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Vom Bild zur Zeichnung

Begonnen von Johannes_Es, März 03, 2012, 15:24:57 NACHMITTAGS

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Johannes_Es

Hallo alle,

heute würde ich gerne ein Projekt vorstellen an dem ich seit einiger Zeit arbeite:

Während meiner Zeit auf der Uni hab ich Abbildungen von Feinstrukturen z.B. Gonopoden (zu Samenübertragungsorgane umgebildete Laufbeine) von Tausenfüßer immer direkt über einen Zeichenspiegel gemacht. Nachdem ich momentan keine Möglichkeit habe die diese Austattung zu benutzen, habe ich mich nach anderen Möglichkeit umgesehen und bin auf folgendes Verfahren gekommen:

1. Einzelfotos über die gesamte z-Achse, momentan mit Tucsen 5.0MP und stacken mit Picolay bzw. CZP



2. Laden des gestacken Bildes und der einzelnen Bilder, jeweils als eingene Ebene in Inkscape; ein freies Programm für Vektorgrafik
http://inkscape.org/?lang=de

3. Eine neue transparente Ebene für die Zeichnung erstellen und alle anderen Eben blockieren

4. Mit dem Tool Bezier-Kurven und gerade Linien erstellen je nach bedarf das ganze Objekt oder nur einzelne Strukturen nachzeichnen



Dabei hab ich es hilfreich gefunden, wenn man immer wieder zwischen dem Stack-Bild und der Ebene in der der aktuell bearbeitete Bereich am schärfsten abgebildet ist wechselt.

5. Wenn man die Strukturen nachgezeichnet hat, den Pfad markieren, alle Knoten auswählen (Strg+A) und für die meisten biologischen Strukturen bietet es sich noch an die Ecken abzurunden.




6. Nun noch Details herausarbeiten, dafür kann man zwischen Knoten weiter Konten einfügen um die Linien exakt auf den Hintergrund zu legen bzw. Pfade vereinfachen, also die Kontenanzahl reduzieren (Strg+L)

Der Vorteil gegenüber Rasterzeichenprogrammen ist, dass man auch im Nachhinein die Strichdicke sehr einfach verändern kann oder bestimmte Linien als Punkt bzw. Strichpunkt darstellen kann. Für Publikationen ist es dann auch günstig, da man die Größe des Bildes verlustfrei ändern kann.

Für Verbesserungsvorschläge des Prozederes bin ich sehr dankbar.

mfG JS



beamish

Hallo Johannes,

vielen Dank für die Vorstellung dieses nützlichen Programms! Ich habe es gleich ausprobiert.
War gar nicht schwer, Deine Einführung nachzuvollziehen.

Herzliche Grüße

Martin
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

Jürgen Ibs

Hallo Johannes,

ich mach es so ähnlich wie du, nur dass ich als Überbleibsel aus früherer Tätigkeit ein Programm
zur Erstellung von Karten benutze. Ich lade das Bild als Raster in den Hintergrund und zeichne mit dem Programm.
So kann ich auch jederzeit die Linien ändern (Dicke, Art der Linien, Farbe etc., ich kann Flächen generieren,
Schriften einbauen, Verknüpfungen erstellen usw.). Die Linien, Symbole etc. speicher ich als Katalog ab und kann
immer wieder auf die Elemente zurückgreifen.
Beim Zeichnen stelle ich das Mikroskop neben den PC, so dass ich für die Feinarbeiten dann auch fokussieren kann.
So komme ich dem Zeichentubus in seiner Genauigkeit zumindest sehr nahe.
Allerdings muss ich für den Ausdruck der Zeichnungen die Linien ändern, da das Ganze auf dem PC etwas anders
aussieht als auf Papier. Und um die Ausdrucke geht es mir dabei.
So ersetze ich den Zeichentubus (PZO), den ich mangels eines Monotubus am neuen Mikroskop nicht mehr einsetzen kann.
Also ähnliche Nöte führen zu ähnlichen Lösungen.

Nun ein Einblick in die "Werkstatt", Beginn einer Zeichnung:




Ein freundschaftliches "du" ist immer willkommen - nicht nur dadurch ist das benachbarte Skandinavien vorbildlich.

Meine Vorstellung:
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34.0

Johannes_Es

Sehr interessant, für deine Bilder sicher besser geeignet!
Ich verwende ein Zeichentablett von Wacom (damals ~ 45€), nach kurzer Eingwöhnungszeit spart das einiges an Zeit.

