Reinigung von Mikroskoplinsen mit Styropor

Begonnen von Peter V., Juli 29, 2012, 12:16:27 NACHMITTAGS

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Peter V.

Hallo,

diese bemerkenswerte Stelle fand ich in der Leitz-Broschüre "Pflege der Mikroskop-Optik".
Hat schon einmal jemand etwas davon gehört oder diese Methode gar angewandt? Ich hätte mich das nie getraut... :-



Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Klaus Henkel

Zitat von: Peter V. in Juli 29, 2012, 12:16:27 NACHMITTAGS

diese bemerkenswerte Stelle fand ich in der Leitz-Broschüre "Pflege der Mikroskop-Optik".
Hat schon einmal jemand etwas davon gehört oder diese Methode gar angewandt? Ich hätte mich das nie getraut... :-\


Hallo Herr V.!

Tja ...
Es muß unbedingt das ganz feinperlige Styropor sein.
Eine Datumsangabe der Schrift von Leitz wäre interessant, da solche Sachen ja oftmals viele Jahrzehnte immer wieder von neuem aufgelegt werden, da sollte man wissen, auf die Optik welchen Herstellungszeitraums sich das bezieht.

Ich selbst rate davon ab. Solche hilfreichen Tipps sind vielfach von und für Berufsanwendern verfaßt, bei denen es auf einen Objektiv-Neukauf mehr oder weniger nicht so ankommt, wenn eines blindgeschmirgelt oder die Mehrschichtvergütung abgerubbelt ist. Wer sein Mikroskop lieb hat, schließlich kommt Amateur von amare, läßt das lieber.

Schönen Sonntagsgruß
KH

Peter V.

Hallo Herr Henkel,

leider weiß ich nicht, wie ich ds Druckdatum eruieren könnte. Es geht aber sicher um 170mm-Optik, vermutlich dürfte die Anleitung aus den 70ern stammen.
Die Anleitung befindet sich in einem originales Leitz-Plastikbeutel mit einem leitz-Putztuch.
Ich fand den Vorschlag recht kurios und hätte es auch sicher nicht ausprobiert!

Hezrliche Grüße
Peter Voigt

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Dieter Stoffels

#3
Hallo Peter,

eine Nachreinigung mit Styropor ist nicht so ungewöhnlich, wie man zunächst denken mag. So werden zum Beispiel die Diamant-Messer (Diatome) der Ultramikrotome im Zuge einer Endreinigung mit einem feinporigen Styropor staubfrei abgezogen. Das Reinigungsmaterial wird in der Regel vom Messerlieferanten beigelegt. Wichtig für den Anwender ist das Wissen, dass es sich nicht bei jedem geschäumten Kunststoff/Schaumstoff um ein Styropor (Polystyrol PS) handeln muss. Wird die Reinigung mit einem geschäumten Polyurethan vorgenommen, dessen polymere Matrix häufig nicht stöchiometrisch ausreagiert ist, besteht die Gefahr, dass niedermolekulare Ausgangskomponenten (langkettige, ungesättige Öle; Polyglykole, Isocyanate, u. a.) auf die Glasoberfläche/en übertragen werden. Des Weiteren enthalten Schaumstoffe häufig mineralische Zuschlagsstoffe, die wie ein Schmirgel auf Glasoberflächen wirken können (siehe Hinweis im Beitrag von Herrn Henkel).

Viele Grüße!

Dieter

Lothar Gutjahr

Hallo,

in dem Zusammenhang die neugierige Frage: was ist Joseph-Papier, wie es zum Beispiel in älteren Leitz Reinigungsbestecken auftaucht ?

Danke schon mal für eine fachkundige Antwort

Lothar

Stefan_O

Hallo Lothar,

das ist ein dünnes, fusselfreies Papier für die Reinigung von Linsen, gab es früher von z.B. Hama als Block. Gibt es auch im Laborhandel unter dem Namen zum Reingen und Trocknen von Glaswaren

https://de.vwr.com/app/catalog/Product?article_number=111-5005

Zeiss sagt dazu im "sauberen Mikroskop": "Das glatte, üblicherweise erhältliche Linsenpapier (sog. Joseph-Papier) ist nicht zum Reinigen..."

Gruss,
Stefan

Lothar Gutjahr

Danke Stefan,

habe vorhin mal damit gegoogelt und bin auch auf das "saubere Mikroskop" gestoßen. Man findet da doch so allerlei.

Schönen Restsonntag noch

Lothar

Jürg Braun

Guten Abend

Es gibt Leute die halten sich an die Leitz Anleitung. Vor sieben Jahren hier im Forum gepostet:

http://www.mikroskopie.de/mikforum/read.php?1,12675,12677#msg-12677

Gruss in die Runde

Jürg

mikromeister

Hat einer von euch schon mal eine Glasoberfläche unters Mikroskop gehalten nachdem mit Papier, Styropor etc. geputzt wurde?
Da kann man staunen, wie u.U. jedes Staubkorn einen Kratzer hinterlässt.

