kurze Anleitung Bildbearbeitung Phsp

Begonnen von rheinweib, Juni 30, 2012, 17:05:50 NACHMITTAGS

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rheinweib

Auf bitten hin hab ich mal in die Tasten gehauen:
Also große Geheimnisse hab gibts da eigentlich nicht, vielleicht ein paar kleine Tricks  ;)  

1. Bild erstellen.

es kommt darauf an, wie der Hintergrund aussieht, dementsprechend viel "Arbeit" hat man hinterher.

2. Bild laden und erstmal grob korrigieren, Helligkeit/Kontrast/Farbton.

3. grob Hotpixel/Coolpixel, Sensorstaub usw. mit dem Stempel entfernen (Stempelbeschreibung etwas weiter unten).

dann kommt es drauf an, ob freigestellt werden muss/soll, oder nicht. Kommt auf die einzelne Aufnahme an.
Bei dem ersten Bild des kleinen Falters (Fred: "kleiner Falter") sollte der Hintergrund weg, der was ja gruselig, das Motiv lag zu nah am Hintergrund (siehe vorher-nacher-Bild - Fred "kleiner Falter").
Da fängt es dann an, wieviel Geduld man aufbringt. Ich habe das Bild stark stark vergrößert, bei meiner Kameraauflösung von 3008x2000 Pixeln war das 150% ( linke STRG bzw. CTL und Leertaste für größer - linke "Alt"Taste und Leertaste für kleiner) Tasten beide festhalten und ins Bild klicken.
Werkzeug Polygonlasso - weiche Kante 1Pixel oder 2 Pixel, null wäre zu hart und dann Stück für Stück das Motiv "abklappern". Mit dem Lassofaden an den Kanten entlangklicken und wenns reicht, das Lasso schließen, also wieder zum Anfangspunk zurückgehen (um den Bereich, der weg soll) und dann entweder reinstempeln mit großer Werkzeugspitze oder mit dem Pinsel reinmalen, es muss beim Pinsel auch nicht immer 100% Deckkraft sein, manchmal ist 85% oder so besser, dann "schimmert" die Körnung, nee, heißt ja heute Sensorrauschen ;D (der selbe Mist, nur in digital) ein bischen durch, sieht natürlicher aus. Die jeweilige Farbe holt man sich mit der Pipette.

4. bei Bereichen, die keine scharfe Kante haben, unscharfe Regionen im Motivhintergrund, nimmt man am besten erst die Pipette und "besorgt" sich die entsprechende Farbe, dann eine recht große Pinselspitze (Pinselwerkzeugoptionen, den unteren der beiden Schieberegle ganz auf Anschlag nach links - "Pinselhärte" [oder so ähnlich]) und am besten so 30 - 40% Deckkraft, soll ja eine unscharfe "Gegenkante" werden, damit es natürlich aussieht. Mit dem großen Pinsel vorsichtig und NICHT ZU NAH an die unscharfe Kante rangehen, lieber mit weniger Deckkraft anfangen und dann steigern, quasi wie eine dünne Schicht Farbe, wenn man Airbrushen würde.
Das geht natürlich genaus so auch mit dem Stempel, der ist eigentlich sogar besser als der Pinsel, weil die Körnung/das Rauschen bildlich "mitgenommen" wird. Kommt aufs einzelne Bild/Bildhintergrund an, was besser ist.

5. Feinretusche "putzen"  , das kommt es aufs Gemüt und die eigene Geduld an.....ich bin da ein Fanatiker.
Bild vergrößern, Stempelwerkzeug wählen, kleine Werkzeugspitze (dem störenden Zeugs angepasste Größe) und stempeln, was das Zeug hält, dabei immer in der Nähe bleiben. Mit gedrückter "Alt"-Taste und dicht neben den Teil klicken, der geputzt werden soll (Stempel wird "geladen"), Alt loslassen und stempeln - einfach ausprobieren. Und immer mal zwischendurch das Vollbild betrachten.
Augen: gerade bei den Facettenaugen arbeitet man am besten mit superkleiner Werkzeugspitze, genau in eine danebenliegende Facette reinklicken und die Kopie genau plazieren, ist echte Super-Fummelei. Besonders fies wird es, wenn eine Schuppe, ein "Schiffstau" oder ähnliches genau auf dem Auge ruht.....entweder Bild neu machen, oder einen riesen Stempel-Event starten  ;D.
Über die genauen Funktionen gibts ja auch viel im www. zu finden.
6. Falls dann noch Geduld vorhanden ist  , kommt das Nachschärfen. Am einfachsten geht es natürlich mit "Filter" (Menue oben)---> Scharfzeichnungsfilter---->Scharfzeichnen.
Besser ist allerings "Filter"--->Scharfzeichnungsfilter---unscharf maskieren.
Das einfache Scharfzeichen ist zu grob, "unscharf maskieren" ist viel besser, da ist ein Schieberegler, mit dem man "spielen" sollte, aber nicht zu viel, überschärft ist fies.
Zugegeben, ich hab einen kleinen, sehr effizienten Trick zum Scharfzeichnen, da kommen die "normalen" Scharfzeichnungsfilter nicht dran......... 8),
Hochpassfilter, mehr sag ich nicht  ;D

