Leitz Mikroskop Ia der ehemalige Laubfrosch

Begonnen von Klaus Herrmann, Februar 16, 2012, 14:25:58 NACHMITTAGS

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Florian Stellmacher

#15
Lieber Jürg,

doch doch, da gibt es sogar absolut unbenutzte Mikroskope, die direkt aus der Fertigung in die Vitrine gewandert sind, z.B. in der Leitz-Sammlung im neuen Rathaus in Wetzlar zu bestaunen.

Klaus' Mikroskop ist natürlich professionell mit einem unheimlichen Aufwand von Olaf restauriert worden; wenn man bedenkt, dass es sich hierbei um ein frühes Industrieerzeugnis handelt, von dem alleine heute wieder zwei Stück in recht ordentlichem Zustand in der Bucht aufgetaucht sind, muss man vor dem Idealismus der Laubfroschentgrünung wirklich den Hut ziehen.

Herzliche Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

Klaus Herrmann

Hallo Jürg,

ZitatIch bin sicher, da kann kein Museum mithalten!

mit dieser Meinung stehst du auf der selben Stufe mit meiner Frau, aber ihr seid beide die einzigen! :D

Würde ich die Märchenfrage stellen: Spiegelein, wer hat die meisten Mikroskope im Land ?

käme die Antwort: Lieber Klaus du hast ein paar, aber hinter dem Neckar sind 1000ende die haben tausend mal mehr als du  ;D

# Jürgen: meine Frau meinte, dass das wohl einer sei der blos Sprüche macht - ohne Bild glaubt sie das nie und nimmer!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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olaf.med

#17
Lieber Klaus

Zitat
Danke für Deinen Hinweis per Mail auf diesen Thread. Dem Foto und der Bauart nach trägt das Mikroskop ganz sicher eine fünfstellige Nummer, beginnend mit 40xxx. Es handelt sich bei diesem Instrument um ein Stativ Ia aus dem Jahre 1897 und nicht aus 1889. Entsprechend war dieses Stativ bis zum Tisch ursprünglich schwarz lackiert, die Signatur war weiß hinterlegt, der Beleuchtungsapparat dagegen sehr dunkel gebeizt und der Tubusträger war zaponiert/klar lackiert.

Einspruch, Euer Ehren

und hier kommen Beweise und keine Indizien:



Dies ist ein Bild des demontierten Fußes. Die untere Zentralschraube hattest weder Du noch die Vandalen, die das ganze Ding mit Lack vollgerotzt hatten, gelöst. Daher ist unter dem angeschraubten Stativteil der Original-Zustand erhalten. Hier sieht man ganz deutlich den Original-Spirituslack z.T noch völlig unverändert und vor allem den sog. "Strich", also die fein geschliffene Oberfläche des Stativfußes. Gleiches zeigte das angeschraubte senkrechte Stativteil an unzugänglichen Stellen, das habe ich aber leider nicht fotografiert, da niemand mit dieser Diskussion rechnen konnte.

Diese beiden Teile waren definitiv niemals gar nie nicht schwarz lackiert!  Bei schwarz lackierten Teilen ist übrigens die Oberflächenvorbereitung ungleich einfacher, da man den oben erwähnten Strich nicht erzeugen muß, sondern nur eine glatte Oberfläche. Die Zeit-Ersparnis in der Vorbereitung liegt mindestens bei dem Faktor 10! Wenn Du's also lieber schwarz eingesuppt hättest, schick es einfach her - das ist leicht!

Ich schätze Timo hoch und uneingeschränkt als DIE Autorität in allen Mikroskopfragen deutsche Fabrikate betreffend, aber er kann ja auch nur weitergeben, was ihm vom Hersteller mitgeteilt wurde, und da kann es durchaus zu Ausnahmen kommen. Timo und ich hatten schon einmal einen solchen Fall, bei dem bei zwei absolut baugleichen Winkel-Mikroskopen, deren Seriennummern sich nur um 2 oder 3 Einheiten unterscheiden, dasjenige mit der kleineren Zahl (also das ältere) völlig vernickelt war, während das andere in Messing lackiert ausgeführt war. Keiner kennt den Grund...

Hier noch ein Detailfoto, das die arme geschundene Kreatur im Ausgangszustand zeigen. Besonders übel sind die Burschen, die rotierende Polierscheiben für ihr schändliches Werk benutzen. Dabei werden alle Kanten rund und man hat allergrößte Mühe sie wieder anständig hinzubekommen.





Gruß, Olaf
Gerne per Du!

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... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Klaus Herrmann

Lieber Olaf,

das ist ja eine spannende - verworrene - Geschichte!

Für mich ist dann aber noch etwas seltsam, dass das Stativ eindeutig schwarz unter dem grünen Maschinenlack war. Ich habe es selbst abgebeizt und alles unterhalb der Tischebene war schwarz drunter. Die ebenfalls grünen Teile oberhalb waren nicht schwarz unterm grün.
Diese Schwarzlackierung des Fußes war doch eine Modeerscheinung, wenn ich das richtig verstehe? Vielleicht wurden fertig lackierte und schon montierte Stative einfach schwarz überlackiert, um sich den Montageaufwand zu ersparen? Das wäre ja auch eine mögliche Interpretation deiner Indizien!

Wäre das nicht eine Frage an Herrn Beck wert?

Mal abgesehen davon: meine Frau findet das Mikroskop immer noch so schön, dass es noch im Esszimmer steht. :)

Und man sieht eindeutig: in diesem Fall steht Leitz über Zeiss ;)


Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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olaf.med

Lieber Klaus,

ich glaube nicht, dass der schwarze Lack von Leitz aufgebracht wurde. Ich habe niemals schwarz lackierte Teile von dieser Firma mit einem Unterlack gesehen, und dann noch mit Mennige. Hier sehe ich sowieso keinen Sinn, da Mennige ja nur auf Stahl sinnvoll als Korrosionsschutz wirkt und auf Messing so unnötig ist wie ein Kropf. War der Lack übrigens ein Spirituslack oder ein Kunstharzlack? Das könnte ja auch noch für die zeitliche Einordnung interessant sein.

Ach ja, dass Leitz über Zeiss steht ist ja klar ;D, aber bei Dir sieht das dazu noch sehr schön aus.

Gruß, Olaf
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Klaus Herrmann

Lieber Olaf,

ZitatAch ja, dass Leitz über Zeiss steht ist ja klar

Es ist wie so oft im normalen Leben komplexer:

Die Basis ist gefertigt von einem Möbelbauer aus Tübingen von 1888. Der Glas-Holzkasten ist das Gehäuse einer alten Analysenwaage von Sartorius Göttingen. Darin auf einer Ebene:  Mikroskop Wasserlein, Busch Poleinrichtung, Polmikroskop von Leitz, und Universaldrehtisch von Fuess mit einem in einer bekannten Wittener Werkstatt gefertigten Glaseinsatz. Darauf der Holzkasten mit Mikroskop Zeiss, das ich hier schon mal vorgestellt hatte: Stativ VII von 1892 "Mikroskop für Bierbrauer" - wurde nach Weihenstephan geliefert.
Jo mei, do ham die sich scho Sorgn um die Biergualidät gmacht! ;D

Und als Krönung das Mikroskop Leitz im neuen Glanze strahlend! Und alles 19. Jahrhundert - na ja: das Leitz Pol ist wohl 20.JH

Ich habe alle Spuren sorgfältig verwischt, so dass keine Hinweise auf das Bindemittel mehr da sind. Vielleicht ist es ja so, dass das Instrument in einem chemischen Betrieb eingesetzt war und der ganze Lackaufbau dem Schutz diente? Dann wärs ja jetzt bei mir richtig! ;)

Wenn ich beim Essen sitze seh ich es gar nicht. Ich seh nur am Leuchten in den Augen meiner Frau, dass es hinter mir glänzt! :)
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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olaf.med

Hallo Klaus,

ich kann mich nicht erinnern ein Bild deines Fuess U-Tischs gesehen zu haben. Kannst Du bitte mal eins einstellen? Instrumente von dieser Firma sind immer höchst interessant.

Herzlichen Dank,

Olaf
Gerne per Du!

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Klaus Herrmann

Lieber Olaf,

ZitatBild deines Fuess U-Tischs gesehen zu haben

Du hattest ihn selbst in der Hand, als ich zum ersten mal bei dir war und hast das Einlegeglas, das mir runter gefallen war, neu eingeschliffen!

Ich mach morgen mal ein Bild, die Sonne steht jetzt schon zu tief! :D
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Florian Stellmacher

Lieber Klaus,
lieber Olaf,

nachdem Olaf nun gezeigt hat, dass an den von außen nicht zugänglichen Stellen des Mikroskops zaponiertes Messing und nicht etwa schwarzer Einbrennlack zu sehen ist, dürfte der Beweis erbracht sein, dass sich dieses Mikroskop nach der Restaurierung nunmehr im originalen Gewand zeigt.

Ich habe bei einem tpisch verputzten Mikroskop, das eine wahre Brasso-Orgie erdulden musste, genau das Gegenteil erlebt: Ich dachte mir: "Okay, der Lack ist ab, aber so in Messing ist es für's Erste eigntlich ganz hübsch." Als ich dann den Feintrieb reparieren wollte und dafür das Stativ zum Teil zerlegte, merkte ich, dass am Fuß, dort wo das Brasso nicht hingelangt war, schwarzer Lack zu sehen war - das Mikroskop wurde also regelrecht abgeschmirgelt! Kann man mit Brasso eingentlich auch Dünnschliffe herstellen?  ;)

Herzliche Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
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Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

olaf.med

ZitatDu hattest ihn selbst in der Hand, als ich zum ersten mal bei dir war und hast das Einlegeglas, das mir runter gefallen war, neu eingeschliffen!

Ja, ja, der Alzheimer....
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Klaus Herrmann

Lieber Olaf,

ZitatJa, ja, der Alzheimer....

der war bei mir damals schon am machen ...  ich habe nämlich das originale Einlegeglas mit dem Fadenkreuz noch gefunden! Das war dabei!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Dr. Timo Mappes

Guten Abend Klaus,

Danke für den Hinweis auf diesen Thread, so konnte ich mir hier Olafs Beweis anschauen – dieser ist jedem Zweifel erhaben: Der Fuß dieses Stativs war ursprünglich eindeutig nicht schwarz lackiert. Bei aller Systematik in der zu erwartenden Farbgebung zeigt sich manches Detail erst beim Zerlegen. Ich kenne tatsächlich nur einen, der antike Instrumente fachgerecht und nach bestem Wissen und Gewissen in der ursprünglichen Farbgebung restauriert – und das ist Olaf. Wenn er Dir das Stück nach dem Restaurieren klar lackiert in die Hand gibt, kannst Du sicher sein, dass er eindeutige Zeichen für diese Farbgebung bei der Demontage fand.

Beste Grüße
Timo
Prof. Dr.-Ing. Timo Mappes
Deutsches Optisches Museum
Carl-Zeiss-Platz 12
07743 Jena

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privat:
Museum Optischer Instrumente
www.musoptin.com

Die erste vollillustrierte deutschsprachige Seite zur Geschichte der Mikroskope für die Wissenschaft im 19. & frühen 20. Jahrhundert