monate Fixiert.
Natürlich war das Stuck auch schon nach eine Woche Fixiert aber wenn man viel Gewebe auf ein mal bekommen kann ist es Sinnvoll um mehrere Flaschen mit Formol an zu fertigen und gut zu Dokumentieren was Fixiert wurde. Öfters ist Gewebe nach die Fixierung nicht mehr gut zu erkennen.
In das Spülwasser habe ich Bild 2 gemacht.
Deutlich kommen da schon Regionen hervor.


Bild 2,

R = Das Rote Pulpa ist immer noch Rötlich zu erkennen;
W = Die weiße Flecken ist das Weiße Pulpa;
4 Pfeilpunkte =  trabekuläres Bindegewebe.
Die sechs kleine Bläschen sind Luftblasen.





Das Gewebe ist in Technovit 7100 eingegossen und geschnitten mit ein LKB Historange 2218 Rotationsmikrotom.
Nachteil von das Kunststoff ist das nur wenige Färbungen möglich sind. Meist nur Basische Farbstoffe wie Methylen B, basisches Fuchsin, Toluidin B, Pyronin sind Brauchbar. Glücklich ist auch Haematoxyline gut zu gebrauchen.
Vorteil von Kunststoff ist die sehr gute Morphologie von das Gewebe und natürlich auch die Relativ einfache Möglichkeit um dünn zu Schneiden.
Da die Milz ein sehr Kompaktes Gewebe ist mit viele gleiche Zellen sieht sie Färberisch nicht so schön aus wie z.B. mit eine Wackerfärbung aber so ist die Histologie ab und zu.
Hier ist gefärbt mit Haematoxyline nach Gill II und gegengefärbt mit basischen Fuchsin.
Eingedeckt ist mit mein beliebtes Depex.


Bild 3,

K= Das Peritoneal (Bauchfell) -epithel bedeckten Kapsel. Bindegewebe und Fibrozyten.
R = Rote Pulpa.
Das eingesetzte Foto gibt mit die Weiße Pfeile an wo das Bild geschossen ist.
Objektiv Leitz Plan Fluotar 25x
Färbung: Haematoxylin Gill II, Fuchsin basisch





Bild 4,

Milzknötchen oder Sekundärer Lymphfollikel
1 = Keimzentrum (vor allem B-Lymphozyten und die 'Sternhimmelzellen')
Pfeilpunkte = Sternhimmelzellen
2 = Corona oder Mantelzone besteht hauptsächlich aus Lymphozyten
3 = Marginalzone, bei Ratten markiert ein Randsinus die Grenze von Marginalzone und Mantelzone (bei der Mensch nicht).
4 = Rote Pulpa
Stitch von 8 Bilder, Leitz Fluotar 25x
Färbung: Haematoxylin Gill II, Fuchsin basisch





Bild 5,

Primärfollikel (neben die Sekundärer Lymphfollikel, Bild 4, kommen auch einige Primärfollikel vor. Sie bestehen hauptsächlich aus B-Lymphozyten und ich kann keine Sternhimmelzellen entdecken. Ob sie da sein sollten weis ich nicht. Am 13.00 Position ist eine kleine begeleitene Vene zu sehen.)
Objektiv Leitz plan Apo 40x
Färbung: Haematoxylin Gill II, Fuchsin basisch





Bild 6,

Zwei Identische Bilder von ein Keimzentrum. Oben das Orginalbild, unten das gleiche Bild nur sind die Sternhimmelzellen noch gefärbt, den Rest habe ich in PS von Farbe befreit.
Die Kerne von die Makrophagen sind deutlich zu erkennen und in das Zytoplasma liegen viele Trümmer von abgebaute Lymphozyten.
Objektiv Leitz plan Apo 40x
Färbung: Haematoxylin Gill II, Fuchsin basisch





Bild 7,

Makrophagen. Gleich neben den großen Kern sind die Zell-trümmer deutlich zu erkennen.
Objektiv Leitz plan Apo 63x NA 1.4
Färbung: Haematoxylin Gill II, Fuchsin basisch





Bild 8,

Max Clara Zeichnete die Zellen auch schon in sein Wunderschönes Buch: ,,Atlas der Mikroskopischen Anatomie des Menschen"





