Christo hätte das besser gekonnt

Begonnen von ortholux, Mai 18, 2012, 18:57:33 NACHMITTAGS

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Klaus Herrmann

#15
Lieber Wolfgang,

mitfühlende Worte gab es schon reichlich - auch ich heule mit! So tot habe ich selten ein Mikroskop gesehen. Man ist immer wieder fassungslos über die Faulheit/Gedankenlosigkeit/Ignoranz der Versender. Ich habe auch schon alles versucht: Mehrporto-Übernahme für separaten Versand eines schweren Trafos weil der wie eine Abrissbirne wirkt, wenn er nicht unverrückbar verdämmt wird. Aber es gibt auch Vorbilder, die Dampfwalzenfest verpacken!

Kannst du mal ein Bild zeigen von dem noch lebenden Objekt? Ich meine ich hätte es, allerdings noch in Vorkriegsausführung mit glanzverchromten Triebknöpfen Nr 316 307. Kannst du das anhand der Nr aufs Jahr genau zuordnen?

Mitfühlend

Klaus
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Florian Stellmacher

Liebe Trauergemeinde,

unter dem Eindruck von Wolfgangs Verpackungs-Fiasko hatte ich bei meinem jüngsten Kauf erhebliche Bauchschmerzen, ob der Verkäufer in der Lage sein würde, das Mikroskop richtig zu verpacken. Es handelte sich um ein ROW Poladun IV mit einem Transportkasten und einer größeren Kiste, in der das gesamte Zubehör aufbewahrt wird. Gerade wenn ein Holzkasten für das Mikroskop vorhanden ist, werde ich hellhörig, denn offenbar erfordert es sehr großes Abstraktionsvermögen sich vorzustellen, was ein mehrere Kilogramm schweres Mikroskop in einem ggf. noch so gut gepolsterten Kasten auf seiner Reise alles erlebt und was alles dabei abbrechen kann.

Ich habe den Verkäufer also einfach angerufen und ihm erklärt, er möge bitte die Sendung in drei Paketen verschicken: eines für das Mikroskop, eines für den Zubehör-Kasten und eines für den Mikroskopkasten. Dafür habe ich ihm pauschal 30,- € Portokosten überwiesen. Ferner habe ich ihm erläutert, wie ich die Sachen einpacken würde.

Gestern kamen die drei Pakete an, und ich habe sie vorhin mit größter Freude ausgepackt: nichts ist kaputt gegangen, alles war so verpackt, wie ich es vorgeschlagen hatte, ja, der Verkäufer hatte sich sogar die Mühe gemacht, alle Kleinteile einzeln in Luftpolsterfolie bzw. Papier einzuwickeln und lose Teile vernünftig zu fixieren.

Es geht also doch! Es war allerdings interessant, mit dem Verkäufer zu telefonieren, weil dieser zwar überhaupt keine Ahnung von Mikroskopen hat, jedoch recht schnell verstanden hat, wo die Transportrisiken lauern und wie man diese entschärft.

Ich glaube, ich werde in Zukunft öfters zum Telefon greifen.

Herzliche Grüße,
Florian

Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

Eckhard F. H.

ZitatIch glaube, ich werde in Zukunft öfters zum Telefon greifen.

Hallo Florian,
...müssen! Leider. Damit wird das Transportrisiko Schritt um Schritt auf Absender und Empfänger übertragen.
Gruß - EFH

ortholux

#18
Zitat von: Klaus Herrmann in Mai 20, 2012, 18:26:07 NACHMITTAGS
Kannst du mal ein Bild zeigen von dem noch lebenden Objekt? Ich meine ich hätte es, allerdings noch in Vorkriegsausführung mit glanzverchromten Triebknöpfen Nr 316 307. Kannst du das anhand der Nr aufs Jahr genau zuordnen?

Lieber Klaus,

hier 2 B-Stative:



Das linke ist ein 40er Jahre-Stativ, das rechte eins aus den 30ern.