Da ich die Strukturen momentan nicht fix einbette sondern im Hohlschliff & Glycerin fotografier verschwimmt während dem Zeichnen oft mal was.
Inkscape ist halt insofern recht praktisch, da man in einigen Foren schnell Hilfe findet und es kostenfrei ist. Man kann in relativ viele Formate exporten, speziell Druckvorstufe sind praktisch und die dpi kann man individuell wählen.
Ich habe vergeblich nach einem Programm gesucht bei dem man quasi über "Live-view" zeichnen kann, das wäre dann das vollstänge digitale Äquvivalent.

lg Johannes

Johannes_Es

Ich glaub ich hab das Programm sogar mal in einer GIS-Übung verwendet....?

Jürgen Ibs

Das kann sein, für GIS habe ich es auch eingesetzt.

Jürgen
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Lothar Gutjahr

Hallo Johannes,

um über Livewiev zu zeichnen bräuchtest du das etwas teurere Cintiq "interactive pen display" und eine Möglichkeit mit dem Kameraausgang life auf den rechnermonitor zu kommen.

http://www.wacom.eu/index2.asp?pid=90&lang=de


Gruß Lothar

beamish

Hallo Jürgen,

gibts das PCMap noch? und wenn ja wo...
Über http://www.pcmap.com finde ich es nicht mehr.

Grüße

Martin
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

Jürgen Ibs

#8
Hallo martin,

PC-Map gibt es nicht mehr. Meine Version ist etwas angejahrt. Sie war damals nicht eben preiswert (für ein Kartenprojekt angeschafft).
Das Nachfolgeprogramm heißt w3gis/desktop und wird von GISCAD angeboten.
Aber auch andere CAD-programme dürften so etwas leisten. Auch einfache Zeichenprogrammen, die es gestatten,
ein Rasterbild als Hintergrung zu laden, sind geeignet.
Ich meine, auch mit dem Kameraprogramm von Motic kann man zeichnen. Ich hatte einmal die kleinste Moticcam,
die aber nur ein sehr schlechtes Bild bot, so dass ich mit den Ergebnissen nicht zufrieden war. Das beste wäre ohnehin ein
Live-View-Bild (s.o. Beitrag von Lothar), dass ständiges Fokussieren ermöglicht. Mit meiner Olympus E 420 und der Software Studio 2 kann ich das leider nicht, jedenfalls weiß ich nicht, wie das geht.

Grüße

Jürgen
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Jürgen Ibs

Freunde der Mikrozeichnung,

hier einmal zwei eingescannte Ausdrucke als Beispiele für solche Produkte.





Grüße

Jürgen
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Lothar Gutjahr

Hallo Jürgen,

so ist das dann eine saubere Sache zum Drucken oder vervielfältigen in schwarz/weiß. Meine obigen Gedanken muß ich allerdings etwas relativieren. Ich bin nicht auf dem neuesten Stand, was das Einbringen von Echtzeitbildern in Zeichenprogramme anbelangt. Mein rudimentärer Wissensstand läßt nur das Einlesen von externen Daten ( Importieren) zu.

Wenn also überhaupt eine Möglichkeit besteht, müßte man da mal direkt bei WACOM anfragen, ob die da etwas eigenes haben oder mit einem anderen Partner schon mal an so etwas gedacht haben ?

Einen schönen Sonntag noch

Lothar

Holger Adelmann

#11
Hallo Kollegen,

so was geht besonders bei pflanzlichen Objekten auch ganz nett und vollautomatisch mittels Software, z.B. einem Sobel Kanten-Detektor
(gibt's in vielen kostenlosen Bildverarbeitungsprogrammen, wie z.B. in dem mächtigen ImageJ).
Der Sobel Operator ist hier in Wikipedia beschrieben:
http://de.wikipedia.org/wiki/Sobel-Operator

Ich habe das gerade mal in meinem Lieblingsprogramm Image-Pro probiert und bin ganz zufrieden.
Das ist natürlich nur bedingt objektähnlich - mag aber für eine schematische Darstellung manchmal nützlich sein.

Als Ausgangsbild habe ich ein aktuelles Bild von der Blutjohannisbeere von Hans-Jürgen verwendet (ich hoffe Du bist einverstanden, lieber Hans-Jürgen).

Bild 1: Original Bild
Bild 2: Konvertierung in ein 8 Bit Graustufen Bild
Bild 3: Sobel-Operator und nachfolgende Graustufen-Inversion

Herzliche Grüsse
Holger









Jürgen Ibs

Hallo Holger,

diese Kantenbilder sind hübsch anzuschauen, sieht irgenwie künstlerisch aus ;). Wie Zeichnungen sind sie natürlich Interpretationen, anders als Zeichnungen trifft das Programm die Entscheidung rein graphisch, die Unterschiede im Gewebe werden nicht eindeutig geklärt. Es kommt wohl auf die Funktion an, die Bilder erfüllen sollen...


Jürgen
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