Bild 9,

Keimzentrum angefärbt mit Toluidin Blau. Wer die Zeit nimmt um zu Schauen sieht viele Sternhimmelzellen. Rechtsoben fängt die Mantelzone an.
Objektiv Leitz plan Apo 40x
Färbung: Toluidin Blue





Bild 10,

Kapsel und Trabekel. Die Milz wird von einer kräftigen, von Peritonealepithel bedeckten Bindegewebskapsel (K) umgeben. Von dieser Kapsel aus ziehen sich verzweigende und zum Teil miteinander vernetzte Trabekel (Balken = T) in das Organinnere und bauen ein stützendes Gerüst auf.
Zur Orientierung ist in Bild 2 die Milz-Kapsel wie ein Weißen Rand zu beobachten. Trabekel sind dort mit eine Pfeile angegeben.  
R = Rote Pulpa
Objektiv Leitz Plan Fluotar 25x
Färbung: Haematoxylin Gill II, Fuchsin basisch





Bild 11,

In dieses Präparat sehe ich in die Rote Pulpa vereinzelnt  Megakaryozyten (Me).  Megakaryozyten bilden die Blutplättchen. Ich dachte das nur in die Embryonal - und Frühe Kindzeit die Blutzellbildung in die Milz stattfindet aber offensichtlich auch später. Vielleicht kann jemand hier was zu sagen.
Die 'M' ist eine Mitosefigur.
Objektiv Leitz plan Apo 63x NA 1.4
Färbung: Haematoxylin Gill II, Fuchsin basisch





Viel Spaß beim anschauen, grüße Ronald
Mikroskope:
Leitz Orthoplan (DL, AL-Fluoreszenz und Diskussionseinrichtung).
Leica/Wild M715 Stereomikroskop.
Mikrotom:
LKB 2218 Historange Rotationsmikrotom.

hebi19

Hallo Ronald

"ganz toll" - mit solchen Bildern schiebst Du mich noch in richtung Histologie - noch bin ich ja mikroskopisch eher "eine noch nicht differenzierte Stammzelle ohne eindeutige Funktion"
bisher hat mich der wohl deutlich höher notwendige technische Aufwand von dieser Richtung abgehalten - als reiner Hobbymikroskopiker !

Vielen Dank für die tolle Dokumentation und Präsentation.
Martin

Grüße von
Martin alias hebi19

Motic BA-300, div Lomo, Stereo-Mikroskop noname

Jan Kros

Hallo Ronald
Wunderschöne Arbeit und gut dokumentiert.
Es macht immer wieder spass von dir Präparate und Bilder zu sehen
Herzlichen Gruss
Jan

Ronald Schulte

#3
@Martin und Jan,

Danke. Den Extra aufwand um mal was Tierliches einzubetten ist gar nicht so groß und schon gar nicht schwierig, ich kann es ja auch.  ;)
Es ist denke ich mehr das unbekannte. Einmal was geschnitten und am Mikroskop beobachtet, bist du 'um' und möchtest nie wider was anderes.
Bedenke auch das ein Bild hier eingestellt etwas anderes ist wie das Live Bild am Mikroskop. Mit ein gute Optik ist es ein Fest um ein Präparat zu beobachten.
Mein 63x planapo z.B. liefert so wahnsinnig viele Details, das solltest du dich mal ansehen.
Die Histologische Welt ist unendlich.

Grüße Ronald
Mikroskope:
Leitz Orthoplan (DL, AL-Fluoreszenz und Diskussionseinrichtung).
Leica/Wild M715 Stereomikroskop.
Mikrotom:
LKB 2218 Historange Rotationsmikrotom.

Fahrenheit

Lieber Ronald,

abermals vielen Dank für Deinen sehr schön dokumentierten und lehrreichen Beitrag und natürlich auch die wie immer über jeden Zweifel erhabenen Aufnahmen!

Herzliche Grüße
Jörg
Hier geht's zur Vorstellung: Klick !
Und hier zur Webseite des MKB: Klick !

Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Peter Herkenrath

Danke Ronald,

du machst wirklich Lust auf Histologie. In dem toluidinblauen Bild kann man den Sternenhimmel der Sternhimmelzellen mit etwas Fantasie gut erkennen.

Grüße, Peter

Ralf Feller

Hallo Ronald,
danke für die schöne Dokumentation!
Tolle Arbeit.