30er:
Messingguß -> sauschwer
verchromte Triebknöpfe mit geschwungenem Profil
Tubusaufnahme mit senkrechter geschwungener Linie

40er:
Aluguß (trotzdem kein Leichtgewicht)
zylindrische Triebknöpfe
Tubusaufnahme quaderförmig

Das "Kriegsgerät" vereint die beiden Geräte. Mangels Stahl und Messing wurde viel in Alu gefertigt. Verchromt wurde auch nicht mehr sondern schwarz lackiert. Es gab sicherlich alle möglichen Kombinationen aus den 30er und 40ern. Der sich selbst überschätzende Gröfatz ließ lieber Patronenhülsen aus Messing fertigen als Mikroskope. Das sah der gute Ernst gottseidank völllig anders. Aber mangels Rohstoffen mußte auch er sich fügen.

Was macht nun so ein B-Staiv aus? Hier wird die Leitz Nomenklatur etwas unübersichtlich.

  -- Kleiner Einschub: bin momentan am Umziehen. Habe aber einen Artikel über die Hufeisenstative vorbereitet. Wird allerdings Sommer, bis dieser ausgearbeitet ist. Deshalb hier nur rudimentär --

Ein B-Stativ ist das Große Mikroskop der 30er bis 50er Jahre. Zwischenzeitlich gab es laut Katalog auch noch ein A-Stativ. Ich habe das allerdings noch nie gesehen.
Es war wohl größer.

316307 ist ein weißer Fleck in meiner Liste. 300000 ist von 1931, 327086 von 1936.

'nacht
Wolfgang


Haus@Hund

Liebe Kollegen,

übers Verpacken kann ich auch einiges berichten. In unserem Wareneingang war mal große Aufregung, Kollegen suchten Kameras, um gegen alle Gewohnheit Aufnahmen einer Service-Einsendung minutiös während des Auspackens zu fotografieren. Was war passiert? Das: Ein Kunde wollte mehrere ältere V-Geräte warten lassen und hatte sie entsprechend verpackt - in EINEN großen Karton, ohne jedwede Polsterung zwischen den Geräten oder zur Wand hin. Was beim Auspacken zum Vorschein kam, konnte man nur noch als "Bröckchen" bezeichnen... Die Geräte waren zwar nur einfachster Bauart mit monokularen Tuben, aber trotzdem hätten sie mehr Sorgfalt und Respekt verdient gehabt.

Unlängst konnte ich ja über mein privat erstandenes P. Wächter-Mikroskop berichten. Auch damals musste ich beim Auspacken schwer die Luft anhalten. Obwohl ich vorher darum gebeten hatte, das Innere des Holzkastens mit Polstermaterial auszustopfen, hatte es der Verkäufer lediglich fertig gebracht, die Leerräume mit Schnipseln aus einem Reißwolf (!!) aufzufüllen - und selbst das nicht richtig. Der Kasten war dann in eine mit Zeitungspapier ausgestopften Bananenkiste verpackt... Das Ergebnis: Glück im Unglück: Das Mikroskop hatte sich natürlich losgerissen und dabei eine der Holzleisten mitgenommen, die den Fuß am Boden halten sollte. OK, ließ sich schnell mit Ponal kleben. Schlimmer war, dass die mitgelieferten Objektträger sich während des Transports zunächst aus ihrer Schachtel entfernt hatten und anschließend kräftig in der Kiste zerbröselt waren. Was für ein Glück, dass der vorherige Eigentümer (der nicht der Verkäufer war) weiteres Zubehör fein säuberlich gepolstert in den Zusatzfächern untergebracht hatte.

Unsere Mikroskope werden grundsätzlich teilmontiert ausgeliefert. Das Stativ ist komplett, der Kunde baut dann nur noch den Tubus und/oder Zubehör wie z. B. AFL-Einheiten an. Die Baugruppen liegen dann in einer Styropor-Innenverpackung und sind zusätzlich noch in Kunststoff-Beutel eingepackt. In dieser Art der Verpackung hält ein Mikroskop einen Fall aus "normaler Höhe" schon aus - habe ich selbst schon gesehen. Das muss auch so sein, weil den Transporteuren unter dem Strich vollkommen egal ist, was in dem Karton ist - er wird immer rustikal behandelt.

