Botanik: Mandarin Rose (Rosa moyesii) *

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, März 22, 2012, 08:19:11 VORMITTAG

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Hans-Jürgen Koch

Liebe Pflanzenfreunde,

heute möchte ich den Spross der Blut – Rose vorstellen (Quer- und Längsschnitte)

Systematik:
Ordnung: Rosenartige (Rosales)
Familie: Rosengewächse (Rosaceae)
Unterfamilie: Rosoideae
Gattung: Rosen (Rosa)
Art: Blut-Rose
Wissenschaftlicher Name: Rosa moyesii
Deutsche Trivialnamen: Mandarin-Rose, oder Rote Büschelrose

Die Blut – Rose wurde 1894 von A. E. Pratt nach Europa eingeführt. Sie ist nach James Moyes einem Missionar in China benannt.
Die Gattung zählt etwa 100 - 150 Arten. Eine genaue Zuordnung von Pflanzen zu den Arten ist oft problematisch. Hierzu kommen eine unübersichtliche Fülle von Hybriden und Kultursorten. Auch das einwandfreie Ansprechen der über 20 heimischen Wildrosen ist nicht leicht, da sie variieren, durch Zwischenformen miteinander verbunden sind und dazu noch leicht bastardieren. Fossil ist die Gattung Rosa wohl schon aus der Oberen Kreide (97,5 - 65 Mio. Jahre) nachgewiesen.
Der Duft der wilden wie auch der unserer Gartenrosen rührt von einem Öl her, das sich leicht verflüchtigt und auf Papier keinen bleibenden Fettfleck zurücklässt. Dieses wertvolle Rosenöl wird zur Herstellung wohlriechender Wässer, zum Parfümieren von Seifen, Salben u. dgl. benutzt.
Die Duft-Intensität  liegt bei 2,5. (Skala der Duft-Höhe von 0,8 – 3,0).
Hagebutten, die Früchte der Rose, sind reich an Vitamin C und werden schon lange zur Herstellung medizinisch wirksamer Destillate verwendet. Plinius der Ältere (23 – 79 v. Chr.) schrieb: ,, Rosensaft wird verwendet zur Behandlung der Ohren, von Soor im Mund, von Zahnfleischentzündungen, ferner als Gurgelmittel bei Mandelentzündung und bei Kopfschmerzen."

Bild 01 Illustration, Mandarin Rose (Rosa moyesii)

Quelle: Curtis's Botanical Magazine, London., vol. 136 [= ser. 4, vol. 6]: Tab. 8338 - [1]
Urheber: M.S. del., J.N.Fitch lith.
Dies ist eine originalgetreue fotografische Reproduktion eines zweidimensionalen Kunstwerks. Das Kunstwerk an sich ist aus dem folgenden Grund gemeinfrei, weil die urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.

Bild 02 Kleine Hinweistafel aus dem Exotenwald (Arboretum) Bad Grund im Harz mit Informationen zur Pflanze.


Reichert - Jung Schlittenmikrotom Hn 40 - Schnittstärke beträgt 30 µm

Arbeitsanleitung:

Original Färberezept siehe Seite von Herrn Armin Eisner http://www.aeisner.de/
W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau) modifiziert

Arbeitsablauf :
1. Probe liegt in 30 % Ethanol.
2. Aqua dest. 3x wechseln je 1 Minute.
3. Vorfärbung Acridinrotlösung 8 Min.
4. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
5. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen - Lupenkontrolle) ca. 12 Sekunden !!!.
6. 2 x auswaschen mit Aqua dest..
7. Nachfärbung Astrablaulösung 2 Minute.
Bei der Nachfärbung mit Astrablau eine Mischung aus Astrablau und Acriflavin im Verhältnis 4 : 1 verwendet (blau + gelb = grün).
8. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben.
9. Entwässern mit 2x gewechseltem Isopropylalkohol ( 99,9 % ).
10. Als letzte Stufe vor dem Eindecken Xylol einsetzen.
11. Einschluss in Entellan.
Ergebnis :
Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot, Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot, Cuticula gelb, Zellwände der innenliegenden Hypodermis tiefrot.

Fotos: Nikon D5000, die Übersichtsaufnahmen wurde mit ,,MagniFlash" erstellt.


Spross, Längsschnitt, 30 µm

Bild 03 Spross auf einen kleinen Holzklotz geklebt und im Probenhalter vom Mikrotom eigespannt.