Was mich interessiert, Du zeigst in deinem letzten Bild
eine Riesenzelle, wie ich das nicht von gesunder menschlicher
Milz kenne. Beim Menschen gibt es solche Riesenzellen als
Verschmelzungsprodukte von Histiozyten in Granulomen
als Reaktion auf Fremdkörper, Bakterien (besonders Tuberkulose)
oder auch bei Sarkoidose in Milz und Lymphknoten.

Aber diese Zellen sind mir auch schon aufgefallen, aber nur
in der Milz von Ratten !!! Deshalb interessiert es mich. Hast Du
diese Zellen nur in einer oder in vielen Ratten, Mäusen...gefunden.
Ich habe einige Vögel seziert und diese Zellen da auch nicht gefunden.

Rattenmilz Zoogeschäft, (Paraffinschnitt)


Lymphknotentuberkulose beim Menschen


Gruß aus Mülheim-Ruhr
Ralf

Dieter Stoffels

#7
Hallo Ronald,

vielen Dank für den wunderbaren Beitrag. Ich habe Deine Aufnahmen mit Schnitten durch die Milz einer Maus verglichen und bin, wie zu erwarten, zum Ergebnis gekommen, dass sich Histologie und Zellbesatz gleichen. Unterschiede zeigen sich in der Dimension der Gewebeverhältnisse. Deutlich wird dieser Umstand auch an der Milzkapsel, deren kollagener Anteil bei der Ratte mächtiger ausfällt als bei der Maus. Kontraktile Elemente, wie glatte Muskulatur, kann ich bei der Kapsel der Maus nicht beobachten, wohl aber eine äußere, einschichtige Lage eines Mesothels. Zum Vergleich habe ich eine Aufnahme eines Schnittes durch die Milzkapsel der Maus beigelegt.


Abb. 1:  Milzkapsel der Maus (Mus musculus); Vergr. 400x

Nochmals vielen Dank für Deinen Beitrag!

Dieter

Florian Stellmacher

#8
Liebe Histo-Freunde,

vielleicht ist es in diesem Zusammenhang interessant, einmal eine menschliche Milz im Vergleich zu sehen.

Die Präparate zeigt relativ typische Veränderungen der Milz bei Patienten, die unter einer chronischen obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) leiden. Diese mit einer chronischen Bronchitis beginnende Erkrankung führt in ihrem weiteren Verlauf zur Verengung (Obstruktion) der Atemwege und ferner zu einem Umbau des Lungengewebes, bei dem schließlich die Anzahl der pulmonalen Blutgefäße sinkt; um eine ausreichende Sauerstoffversorgung bzw. Entsorgung von Kohlenioxid gewährleisten zu können, muss das rechte Herz eine vermehrte Pumpleistung erbringen, was einerseits zu einer Druckerhöhung in den Lungengefäßen führt, andererseits - wie bei jedem Muskeltraining - zu einer z.T. enormen Vermehrung von Muskelmasse der rechten Herzkammer führen kann. Das so entstandene Cor pulmonale kann seine Arbeit jedoch auf längere Sicht nicht problemlos erfüllen, sodass sich das Blut in den dem rechten Vorhof bzw. dem rechten Ventrikel vorgeschalteten venösen Kreislauf zurückstaut - und zwar auch bis in die Leber und die Milz.
Typisch sind hierbei folgende Veränderungen: Durch die chronische Blutstauung kommt es zu einer zunehmenden sog. "Verwaschung" der Milzanatomie, bei der die weiße Pulpa immer schmaler, die rote Pulpa immer breiter und unschärfer begrenzt wird. Ferner kommt es, da sich ja der Druck innerhalb der Milzkapsel erhöht, zum Eindringen von Eiweißen in die Kapsel, die ihrerseits zu einer Bindegewebsvermehrung führt. Das kann den Maximalbefund einer sog. Zuckergussmilz (Perisplenitis cartilaginea) annehmen, bei der die Kapsel mehrere Zentimeter dick und hart wie Knorpel ist. Ferner kommt es durch die Stauung zum vorzeitigen Platzen zahlreicher roter Blutkörperchen, die dann von Makrophagen aufgenommen werden. In diesen ist das Hämosiderin als Abbauprodukt des Hämoglobins noch lange mit einem entsprechenden histochemischen Verfahren (z.B. Berlinerbau-Reaktion) nachweisbar.