Gruß aus Wetzlar-Nauborn,

Jörg (Haus@Hund)

Florian Stellmacher

#20
Lieber Jörg,

gerade bei Einrichtungen wie Schulen, Instituten oder Krankenhäusern wird das Verpacken von Instrumenten wie Mikroskopen ja gerne nach unten deligiert, und zwar an Leute, die oftmals allergrößte Schwierigkeiten haben sich vorzustellen, was alles auf dem Transport passieren kann.

Ich selbst habe einen Fall erlebt, bei dem ein ehemals recht teures Mikroskop zur Wartung zum Hersteller geschickt werden sollte. Das Verpacken musste dann nach längerem Hin und Her ein Mitarbeiter übernehmen, der buchstäblich die Sonderschule ohne Abschluss verlassen hatte - und so sah das Pakert dann wohl auch aus! Wir bekamen vom Hersteller mehrer Fotos, auf denen das Mikroskop Schicht für Schicht freigelegt wurde - was durch drei Bilder erschöpfend zu dokumentieren war: wabbeliger Karton mit durchspießendem Stativfuß - eine unzerknüllte Bildzeitung - das Mikroskop. Das war die gesamte Verpackung! Versandversicherung? Ach lassen wir es gut sein, verpacken ist irgendwie auch ein Intelligenztest bzw. offenbar nichts für Leute, die das Risiko scheuen. Das Mikroskop war natürlich nicht mehr zu retten, nur die Optik konnten wir weiter verwenden.

Von meinem (ersten) H500 hatte ich natürlich die Styroporverpackung aufgehoben, und somit konnte ich es sicher versenden. Mein jetziges, gebraucht gekauftes, kam im Kunststoffkoffer, auch darin liegt das Mikroskop wie in Abhrahams Schoß.

Herzliche Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

Haus@Hund

Lieber Florian,

da werd ich ja nostalgisch: Hach, unsere Kunststoffkoffer, was habe ich die schon geschleppt... Wenn du noch einen hast, hüte ihn gut, denn wir können ihn leider nicht mehr anbieten - den Lieferanten gibts nicht mehr  :(.

Apropos Intelligenztest: die Styropor-Innenverpackungen sind bei uns so gestaltet, dass sowohl Medicus als auch H 600 hineinpassen. Wir haben schon Fotos rausmailen müssen, um bei defekten Geräten zu zeigen, wie sie da rein passen...  :o

Gruß aus Wetzlar-Nauborn,
Jörg (Haus@Hund)

Florian Stellmacher

#22
Lieber Jörg,

beim Zeiss Axioskop ist das auch schon so eine Art von 3D-Puzzle, das Ding in die Schaumstoff-Formteile einzupassen.

Am besten, man macht das, wenn keiner zuguckt!  ;D

Herzliche Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

Lothar Gutjahr

Unser Textilienhändler und DHL-Filialleiter erzählte mir heute morgen etwas von 20 Euro, was ein Paket mehr kostet, wenn man schonende Behandlung wünscht.
Die sei dann aber garantiert.

Gruß Lothar

Peter V.

Zitat von: Lothar Gutjahr in Mai 21, 2012, 18:23:59 NACHMITTAGS
Unser Textilienhändler und DHL-Filialleiter erzählte mir heute morgen etwas von 20 Euro, was ein Paket mehr kostet, wenn man schonende Behandlung wünscht.
Die sei dann aber garantiert.

Gruß Lothar

Das ist ja nun völliger Unsinn! Ich weiß nicht, was ihr in Österreich für Regelungen habt, aber wenn Du ein Paket iins Ausland schickst, findet dort (z.B. bei uns) sicher keine "Sonderbehandlung" statt.

