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Das schwarze Orthoplan

Begonnen von Peter V., September 13, 2012, 23:24:24 NACHMITTAGS

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Peter V.

Auf Wunsch von Florian wiederhole ich hier nur meinen Beitrag aus einem anderen Faden noch einmal als eigenen Thread, damit ihn Florian in seiner Rubrik "Mikroskopiker stellen ihr Mikroskop vor" verlinken kann.

Hallo,

das ist zwar vermutlich nicht das älteste Mikrokop, aber auf dieses Schätzchen bin ich schon sehr stolz, weil ich es auch sehr "schön" finde. Für mich ist es schon fast "bauhausartiges" Design.
Während die organischen Formen Michels allgemein als sehr ästhetisch empfunden werden, höre ich oft etwas "abfällige" Kommentare zur sachlich-funktionellen Formgebung der Leitzschen Mikroskope in der Post-Ortholux-Ära. Nun, "Geschmack is ja schon Bandbreite", wie Herbert Knebel zu sagen pflegt, aber mir perösnlich gefällt dieser Stil auch bei den späteren weißen Stativen. Speziell dieses Mikroskop, das ich Euch hier zeige und das nie regulär verkauft wurde, finde ich sehr schön.
Es ist ein schwarzes Orthoplan, genau genommen aber ein Ortholux-Orthoplan-Zwitter. Es hat nämlich kurioserweise noch deutliche Stilelemente und konstruktive Merkmale des Ortholux, wie man an den Abrundungen vorne am Stativfuß und am Wechselrevolver sieht, somit ist es bezüglich des Revolvers nicht kompatibel zu normalen Orthoplanen. Ich denke, dass es ein Prototyp auf der Entwicklung zum endgültigen Serien-Orthoplan war. Leider wurden von den Orthoplanen in der endgültigen Form nur 50 Stück mit schwarzer Lackierung gebaut (siehe auch hier), danach schwenkte man auf die zunächst grünlich-graue Hammerschlaglackierung über, in der späteren Orthoplangeschichte dann über dunkelgrau-Hammerschlag zu hellgrau-Hammerschlag und in den letzten Versionen auf eine weiße, etwas "rauhe" Lackierung.
Auch, wenn ich alle Orthoplanlackierungen "lieb habe", war der schnelle Wechsel vom schwarzen zum dunkelgrünen Hammerschlaglack aus heutiger Sicht eine ästhetische Katastrophe. Warum hat man es damals gemacht? Vielleicht war es einfacher oder kostengünstiger zu lackieren? Oder der Hamerschlaglack war gerade modern?  Ich weiß es nicht......
Offenbar gab es diesen Wechsel vom schwarzen Finish zu grünlichem Hammrschlag zu jener Zeit auch bei Zeiss, wie man am Beispiel des wohl ebenfalls sehr seltenen schwarzen Phomis von Wilfried sieht. Ich war bislang auch immer der Ansicht, dass die erste Phomis grüngrau-hammerschlagfarben waren.

So, wie es hier steht, habe ich es übernommen und es war als Polmikroskop ausgebaut. Der Tubus ist bereits ein Poltubus mit Polarisator und Betrandlinse und weist - ebefalls als Kuriosum - einen Anschluß des Fototubus als Bajonett auf.  Mittlerweile habe ich es aber mit einem moderneren Poltubus und neueren 160mm-Poloptiken versehen und es dient mir in der Tat noch "aktiv" als Polmikroskop, obwohl es ja eigentlich eher in die Vitrine gehört.

Besonders danke ich Wolfgnag Lehmann, der mir dieses gute Stück so meisterhaft fotografiert hat.
Übriegns: Der grüne Logo rechts am Stativfuß war ein Gag von Wolfgang, das ist natürlich das Logo der Ordner-Firma Leitz! Leider finde ich zur Zeit nicht das Originalbild von Wolfgang ohne diesen Scherzo....(Wolfagng, bitte schick es mir doch nochmal als Mail).



Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Florian Stellmacher

Lieber Peter,

schön, dass Du dieses außergewöhnliche Mikroskop jetzt auch noch einmal separat vorstellst. Dein schwarzes Orthoplan trägt ja keine Seriennummer, und schwarze Orthoplane wurden wohl auch niemals offiziell von Leitz an Kunden ausgeliefert, sodass Dein Mikroskop anscheinend aus der Entwicklung stammt und gottlob vor der Verschrottung gerettet wurde. Weißt Du wieviele schwarze Orthoplane überhaupt existieren?

Was die Form anbelangt, bin ich ganz bei Dir: wirklich wunderschön! Und auch darin muss ich Dir Recht geben: In schwarz hat das Stativ eine zusätzliche Eleganz, die das hammerschlaglackierte Serienmodell in dieser Form nicht aufweist. Du hast ja bereits darauf hingewiesen, dass dasselbe für das Zeiss Photomikroskop I gilt; auch das extrem rare riesige ROW Poadun VI wurde zuletzt mit Hammschlaglackierung asgeliefert (im Katalog gibt es tatsächlich Abbildungen mit schwarzen und hammerschlaglackierten Stativen bunt gemischt zu bestaunen). Hammerschlaglack muss damals wohl wirklich als besonders modern angesehen worden sein, so wie später Cremefarben und Weiß. Der einzige wesentliche Vorteil mag darin liegen, dass Staub nicht so auffällt wie auf schwarzem Lack (aber Konzertflügel werden seit über 100 Jahren zumeist schwarz und nie in Hammerschlag lackiert). Wenn ich ein Mikroskop völlig frei designen dürfte, so wäre es ein Leitz in schwarz!

Herzliche Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

Jürg Braun

Lieber Florian

Wie wahr deine Worte sind. Leitz hat es vor einiger Zeit auch nochmals versucht. Ein Leica in schwarz. Das ist dabei entstanden:



Ein Skischuh mit Optik. Schade.

Gruss

Jürg

Florian Stellmacher

Lieber Jürg,

oh ja, dieses Teil hatten wir hier schon in extenso diskutiert: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=10979.0

Gekauft hat es sicherlich noch keiner...

Herzliche Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)