Bild 1 zeigt die Kapsel einer chronisch gestauten Milz sowie das darunter gelegene "verwaschene" Parenchym. Ferner ist die Kapsel durch etliche Lymphozyten entzündlich infiltriert. Die Verbreiterung der Kapsel ist hier noch relativ moderat, solche Befunde sieht man in der Autopsie häufiger.


HE, Zeiss Plan Neofluar 10x

Auf Bild 2 erkennt man zahlreiche Makrophagen der Milz, die mit Hämosiderin aus abgebauten Erythrozyten beladen sind.


Berlinerblau, Zeiss Plan Neofluar 20x

Eine Ergänzung zur Kapsel: Die Milz des Menschen ist - z.B. ganz im Gegensatz zum Hund - nicht als Speichermilz ausgelegt. Bei vielen Tieren (ich weiß nicht, ob Mäuse und Ratten dazugehören) dient die Milz quasi auch als interne Bluttransfusion, bei der sich im Falle eines (hämodynamisch wirksamen) Blutverlustes die Kapsel kontrahiert und auf diese Weise zu einer Zufuhr von Blut in den Körperkreislauf sorgt. Eigentlich sehr praktisch, beim Menschen hat die Evolution aber einen anderen Weg beschritten.

Ferner noch eine Ergänzung zur Riesenzelle der Milz: Ich kann es natürlich ohne entsprechende Immunhistochemie nicht beweisen, aber ich neige Ronalds Meinung zu, dass er dort einen Megakaryozyten gefunden hat. Im Laufe der Embryogenese beginnt die Blutbildung in der Leber und der Milz, lange bevor das Knochenmark diese Aufgabe wahrnehmen kann. Bei den kurzen Generationszyklen der Ratte kann ich mir gut vorstellen, dass Reste der Blutbildung auch noch bei adulten Tieren nachweisbar sind. Die Morphologie passt ebenfalls.

Herzliche Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

Ronald Schulte

@ Florian,
Deine Erklärungen machen diesen Beitrag erst richtig Interessant.
Wenn ich es richtig verstehe bleibt bei chronische Blutstauung in die Milz die weiße Pulpa seine Funktion behalten. Sind die Makrophage die die Erythrozyten abbauen dann auch nur in das Rote Pulpa zu sehen oder wird die Weise Pulpa auch beteiligt? Ich möchte mal ein Berliner Blau Reaktion ausfuhren in die Gesunde Milz und sehen ob da noch noch etwas Hämosiderin nach zu weisen ist.

@ Ralf
Sehr Interessant aber da muss ja ein Hämatologe, wie du, auch wohl Interessiert sein  :)
Meine Milzerfahrungen bedienen sich leider nur noch auf diese Ratte-Milze. Mein Maus-Paraffin Block habe ich weggeschmissen weil es viel zu Hart war und nicht schneidbar (vielleicht zu Lange Fixiert, entwässert, zu Lange Xylol, wer weis).
Davon ausgehend das es, so wie Florian auch meint, eine Normale Megakaryozyte ist dann sehe ich in Dieser Schnitt ungefähr fünf bis sechs Megakaryozyten. In die weitere Schnitte in diese nähe bleiben es immer nur einige. In Dieter seine Maus-Milze meine ich, an die 09.00 Position gleich neben den Follikel, auch schon eine Megakaryozyte zu erkennen.
Vielleicht könnte er mal nachschauen und vielleicht ein Bild einstellen.

@ Dieter
Die Kapsel ist bei dir wohl dünner aber es ähnelt sich auch wohl. Wie Florian zeigt kann es auch anders aber da ist die Milz auch erkrankt.
Vielleicht könntest du mal nachsehen wieviele Megakaryozyten bei dir zu sehen sind und hier an Ralf berichten.

Grüße Ronald
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Florian Stellmacher

Lieber Ronald,

auch ohne mein Beiwerk war Dein Beitrag hochinteressant und wie immer brillant bebildert!

