Hauptmenü

Wochenendrätsel

Begonnen von Georg Abele, Februar 10, 2012, 21:00:46 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

beamish

Ist es ein Harz? Das eingetrocknete Präparat siet aus, wie ein altes Stück Kolophonium..
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

Georg Abele

Mir ist nicht bekannt ob ein Harz Bestandteil dieser gesuchten Substanz ist.

Gruß, Georg Abele
www.duennschliff.com  www.thin-section.com  Gute Ideen sind fast immer einfach.

treinisch

#17
Hallo,

das letzte Foto, mit seiner durchsichtig-glasartigen Schicht und den
charakteristischen Rissen sieht aus wie ein Polysaccharid.

Ah ja, Harz würde auch gehen, aber das würde ja nicht so aus
Wasser eintrocknen.

Zitat von: Georg Abele in Februar 12, 2012, 13:27:58 NACHMITTAGS
Mir ist nicht bekannt ob ein Harz Bestandteil dieser gesuchten Substanz ist.

Hmhmhm, jetzt wird es knibbelig. Mir ist gar nicht klar, dass eine Substanz
Bestandteile haben kann.

Nun gut, handelt es sich um einen Naturstoff?

Viele Grüße

Timm
Gerne per Du!

Meine Vorstellung.

Georg Abele

Es ist aus Naturstoffen zusammengesetzt. Es wurde nicht von mir hergestellt, dennoch bin ich im deutschen Sprachraum der vermutlich (noch) Einzige, der diese Zusammensetzung so besitzt. Dennoch kennt diese Substanz JEDER.

Gruß, Georg
www.duennschliff.com  www.thin-section.com  Gute Ideen sind fast immer einfach.

Klaus

Hallo Georg,

handelt es sich um das Enzym Laktase?

Gruß

Klaus

Georg Abele

www.duennschliff.com  www.thin-section.com  Gute Ideen sind fast immer einfach.

Georg Abele

Zwar möchte heute bei mir angesichts der Ereignisse nicht die richtige Freude am Rätsel aufkommen, dennoch liefere ich hier die Lösung:

Es handelt sich bei der Substanz um Curare.

Wie wenige in diesem Forum bereits wissen, habe ich einen Großteil meiner Jugend in Brasilien verbracht. Dabei habe ich Mitte der 60er einen Deutschen mit Namen Richter kennengelernt. Dieser war mit einer Indiofrau verheiratet und hatte mehrere, für mich in diesem Alter sehr aufregende, Mischlingstöchter.

Herr Richter verbrachte 9 Monate eines jeden Jahres im Amazonasgebiet und sammelte hauptsächlich Orchideen. Außerdem wurde ihm nachgesagt, daß er mehrere unehrliche und skrupellose Händler dort "dauerhaft" daran hinderte, weiterhin Schnaps zu liefern und die Indios anderweitig über den Tisch zu ziehen. Jedenfalls besaß der Mann offensichtlich das Vertrauen mehrerer Indianerstämme in Gegenden, welche damals sonst praktisch niemand betrat.

Von ihm stammt das Curare. Ebenfalls die Pfeile, welche aus Blasrohren verschossen werden und mein Blasrohr. Diese Blasrohre sind komplex aufgebaut: Die äußere Hülle bildet eine Art Bambus, ca 2m lang, deren Knoten allesamt durchgebohrt werden. Darin eingesetzt wird ein Schilfrohr. Den Abschluß bildet ein geschnitztes Mundstück.

Die Pfeile sind vermutlich aus gespaltenem Bambus. Etwa 330mm lang und 2,5mm im Durchmesser und unglaublich spitz. Am hinteren Ende ist ein Baumwollbausch befestigt, zur Abdichtung im Blasrohr und zur Stabilisierung des Fluges. Mein Bruder und ich haben damit noch in Brasilien selbst geschossen. Eine auf einem Postersessel liegende Orange auf (in der Erinnerung!?) ca. 30m Entfernung zu treffen, war keine allzugroße Kunst. Wobei die Pfeile (zur "Freude" meiner Mutter) die Orange regelmäßig regelrecht an die Polsterlehne nagelten.

In den frühen 70ern studierte mein Bruder In Kopenhagen. Dort wurde dieses Curare damals auch getestet. Es wurden zwei frische Rindermuskeln federbelastet in Schreiber eingespannt und mittels einer elektrischen Spannung zur Kontraktion stimuliert. In diesem Zustand wurde einem Muskel bekanntes, medizinisch verwendetes Curare aus Uni-Beständen injiziert, dem andern Muskel eine Aufschwemmung aus diesem Curare. Beide Muskeln erschlafften. Die anschließende Applikation eines Antagonisten führte nur beim Curare aus der Uni zum Erfolg.