Mit Alkohol angefeuchtete Mikrofasertücher für Brillen (besser Reinraum-Wischtücher) arbeiten ganz ok und reinigen auch mit sehr wenig Druck.

Für ganz filigrane Oberflächen habe ich eine Airbrush mit Isopropanol zum absprayen. Das geht ganz gut und völlig schonend.
Allerdings braucht man Isopropanol mindestens "reinst" sonst gibt es zu deutlich sichtbare Abdampfrückstände.

Unsere optischen Gitter oder die Teleskopspiegel werden z.B. meist gar nicht gereinigt.
Neu kaufen, neu beschichten oder wegschmeissen ist da die Devise.

Vielen Dank und freundliche Grüße

Markus


.

jibi

Hallo an alle Linsenputzer,

betreffend der Nachreinigung mit "Styropor" alias Polystyrolschaum kann ich nur dringend warnen.
Während meiner Berufslaufbahn war ich einige Jährchen in die Produktion bzw. Analyse von derartigen
Kunststoffprodukten involviert.  Diese Produkte sind Industrieprodukte unter Verwendung von Industrie-
Rohstoffen. Durch Staubeintrag oder Verunreinigung der Rohstoffe können durchaus harte Einschlüsse
im Schaum vorhanden sein. Auserdem enthalten einige Sorten feste Bestandteile, die ich der Kürze wegen
nicht weiter erläutern möchte.

Mit besten Grüßen von der Putzfront

Jürgen

ortholux

Lieber Peter,

wir haben das im Studium (Fotoing.) im Mikropraktikum so gelernt. Wenn nun täglich die Frontlinsen von Studenten, welche sicher keine solch innige Beziehung zu ihrem Gerät hatten, wie wir das haben, gefoltert werden, dann wäre bald keine Vergütung mehr drauf gewesen. Andererseits staunt man, daß man Mikrotomklingen durch Einbetten der Probe in Styropor rund schleifen kann.

Druckdatum einer Leitz-Schrift.
Irgendwo (meist auf der hinteren Umschlagseite) befindet sich eine Angabe wie diese: XI/69/XX/YY
Das bedeutet, daß diese Schrift im November 1969 gedruckt wurde. Die anderen Kürzel kenne ich nicht.

Viele Grüße
Wolfgang

Lothar Gutjahr

Guten Abend,

da taucht noch die Frage auf, ob Mikrofasertücher wirklich geeignet sind ? Ich beobachte in letzter Zeit immer öfters dünne lange Fasern in schnell hergestellten Präparaten, bei denen ich die Objektträger noch schnell mit einem wie Hirschleder aussehenden Mikrofasertuch abgerieben habe. Wäre da ein Stück altes Unterhemd 100 mal gewaschen nicht besser ?

Gruß Lothar

Peter V.

Lieber Wolfgang,

dann stammt sie aus November 1978.

Hezrliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

ortholux

Lieber Lothar, liebe Andere,

ich erinnere mich nochmal an mein Studium. Es gab damals (die Alten erinnern sich) die Möglichkeit, Filme selbst zu entwickeln. Nach der ganzen Baderei mußte der entwickelte Film getrocknet werden. Zur Erinnerung - es handelt sich um einen "Plastik"-streifen mit Gelatine drauf.

Um die Trocknung zu beschleunigen konnte man sog. Abziehzangen kaufen. Das waren flache Kunststoffzangen mit einer Gummiwurst, ähnlich denen, die man in Tür- und Fensterfalzen findet. Von diesen Zangen wurde dringenst abgeraten, weil man damit eben jene Gelatineschicht zerkratzen konnte. Bewährt hat sich hingegen echtes Fenster-(Hirsch-)leder, regelmäßig ausgewaschen in warmen Wasser ohne Seife oder andere Zusätze. So ein Lappen hat damals mehrere Zig Mark gekostet, und wir haben uns diesen zu Viert geteilt. Dieses Viertel hielt ein Studium lang und war der beste Negativabzieher vonne Welt. Keine Fusseln, keine Kratzer, nix.

Vielleicht sollte man diesbezüglich weiterforschen?

'nacht
Wolfgang


ortholux

Zitat von: Peter V. in Juli 30, 2012, 23:19:40 NACHMITTAGS
dann stammt sie aus November 1978.

Lieber Peter,

gerne!

Es lohnt sich übrigens, Druckschriften nach diesen Datumsangaben zu vergleichen. Z.B. gab es verschiedene Ausgaben von "Abbildende und beleuchtende Optik des Mikroskops", welche auch verschiedene Inhalte haben (die Umfangreichste ist die von 1973 (http://www.leitz-ortholux.de/downloads.php)).
Auch Kataloge und Anleitungen mit dem offensichtlich selben Umschlag können verschiedene Inhalte aufweisen, sollten sie aus verschiedenen Jahren stammen.

Das als Hinweis für die Abtrünnigen unter uns, welche tatsächlich mit "Leitz" hantieren ;) ;) ;)

Wolfgang