vollwertige Mikroskope für Reise & Expedition

Begonnen von Dr. Timo Mappes, Februar 25, 2012, 15:23:25 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Dr. Timo Mappes

Liebe Leser,

während ich gerade eine größere Aktualisierung der Mikroskop-Diskussionen der Webseite antiker deutscher Mikroskope vorbereite sind ein paar der Ergänzungen der Sammlung nun vollständig beschrieben. Da im Forum gerade eifrig über Reisemikroskope diskutiert wird möchte ich ganz herzlich hiermit bereits jetzt zu einer Vorschau einladen, die bald im Menü erscheinenden Beschreibungen der Entstehungsgeschichte bzw. Anwendung folgender vollwertiger Reisemikroskope zu besuchen:

(1) das Reisemikroskop von Carl Zeiss Jena in der Konstruktion von 1928, eingesetzt vom Urologen Earl Theron Engle während seiner halbjährigen Reise durch Zentralafrika im Rahmen der Africa Anatomical Expedition der Columbia University 1929:


hier ist u.a. ein Scan der englischen Beschreibung des Mikroskops verlinkt:


(2) das nach einem isländischen Gott benannte Feldmikroskop,,Heimdal" nach Friedrich Kurt Reinsch von Carl Reichert Wien, hier gezeigt mit dem Hintergrund seiner Entstehungsgeschichte:


(3) für historisch Interessierte hier die knapp 100 Jahre ältere Konstruktion eines vollwertigen Taschenmikroskops von Simon Plössl Wien aus 1835 mit den entsprechenden Literaturzitaten:


Viel Vergnügen bei der Lektüre!

Beste Grüße
Timo Mappes
Prof. Dr.-Ing. Timo Mappes
Deutsches Optisches Museum
Carl-Zeiss-Platz 12
07743 Jena

*************************
privat:
Museum Optischer Instrumente
www.musoptin.com

Die erste vollillustrierte deutschsprachige Seite zur Geschichte der Mikroskope für die Wissenschaft im 19. & frühen 20. Jahrhundert

Stefan_O

Hallo Herr Mappes,

was unterscheidet bei den alten Mikroskopen die "normalen" von den Reisemikroskopen? Bei den modernen spielen Stromversorgung, Gewicht etc eine Rolle. Aber bei den alten, über Spiegel beleuchteten? Zumal die meisten ja ohnehin einen transportfähigen Holzkasten hatten?

Liebe Grüsse,
Stefan

Dr. Timo Mappes

Hallo Stefan,

in der Sprache jener Zeit würde man sagen: die "kompendiöse Verpackung" machte es aus.

Tatsächlich ist die Idee der Konstruktion jener Reisemikroskope in den beiden Diskussionen der Mikroskope von Zeiss und Reichert sehr detailliert beschrieben:


  • Leicht, sehr platzsparend und stoßsicher sowie gegen Witterungseinflüsse geschützt verpackt (gut zu erkennen z.B. an der Dichtung des Zeiss-Kastens).
  • gleiche Arbeitsweise und Ausrüstung wie die eines Labormikroskops
  • rasch zu verwenden, d.h. ständige Arbeitsbereitschaft im Feld

Man darf nicht vergessen, dass die Geräte oft "am Mann" geführt wurden. Ob Sie hier einen kleinen Koffer über der Schulter beziehungsweise eine einem Feldstecher ähnliche Tasche umgehängt tragen, oder einen großen Holzkasten neben sich schleppen müssen ist mehr als ein kleiner Unterschied. Das gezeigte Plössl-Mikroskop passt sogar sehr bequem in eine Manteltasche – und war mit der selben optischen Ausrüstung versehen, wie die ausladenden Instrumente der Zeit.

Ein weiteres, sehr platzsparend verpacktes Instrument von Zeiss aus dem Jahre 1876 sehen Sie in dieser Diskussion:


Wie Sie hier dort lesen können kostete dieses aufwändige doch universell einsatzbare und hochdicht gepackte Mikroskopstativ gut das Doppelte eines vergleichbaren Labormikroskops. 

Beste Grüße
Timo Mappes
Prof. Dr.-Ing. Timo Mappes
Deutsches Optisches Museum
Carl-Zeiss-Platz 12
07743 Jena

*************************
privat:
Museum Optischer Instrumente
www.musoptin.com

Die erste vollillustrierte deutschsprachige Seite zur Geschichte der Mikroskope für die Wissenschaft im 19. & frühen 20. Jahrhundert

purkinje

Sehr interessante Stücke! Interessant finde ich auch dass das gezeigte von Mr. Engle von Zeiss, da wären viele Landärzte der Zeit ob in den USA oder anderswo neidisch geworden, womit er durch Afrika reiste  ;)-
Ach ja dieser Mr. Engle (*19.3.1896) war zwar so etwas wie Urologe, aber eigentlich eher einer der ersten Endokrinologen (Arzt für hormonelle Erkrankungen) und hat einiges zu den ersten Erkenntnissen zur Funktion der Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) beigetragen. Seine Erkenntnisse hat er m. W. nach an Affenhirnen gewonnen und nach 1930 publiziert, das passt auch zur "Afrikareise" 1929  :D
Hier gab es bereits sehr schöne histologische Präps der Hypophyse von Herrn Schulte zu sehen: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=3312.0