7. OK, das Bild ist geschärft, Gesamteindruck Vollbild begutachten, dafür auch mal ein bischen "aus der Ferne" draufschauen. Ggf. noch entrauschen, da gibt es genug Tools im www.
Zugegeben, es braucht ein bischen Übung, bei mir sind es 15 Jahre......aber das Stacken übe ich ja auch noch.

Ich hoffe, ich konnte helfen
Gruss Heike

Jan Kros

Hallo Heike
Danke für diesen ausführlichen Beschreibung wie du deine Bilder machst
Auch danke für die wunderbare Bilder von Insekten
Diese fotografie macht mir auch viel Spass
Herzlichen Gruss
Jan

rheinweib


Rawfoto

Hallo Heike

Noch ein paar Erweiterungen zu Deiner Beschreibung fuer Qualitaetsfanatiker :-)

Bei Punkt 2 fehlen zwei/drei wesentliche Tools, es sind dies die Tonwertkorrektur die Gradationskurfe und die selektive Farbkorrektur. Wer groessere Ergebnisse anstrebt wie die Forumsbilder sollte alle diese Kommandos aus dem Schritt 2 in Steuerebenen ausfuehren. Das hat zwei Vorteile, ertens man kann die werde der einzelnen Einstellungen aufeinander feinabstimmen und noch wesentlicher, es wird nur einmal interpolliert (bei der Reduktion der Ebenen auf die Hintergrundebene ...

Das Ausflecken macht man besser auf einer Hintergrungkopie, auch das hat zwei Vorteile, erstens weichere Wirkung der Korrektur und zweitens bleibt bei der Verrechnung mit dem Hintergrund Struktur ueber, Voraussetzung wie von dir beschrieben keine 100% Deckkraft verwenden ...

Tipps fuer die Aufnahme: grossen Abstand zwischen Objekt und Hintergrund, Hintergrundfarbe sollte nicht im Hauptmotiv vorkommen (dann kann man mit Farbauswahl schnell Ebenenmasken fuer das Freistellen bauen) und Hintergrund moeglichst homogen ausleuchten (eigenes Licht mit zwei Lichtquellen fuer den Hintergrund => auch das erleichtert die Freistellung imens) ...

Liebe Gruesse von einem der moeglichst wenig Zeit mit der Bildbearbeitung verbringen will, liebe Gruesse

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

rheinweib

#4
Hallo Gerhard,
ich wurde gebeten, eine kleine Anleitung zu schreiben, selbst die ist mir ja schon ein bischen aus dem Ruder gelaufen.
Wenn jemand wirklich daran interessiert sein sollte, dann kann ich nur sagen, Bücher sind eine ganz tolle Erfindung und es gibts auch schon für wenig Kohle gute, recht aktuelle gebrauchte Exemplare.
Es gibt derart viele Möglichkeiten, Bilder zu verbessern, manchmal auch zu verschlimmbessern, das passt in einen einzelnen, kleinen Threat nicht rein und würde auch , meiner Meinung nach, den Rahmen sprengen.
Ich wollte nur ein bischen "Starthilfe" geben.

