Erzmikroskopie: Grubenfeld "Gläser"

Begonnen von Stefan_O, April 26, 2012, 19:43:52 NACHMITTAGS

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Bastian

Lieber Thomas,
nein durchaus nicht. Ich meinte das Lehrbuch der Mineralogie, in dem sehr sehr viel steht was bei der Bestimmung hilfreich ist. -


Ich habe beide, und obwohl ich auf die "Erzmineralien und ihre Verwechslungen"  nicht mehr verzichten möchte, kann ich nicht sagen welches der beiden ich öfter in der Hand habe.
Bei ZVAB gibt es aber noch ein paar Exemplare, sogar eines aus der letzten Auflage, wenngleich ein wenig teuer (120 Euro). Ist er aber sicher wert.
Bastian

Stefan_O

In den meisten Fälle finde ich den "Pracejus" zum Bestimmen wesentlich hilfreicher und besser als Ramdohr's Werk. Wenn ich dort mal hineinschaue, dann zum Thema "...Verwachsungen", wo er zumindest in der Ausführlichkeit unschlagbar ist. Ansonsten bleibe ich dabei, dass der Ramdohr veraltet ist, leider. Google hat den "Pracejus" als Voransicht:

http://books.google.ch/books?id=DgwVj47DSWAC&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=false


Gruss,
Stefan

Bastian


Stefan,
ich kenne Deine Meinung zu dem Buch.
ZitatAnsonsten bleibe ich dabei, dass der Ramdohr veraltet ist, leider.
Das halte ich schlichtweg für eine Behauptung. Stellenweise mag das stimmen, daraus aber ableiten zu wollen das der gesamte Ramdohr veraltet ist. :-X

Bastian

Stefan_O

Natürlich ist das eine Behauptung, ich kann sie aber beweisen, falls nötig. Leider ist das "veraltet" an vielen Stellen der Fall, und diverse Referenzen stammen eher aus den 30er Jahren (ohne je durch moderne Analytik bewiesen worden zu sein). Mal ehrlich, das Buch ist nicht auf dem Stand des letzten Publikationsdatums. Ich habe die letzte Auflage mit meiner Datenbank konsolidiert und sehe daher ganz gut, wo die Lücken liegen. Für diverse Mineralien gibt es nichts verwertbares dort. Einige Mineraliennamen und Definitionen haben sich geändert, dafür sind die diversen Kupfersulfide ein gutes Beispiel.

Ich will keinesfalls Ramdohr und seine Leistung schmälern, aber sachlich gesehen: das Buch ist 35 Jahre alt. Seitdem hat sich einiges bewegt.

Gruss,
Stefan


Bastian

Hallo Stefan,
das würde mich ehrlich interessieren. Vielleicht können wir das mal per PN tun? Ich fände das wirklich gut, denn von belegbaren Argumenten lasse ich mich gerne überzeugen. Dann würde ich u.U. sogar dem Ramdohr "abschwören" (:

Unabhängig davon finde ich das Lehrbuch der Mineralogie, um das es ja in meinen obigen Beitrag ging, eine unglaublich fundierte Hilfe wenn ich Mineralien im POL AL bestimmen will. Ich mache das noch heute so. Es wird lediglich an der Sonde, oder notfalls im REM-EDS, chemisch bestätigt. Da können die neueren Lehrbücher nicht heranreichen. Ich gebe aber gerne zu, dass ich den Pracejus nicht ausprobiert habe. Das werde ich dann wohl mal nachholen müssen.

Bastian



Stefan_O

Hallo Bastian,

nicht abschwören, dazu ist es zu wichtig! Sondern lediglich mit Vorsicht betrachten. Als ein Beispiel: schau dir mal das Covellin/Digenit-Kapitel an, und den blaubleibenden Covellin im Besonderen. Die Auflösung des Rätsels erfolgte 1980 (vor 32 Jahren!)): http://rruff.info/uploads/CM18_511.pdf. Wohlgemerkt, es geht nicht um Fehler, sondern um die Aktualität.