Die weiße Pulpa der Milz ist ja das periarterielle lymphatische Gewebe, das die Zentralarterien umgibt. Dieses wir im Zuge der Stauung schmaler, auch erscheinen die Grenzen zur roten Pulpa unschärfer. Die Makrophagen liegen dort, wo Erythrozyten "geschlachtet" werden, also in der roten Pulpa und nicht in der weißen. Wenn Du Dir überlegst, dass eine Stauungsmilz die doppelte oder dreifache Größe der normalen Milz erreicht, ja sogar noch größer werden kann, kannst Du Dir vielleicht vorstellen, dass die gesamte Anatomie der Milz duch die stauungsbedingte massive Vergrößerung der roten Pulpa verändert wird.

Herzliche Grüße,
Florian
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Dieter Stoffels

#12
Hallo Ralf,

der Anteil an Megakaryozyten in der Mäusemilz dürfte gleich hoch ausfallen wie bei der Ratte. Die Megakaryozyten  sind  häufig als Dreiergruppen zu beobachten und befinden sich im Übergangsbereich (den "Zwickeln") zwischen der roten und der weißen Milzpulpa. In Abbildung 1 wird eine Aufnahme eines Megakaryozyten der Maus gezeigt. Typisch ist der gelappte, polyploide Kern mit meist granulärer oder grobscholliger Chromatinstruktur (vergleiche Abb. 1 mit Abb. 2). Da die Nucleoli meist verdeckt werden, sind sie nur schwer erkennbar. Die Megakaryozyten fallen besonders in dünnen Schnitten (< 3 µm) wegen ihrer höheren Transparenz auf. Sie stellen zudem, den größten Zellenvertreter der Mäusemilz dar.


Megakaryozyt der Maus im Grenzbereich zwischen roter und weißer Milzpulpa (Mk Megakaryozyt, rMp rote Milzpulpa, wMp weiße Milzpulpa)


Megakaryozyt der Maus mit grobscholliger Chromatinstruktur (Cs Chromatinschollen, Mk Megakaryozyt, rMp rote Milzpulpa, wMp weiße Milzpulpa)


Viele Grüße!

Dieter

Ralf Feller

Hallo, danke an alle für dieses schöne Thema, besonders auch an Dieter fürs nachschauen und die Bilder.
Als Humanmediziner mit Schwerpunkt in der Hämatologie war mir das neu. Ich habe aber auch nie in der
Mäusehämatologie gearbeitet (experimentell). Ein schnelles googeln nach Ronalds Bericht brachte kein schnelles
Ergebnis. Heute habe ich eine Stunde nach "spleen megacaryocytes" gesucht und ein Google-Buch über die
Maus gefunden. Da stehts natürlich drin, au vieles Mehr zur Maus.
---the mouse in biomedical research google---
http://books.google.de/books?id=Gi6rIvx7Ni4C&pg=PA162&lpg=PA162&dq=spleen+megakaryocytes&source=bl&ots=GIZBhCXTXh&sig=65idc8cDBtOV35cHI2I4S81Wi_s&hl=de&sa=X&ei=TE8cT_vvGsqT8gPNkdDECw&ved=0CF4Q6AEwBg#v=onepage&q=spleen%20megakaryocytes&f=false

nochmal danke für die tolle Arbeit,
Gruß Ralf

Ronald Schulte

#14
Ralf,

Schönes Buch. In Ebay wird es in England schon für weniger wie Hundert Euro angeboten. http://www.ebay.nl/itm/The-Mouse-Biomedical-Research-History-Wild-Mice-a-/140677893895?pt=Non_Fiction&hash=item20c10e4f07
Ist natürlich nicht umsonst aber es sieht wohl sehr gut aus und ist auch mit z.B. in ViVo 'Surgical Techniques' usw. ausgestattet.

Wenn es also ein 'Sonntagsrätsel' wäre dann wurde ich sagen: es sind Definitiv Megakaryozyten die bei eine Maus da auch hin gehören. Da Mausern und Ratten sehr ähnlich sind könnte der Hypothese auch sein das es in die Ratten-Milz auch eine Megakaryozyte ist.
Es war wider einen Lehrsamen Sonntag, wunderbar.



Grüße Ronald
Mikroskope:
Leitz Orthoplan (DL, AL-Fluoreszenz und Diskussionseinrichtung).
Leica/Wild M715 Stereomikroskop.
Mikrotom:
LKB 2218 Historange Rotationsmikrotom.