Heidenhain-und andere histo-historische Präparate: Qualität und Erhaltung

Begonnen von Alfons Renz, August 01, 2012, 11:12:17 VORMITTAG

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Klaus Herrmann

Lieber Alfons, lieber Florian

Zitatdas "Kabinett des Grauens" ist eine gute Idee - da hätte ich sicherlich auch etwas beizusteuern (sogar von Möller/Wedel  )!

ich hab sogar was von mir! ;D

Aber da muss man einen neuen Thread aufmachen!

Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Ronald Schulte

Mikroskope:
Leitz Orthoplan (DL, AL-Fluoreszenz und Diskussionseinrichtung).
Leica/Wild M715 Stereomikroskop.
Mikrotom:
LKB 2218 Historange Rotationsmikrotom.

TPL

Zitat von: Klaus Herrmann in September 12, 2012, 15:37:19 NACHMITTAGSRonald,
ZitatWas heißt den auf Hochdeutsch: "die Muse"
das ist bestes Hochdeutsch!!!
Auf Hoch-Niederländisch:
http://nl.wikipedia.org/wiki/Muzen

... alles schön und gut, aber gemeint war doch wohl die Muße (de vrije tijd), oder?

Schönen Gruß
Thomas

(der um Histo-/Pathologie-Beiträge sonst einen großen Bogen macht; diesen hier aber mit Begeisterung verfolgt)

Klaus Herrmann

Lieber Thomaß,

das du mal wieder Recht haßt mus ich unumwunden zugeben.

So ist das halt in unserer schönen Sprache s, ss, ß ... alleß zu seiner Zeit!  ;)

# Ronald: sorry, dass ich dich auf die falsche Fährte gelockt habe!

de vrije tijd war wirklich gemeint!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Alfons Renz

Liebe Musenfreunde,

Mögen's auch die Hochdeutschen mit dem Müssen haben, wenn sie an die Muße denken, so tendieren wir Niederdeutschen doch eher zur Muse, der Griechischen Göttin der Wissenschaft und Kunst. Rein gefühlsmäßig.

Die Deutsche Sprache lebt und entwickelt sich auch nach der letzten Reform. Und da fühle ich mich ganz an der Spitze der Revolutionäre, wenn ich die Muse ganz samtweich mit stimmvollem S schreibe und als die Göttin betrachte, die uns so viele erfreuliche Stunden mit Mikroskopie schenkt und nur die Stirne runzelt, wenn wir diese unsinnig verplempern.

Das ists sonst so wie mit Busen und Büßen...

In diesem Sinne, an die Mikroskope!

Herzlichst,

Euer Musensohn.

Klaus Herrmann

Lieber Alfons,

ZitatDas ists sonst so wie mit Busen und Büßen...

den Bussen hast du vergessen! Der in Oberschwaben!  ;)

Das wären doch Aufgaben für Integrationswillige, da wär die Gefahr der Überfremdung gering! ;D
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Lothar Gutjahr

Lieber Alfons,

da habe ich doch gleich geschaut, wie die Griechen die Mousa schreiben. Deinem und meinem Gefühl nach hatte ich ein Z erwartet, welches man im griechischen als sehr weiches S verwendet. Aber man schreibt es offensichtlich mit dem normalen weichen s.

Gruß Lothar

link zu Wiki; Mousa mit Kithara am Berg Helikon auf einer alten Vase:


Mila

Liebe Musensucher,

hier der Link zur Erklärung des Begriffes "Muse" :)

So Manchem ist der Unterschied zwischen "Muße haben" oder "von der Muse geküsst werden" vielleicht nicht geläufig, kein Wunder, wenn auch der Gruß falsch geschrieben wird (Gruss :() im Gegensatz zum Kuss, der mit Doppel-s geschrieben wird! Auf die Aussprache des Vokals kommt es an: lang oder kurz.

