Botanik: Doldige Ölweide (Elaeagnus umbellata) *

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, Februar 23, 2012, 09:27:46 VORMITTAG

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Hans-Jürgen Koch

Liebe Pflanzenfreunde,

die Doldige-Ölweide kam aus Asien nach Europa. Die Pflanze gedeiht auch auf nährstoffarmen Böden, ist widerstandsfähig gegen Hitze, Trockenheit und Wind, und somit als Pioniergehölz zur Befestigung von Böschungen und Dünen geeignet.
Elaeagnus umbellata var. umbellata wurde von Carl Peter Thunberg beschrieben und benannt.
Die Doldige Ölweide ist eine Varietät aus der Gattung Elaeagnus, die 50 Arten umfasst und zur Familie der Elaeagnaceae (Ölweidengewächse) gehört.

Systematik:

Ordnung: Rosenartige (Rosales)
Familie: Ölweidengewächse (Elaeagnaceae)
Gattung: Ölweiden (Elaeagnus)
Art: Korallen-Ölweide
Wissenschaftlicher Name: Elaeagnus umbellata
Deutsche Trivialnamen: Doldige Ölweide, Korallen-Ölweide, Herbst-Ölweide, Schirm-Ölweide
Englischer Name: Autumn Olive
Französischer Name:  Chalef d'automne

Der Strauch wird etwa 5 Meter hoch. Elaeagnus umbellata ist immergrün, die Blätter sind wechselständig angeordnet. Sie sind mittelgrün, eiförmig und haben einen gewellten Rand. Die röhrenförmigen Blüten sind gelb und erscheinen von März bis April. Die Blüten sind in Büscheln angeordnet. Die fleischigen Früchte sind anfangs braun, aber allmählich rot mit silbernen Punkten.  Die dunkelrotbraunen Steinfrüchte sind essbar, saftig, süß-sauer, sie reifen Ende September und haften bis November an den Zweigen.
Ähnlich wie Hülsenfrüchtler (Leguminosen) und andere Ölweidengewächse ist die Korallen-Ölweide in der Lage, mit Hilfe von in Symbiose lebenden Bakterien (Frankia alni) Luftstickstoff in knöllchenartigen Gebilden an der Wurzel zu binden, umzuwandeln und den Pflanzen verfügbar zu machen. Analog zu den Mykorrhiza wird diese Form der Symbiose Aktinorrhiza genannt.

Bild 01 Kleine Hinweistafel aus dem Exotenwald (Arboretum) Bad Grund im Harz mit Informationen zur Pflanze.

Elaeagnus umbellata stammt aus dem Himalaya, China, Korea und Japan.

Bild 02 Schnittstelle, Doldige Ölweide (Elaeagnus umbellata)


Spross, Querschnitt

Reichert - Jung Schlittenmikrotom Hn 40 - Schnittstärke beträgt  20 µm
Arbeitsanleitung:
Original Färberezept siehe Seite von Herrn Armin Eisner   http://www.aeisner.de/
W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau) modifiziert

Arbeitsablauf :
1.  Probe liegt in 30 % Ethanol.
2.  Aqua dest. 3x wechseln je 1 Minute.
3.  Vorfärbung Acridinrotlösung  8 Min.
4.  1x auswaschen mit Aqua dest. .
5.  Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr   abgehen - Lupenkontrolle) 12 Sekunden !!!.
6.  2 x auswaschen mit Aqua dest..
7.  Nachfärbung Astrablaulösung  2 Minute.
Bei der Nachfärbung mit Astrablau eine Mischung aus Astrablau und Acriflavin im Verhältnis 4 : 1 verwendet (blau + gelb  = grün).
8.  Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben.
9.  Entwässern mit 2x gewechseltem Isopropylalkohol ( 99,9 % ).
10.  Als letzte Stufe vor dem Eindecken Xylol einsetzen.
11.  Einschluss in Entellan.

Ergebnis :

Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot, Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot, Cuticula gelb, Zellwände der innenliegenden Hypodermis tiefrot.

Fotos:  Nikon D5000,  die Übersichtsaufnahme wurde mit ,,MagniFlash" erstellt.

Bild 03 Übersicht, Spross,Querschnitt, Doldige Ölweide (Elaeagnus umbellata)

Die Übersichtsaufnahme wurde mit ,,MagniFlash" erstellt.

Bild 04 Doldige Ölweide (Elaeagnus umbellata)


Bild 05 Vergrößerung aus der Übersicht, Doldige Ölweide (Elaeagnus umbellata)

Schuppenhaar in der Seitenansicht.
Eine Schnittdicke von unter 20 µm ist nicht zu empfehlen, da von den Schuppenhaaren sonst nichts mehr übrig bleibt.
Das  Sternhaar ist mit dem unteren Teil, dem Fuß, in der Epidermis verankert. Sie dienen hauptsächlich als Strahlungs- und Verdunstungsschutz.
Der Fuß oder Stiel ist mehrzellig. Er wird auch als Emergenz bezeichnet, da er aus hypodermalen Zellen und der Epidermis aufgebaut ist.

Bild 06 Vergrößerung aus der Übersicht, Doldige Ölweide (Elaeagnus umbellata)


Bild 07 Vergrößerung aus der Übersicht mit Beschriftung, Doldige Ölweide (Elaeagnus umbellata)

H = Schuppenhaar, F = Fuß, in der Epidermis verankert, RI = Rindenparenchym, SK = Sklerenchymkappen, PH = Phloem, XY = Xylem, MA, p = parenchymatische Markstrahlzellen, MA = Markparenchym

Bild 08 Schuppenhaar in Aufsicht, Polarisation, Doldige Ölweide (Elaeagnus umbellata)

Die Schuppenhaare sitzen sowohl an der Blattunterseite sowie am Spross, sie bestehen aus zahlreichen strahlig angeordneten Zellen, die nahezu in einer Ebene liegen. Im mittleren Bereich der Scheibe sind sie miteinander verwachsen, während ihre Spitzen frei über den Rand der Scheibe nach außen ragen.

Hierzu gibt es super Bilder von:
Ernst Hippe  https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=2331.0
und
G. Helbig  https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=3340.0

Bild 09 Schuppenhaar in Aufsicht, Polarisation  Doldige Ölweide (Elaeagnus umbellata)

Mit gekreuzten Filtern.

Bild 10 Spross, Querschnitt, Fluoreszenzaufnahme, Doldige Ölweide (Elaeagnus umbellata)

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED

Bild 11 Spross, Querschnitt, Fluoreszenzaufnahme, Doldige Ölweide (Elaeagnus umbellata)

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED

Bild 12 Schuppenhaar, Querschnitt, Polarisation, Doldige Ölweide (Elaeagnus umbellata)

Mit gekreuzten Filtern

Bild 13 Spross, Zentrum, Markparenchym, Querschnitt, Polarisation, Doldige Ölweide (Elaeagnus umbellata)

Mit gekreuzten Filtern

Bild 14 Schuppenhaar, Querschnitt, Polarisation, Doldige Ölweide (Elaeagnus umbellata)

Mit gekreuzten Filtern

Literatur:

Walter Erhardt, Erich Götz, Nils Bödeker, Siegmund Seybold: Der große Zander. Eugen Ulmer KG, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8001-5406-7.
Christoper Brickell (Editor-in-chief): RHS A-Z Encyclopedia of Garden Plants. 3. Auflage. Dorling Kindersley, London 2003, ISBN 0-7513-3738-2.

Mit freundlichem Gruß
Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"

Rawfoto

Hallo Hans-Jürgen

Wunderbare Ansichten bezüglich der Sternhaare ...

Bist Du dabei einen Botanischen Garten aufzuarbeiten? Wie immer super aufbereitet und es macht Freude Deine Beschreibungen zu lesen ...

Liebe Grüße

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Omaruru

#2
Hallo Hans-Jürgen,

bist du mittlerweile ins Profi-Lager gewechselt ?
Wann machst du das alles ? Wieder volles Kompliment !

Im POL bringen tote Schuppenhaare wirklich schöne Effekte.
Makro-Fans die nicht auf die "Exoten" ausweichen können sollten sich zu dieser Jahreszeit ersatzweise Sproßspitzen und Knospen einer heimischen Eleagnacee vornehmen - Sanddorn / Hippophaë rhamnoides.
Die Haare finden sich auch auf den Blattunterseiten.