Hier sind noch ein paar Fotos:



Tontöpfchen mit Curare 67mm hoch, Durchmesser  ca. 90mm, oben mit Stoffstück verschlossen und mit Pflanzenfasern zugebunden.


Curaretöpfchen geöffnet, deutlich ist ein Rührstäbchen und am Grunde die eigentliche Substanz, hart und glänzend wie Asphalt, zu sehen. Zum Gebrauch wird das Gift mit Wasser angelöst.


So sehen die Giftpfeile aus. Die Spitzen werden zum Gebrauch auf eine Länge von wenigen cm mit Curare bestrichen.


Großaufnahme des Bausches aus Baumwolle.


Viele Grüße aus Aalen, Georg


www.duennschliff.com  www.thin-section.com  Gute Ideen sind fast immer einfach.

beamish

Lieber Georg,

Vielen Dank, daß Du uns diese tolle Substanz mit einem noch schöneren Hintergrund vorgeführt hast! Du wirst es uns aber nachsehen, daß wir da nicht so ohne weiteres draufkommen konnten...  ;D (von wegen "lebenswichtig"....)


Herzlich

Martin
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

Mila

#23
Lieber Georg,

ich freue mich sehr über die Fotos und dass Du Curare thematisiert hast.
Oh ja, Curare bzw. dessen "Abkömmlinge" sind lebenswichtig bei Operationen, ich erinnere mich noch gut an die entsprechende Pharmakologie-Vorlesung.

Herzliche Grüße
Mila

P.S.: Bei der gezeigten Curare handelt es sich um sog. Topf-Curare, es gibt auch Tubo-Curare (Aufbewahrung in ausgehölten Pflanzensprossen) und Kalebassen-Curare (Aufbewahrung in einer Kürbisart).

Georg Abele

Lieber Martil, liebe Mila!

Vielen Dank für das freundliche feedback. Das "lebenswichtig" bezog sich natürlich darauf, daß Curare den Jagderfolg sichert und somit die Sippe ernährt. Ich, als Jäger, kenne den Frustfaktor des jagdlichen Mißerfolges zu Genüge und, obwohl ich ja damit nicht meine Sippe ernähren muß, kann gut nachvollziehen um wie viel leichter das Urwaldleben mit Curare ist.

Eine schöne Woche, Georg
www.duennschliff.com  www.thin-section.com  Gute Ideen sind fast immer einfach.

treinisch

Hallo,

natürlich konnte man das Rätsel nicht lösen.

Dennoch: Sehr sehr spannend! Curare als lebenswichtig zu erkennen
ist schon fast ein kleiner Kreativitätstest!

Danke!

Viele Grüße

Timm
Gerne per Du!

Meine Vorstellung.

Peter V.

Lieber Georg,

in gewisser Weise war der "Detritus" auch nicht so falsch.....
Dein Curare ist ja letztlich auch nichts anderes als Pflanzengeschmodder, irgendweie also auch Detritus  ;D

Ich hoffe, dass die Pfeilchen, mit denen Du hantierst, noch nicht damit bestrichen sind  ;)

Herzliche Grüße
Peter

Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Lothar Gutjahr

Ja so etwas herrlich gruselig, sich vorzustellen, daß die Muskulatur erschlafft, wenn du damit gepickst wirst Peter. Da das aber mit C anfängt, war ich mit er Chinarinde näher drann. ;D

Gruß Lothar

Georg Abele

Ich wollte eigentlich das Forum durch humorige Antworten und Hinweise auf die richtige Fährte locken. Dann wäre es sicherlich gelöst worden. Angesichts der Nachricht über den Tod von Werner Jülich, welchen ich telefonisch kannte, war mir dann jedoch nicht nach lustigen Formulierungen. Hätte ich vorher von dem Umstande gewußt, so hätte ich die Einstellung des Rätsels verschoben.

Jedenfalls bedanke ich mich sehr für Euer Interesse

Georg Abele

P.S.: Peter, die Pfeile hat bereits mein Vater in Brasilien seinerzeit ausgekocht aus Sorge, wir Jungens könnten aus lauter Neugierde unseren Hund damit pieksen.
www.duennschliff.com  www.thin-section.com  Gute Ideen sind fast immer einfach.