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Rot-Erle (Alnus rubra) *

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, März 30, 2012, 07:37:49 VORMITTAG

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Hans-Jürgen Koch

Liebe Pflanzenfreunde,

Alnus lat. der Name der Erle, urverwandt damit der deutsche Name Erle (althochdeutsch ,,erila"), wird auf ein indogermanisches Wort, das rot oder braun bedeutet, zurückgeführt und sich auf das an der Luft rot färbende Holz von Alnus rubra bezieht. Nichts mit Erlen hat der ,,Erlkönig" zu tun, eine irrtümliche Übersetzung von Gottfried Herder in der dänischen Ballade ,,Erlkönigs Tochter", denn gemeint ist eigentlich Elfenkönig.
Zur Gattung der Erlen gehören 25 – 35 Arten.
Schwarz-Erle und Europäische Rot-Erle werden in einigen Fachbüchern häufig unter dem wissenschaftlichen Namen Alnus glutinosa  zusammengefasst. Der Name glutinosa lat. = klebrig, bezogen auf drüsige und klebrige Jungtriebe und Knospen. ,,Schwarz" wegen der im Alter schwarzen, früher zum Schwarzfärben verwendeten Rinde; ,,Rot-" wegen des Holzes, das sich nach dem Schnitt orange-, später braunrot färbt.

Das folgende Foto von Walter Siegmund zeigt einen abgebrochenen Stamm mit rot verwitterter Rinde.
http://www.google.de/imgres?q=roterle&hl=de&sa=X&biw=1344&bih=733&tbm=isch&prmd=imvns&tbnid=xueSSdPPqj0sXM:&imgrefurl=http://en.wikipedia.org/wiki/File:Alnus_rubra_28199.JPG&docid=fDkt8SkenenkPM&imgurl=http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/75/Alnus_rubra_28199.JPG&w=2560&h=1920&ei=6mBxT7u4CoTIswb698HuDQ&zoom=1&iact=hc&vpx=618&vpy=195&dur=1312&hovh=194&hovw=259&tx=141&ty=95&sig=113914764914901292646&page=2&tbnh=162&tbnw=206&start=30&ndsp=22&ved=1t:429,r:2,s:30

Die drei einheimischen Erlenarten (Schwarz-Erle, Grau-Erle und Grün-Erle) leben in Symbiose mit Strahlenpilzen (Actinomyceten), die zur Bindung von Luftstickstoff befähigt sind. Ort dieser Lebensgemeinschaft sind knöllchenartige Wucherungen an den Wurzeln. (Bodenverbesserung)
Das Holz der Erle ist als Möbelholz, Sperrholz und zur Herstellung von Bleistiften geschätzt. Meine Saunaliegen sind z. B.  aus Rot-Erle gefertigt.

Systematik:

Ordnung: Buchenartige (Fagales)
Familie: Birkengewächse (Betulaceae)
Gattung: Erlen (Alnus)
Art: Rot-Erle
Wissenschaftlicher Name: Alnus rubra
Deutsche Trivialname: Oregon-Erle
Englisch: red alder
Französisch: Aulne de l'Oregon

Reichert - Jung Schlittenmikrotom Hn 40 - Schnittstärke beträgt 30 µm

Arbeitsanleitung:

Die Schnitte habe ich vor dem Färben mit Klorix (1:4) gebleicht.
Original Färberezept siehe Seite von Herrn Armin Eisner http://www.aeisner.de/
W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau) modifiziert

Arbeitsablauf :

1. Probe liegt in 30 % Ethanol.
2. Aqua dest. 3x wechseln je 1 Minute.
3. Vorfärbung Acridinrotlösung 8 Min.
4. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
5. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen - Lupenkontrolle) ca. 12 Sekunden !!!.
6. 2 x auswaschen mit Aqua dest..
7. Nachfärbung Astrablaulösung 2 Minute.
Bei der Nachfärbung mit Astrablau eine Mischung aus Astrablau und Acriflavin im Verhältnis 4 : 1 verwendet (blau + gelb = grün).
8. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben.
9. Entwässern mit 2x gewechseltem Isopropylalkohol ( 99,9 % ).
10. Als letzte Stufe vor dem Eindecken Xylol einsetzen.
11. Einschluss in Entellan.

Ergebnis :
Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot, Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot, Cuticula gelb, Zellwände der innenliegenden Hypodermis tiefrot.

Fotos: Nikon D5000, die Übersichtsaufnahmen wurde mit ,,MagniFlash" erstellt.

Spross, Längsschnitt, 30 µm

Bild 01 Spross auf einen kleinen Holzklotz geklebt und im Probenhalter vom Mikrotom eigespannt.

Der Sprossansatz liegt absichtlich auf der linken Seite, so lässt sich die Probe leichter schneiden.

Bild 02 Spross, mit Ansatz von einem Seitentrieb,  Übersicht, längs, Rot-Erle ((Alnus rubra)

Von außen nach innen:
Periderm, Rindenparenchym, Sklerenchym, Phloem, Xylem, Markparenchym
Die Übersichtsaufnahme wurde mit ,,MagniFlash" erstellt.

Bild 03  Spross, längs, Rot-Erle ((Alnus rubra),  Vergrößerung


Bild 04 Spross, längs, Rot-Erle ((Alnus rubra),  Sprossansatz


Bild 05 Spross, radialer Längsschnitt,  Rot-Erle ((Alnus rubra),  
Trachee mit völlig aufgelöster Querwand.


Spross, Querschnitt, 30 µm

Bild 06 Spross, quer,  Übersicht, quer, Rot-Erle ((Alnus rubra)

Die Übersichtsaufnahme wurde mit ,,MagniFlash" erstellt.