Wie aktuell ist das Buch von Klockmann? Ist es besser oder sinnvoller als das kostenlose "Handbook of Mineralogy" (http://www.handbookofmineralogy.org/)

Gruss,
Stefan

Bastian

Hallo Stefan,
das man mit gebotener Skepsis in der Erzmikroskopie vorgehen muss, ist ohnehin ein Muss. Hast Du Dir mal die bei den verschiedenen Autoren die Beschreibungen der optischen Eigenschaften der gängigsten Erzmineralien angesehen? Da muss man zu dem Schluss kommen dass das eher eine "Kunst" als eine Wissenschaft ist, bei der sehr viel Erfahrung (sprich x-tausend mikroskopierte Schliffe) mit im Spiel ist. Ich sammle die Informationen aus verschiedenen Quellen. Das "Handbook of Mineralogy" gehört da genauso dazu wie andere Online Quellen wie http://www.webminerals.com, http://www.mindat.org, die Athena Mineral database (http://athena.unige.ch/athena/mineral/mineral.html).
Aber wenn es die Bestimmung mit dem AL Mikroskop geht, habe ich doch noch sehr oft entscheidende Hinweise im Klockmann gefunden, da dass jemand geschrieben hat, der selber SEHR VIEL am Mikroskop saß.
Was das Handbook of Mineralogy angeht, da fehlt mir allzu oft die optische Beschreibung; dafür habe ich das sehr oft genutzt um mir die Chemie anzusehen.

Bei dem ganzen Sermon, darfst Du aber auch nicht vergessen, dass ich mich hauptsächlich mit Schlacken (~70%) beschäftige und die Erzmikroskopie leider "nur" als Annäherung nutzen kann um meine teils "völlig bescheuerten" anthropogenen Phasen bestimmen zu können, oder diese zumindest einordnen zu können.

Bastian

Holger Adelmann

Nachtrag:

Stefan hatte ja auch schon gesagt, warum der Millerit (Nickelsulfid NiS) im Erzanschliff so einfach zu finden ist:
Der Millerit zeigt im POL Auflicht eine schöne Anisotropie, die - je nach Stellung des Polarisators wenige Grad + oder - von der Kreuzstellung einen Farbumschlag von Gelb nach Blau erzeugt.
Dieser Farbumschlag ist in den beiden Bildern unten schön zu sehen.

Wenn man sich die beiden Bilder abspeichert und im schnellen Wechsel ansieht, kommt der Effekt sehr deutlich heraus.
(Ich hatte auch ein animiertes GIF gemacht, aber die GIF Palette ergab eine zu schlechte Bildqualität).

LEITZ Orthoplan POL Auflicht, XBO150W, Moticam 2300

Herzliche Grüsse
Holger







Klaus Herrmann

Hallo zusammen,

durch den neuen schönen Beitrag von Holger bin ich nochmal auf den interessanten Thread gestoßen und als kleine amüsante Fundstelle nebenbei noch auf:

Zitat"Erzmineralien und ihre Verwechslungen"

unverwechselbar! :D
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Bastian

Holger,
schöne Bilder. Kannst Du mir noch sagen was wir da vor uns haben? Ist es das gleiche Erz wie das, das Stefan uns zeigt. Oder ist der Millerit aus einem anderen Handstück?

Klaus,
ich dachte schon es würde nie einer merken  ;)

bastian

Holger Adelmann

#25
Hallo Klaus & Bastian, danke für das Interesse.

Bastian,

es ist Material vom selben Fundort (Grubenfeld Gläser). Allerdings natürlich nicht das selbe Stück das Stefan gezeigt hat.

Weils so schön ist hier noch mal einen anderen Ausschnitt.
In diesem Bereich sind auch noch andere Erze zu sehen, evt. auch das Nickelerz Ullmannit, welches Stefan ja auch nachgewiesen hat, aber dafür muss ich noch Fotos zur Reflektion bei verschiedenen Wellenlängen machen.

Bild 1: Der Anschliff im Makro, man sieht die Erzlinse im pikritischen meta-Basalt des Unterkarbons
Bild 2: Die neue Stelle im Auflicht POL, Filter parallel (Das Nickelerz Millerit erscheint hierbei etwas heller gelblich als der unten links zu sehende Kupferkies)
Bild 3: Die neue Stelle im Auflicht POL, Filter gekreuzt (ein paar Grad -)
Bild 4: Die neue Stelle im Auflicht POL, Filter gekreuzt (ein paar Grad +)

Es fällt sofort auf dass andere Erze neben dem Millerit vorhanden sind und dass diese im Gegensatz zum Millerit ihre Reflektions-Farbe beim -/+ gekreuztem POL kaum änderen.

Durch die verschiedenen Kristallorientierungen der einzelnen Millerit-Körner kommt es zu diesem Blau-Gelb Gemisch in jeweils einem Bild.

Herzliche Grüsse
Holger










Fahrenheit

Lieber Holger,

danke für die interessante Ergänzung!

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM