Botanik: Zitterpappel (Populus tremula) *

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, Juli 26, 2012, 16:31:28 NACHMITTAGS

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Hans-Jürgen Koch

Liebe Pflanzenfreunde,

Pappeln gehören zur Familie der Weidengewächse (Salicaceae).  Die Gattung der Pappeln (Populus) zählt 35 Arten. Pappeln sind raschwüchsige Bäume mit gutem Holzertrag. Aus dem weichen Holz stellt man z.B. Platten und  Zündhölzer her. Im Wald wächst die Zitterpappel oder Espe.
Der Name ,,tremula" lat. = zitternd; da die rundlichen, gebuchteten Blätter einen langen Stiel besitzen, der wie bei allen Pappeln seitlich zusammengedrückt ist, zittert das Laub schon bei der geringsten Luftbewegung. Darauf bezieht sich der sprichwörtlich gebrauchte Ausdruck ,, er zittert wie Espenlaub". In alten Zeiten hielt man das unablässige, raschelnde  Blätterrauschen der Zitterpappel für ein Klagen aus der Unterwelt.
In der Forstwirtschaft wird die Pappel besonders als Vorwald (als ,,Vorbaum" auf einer Fläche, auf der im Schutz der Pappeln andere Bäume heranwachsen) oder Füllholz  gepflanzt.

Systematik:

Ordnung: Malpighienartige  (Malpighiales)
Familie: Weidengewächse (Salicaceae)
Gattung: Pappeln (Populus)
Art: Espe
Wissenschaftlicher Name: Populus tremula
Volkstümlicher Name: Espe, Aspe
Englischer Name:: Quaking Aspen

Diese mächtige  Zitter – Pappel wurde Opfer eine Windböe. Für mich eine Gelegenheit an einige Proben zu kommen.
Bild 01 Populus tremula

Der Baum braucht viel Licht und ist sturmgefährdet.

02 Illustration, Populus tremula

Prof. Dr. Otto Wilhelm Thomé Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz 1885, Gera, Germany
Diese Bild  ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist.

03 Stamm einer Zitterpappel , Populus tremula

Das Holz der Zitterpappel ist sehr weich und leicht. Es ist schmutzigweiß .
1 = Splintholz, 2 = Kernholz, 3 = Mark, 4 Jahrring

Schnitte mit dem Reichert - Jung Schlittenmikrotom.

Arbeitsanleitung:

Original Färberezept siehe Seite von Herrn Armin Eisner http://www.aeisner.de/
W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau) modifiziert

Arbeitsablauf :

1. Probe liegt in 30 % Ethanol.
2. Aqua dest. 3x wechseln je 1 Minute.
3. Vorfärbung Acridinrotlösung 8 Min.
4. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
5. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen - Lupenkontrolle) ca. 12 Sekunden !!!.
6. 2 x auswaschen mit Aqua dest..
7. Nachfärbung Astrablaulösung 2 Minute.
Bei der Nachfärbung mit Astrablau eine Mischung aus Astrablau und Acriflavin im Verhältnis 4 : 1 verwendet (blau + gelb = grün).
8. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben.
9. Entwässern mit 2x gewechseltem Isopropylalkohol ( 99,9 % ).
10. Als letzte Stufe vor dem Eindecken Xylol einsetzen.
11. Einschluss in Entellan.

Ergebnis :

Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot, Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot, Cuticula gelb, Zellwände der innenliegenden Hypodermis tiefrot.
Fotos: Nikon D5000, die Übersichtsaufnahmen  wurde mit ,,MagniFlash" erstellt.

Spross, Querschnitt, 20 µm

Bild 04 Schnittstelle , Populus tremula

Die Rinde ist am Anfang glatt und grau, später eine dicke schwarz-graue, längsrissige Borke.

Bild 05 Übersicht, Spross,   Populus tremula

Die Übersichtsaufnahme wurde mit ,,MagniFlash" erstellt.

Bild 06 Vergrößerung  aus der Übersicht mit Beschriftung, Populus tremula

CU = Cuticula, EP = Epidermis, RI = Rindenparenchym, pZ = parenchymatischr Zellen, SK = Sklerenchymzylinder, St = Strahl, XY = Xylem, T = Trachee
(von rechts nach links)

Bild 07 Vergrößerung, Populus tremula


Bild 08 Vergrößerung,  Jahreszuwüchse im sekundären Xylem  nummeriert. Das primäre Xylem umgibt das Mark,  Populus tremula


Bild 09 Starke  Vergrößerung,  Populus tremula


Bild 10  Vergrößerung, mit Beschriftung,  Populus tremula

R = Rindenparenchym, SK = Sklerenchym, PH = Phloem, K = Kambium, XY = Xylem

Bild 11 AF – Fluoreszenzaufnahme, Spross,  Populus tremula

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 519 IF

Bild 12 AF – Fluoreszenzaufnahme, Spross,  Populus tremula

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 519 IF

Wurzel, Querschnitt, 40 µm

Bild 13 Freigelegte Wurzel,  Populus tremula

Die  Zitter – Pappel hat eine Pfahlwurzel, mit kräftigen Seitenwurzeln.

Bild 14 Übersicht, Wurzel,  Populus tremula

Die Wurzel hat einen Durchmesser von 9 mm.

Bild 15  Wurzel  mit Ansatz einer Seitenwurzel in drei Schnittebenen,  Populus tremula


Bild 16 Vergrößerung  aus der Übersicht, Wurzel, Populus tremula


Bild 17 AF – Fluoreszenzaufnahme, Wurzel,   Populus tremula

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 519 IF

Bild 18 AF – Fluoreszenzaufnahme, Wurzel,   Populus tremula

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 519 IF

Blattstiel, Querschnitt, 40 µm

Bild 19  Schnittstelle  in zwei Ebenen,  Populus tremula

Interessant ist die Anordnung der Leitbündel in den verschiedenen Ebenen des Blattstieles.

Bild 20  Übersicht, Blattstiel, Ebene 1,  Populus tremula

Die Übersichtsaufnahme  wurde mit ,,MagniFlash" erstellt.

Bild 21 Übersicht, Blattstiel, Ebene 2,  Populus tremula

Die Übersichtsaufnahme  wurde mit ,,MagniFlash" erstellt.

Zwei Beiträge zur Pappel habe ich hier im Forum noch gefunden.

Jörg zeigt den Blattstiel  der Pappel: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=3607.0

Und ich hatte mich vor ca. 2 Jahren mit der Graupappel beschäftigt: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=6413.0

Literatur und Quellen:

Kamelopedia, der freien Kamel-Enzyklopädie
Peter A. Schmidt / Ulrich Hecker ,,Taschenlexikon der Gehölze" ISBN: 978-3-494-01448-7

Mit freundlichem Gruß

Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"

Eckhard

Lieber Hans-Jürgen,

wieder eine exzellente Arbeit von Dir. Vor allem der Wurzelschnitt gefällt mir gut!

Herzliche Grüsse
Eckhard
Zeiss Axioscope.A1 (HF, DF, DIK, Ph, Pol, Epifluoreszenz)
Nikon SE2000U (HF, DIK, Ph)
Olympus SZX 12 (HF, DF, Pol)
Zeiss Sigma (ETSE, InLens SE)

www.wunderkanone.de
www.penard.de
www.flickr.com/wunderkanone

hajowemo

Lieber Hans-Jürgen,

ich bin begeistert von deiner vielen Arbeit die in so einem Beitrag stecken. :) :) :)
Einen Wurzelschnitt habe ich noch nie gemacht.
Dein Beitrag wird mich weiterhin bei meiner Arbeit beflügeln.
Danke fürs zeigen.

Liebe Grüße
Jochen
Vorstellung
Homepage www.mikroskopie-hobby.de
Gerne per "Du"
Man sieht nur mit dem Herzen gut.
Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.

Rawfoto

Hallo Hans-Juergen

Wie immer spitze, aber musstest Du wirklich gleich den ganzen Baum umlegen um zum Material zu kommen .-))

Liebe Grüße

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

da ist Dir wieder ein schöner Beitrag gelungen, der eine schöne Übersicht über die Gewebe der Espe zeigt.
Auch die Aufnahmen mit dem Magniflash sind wieder sehr schön geworden! Irgendwann muss ich auch mal auf Sebastian zu gehen.

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Hans-Jürgen Koch

Liebe Pflanzenfreunde,

danke an alle, für die lobenden Worte.

@ Jochen,

einige Wurzel lassen sich sehr gut schneiden, andere leider nicht; probiere es einfach selber aus.

@ Gerhard,

mit der Kettensäge kann ich gut umgehen, aber der Aufwand ist doch zu groß um an Material zum Schneiden zu kommen.  ;)

@ Jörg,

,,MagniFlash" ist schon eine tolle Erfindung.

Gruß

Hans-Jürgen
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Gerne per "Du"

Jan Kros

Lieber Hans-Jürgen
Wieder eine interessant Arbeit
Ich habe alles ausgedruckt zum aufbewahren.
Mann kann schon einiges hiervon lernen
Danke für die Arbeit
Herzlichen Gruss
Jan

Hans-Jürgen Koch

Lieber Jan,

danke für Dein feedback zur Zitterpappel.

Ich habe gerade Deinen Beitrag vom Wohldenberg Treffen 2012 im "Niederländischen Mikrokosmos" gelesen.
Tolle Bilder von unserem Versuch aus dem XLAB Göttingen.

Mit freundlichem Gruß

Hans-Jürgen
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Lothar Gutjahr

Moin Hans-Jürgen,

danke für den schönen aufwändigen Beitrag, der das Herz erfreut.

Das sagt dir ein ehrfürchtig staunender Ahnungsloser.

Schönes Wochenende !

Lothar

Hans-Jürgen Koch

Hallo Lothar,

danke für Dein Lob.

Auch Dir wünsche ich ein schönes Wochenende

Hans-Jürgen
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