Bild 07 Spross, quer, Vergrößerung mit Beschriftung, Rot-Erle ((Alnus rubra)

PE = Periderm, RI = Rindenparenchym, SK = Sklerenchymring, PH = Phloem, T = Tracheen, J = Jahresring, XY = Xylem, MAST = Markstrahl, PX = primäres Xylem ?, MP = Markparenchym

Bild 08 Spross, quer, Vergrößerung, Rot-Erle ((Alnus rubra)

Xylem mit Tracheen

Bild 09  Spross, quer, AF - Fluoreszenzaufnahme, Rot-Erle ((Alnus rubra)

Periderm mit Reste der Epidermis
Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED

Bild 10 Spross, quer, AF - Fluoreszenzaufnahme, Rot-Erle ((Alnus rubra)

Markparenchym
Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED

Bild 11 Rot-Erle ((Alnus rubra), Homogener einschichtiger Markstrahl im Holz


Bild  12 , Rot-Erle ((Alnus rubra) , Zeichnung, Markstrahlzelle mit Amyloplasten (Stärke)



Literatur:
Dahms, K.-G.: Roterle - Neue Importholzkunde III, in Holz-Zentralblatt 60/61: 899, Stuttgart 1982.
Kropf, P.: Die Erle und die Verwendung ihres Holzes, in Holz-Zentralblatt 146: 2146, Stuttgart 1985; 154/155: 2258-2259; 1985; 5: 36, 1986.

Mit freundlichem Gruß
Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"

Fahrenheit

Lieber HansJürgen,

wie immer eine interessante Dokumentation! Diesmal gefallen mir die Bilder 2 und 5 am besten. Schön, dass Du auch gezeichnet hast!

Herzliche GRüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Hans-Jürgen Koch

Lieber Jörg,

danke für Dein Interesse. Ein Foto ist sicher gut, aber eine Zeichnung ist für Mikroskopiker wertvoller.

Gruß

Hans-Jürgen
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Rolf-Dieter Müller

Lieber Hans-Jürgen,

wie nicht von Dir anders zu erwarten wieder ein umfangreicher und instruktiver Beitrag.

Hier interessiert mich Deine beiden Fluoreszenzaufnahmen Bild 09 und Bild 10. Wie hast Du hierfür Anregungs- und Sperrfilter konfiguriert?

Und jetzt könnte es spannend werden, welche Objektive (Qualität und n.A.) hast für die Aufnahmen genommen.

Viele Mikrogrüße
Rolf-Dieter

Jan Kros

Lieber Hans-Jürgen
Ich schliesse mich vorige Schreibern an
Herzlichen Gruss
Jan

HDD

Lieber Hans-Jürgen

Dein Bericht ist, wie von Dir gewohnt, mal wieder exzellent gemacht.
Das Beifügen einer selbsterstellten Zeichnung als Ergänzung zu den Fotos
finde ich persönlich hervorragend.

Beim Zeichnen schult man nicht nur seine Beobachtungsgabe sondern kann
Details besonders hervorheben, was die guten Fotografien zusätzlich noch ergänzt.

Leider wird heutzutage dem Zeichnen, egal ob an Fernrohr oder Mikroskop, viel zu
wenig Bedeutung zugemessen.

Danke für diesen Beitrag!

Herzliche Grüße

Horst-Dieter


Hans-Jürgen Koch

Liebe Freunde,

danke für Euer Lob.

Lieber Rolf-Dieter,

zu Deinen Fragen (Bild 09 und Bild 10)

AF - Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED mit Pilot-Licht Halogen (Durchlicht).
Sperrfilter KV 550, Anregungsfilter BG 7/3. Es ist keine echte Fluoreszenz, denn das Grün kommt noch mit durch.
Objektive: Zeiss Neofluar 6,3/ 0,20  160/-
Die Aufnahme wurde mit der Camera Nikon D5000 erstellt.

Gruß
Hans-Jürgen
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Omaruru

Lieber Hans-Jürgen,

Kompliment zu deinen Bildern. Auch für deinem Mut zu zeichnen. Die Zeichnung erlaubt es doch Details in einem Bild idealisiert zusammen zu fassen, die in einem gefärbten Präparat selten gleichzeitig scharf abgebildet werden können. Auch nicht mit stacken. Die farbliche Differenzierung verschiedener Gewebe hat natürlich auch ihren Reiz und Sinn.

Vielleicht noch drei Bemerkungen zu deiner Interpretation.

In Bild 02 / 04 erkenne ich eine abzweigende Blattspur. Die "Achselknospe" für den zukünftigen Seitensproß sehe ich als meristematische Zellgruppe in der Blattachsel, noch ohne erkennbare Differenzierung der Gewebe.

In Bild 05 zeigst du sehr schön die leiterartig durchbrochene Querwand in Aufsicht. Drei Tracheen weiter links, leicht oberhalb, die selbe Struktur fast im Querschnitt getroffen.

Bei deiner Zeichnung in Bild 12 hast du Amyloplasten beschriftet, die ich in deinem Schnitt nirgends erkennen kann. Die dunklen Flächen halte ich für einfache Tüpfel in Aufsicht zwischen zwei Markstrahlzellen, die übereinander liegen. Die sollten, hier quergeschnitten, auch an der Stelle zu finden sein an der du sie beschriftet, aber nicht gezeichnet hast.

Viel Spaß bei deinen Zeichenversuchen weiterhin. Ich halte das für einen guten Ansatz ebenso wie deine Längsschnitte.

Herzliche Grüße

Klaus
Ich bevorzuge ein kollegiales Du ;-).

Scientists like to name anything.
      Jack Horner

Hans-Jürgen Koch

Lieber Klaus,

danke für Deine Stellungnahme.

Gruß nach Stuttgart
Hans-Jürgen
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