Auch Mikroskopiker können Muse oder Muße haben, oder Muße für die Muse, muss man(n) aber nicht ;)

Gruß und Kuss, mit Muße, das muss ich zwar nicht tun und ich würde mich auch nicht unbedingt als Muse bezeichnen, eher vielleicht als musi(kali)sch begabt (nein, nicht alkalisch oder potassisch), aber mir macht das gerade riesigen Spaß (und keinen rissigen Spass),

Mila

Übrigens muss ich laut Rechtschreibprüfung "Spass" und "Gruss" korrigieren, nur mal so am Rande bemerkt ;)

Alfons Renz

Ad rem, liebe Mikroskopiker/innen,

und zu einem kleinen Rätsel:



Es stammt aus einem Kasten mikroskopischer Präparate für 'Schülerinnen' - offen bleibt ob für 'Krankenschwestern' oder 'Mädchengymnasium' - und ist ein typisches Beispiel schwäbischer gelehrter Sparsamkeit: Der Diamant, so edel muss es sein, diente zur Beschriftung durch Gravur oben rechts '24'. Diese Nummer ist, ebenso wie das Glimmerblättchen,  typisch für die Kurspräparate der Anatomie in Tübingen und kennzeichnet ein bestimmtes histologisches Präparat / Organ / Färbung. Sie  blieb wohl über all die Jahre gleich. Sapienti sat.

Die drei neuen Nummern auf der linken Seite dienten zum Einordnen in die jeweiligen Kästen und sind auf einer beiliegenden Liste vermerkt, der ich entnehme: 'Mamma, lactierend, Mensch'. In keinem der Kurse für Medizinstudenten habe ich eine solche mamma lactans gesehen. Das Präparat war also speziell für die Schülerinnen ausgewählt worden. Von wem, konnte ich nicht mehr in Erfahrung bringen.


Die Übersicht zeigt die prächtige AZAN-Färbung der drei Gewebetypen: Drüsen- und Fettgewebe sowie ein Milchgang


Bei stärkerer Vergrößerung (20x) erkennt man die einzelligen, rosa gefärbten Drüsengänge, das tiefblaue Bindegewebe und darüber eine Arterie (links) und Vene (rechts).

In der zoologischen Taxonomie zählt der Mensch zu den Mammaliern, den Säugetieren. Insofern ist die Beschäftigung mit diesem namengebenden Organ durchaus berechtigt. Aber woher haben die Mammalier diese für die Arterhaltung so wichtige Drüse? Die Natur ist sparsam im Erfinden und verwendet lieber Altes neu.

Dazu gehen wir weiter auf die Suche in der Haut,
im nächsten Kapitel.

Alfons

TPL

Zitat von: Alfons Renz in September 12, 2012, 18:57:48 NACHMITTAGSMögen's auch die Hochdeutschen mit dem Müssen haben, wenn sie an die Muße denken, so tendieren wir Niederdeutschen doch eher zur Muse, der Griechischen Göttin der Wissenschaft und Kunst. Rein gefühlsmäßig.

Die Deutsche Sprache lebt und entwickelt sich auch nach der letzten Reform. Und da fühle ich mich ganz an der Spitze der Revolutionäre, wenn ich die Muse ganz samtweich mit stimmvollem S schreibe und als die Göttin betrachte, die uns so viele erfreuliche Stunden mit Mikrosopie schenkt und nur die Stirne runzelt, wenn wir diese unsinnig verplempern.

Liebe Musensöhne,
Ausgangspunkt des Missverständnisses war doch der Halbsatz:
Zitatdazu fehlt mir teils die Ausrüstung, vor allem aber die Muse
der in der niederländischen Sprache (die viele Ähnlichkeiten mit dem Niederdeutschen hat) zu Assoziationen mit Kleinnagern führt. Wir sind uns einig: das war nicht gemeint.

Genausowenig waren aber wohl die Musen gemeint (das waren mehrere!), denn eine fehlende Muse ist keine geläufige Redewendung. Also wohl doch die Muße, die freie Zeit. Und die wurde auch vor den letzten Rechtschreibreformen (und wird auch in der Schweiz oder in Österreich) nicht mit einem weichen 's' geschrieben.