Um eine plane Klebestelle zu erhalten, habe ich die Rinde vom Spross etwas angeschnitten. Als Kleber wurde ,, Super Glue" verwendet. http://www.supergluecorp.com/

Bild 04 Spross, Übersicht, längs, Mandarin Rose (Rosa moyesii)

Von außen nach innen:
Ansätze von Stacheln, Rindenparenchym, Sklerenchym, Phloem, Xylem, Markparenchym

Die Übersichtsaufnahme wurde mit ,,MagniFlash" erstellt.

Bild 05 Spross, längs, AF - Fluoreszenzaufnahme, Mandarin Rose (Rosa moyesii)

Lentizelle oder Ansatz eines Stachels ?
Ich vermute es handelt sich um eine Lentizelle.
Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED

Bild 06 Spross, längs, AF -  Fluoreszenzaufnahme, Mandarin Rose (Rosa moyesii)

Etwas größer
Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED

Bild 07 Spross, längs, AF - Fluoreszenzaufnahme, Mandarin Rose (Rosa moyesii)

Xylem, Markparenchym
Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED

Bild 08 Spross, längs, AF - Fluoreszenzaufnahme, Mandarin Rose (Rosa moyesii)

Starke Vergrößerung, Markparenchym
Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED

Bild 09 Spross, längs, Mandarin Rose (Rosa moyesii)

Auf der rechten Seite ein Schraubengefäß


Spross, Querschnitt, 30 µm


Bild 10 Übersicht, junger Spross, quer, Mandarin Rose (Rosa moyesii)

Die Übersichtsaufnahme wurde mit ,,MagniFlash" erstellt.

Bild 11 Vergrößerung aus der Übersicht mit Beschriftung, Mandarin Rose (Rosa moyesii)

CU = kräftige Cuticula, EP = Epidermis, RP = Rindenparenchym, SK = Sklerenchymkappen, PH = Phloem, K = Kambium, T = Tracheen, Xy = Xylem

Bild 12 Spross, quer, AF - Fluoreszenzaufnahme, Mandarin Rose (Rosa moyesii)

Lentizelle
Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED

Bild 13 Spross, quer, AF - Fluoreszenzaufnahme, Mandarin Rose (Rosa moyesii)

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED

Bild 14 Spross, quer, AF - Fluoreszenzaufnahme, Mandarin Rose (Rosa moyesii)

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED


Bild 15 Spross, quer, AF - Fluoreszenzaufnahme, Mandarin Rose (Rosa moyesii)

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED

Wer sich für Rosengewächse interessiert, hier weitere Beiträge.

https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=10381.0
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=6655.0
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=8735.0

Literatur:
Walter Erhardt, Erich Götz, Nils Bödeker, Siegmund Seybold: Der große Zander. Eugen Ulmer KG, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8001-5406-7.


Mit freundlichem Gruß

Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"

Jan Kros

Lieber Hans-Jürgen
Wieder eine interessant Arbeit.
Meine Frage ist wie gross der Schneidewinkel war bei der längsschnitt und Querschnitt
Das würden mich sehr interessieren
Gerne eine Reaktion
Herzlichen Gruss
Jan

Hans-Jürgen Koch

Lieber Jan,

Für Längs- und Querschnitte habe ich einen Schneidewinkel  von 32° gewählt.

Gruß

Hans-Jürgen
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Jan Kros

Lieber Hans-Jürgen
Ist diese Scheidewinkel für Leitz Einmalklingen oder ein festes Mikrotommesser
Danke für deine Reaktion
Herzlichen Gruss
Jan

Hans-Jürgen Koch

Lieber Jan,

ich arbeite mit einem Klingenhalter und den Leica 818 Einwegklingen.

Gruß

Hans-Jürgen
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Gerne per "Du"

moräne

Hallo Hans - Jürgen

Diese erregenden Strukturen haben mich über Nacht inspiriert:


Da saggt der Bayer, meih oh meih
des Roserl, des is g`waltig fei


aus Si Tschuan, der dschung guo ren
meint mei`mei`
xie`´ xie`´!
wilklich schen

ha ba der re

mo re ne

Lexikon





zhong gou  Reich der Mitte
ren           Mensch
mei mei     sehr schön
xie xie       vielen Dank




Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

vielen Dank für die schöne Dokumentation zur Mandarin Rose. Deine Fluoreszenz-Aufnahmen gefallen mir wie immer sehr gut.
Ich denke auch, dass es sich bei Bild 5 und 6 um eine Lentizelle handelt. Es wäre natürlich spannend, im Vergleich auch einmal den Ansatz eines Stachels zu sehen.

