Wie funktioniert die Bildkorrektur bei Zwischentuben?

Begonnen von JB, Mai 03, 2012, 17:10:13 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

JB

Hallo,

Ich habe Verstaendnissfragen zur Verwendung von Zwischentuben, wie sie an Mikroskopen zB fuer Polfilter verwendet werden (Endlichoptik).

Zwei Typen von Zwischentuben sind mir begegnet:

Typ 1) Einfacher Typ mit nur einer Tubuslinse. Die Tubuslinse gleicht die Laenge des Tubus aus und verlaengert die Brennweite, so dass das Zwischenbild wieder an der richtigen Stelle erzeugt wird. Diese Tuben scheinen immer eine gewisse Eigenvergroesserung zu haben (zB. Tubusfaktoren 1.25x oder 1.5x).

Typ 2) Typ Zeiss West mit 2 Telanlinsen, eine oben und eine unten. Nach diesem Beitrag http://www.mikroskopie.de/mikforum/read.php?1,1825,1826 dienen die Telanlinsen dazu innerhalb der Tubuslaenge parallele Strahlenverlaeufe zu erzeugen und dann wie gewohnt ein Zwischenbild an der gewohnten Stelle zu erzeugen. Soweit ich weiss haben diese Tuben keine Eigenvergroesserung (oder doch?).


Meine Fragen:

1. Wird der einfache Typ 1 hauptsaechlich aus Kostengruenden verwendet?

2. Jede Linse, die in den Strahlengang eingebracht wird, hat zwangslaeufig Abbildungsfehler (sphaerische und chromatische).

2a. Wie gut sind wohl die Telan/Tubuslinsen selbst korrigiert? Der Zeiss-Typ scheint zusammengesetzte Linsen zu haben (sehr Delaminations-anfaellig); sind das Achromaten? Die einfachen Tubuslinsen des Typ 1 scheinen Einzellinsen zu sein - die sind also (fast) zwangslaeufig chromatisch.

2b. Spielt die Korrektur der Zwischenlinse eine Rolle? Der Linsenfaktor ist sehr klein - chromatische und shaerische Abbildungsfehler sind entsprechend gering.

2c. Wie gut sind diese Zwischentuben (besonders Typ 1) geeignet die Verlaengerung der mechanischen Tubuslaenge auszugleichen? So ein Zwischentubus kann die Tubuslaenge leicht von 160 mm auf 210 mm verlaengern. Schafft es ein Typ 1 Tubus die dadurch verstaerkten chromatischen und sphaerischen Bildfehler auszugleichen (sonst waere zB. ein Planapochromat an so einem Mikroskop nutzlos)?

3. Bekommt man das gleiche Bild wenn man einen Typ 1 Zwischentubus umgedreht einbaut?


Mit freundlichen Gruessen,

Jon

reblaus

Hallo Jon -

leider kenne ich mich nur mit Zeiss etwas aus. Da kenne ich einzelne Linsen eigentlich nur aus den Wechselrevolvern der Phomiversale. Diese delaminieren auch, es sind also mindestens Achromate und außerdem gehört da immer noch mindestens eine weitere Linse weiter oben dazu. Bei den ältesten Phomis ist sie im Schieber untergebracht - entweder allein oder mit einem Anaysator kombiniert, bei den neueren im Optovar, oder, wenn das fehlt, in einem extra Zwischenring.

Aber einige Foristen wissen da sicher noch mehr darüber.

Viele Grüße

Rolf

JB

Hi Rolf,

Ich bin erstanut, dass dazu niemand eine Meinung hat :)

Mein Misstrauen gebenueber Zwischentuben und Objektivadaptern ist jedenfalls geweckt. Auf den Astromonieseiten findet sich eine Fuelle von Informationen zu Relaislinsen (inklusive Unterscheidung von Achromaten und Apos), in der Mikroskopie ist es scheinbar kein Thema.

Beste Gruesse,

Jon




Piper

Hallo,

zum Thema Tubuslinsen fallen mir zwei Gesichtspunkte ein, von denen ich hoffe, dass sie vielleicht bei einer allgemeinen Betrachtung weiterhelfen können.