Speziell Photoshop ist mittlerweile ein derart riesiges Programmungetüm geworden, das es wohl nur wenige Menschen gibt, die alle Funktionen aus dem eff-eff beherrschen.
Sehr zu empfehlen ist die Serie "Docma Basiswissen Photoshop" von Doc Baumann, Verlag Addison-Wesley.
Kleine, schmale Taschenbücher, immer jeweils auf ein Thema konzentriert - super -
Gibts günstig gebraucht bei Amazon. Da hab ich auch alle meine Bände von 1-20 her, teilweise unter 4 Teuronen pro Band. Man muss ja nicht alle Bücher aus der Serie haben, jeder kann sich ja rauspicken, was er benötigt, die allgegenwärtige Datenkrake Google kann da sicher helfen ;-)

Gruss
Heike






Monsti

Hallo Heike,

prinzipiell handhabe ich es genauso wie Du, da ich die Detailarbeit sehr gerne mache und als eine Art Meditation betrachte. Die Feinarbeiten erledige ich immer in einer starken Vergrößerung. Heute z.B. "präparierte" ich eine Zieralge, die zwar wunderschön lag, doch leider mitten im Detritus. Etwas Detritus macht mir nichts aus und stemple auch nicht immer alles weg, weil mir zu cleane Bilder nicht gefallen. Im Fall des Micrasterias rotata (--> http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=12913.0 ) musste ich leider radikal säubern.

"Rundumschläge", die PS ja bietet, mag ich eher nicht. Dafür macht mir die detaillierte Fotobearbeitung einfach zuviel Spaß.

Liebe Grüße
Angie

rheinweib

Halo Angie,
da stimme ich Dir absolut zu, es hat schon fast etwas meditatives, mal "feucht durchzuwischen"  ;D
Stimmt, zu sauber sieht schnell unnatürlich aus, aber diese wunderbare Rumputzerei bei sehr großer Vergrößerung
macht mir auch sehr viel Spass, ich muss dann manchmal auch aufpassen, das ich das Tierchen nicht keimfrei stemple.
Aber wenn dann so ein Motiv, wie der "kleine Falter" kommt und ich muss jede Schuppe
mit dem Lasso umranden, weil ich Mist gebaut hab mit dem Hintergrund (selber Schuld - Strafe muss sein),
das kann dann auch schon mal ziemlich anstrengend werden, aber man kann ja zwischenspeichern
und auch mal n Päuschen einlegen. Aber ich muss zugeben, das mit den Päuschen klappt nicht so richtig..... ;D

Es lebe hoch, das solide Handwerk  :), weg mit den "Ein-Klick-Lösungen"

lieber Gruss
Heike
 

Monsti

Hallo Heike,

nun, nicht jeder bringt so viel Geduld wie unsereins auf und bevorzugt eben die "Ein-Klick-Lösungen". Übrigens benutze auch ich sie manchmal, z.B. für den Hintergrund. Da verwende ich nicht selten den Zauberstab, um Helligkeit, Stättigung oder auch Kontrast zu korrigieren.

Hier mal das Beispiel einer Mikro-Aufnahme, bei der ich etwas mehr zu tun hatte, obwohl es auf dem ersten Blick nicht so aussah:



Dies ist das vollkommen unbearbeitete, nur freigestellte Foto der Zieralge Euastrum verrucosum var. alatum, aufgenommen mit einer Canon Powershot A495, Objektiv: Neofluar 16x, leichtes Schieflicht.

Und hier dasselbe Foto nach der Bearbeitung:



Die Schritte:

1. Drehung des Bilds um 180°, damit das Licht von links oben einfällt (damit wirkt das Foto plastischer)
2. Aufhellung der Tiefen
3. Freistellung
4. Scharfzeichnung
5. Wegstempeln störender Elemente
6. Freistempeln eines kleinen Bereichs im Hintergrund zwecks Homogenität
7. Mit weichem Pinsel und 55% Deckkraft den Hintergrund homogener pinseln
8. Leichte Korrektur von Helligkeit, Kontrast und Sättigung
9. Hintergrund mit Zauberstab markieren, dann Helligkeit erhöhen und Sättigung verringern
10. Bildgröße einstellen (hier: 600 px Breite)
11. Mittels Weichzeichner den Hintergrund und alles Unscharfe glätten (80-100%)
12. Die Zygnema und das Euastrum mit 10% weichzeichnen.

Feddisch. Dies alles dauerte exakt 22 Minuten.

Liebe Grüße
Angie



rheinweib

#8
Zitat von: Monsti in Juli 05, 2012, 21:37:52 NACHMITTAGS
Hallo Heike,

nun, nicht jeder bringt so viel Geduld wie unsereins auf und bevorzugt eben die "Ein-Klick-Lösungen". Übrigens benutze auch ich sie manchmal, z.B. für den Hintergrund. Da verwende ich nicht selten den Zauberstab, um Helligkeit, Stättigung oder auch Kontrast zu korrigieren.


hab ich mich auch schon bei "ertappt"  ;D

Zitat von: Monsti in Juli 05, 2012, 21:37:52 NACHMITTAGS
12. Die Zygnema und das Euastrum mit 10% weichzeichnen.



ich muss gestehen, ich habe absolut keine Ahnung, was Zygnema und Euastrum auch nur sein könnte......nicht meine "Baustelle"

aber da kann man doch mal wieder deutlich sehen, was mit digitaler Bildbearbeitung möglich ist, "einfach" so, per Mausklick. Wenn ich da an Fachlaborzeiten zurück denke...also analog....!
Zum Beispiel der/das Hochpassfilter.
Hooochpassfilter *I´m lovin it* - S U P E R zum nachschärfen.
Unser "Hochpassfilter" war damals die allseits gefürchtete Silbermaske, am besten noch passgenau für ein Kleinbild-Negativ! *heul* das war eindeutiger ein Verstoß gegen die "Genfer Konvention für Menschen bzw.Laborantenrechte"  ;D

Ich kann mich erinnern, als wäre gruseliger gestern gewesen:

Fachlabor:
Kunde sagt: "ich hab da ein superwichtiges KB-Negativ, aber das ist wohl nicht richtig entwickelt worden (natüüürlich - keine Fehler bei bei der Belichtung! Immer sinds die dusseligen Laboranten, weil die ja den voll automatisierten C41-Prozess nicht beherrschen)
Es ist ein bischen, naja.... knackig geraten *ich höre im Hintergrund mit, Angstschweiss bildet sich langsam*, und ich wollte fragen, ob man den da wohl was machen könnte, das Bild wäre ja ach sooo wichtig *ich spüre es ganz deutlich, das Böse ist anwesend*  
NEIN! (denke ich brüllend) DA IS NIX MEHR ZU RETTEN!!!!
Laborleiterin in formvollendetem rheinisch: "ja sischer, da können wa wat maache, machen se sisch keine Sorgen.....alles wird juut, welche Bildgrösse sollet den sein?
Kunde: ja, viellcischt so ein Poster, so 20x28 oder vielleicht auch ein bischen größer *ein leichter Anflug von Panik stellt sich ein*
Laborleiterin blööck nach hinten ins Labor: Heiiiikeeee....Liebschen, du kannst doch fast alles (wieso eigentlich nur "fast"?), mach da doch ma flott ne Silbermaske von, der Kunde hatn bischen viel Kontrast im Negativ.... *denke kurz über Selbstmord nach, verwerfe die Idee aber wieder schnell* und mache mich an die drastisch unterbezahlte Arbeit.

Die Maske herzustelle ist ja an sich is kein Problem, aber das Teil passgenau/ABSOLUT passgenau auf ein KB-Negativ zu kleben, das ist.....ich weiß garnich, was das ist...hohe Kunst?...Menschenverachtung?....vielleicht sogar Folter?  ;D

Das/der? Hochpassfilter......wie auch immer, Danke, Adobe, wir Laboranten liegen Euch für immer zu Füssen.

Ich schweife ab......wie schon öffters.... ;D

is schon spät, juute Naach zusammen
Heike




rheinweib

#9
klar, diese Stanzen haben wir auch gehabt, für deutlich größere Formate, da war das auch kein Problem.
Hach ja.....der Homrich Großvergrößerer, das hat Spass gemacht mit dem Schienenfahrzeug.
Und natürlich bin auch ich im dustern mal übers Kabel gefahren  ;D

Gruss
Heike

Monsti

Hallo Heike,

mit der früheren Bearbeitung von Fotos kenne ich mich nicht aus, aber auch die Textverarbeitung und die Erstellung von Layouts sind um ein Vielfaches einfacher geworden. Früher waren der Leuchttisch und die Satzspiegelschablone sowie Rötel zwecks Retusche absolut unentbehrlich. Man saß ewig, um die Filmstreifen von Textsatz-Streifen vom ehemals hochmodernen IBM-Composer und Abbildungen/Tabellen seitenverkehrt für die Druckerei zu montieren. Was früher mindestens 5 Stunden Zeit in Anspruch nahm, erledigt man heute - Kenntnis von der Materie vorausgesetzt (!) - innerhalb von max. 10 min.

Liebe Grüße
Angie