Herzliche Grüße
Jörg
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Und hier zur Webseite des MKB: Klick !

Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Klaus Herrmann

Lieber Hans-Jürgen,

diese und andere Dokumentationen lassen mich immer mehr freuen dich bald in Wohldenberg eine Woche life zu erleben. Wir werden es beide bunt treiben, du mit schönen Schnitten, auf die ich mich auch freue und ich mit Pol-Sets für alle - hab sie gestern abgefüllt!

Auch ich hatte den selben Wunsch, wie Jörg: einen Stachelansatz (keine Rose ohne Stachel  ;) ) im Längsschnitt zu sehen.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Rawfoto

Hallo Hans-Jürgen

Die Doku ist wieder spitze geworden, danke fürs Zeigen :-)

Hallo Jan

Mit der Übertragung von Winkeln von einem Mikrotom zum anderen ist das so eine Sache, meiner Erfahrung nach funktioniert das selbst mit dem gleichen Messer gar nicht ... Ich habe drei Mikrotome bei mir stehen und die Skalen sind unterschiedlich ausgelegt ...

Wenn ich am hier verwendeten HN-40 eine unterschiedlichen Messerhalteblöcke (ich habe 3) verwende gibt es auch Unterschiede. Das liegt daran das die Hersteller sich auf die jeweils in Produktion befindlichen Messerdimensionen beziehen und Du laut Manual mit einem Jung Messer aus dieser Zeit die Standardschnitte in der Gradstellung 0 machen können sollst. Jetzt ändern die aber über die Jahre laufend die Rückenbreite und damit stimmen auch die Winkel nicht mehr ...

Kleines Beispiel: das 25cm "C" Messer gab es in den letzten 40 Jahren in 3 Rückenbreiten ==> 10mm, 13mm und aktuell wieder 12mm auch bei der Abmessung von der Schneide bis zu Rücken sind mir 3 Varianten bekannt: 30mm, 40mm und aktuell 45mm. Dann gibt es die Messer bei uns in Europa mit einem eckigen Rücken und in den USA mit abgerundeten Ecken (bei den 12cm gibt es bei uns beide Rückenformen und beim 18,5er auch nur die runde Ausführung ...

Ich habe meine Messer alle durchnummeriert und schreibe mit auf welchem Mikrotom ich mit welcher Einstellung die guten Ergebnisse erziele ...

Man kommt da um Tests nicht umhin ...

:-)

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Jan Kros

Hallo Gerhard
Danke für diesen Auskunft
Herzlichen Gruss
Jan

Hans-Jürgen Koch

Liebe Freunde,

zuerst einmal danke für Euer Interesse.

Lieber Jörg, lieber Klaus,

einen Stachelansatz im Längsschnitt kann ich noch nicht zeigen. Dafür aber von 2 anderen Arten der Rose Querschnitte vom Spross mit Stachel aus früheren Arbeiten.

Rose (Rosa)

Bild 01
Übersicht Spross mit Stachel und Beschriftung

Wenn an dem Auswuchs nicht nur die Epidermis (A) , sondern auch darunterliegende Gewebe beteiligt (B) sind, spricht man von einer Emergenz. Zu solchen Emergenzen gehören die Stacheln der Rose.
Die hakenförmig gebogenen Stacheln sind Rindenauswüchse. Durch seitlichen Druck lassen sich die Stacheln leicht ablösen.
radiärsymmetrisch; macht sekundäres Dickenwachstum.

Nadel-Rose (Rosa acicularis)

Bild 02
Spross mit Stachel, Vergrößerung, Nadel-Rose (Rosa acicularis)

Die Korkschicht (Sollbruchstelle) ist ausgebildet

Lieber Klaus ich bin schon auf deine Pol-Sets gespannt.

Gruß
Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"

Klaus Herrmann

Danke lieber Hans-Jürgen:

also eindeutig Lentizelle!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

vielen Dank für die schönen Bilder vom Stachel! Ja, damit ist es eindeutig.

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM