Lieber Timm,
es war ein langer Tag und ich habe kaum lesen können, was inzwischen alles in diesem Beitrag hinzugekommen ist. Mein Eindruck ist, dass zu diesem Thema v.a. diejenigen schreiben, denen zumindest meine Kritik / Sorge / Verärgerung gar nicht gilt: Menschen nämlich, denen ihre Sprache keineswegs egal ist!
Ein Tonnentierchen darf man Coleps nennen, rückenseitig selbstverständlich dorsal. Aber E-Mail ist ein Problem!
Nicht für mich. Für mich liegt das Problem nicht in diesem Wort, dass ich nahezu täglich verwende, sondern in der fehlenden Bereitschaft derjenigen, die es zum richtigen Zeitpunkt (vor rund 30 Jahren) in unsere Sprache hätten übertagen können. Das schaffen jetzt weder Du, noch ich, noch das gesamte Mikroforum (mal angenommen, es wollte), und das ist jetzt auch nur ein
Ausdruck meines "Problems". Der Zug isch naus - die Kapp' is scho verschnidde

Aus meiner Sicht bemerkenswert ist, dass über den Anglizismus „Sinn machen” praktisch niemand meckert, er tönt halt deutsch, das reicht.
Aber gerne doch: mecker!
Diese Formulierung ist zwar inzwischen weit verbreitet, aber mir dreht sich dabei - wie übrigens auch bei der Wendung „das meint” (auf deutsch: das bedeutet, das heißt) - jedesmal der Magen um. Beides sind "Falsche Freunde", also ähnlich klingende Worte, die aber andere Bedeutungen haben, als in der Sprache, aus der sie übertragen wurden. Das wären in vielen Fällen nur linguistische Spitzfindigkeiten (manche falschen Freunde sind wirklich zum Piepen!), aber hier ist die Sache etwas subtiler: in beiden Fällen („Sinn machen”, „das meint”) wird die Fähigkeit und die Verantwortung zur
Deutung vom Menschen auf eine Sache (das Problem, dessen Lösung, ein Produkt, Prozesse, etc.) übertragen.
Irgendetwas "
macht" eben keinen Sinn. Es
hat, oder es
bekommt ihn, weil ich oder jemand anderes ihm diesen Sinn zuweisen. Das ist ein bewusster intellektueller Akt, für den es einen Zuständigen gibt. Ganz im Sinne dessen, was Klaus Wagner hier holzschnittartig vorgeführt hat: wer für nichts verantwortlich sein will, der versucht, die Deutung der Sachen, von denen er spricht, von sich zu weisen - und notfalls sogar den Sachen selbst überzuhelfen. Das macht doch Sinn, oder

Fröhlich-meckernde Grüße
Thomas