Grüße

Klaus

P.s. welche Literatur vom Erich Götz hast du denn zur Verfügung ? Deine Arbeiten erinnern mich sehr den Arbeitsstil meines Systematik-Lehrers E. Götz.
Ich bevorzuge ein kollegiales Du ;-).

Scientists like to name anything.
      Jack Horner

Hans-Jürgen Koch

Hallo Gerhard,

im April 2012 findet das 20. Mikroskopier – Treffen auf dem Wohldenberg statt. Hier tauschen Mikroskopiker aus Schweden, der Schweiz und den Niederlanden ihre Erfahrungen aus.
Nach dieser Woche bleibe ich immer noch 1 – 2 Tage und suche meine Proben im Exotenwald (Arboretum) Bad Grund im Harz. In den verbleibenden 2 Monaten habe ich noch einige Pflanzen aus dem Jahre 2011 aufzuarbeiten.

Gruß
Hans-Jürgen

Hallo Klaus,

Profi – nein, Autodidakt – ja.
Der Westermann Verlag hat Mikro – Fotos von mir in seinen Biologiebüchern übernommen. Für mich Ansporn zum Weitermachen . Meine Belegexemplare habe ich fast alle erhalten.
Ich arbeite zu Hause und kann so fast jede freie Minute nutzen und das Hobby Mikroskopie pflegen.
Von Erich Götz habe ich folgende Bücher:
Der große Zander.
Erkenntnisgewinnung in der Biologie, dargestellt an der Entwicklung ihrer Grundprobleme.
Die Gehölze der Mittelmeerländer.

Gruß
Hans-Jürgen
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Rawfoto

Hallo Hans-Juergen

Hast du da mehr Daten zu diesem Treffen, ich habe nur einen Beitrag von 2009 im google gefunden. Ein Link zum Progamm wuerde mich freuen ...

:-)

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Hans-Jürgen Koch

Hallo Gerhard,

Du hast eine PN.

Herzliche Grüsse

Hans-Jürgen
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Gerne per "Du"

Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

vielen Dank für Deine wieder sehr gut gelungene Dokumentation zur Ölweide.

Besonders die Schuppenhaare im Sprossquerschnitt bzw. einzeln in der Aufsicht finde ich klasse. Ein ganz anderes Kaliber als die "Hairyscale" - Fertigpräparate  ;D

Herzliche Grüße
Jörg
Hier geht's zur Vorstellung: Klick !
Und hier zur Webseite des MKB: Klick !

Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Hans-Jürgen Koch

Lieber Jörg,

danke für Dein Lob.

Gruß nach Sankt Augustin

Hans-Jürgen
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Gerne per "Du"

Klaus Herrmann

Lieber Hans-Jürgen,

mal wieder eines deiner sorgfältigen Meisterstücke!

Die beiden Bilder der Schuppenhaare zeigen offensichtlich 2 verschiedene Varianten? Hast du sie deshalb unterschiedlich gefärbt? Und womit sind sie gefärbt?
Schöne Fotos!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Hans-Jürgen Koch

Hallo Klaus,

danke für Deine netten Worte.
Das Schuppenhaar in Bild 08 habe ich mit Cotton Blue ( Baumwollblau) zu färben versucht.
Versuch Nr. 1
0,05g Baumwollblau in 30 ml Milchsäure (85 %).
Ergebnis: Das Schuppenhaar ist nur leicht blau angefärbt. Nach wenigen Minuten quoll das Haar stark auf. Ich vermute die Milchsäure ist der Übeltäter.

Versuch Nr. 2
0,5 g Baumwollblau in 100 ml Lactophenol. ( Mischung aus: 4 g Milchsäure, 8 g Glyzerin, 4 g dest. Wasser und 4g Phenol).
Ergebnis: Das Schuppenhaar ist blau angefärbt und ein Aufquellen konnte ich nicht feststellen.

Einfacher in der Anwendung sind sicher verschiedene Farbfilter wie in Bild 09.

Gruß
Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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