Nikon 1 J1 per C-Mount adaptiert

Begonnen von Christian Linkenheld, Februar 24, 2012, 14:11:35 NACHMITTAGS

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Christian Linkenheld

Hallo,

die neuen Nikon 1 Kameras haben einige Merkmale, die Sie für die Adaption ans Mikroskop per C-Mount geeignet erscheinen lassen.
- Sensorgröße von 13,2 X 8,8 - Diagonale 16mm (also 1"-Format)
- sehr geringes Auflagemaß: ca 17mm (C-Mount 17,52mm)
- erschütterungsfreies Auslösen.

Per vermittelndem Adapter C-Mount an Nikon 1 (ebay um 30€) kann man die J1 an einen mikroskopseitigen C-Mount-Anschluss adaptieren. Wegen des Sensorformates von 1" geht dies nicht mit Adaptern, die für 1/2"-Kameras geeignet sind (typischerweise C-Mount 0,5X), da hier wegen des kleinen Bildkreises Vigenttierungen auftreten. Erfolgversprechend ist allerdings die Adaption an Adapter für 1"-Kameras. Diese verfügen bei Mikroskopen mit Unendlich-Optik und(!) auskorrigiertem Zwischenbild über keine Optik und projizieren das Zwischenbild direkt auf den Sensor. Von diesem Typus ist beispielsweise der C-Mount-Adapter 1X von Motic für die Mikroskope BA210/BA310/BA410/AE2000. Nachfolgend einige Bildresultate mit dem Mikroskop BA310 LED.


Objektmikrometer - Objektiv 40X EF-N Plan (Aufnahme nur verkleinert und unbearbeitet): Man erkennt, dass die Bildhelligkeit zum Rande hin ganz minimal abnimmt und wiederum ganz minimal einen grünlichen Farbstich aufweist. Es gibt keine Verzeichnung, keine wesentlichen Farbsäume und nur eine geringe Abnahme der Schärfe zum Rande hin, die wohl durch eine nicht ganz perfekte Bildfeldebnung hervorgerufen wird.






Histologisches Präparat von Michael Dillberger (EF-N Plan 20X)






Epithelzellen aus der Mundschleimhaut im Phasenkontrast (EF-N Plan PH40X)






Paramecium caudatum 40X im Hellfeld (EF-N Plan 40X) - Die Kameraeinstellung war ISO 100 bei 1/4000 Sekunde. Ermöglicht wird diese kurze Belichtungszeit durch die sehr hohen Lichtreserven der LED-Beleuchtung (Vorsicht beim Blick in die Okulare - Blendgefahr!)






Besonders hervorheben muss man natürlich die Videofähigkeiten der Nikon 1 (HD in 1080p) - Beispielaufnahmen, auch mit einem Mikroskoskop Olympus BH2, finden sich hier: http://www.youtube.com/user/CLMikroskopie


Schattenseiten

Mit der Nikon 1 J1 erhält man eine enorm leistungsfähige Kamera für die Erstellung von Mikrofotos und Mikrovideos zu einem sehr günstigen Preis. Die Kosten für die Kamera (incl. Kit-Objektiv) liegen bei 500€. Für die notwendigen Adapter müssen dann bezogen auf das obige Beispiel (Motic BA310) nochmals rund 160€ investiert werden. Leider hat der Hersteller der Kamera, diese nicht primär für die Adaption an ein Mikroskop vorgesehen. Hieraus ergeben sich einige Einschränkungen:

- Obwohl bei Einstellung der Zeitautomatik die Belichtungszeit richtig ermittelt wird löst die Kamera nicht aus. Man muss also auf manuelle Belichtung ausweichen.
- Das Livebild des Displays verfügt über keine Lupenfunktion. Hierdurch wird das Scharfstellen ggf. erschwert.
- Der gesamte "Workflow" ist recht umständlich, da eine Steuerung der Kamera per PC nicht möglich ist.

Trotz der erwähnten Einschränkungen hat das Fotografieren und Videodrehen mit der J1 ein ziemliches Suchpotential - wenn man bereit ist einiges an Zeit zu investieren. Insofern eignet sich die Adaption der Nikon 1 in erster Linie für den Hobbyisten. Wenn der Faktor Zeit eine wesentlich Rolle spielt und die gesamten Arbeitsabläufe sehr effizient gestaltet sein sollen oder müssen ist die Nikon 1 definitiv keine Alternative zu den typischen C-Mount-Kameras.

viele Grüße

Christian

TPL

#1
Lieber Christian,
vielen Dank für die Vorstellung dieser interessanten Kamera am Mikroskop!

Bei den "Schattenseiten" nennst Du
Zitat- Obwohl bei Einstellung der Zeitautomatik die Belichtungszeit richtig ermittelt wird löst die Kamera nicht aus. Man muss also auf manuelle Belichtung ausweichen.

Das empfinde ich nicht als Nachteil, da die automatische Belichtungssteuerung nach meiner (zugegeben etwas eingerosteten) Erfahrung selten eine dem Motiv angemessene Belichtung produziert. Solange man nicht (z.B. mit Durchlicht-DIK) einen Bildhintergrund "zaubert", der nahe beim 18%-Grau liegt, wird die Belichtungssteuerung diesen ja weiterhin annehmen und deshalb typische Hellfeld-Tümpel-Motive zu knapp belichten (und typische Pol-Motive mit gekreuzten Filtern zu reichlich >:(). Dann muss man mit der Beildbearbeitung "manuell" korrigieren.

Schade, dass die Kamera sich nicht vom Rechner aus fernsteuern lässt. Das ist für mich ein Ausschlussgrund.

Herzliche Grüße,
Thomas

Bernhard Ruthensteiner

Hallo,

Ich gehe davon aus, dass die Nikon 1 J1 genauso wie z.B. eine Sony NEX-5(N) über die Möglichkeiten der HDMI-Bildübertragung  auf einen Monitor und des Auslösens über eine Fernbedienung verfügt. Aus eigener Erfahrung mit einer NEX-5 weiß ich, dass der Arbeitsvorgang damit nicht umständlich sondern wesentlich einfacher und effizienter als mit (typischerweise schwerfälliger) Steuersoftware vom PC aus ist.
Im Fall der Nikon 1 J1 ist natürlich die fehlende Zeitautomatik ein Hemmnis.

Die hier gezeigten Bilder und auch die Filme auf Youtube sind übrigens wirklich vielversprechend.

Bernhard Ruthensteiner