Aufbereitung von Diatomeen

Begonnen von treinisch, April 22, 2012, 14:35:43 NACHMITTAGS

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treinisch

Hallo liebe Mitglieder des Forums,

folgendes Protokoll zur Aufbereitung von Diatomeen hat Felix hier im
Forum veröffentlicht:

Zitat1. Kalk entfernen (mit HCl ca. 15%). Gut auswaschen.
2. Organisches entfernen (mit H2O2 ca 15-20% heiß, etwa 1h)
3. "Entflocken".  Das ist der Schritt, der Dich interessiert.  In das Resultat von (2) (20ml) -- das Peroxid muß noch perlen -- gebe ich "einige" (5-8) Tropfen Soda 10% sowie eine Messerspitze Pyrophosphat.  Umschwenken und weitere 30m  (ggf. bis 1h) auf der Heizplatte lassen.  Das Gemisch muß weiter perlen, ggf. wenig H2O2 nachgeben.
4.  Mit Wasser auffüllen und wenn das Peroxid verbraucht ist durch ein 30um-Sieb geben.  Dabei schon schweren Bodensatz (Sand!) möglichst im Becherglas lassen. Das Sieben mit einer Sprühflasche (warmes Wasser) unterstützen bis Abtropf klar ist.  Beide Fraktionen aufbewahren.
5. Die feine Fraktion läßt sich durch mehrfaches Dekantieren klären: Mit Wasser auffüllen, setzen lassen, abpipettieren.
6. Die gröbere Fraktion sollte jetzt nur aus Diatomeeen bestehen.  Ggf. ein- oder zweimal dekantieren um letzte Sandkörner zu beseitigen.

Ganz ähnlich sehen die Protokolle immer aus. Nun die Frage: was bedeutet

Zitat5. Die feine Fraktion läßt sich durch mehrfaches Dekantieren klären: Mit Wasser auffüllen, setzen lassen, abpipettieren.

Ich vermute, es gibt immer feine Bestandteile, die sich nicht absetzen? Und diese werden dann abpipettiert? Der Rückstand ist also das, was ich haben will?

Zitat6. Die gröbere Fraktion sollte jetzt nur aus Diatomeeen bestehen.  Ggf. ein- oder zweimal dekantieren um letzte Sandkörner zu beseitigen.

In diesem Fall wartet man nur vielleicht 30s und dekantiert dann, weil Sandkörner viel schneller sinken als Diatomeen? Der Überstand ist also das, was ich haben will?

Wie schnell sinken denn Diatomeen eigentlich?

Viele Grüße

Timm
Gerne per Du!

Meine Vorstellung.

felix

Hallo Timm,

Richtig: Nach 5 hebe den Rückstand auf.  (Kontrolliere jedoch auch den Überstand!)
Ebenfalls richtig: Dekantieren nach 6 bedeutet, daß Du den Überstand behalten willst.  (Kontrolliere jedoch auch den Rückstand!)

"Wie schnell sinken denn Diatomeen eigentlich?" --- Gegenfrage: Wie schnell fallen Eier eigentlich?  Kommt auf das Ei an.  Hier: Kommt auf die in der Probe enthaltenen Diatomeen an.  Das muß man jedesmal neu bestimmen---wobei Erfahrung etwas hilft. 

Beim Dekantieren geht man einen Kompromiß ein zwischen Sauberkeit einerseits und Vollständigkeit andererseits.  Zeit und Geduld spielt auch eine Rolle.  Ggf. kann man sowohl einen sehr sauberen Auszug aus der Probe machen als auch eine eher unreine Aufarbeitung, in der dann aber alle Taxa präsent sind.  Vollständigkeit in diesem Sinne erzielt man zB  durch die an anderer Stelle beschriebene Schüttelaufarbeitung (die sollte man von jeder Probe anfertigen).

Viel Erfolg! --- felix

PS: Für Gewässeranalysen, bei denen man Auszählen muß, gibt es standardisierte Verfahren. Die sind aber nur "gut" für den statistischen Zweck.  Für die Zwecke der meisten Forumsleser eignen sie sich weniger.
"Du" angenehm.

treinisch

Hallo Felix,

super, vielen Dank!

Damit ich mal eine Vorstellung habe:
Wie lange würde ich denn warten, wenn ich sicher gehen wollte, dass fast alle Diatomeen gefallen sind?

So in etwa? 30 Min? 2h?

Viele liebe Grüße und besten Dank

Timm
Gerne per Du!

Meine Vorstellung.

felix

Ich gehe einmal von einem 10 (15) ml Zentrifugierglas oder äquivalentem Reagenzglas aus.

Bei der groben Fraktion (Siebrückstand) fallen die Sandkörner etc.  Man sieht, wenn das Gröbste gefallen ist.  Dauert meist nur ein paar Sekunden.  Die Säuberung der groben Fraktion ist recht einfach.

Bei der feinen Fraktion (Siebdurchsatz) fallen die Kieselalgen.  Diese Fraktion zu säubern, erfordert oft Geduld.  Ich benutze eine Handzentrifuge: 1m bei mittlerer Geschwindigkeit ist ein erster Anhaltspunkt. Bei sehr kleinen Formen kann es auch schon einmal 2m+ dauern.  Ich habe keine Ahnung, wie sich das in Absetzzeiten übersetzt.  Ich würde mal nach 10m anfangen, mir die Sache anzusehen.  Dann kannst Du schon ein wenig abschätzen, wann es sich wieder lohnt, nachzusehen.  Bei kleinen Formen kann das vermutlich sehr lange dauern (Stunden).  Meist muß man mehrmals mit jeweils etwas kürzeren Absetzzeiten dekantieren.  Zur Überprüfung nimmst Du eine Probe aus dem oberen Viertel des Glases.  Du mußt nicht warten, bis diese Probe völlig algenfrei ist.  Am Ende können da ruhig noch ein Paar Algen schwimmen.  Gehe davon aus, daß diese Sorte auch im unteren Teil der Wassersäule vertreten war und mittlerweile genügend viele davon auf den Boden gesunken sind.

Schönen Gruß! -- felix

PS
Ich habe hier im Forum auch schon einmal über das Dekantieren mit Becher- und Uhrgläsern geschrieben.  (Ich glaube, das war in einer Antwort auf einen Beitrag von Peter Höbel.)
"Du" angenehm.