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Volker V.

Hallo Wolfgang,

ich kann Deine Wut und Trauer gut nachempfinden.
Wirklich schlimm die ganze Geschichte!
Doch ... ist es durch den Unfall wirklich unrettbar verloren?

Schaue ich mir die Bilder an, dann überkommt mich ein Gefühl, als sei dem nicht so.
(Natürlich wird es nie mehr in den Zustand zurück zu versetzen sein in dem es bei eBay angeboten wurde.)

Doch ....
Der Tischträger müsste geklebt werden können. (da es nach einem reinen Sprödbruch, ohne Verformung aussieht)
Die ausgerissenen Gewinde im Tubus können auch sicherlich wieder instand gesetzt werden.
Einzig der verbogene Kondensorträger könnte sich, beim Versuch ihn wieder gerade zu richten, verabschieden.
Doch einen Versuch sollte es wert sein.

Das alles nur meine bescheidene Meinung (ohne das ganze Ausmaß zu kennen) zu der ganzen Tragödie.

Kopf hoch ;) und beste Grüße

Volker

ortholux

Lieber Volker,

ich sehe das genauso. Sogar einen Kondensorhalter habe ich noch in der Bastelkiste. Klar lässt es sich wieder einigermaßen heile machen. Aber es ist halt ein geflicktes B. Irgenwann werde ich ein Stativ-B Fragment für 8 Euro fuffzig bei ebay ersteigern und dann auch noch den Arm austauschen können. Es geht ja nicht um die Frage "wie repariere ich eine Leiche?".

Dennoch Danke für Deine aufmunternden Worte.

Aber wenn ich Dich schon an der Strippe habe. Wie würdest Du das Stativ kleben? 2K hält auf solch porösen Flächen grandios. Oder gibt es noch etwas genialeres?

Viele liebe Grüße nach Holland  ;)
Wolfgang

Peter V.

Lieber Wolfgang,

ist nicht Loctite das Mittel der Wahl? Ruf doch mal in Witten an, dort weiß jemand, wie und womit man das klebt (weil er mir auch gerade etwas aus Alu klebt und dabei etwas von Loctite murmelte...  ;) ).

Herzliche Grüße
Peter
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Volker V.

Hallo Wolfgang,

bei dieser Art von Bruchstelle würde ich wirklich einen 2-Komponenten-Kleber, wie z.B. Uhu Endfest 3000, verwenden.
Die Bruchflächen dünn einstreichen, alles gut fixieren und dann bei 80 bis 100 Grad im Ofen backen.

Bezüglich des Austauschs von Teilen: Du erinnerst Dich vielleicht an das Ortholux, dass ich hier stehen habe  ;)
Du sagtest mir, dass es - wie Dein Stativ B - auch in den Kriegsjahren gefertigt wurde.
Die Lackierung ist relativ matt. Ich weiß nicht, inwieweit das mit diesem Produktionszeitraum zusammenhängt und ob Dein Stativ B ebenfalls solch eine Lackierung aufweist. Wenn ja und wenn ein Ersatzteil eher glänzend aussieht, dann würde ich versuchen, die Originalteile zu verwenden.
Doch bitte verstehe mich nicht falsch. Ich möchte Dir nicht reinreden und Du wirst viel besser wissen, was machbar und sinnvoll ist.

Herzliche Grüße
Volker

P.S.: Wenn ich Dir bei irgend einem Reparaturschritt behilflich sein kann... Du weisst wie Du mich erreichst  ;)

olaf.med

Hallo Wolfgang und Peter,

Zitatist nicht Loctite das Mittel der Wahl?

Bei solchen Brüchen ist Loctite sicher nicht das Mittel der Wahl - eher schon Epoxydharz wie von Volker vorgeschlagen. Der beste Weg ist aber ein neues Frästeil herzustellen und das vernünftig zu verschrauben. Das ist aber natürlich ziemlich arbeitsintensiv.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0