Hallo,
Bezug nehmend auf
dieses Posting habe ich einmal
diese für 179 EUR angebotene Mikroskopkamera mit auf einem c-mount-Gewinde aufgeschraubtem Okular getestet.
Die Kamera trägt die Modellbezeichnung UCMOS5100KPA.
Die Kamera ist aus Metall gefertigt, mattschwarz lackiert (oder eloxiert, das kann ich nicht sicher beurteilen), relativ schwer und macht einen „wertigen“ Eindruck.
Üblicher Lieferumfang mit einem ausreichend langen (2 m) USB-Kabel und Software CD.
Kurios ist der beigelegte Adapter von 23,2 mm auf 30,5(!) mm! Ich habe ja nun doch einige Mikroskope und Stemis, aber keines davon hat einen Okulardurchmesser von 30,5 mm. So kann diese Kamera jedenfalls zunächst nur an Mikroskopen oder Tuben mit 23,2mm verwendet werden!
Die Installation der Treiber und der Software verlief unter XP problemlos und schnell.
Bei der Software „Toup View“ handelt sich wohl um eine Fortentwicklung der bekannten ScopePhoto-Software, die den Kameras der „DCM“-Serie beilag. Sie ist praktisch identisch.
Im Gegensatz zu den früheren DCM-Kamera, ihren Treibern und der Software finden sich hier nun wirklich deutliche Fortschritte, die die Bedienung erheblich komfortabler machen. Es gibt zahlreiche Einstellmöglichkeiten, die auch tatsächlich funktionieren und einen merklichen Effekt haben.
Insgesamt lässt sie sich an einem mittelalten Durchschnitts-PC-System (meines ist ca 3 Jahre alt, Intel Dual Core-Prozessor, Mittelklasse- Grafikkarte) sehr gut und flüssig bedienen.
Vorweg: Was die Menüs betrifft bzw. die Benennung der Regler, bedarf es keiner Worte. Krude unverständliche Übersetzungen, wie immer! Aber nicht anders kennt man es selbst von „Markenkameras“ für über 1000 EUR. Aber man bekommt ziemlich schnell heraus, dass eine Taste namens „Anklicken“ (die ist ernsthaft so beschriftet!) den Weißabgleich vornimmt.
Im zoombaren LiveStream-Vorschaufenster kann man einen frei positionierbaren Ausschnitt beliebiger Größe festlegen, in welchem alle relevanten Messungen für die Belichtungsautomatik und den Weißabgleich vorgenommen werden. Die Belichtungsautomatik funktioniert gut. Insbesondere der „One-Klick-Weißabgleich“ funktioniert absolut tadellos (besser als ich es auch von teureren Systemen gewohnt bin!). Bislang habe ich bei keiner Mikroskopkamera eine so ordentlich funktionierende Weißabgleichfunktion gesehen. Das Meßfeld in einen leeren Bildbereich gelegt, Weißabgleich angeklickt und der Hintergrund ist wirklich „reinweiß“!.
Für den Livestream können drei Auflösungen gewählt werden, sodass ein erstaunlich flüssiges Bild mit einer Framerate um 13 – 16/s erreicht wird. Damit hat das unerträgliche Ruckeln ein Ende und auch die Fokussierung ist damit problemlos durchführbar.
Mit zahlreichen Helligkeits-, Kontrast- und Sättigungsreglern kann das Bild effektiv optimiert werden.
Insgesamt bietet die Kamera deutlich mehr und bessere Einstellmöglichkieten als die alten DCMs.
Und nun das Wichtigste: Die Kamera erzeugt, man mag es kaum glauben, keinen (ja, ihr habt richtig gelesen: keinen!) Hot Spot!!!
Ich hoffe, dass ich nicht einen besonderen Glücksgriff getätigt habe, sondern dass es bei allen Kameras dieser Serie so ist. Alle Okularkameras, die ich bislang gesehen haben, erzeugen einen mehr oder wenigen intensiven, meist aber deutlich störenden Hot Spot.
Insofern wäre das die erste Okularkamera, mit der ich mich auch für bestimmte Einsatzbereiche „anfreunden“ könnte.
Die üblichen bekannten Nachteile aller Okularkameras ist natürlich (und zwangsläufig) auch hier vorhanden, nämlich eine deutliche CVD zum Rand hin bei Endlichsystemen. Ob das tatsächlich relevant die Bildqualität beeinflusst, hängt von den eigenen Qualitätsansprüchen ab und natürlich auch von Objekt. Bei Pflanzenschnitten / Histologie fällt das eher nicht ins Gewicht.
Mein persönliches Gesamturteil: Brauchbar und durchaus nicht schlechter als manche "suboptimale" Adaption einer deutlich teureren c-mount-Kamera.
Ich möchte die Kamera nun wirklich nicht „in den Himmel loben“, denn generell haben all diese Kameras Schwächen. Wenngleich ich nach wie vor andere Lösungen vorziehe, kann diese Kamera für den einen oder anderen Mikroskopiker durchaus sinnvoll sein, wenn die Ansprüche nicht zu hoch sind. Für den Preis ist die Leistung wirklich o.k.! Denn ich kenne "Marken"-Okularkameras und auch c-mount-Kameras, die bei mehr als dreifachem Preis keine nennenswert besseren Ergebnisse liefern. Im Zweifelsfalle: Bei Interesse bestellen und testen, ggf. 14-tägiges Rückgaberecht nutzen.
Hier einige Software-Fenster:




Hier ein paar Beispielbilder (
nicht nachbearbeitet, also auch keine Nachschärfung etc.). Leitz Dialux 20 EB, Leitz Pl Apos und NPL-Fluotare.








Strichplatte

Darstellung der CVD am Bildrand

Erwartungsgemäß gibt es auch einige (im normalen Bild nicht störende) Hotpixel:

Herzliche Grüße
Peter