Ich wünsche Euch die Muße zum Mikroskopieren und eine Muse obendrein ;).
Euer Thomas

Mila

Zitat von: Alfons Renz in September 12, 2012, 20:38:03 NACHMITTAGS
Ad rem

Und mit Muße zurück zum eigentlichen Thema, denn hier werden wirklich wunderschöne Präparate präsentiert :)

Gruß,
Mila

Alfons Renz

#86
Liebe Mila, liebe Histolog/innen,

Es freut mich, wenn dieser Exkurs in die histologische Anatomie und vergleichende Anatomie Gefallen findet! Eines der für mich und meine Studenten der organismischen Parasitologie interessantesten Präparate ist immer wieder die Haut:



Diese ist ja die hauchdünne Barriere, die uns von der Außenwelt trennt und schützt. Und dabei so viele Funktionen erfüllen muss, auch solche, an die kein Wirbeltier dachte, als es noch im Meer schwamm und die Fortpflanzung dem Brutkasten des weiten Meeres überlassen konnte.

Wir sehen quer im Bild den Haarbalg, und in diesen mündend die rot gefärbte Talgdrüse.  Könnte sie der Ursprung der Bildung der Milchdrüse sein? Oder eher die eng geknäuelten Gänge der Schweissdrüse, im Bild gegen 9 und 10 Uhr? Die Milch ist zwar fettreich (=> Talgdrüse?), aber die Schweißdrüse ähnelt mehr in Größe und einzelliger Wand des Drüsengangs. Vergleichend morphologisch ist die Milchdrüse aus einer Schweißdrüse entstanden.

Ganz rechts im Bild, und entlang der Haarbalge ins Innere verlaufend, bildet die mehrschichtige Epidermis die äußere Grenze. Sie wird nicht von Kapillaren durchblutet und muss daher von allen blutsaugenden Insekten und Chelizeraten überwunden werden, wenn diese saugen möchten. Wie sie dies tun, und welche Tricks sie dabei anwenden, ist ein eigenes Thema (kommt noch!).

Um sich selbst eine Vorstellung zu machen, wie die Blutmahlzeit einer Schnake funktionieren könnte, möge man sich jetzt eine Mücke in 'Originalgröße' vorstellen, so wie diese auf dieser Haut sitzen könnte.  Das fällt erstaunlich schwer und zeigt, wie unbeholfen wir uns doch in den Dimensionen des Mikrokosmos bewegen.

Viel Phantasie dabei wünscht

Alfons. - Auflösung folgt

Lothar Gutjahr

Lieber Alfons,

zu den laktierenden Drüsen mag ich nichts sagen; hat man als Techniker ja nur von außen bewertet. ;D Aber vom Haarbalg her habe ich mal abgeschätzt, daß die Mücke die du vermutlich in einem der nächsten Bilder zeigen wirst, mit ihrer Körperlänge etwa die 5 x fache Bildhöhe einnimmt und auf diesem Bild gerade mal der Kopf Platz hätte. Hast du auch ein schönes Haarbalgfoto mit Milbe ?

Gruß Lothar

Alfons Renz

#88
Lieber Lothar,

Die Milbe zählt zu meinen Lieblingspräparaten und ist gleich zur Hand:



Hier drängeln sich gleich drei im Haarbalg eines Nasenflügels.

Herzliche Grüße,

Alfons


Lothar Gutjahr

Vielen Dank Alfons,

ich suche auch immer mal wieder den Inhalt von entzündlichen Talgdrüsen durch, habe es bis jetzt nicht über zwei Tiere gebracht. Der "überfüllte Raum"in deinem Bild ist wohl eine Talgdrüse und die Tiere dann D.brevis ? Man könnte vermuten ein Mädchen und zwei Kerls ? Der Größe nach müßten das ja adulte Tiere sein. (KL etwa 400 µm ) Wie geht da eigentlich der Befall vor sich ? Hautkontakt oder überleben die auch in Hotellbetten ? Jetzt muß ich aber aufhören, bevor ich ein allgemeines Forenjucken auslöse.

Schönen Abend noch

Lothar