Bei Unendlich-Mikroskopen sind Tubuslinsen obligat, damit die hinter dem Objektiv noch parallel zueinander verlaufenden bildgebenden Strahlen überhaupt ein Zwischenbild im Tubus generieren können. Hier wirkt die Tubuslinse gewissermaßen analog zu der rückwärtigsten Linse eines Endlich-Objektivs. Folgerichtig sind hier auch bei jedem Hersteller die werkseigenen Unendlich-Objektive und zugehörigen Tubuslinsen der vorgesehenen Mikroskope aufeinander abgestimmt. Hierdurch wird ein gleichzeitiger Einsatz von Unendlich-Objektiven verschiedener Hersteller an ein und dem selben Mikroskop deutlich erschwert, weil mit Qualitätseinbußen infolge mangender optischer Abstimmung der jeweiligen Fremdobjektive mit der jeweils vorhandenen Tubuslinse zu rechnen ist.

Anders verhält es sich bei Endlich-Mikroskopen. Hier ist eine Tubuslinse nicht zwingend erforderlich und i.d. R. nur dann vorhanden, wenn mechanische Wegdifferenzen optisch auszugleichen sind (beispielsweise infolge Zwischenschaltung eines Auflicht-Illuminators). Und ich gehe davon aus, dass in solchen Fällen die Tubuslinse als zusätzliches lichtbrechendes Element mit zwangsläufigen Restabbildungsfehlern im Zweifelsfall die Bildqualität eher mindern als verbessern sollte, sei sie nun einfach oder aufwendig korrigiert.

Mir ist aus alten Leitz-Zeiten (70er und 80er Jahre) geläufig, dass man damals bei diesem Hersteller sowohl Mikroskopstative mit als auch ohne Tubuslinse im Sortiment hatte, beispielsweise das Durchlicht-Mikrokop "Dialux" mit Wechselrevolver ohne Tubuslinse und das faklutativ auch im Aufflicht einsetzbare Ortholux 2 mit Tubuslinse im Revolver (Tubusfaktor, soweit erinnerlich: 1,25x). Ich habe nicht vergessen, dass mir in jener Zeit mal ein Leitz-Techniker klar und ehrlich signalisierte: "Wenn Sie kompromisslos gute Mikrofotos im Durchlicht realisieren wollen, nehmen Sie doch besser das preiswertere Dialux ohne Tubuslinse und rüsten Sie dieses mit unseren besten Objektiven auf. Und nur, wenn Sie auch Auflicht-Anwendungen im Auge haben, greifen Sie zum Ortholox 2; denn die dortigeTubuslinse macht das Bild nicht besser, und die Durchlicht-Objektive sind für beide Geräte ebenso identisch, wie die Okulare....". Dieses Zitat erscheint mir doch bemerkenswert, auch wenn die Zeit weiter gegangen ist.

Mein persönliches Fazit: Tubuslinsen im Unendlich-Mikroskop: ja (da zwingend notwendig), Tubuslinsen im Endlich-Mikroskop: falls möglich: nein.

Schöne Mikrogrüße

Jörg Piper

peter-h

Hallo Jon,

ich kann nur folgende Infos beisteuern. Beim Zeiss Optovar mit 1x - 1,25x - 1,6x - 2x - PH , gibt es zusammen mit Okularen mit einem Sehfeld von 20mm einen Intensitätsabfall zum Rand hin. Weiter ist das Optovar nicht unbedingt UV tauglich. Bei 385nm noch keine signifikante Lichtschwächung, bei 365nm aber sehr deutlich !

Bei Olympus (BH-2 endlich) ist der Zwischentubus für Pol mit einem Faktor 1,25x angegeben und enthält nur ein System an der "Unterseite" Richtung Objektive, beim Vergrößerungswechsler ist in jeder Position des Drehtellers ein eigenes Linsensystem. Hier konnte ich keine Vignettierung für Sehfeld 20mm feststellen.

Ganz sicher wird ein zusätzliches System keine Qualitätsverbesserung einbringen. Wichtige Aufnahmen mache ich grundsätzlich ohne Zwischenoptik.

Gruß
Peter

JB