Botanik: Japanische Zaubernuss (Hamamelis japonica) ein Winterblüher. *

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, Oktober 05, 2012, 13:17:45 NACHMITTAGS

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Hans-Jürgen Koch

Liebe Pflanzenfreunde,

Hamamelis japonica ist ein beliebter Blüten – Zierstrauch und seit 1862 in Europa in Kultur. Zur Gattung Hamamelis  zählen in Nordamerika und Ostasien nur 6 Arten. Alle Arten sind Holzgewächse. Fossil im Tertiär (Eozän) nachgewiesen. Das Eozän liegt 58 bis 36 Millionen Jahre zurück und ist die zweite Stufe des Tertiärs.
Der Lebensraum sind die japanischen Bergwälder in Höhenlagen von 300 – 800 Meter Ü. NN. Die Japanische Zaubernuss ist ein ungewöhnlicher Strauch mit einzigartiger Blütezeit.

Bild 01 Japanische Zaubernuss (Hamamelis japonica)

Quelle: http://de.academic.ru/dic.nsf/dewiki/2424424

Die gelblichen, duftenden Blüten sitzen dicht an den Zweigen. Bei mildem Wetter zeigt sich die Blüte schon im Dezember. Spätestens im Januar jedoch, wenn andere Pflanzen noch Winterruhe haben, treiben zahlreiche Blüten an den Trieben. Diese vertragen Temperaturen bis minus 20 Grad.
Bei widrigen Witterungsbedingungen wie Nebel, Regen oder Kälte können sich die Kronblätter einrollen, um die Blüte zu schützen. Wenn die Sonne scheint, kann man beobachten, wie sie sich wieder ausrollen und die Blüte freigeben.
Die japanische Zaubernuss ist ein hoher Strauch mit ausladend richterförmiger, bizarrer Verzweigung. Er kann eine Höhe und Breite von 3 bis 4 Meter erreichen.
Woher stammt der Name Zaubernuss ?

Der Name Zaubernuss steht im Zusammenhang mit der Verwendung von Zweigen der Japanischen Zaubernuss als Wünschelrute bei der Wassersuche.
Der Name Hamamelis setzt sich aus dem griechischen hama (gleichzeitig) und melon (Apfel, Frucht) zusammen, da der Baum im gleichen Jahre vor dem Blühen Früchte trägt. Aus dem gleichen Grunde wurde auch die Bezeichnung "Zaubernuss" geprägt.
Dabei ist schon die Bezeichnung Nuss falsch, weil die Pflanzen eine Kapsel bilden, die zwar relativ hart ist, aber nach einiger Zeit eben doch aufplatzt.
Bei der explosionsartigen Öffnung der unter starker Gewebespannung stehenden, ausgetrockneten Früchte werden die Samen über Meterdistanz weggeschleudert.
Der Extrakt aus ihrer Rinde ist Bestandteil von Arzneimitteln und Kosmetikpräparaten.

Systematik:

Ordnung: Steinbrechartige (Saxifragales)
Familie: Zaubernussgewächse (Hamamelidaceae)
Gattung: Zaubernuss (Hamamelis)
Art: Japanische Zaubernuss
Wissenschaftlicher Name:  Hamamelis japonica
Volkstümliche Bezeichnung: Hexenhasel, Zauberstrauch, oder Zauberhasel
Englischer Name: Witch Hazel

Spross, Querschnitt, 30 µm


Der Spross ist extrem hart, Schnitte mit dem Reichert Schlittenmikrotom.

Arbeitsanleitung:

Original Färberezept siehe Seite von Herrn Armin Eisner http://www.aeisner.de/
W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau) modifiziert

Arbeitsablauf :

Vorbehandlung mit Klorix – Bleichmittel (1 Teil Klorix + 9 Teile Wasser)

1. Schnitte  liegen in 30 % Ethanol.
2. Aqua dest. 3x wechseln je 1 Minute.
3. Vorfärbung Acridinrotlösung 8 Min.
4. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
5. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen - Lupenkontrolle) ca. 12 Sekunden !!!.
6. 2 x auswaschen mit Aqua dest..
7. Nachfärbung Astrablaulösung 2 Minute.
Bei der Nachfärbung mit Astrablau eine Mischung aus Astrablau und Acriflavin im Verhältnis 4 : 1 verwendet (blau + gelb = grün).
8. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben.
9. Entwässern mit 2x gewechseltem Isopropylalkohol ( 99,9 % ).
10. Als letzte Stufe vor dem Eindecken Xylol einsetzen.
11. Einschluss in Entellan.

Ergebnis :

Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot, Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot, Cuticula gelb, Zellwände der innenliegenden Hypodermis tiefrot.
Fotos: Nikon D5000, die Übersichtsaufnahme wurde mit ,,MagniFlash" erstellt.

Bild 02 Tafel im WeltWald Harz . http://www.bad-grund-harz.de/exotenwald.html



Bild 03 Übersicht, älterer  Spross mit Lentizelle,  Hamamelis japonica


Die älteren Zweige sind stark buschig verästelt, silbergrau bis graubraun gefärbt und durch Lentizellen gekennzeichnet, die jüngeren Zweige gelblichbraun und mit braunen Sternhaaren  (Trichome) versehen.

Drei Fotos vom ungefärbtem Schnitt, Hamamelis japonica , Einschluss in Glyzerin.

Bild 04  ungefärbter  Schnitt, Hamamelis japonica


Bild 05 Polarisation, Dunkelfeld, Farbfilter


Bild 06  Polarisation, Dunkelfeld, mit Grünfilter


Bild 07  Spross, Vergrößerung mit Beschriftung, Hamamelis japonica

CU = Cuticula, EP = Epidermis, R = Rindenparenchym, SK = Sklerenchymring, P = Phloem, K = Kambium, Xy = Xylem, T = Trachee

Bild 08  Dunkelfeld, Hamamelis japonica


Bild 09  Vergrößerung, Hamamelis japonica

Xylem und Markparenchym

Bild 10 AF – Fluoreszenzaufnahme, Spross, Hamamelis japonica

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 519 IF.

Bild 11 AF – Fluoreszenzaufnahme, Spross mit Beschriftung, Hamamelis japonica

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 519 IF mit Halogen – Pilotlicht.
PHE = Phellem (Kork – totes Gewebe), PLG = Phellogen (Korkkambium), PLD = Phelloderm (parenchymatisch aktives Gewebe), R = Rindenparenchym, SK = Sklerenchymring, PH = Phloem

Zu diesem Bild habe ich Detlef Kramer um seine Meinung  gebeten.

Detlef schreibt:
,,Ich interpretiere das Foto ein klein wenig anders. Diese gelb-braunen Zellen gehören m.M. alle zum Phellem, lediglich die innerste Lage, von Dir mit PLD markiert, in deren "Zellen" Du schon dünne Zwischenwände entdecken kannst,
sollte das Phellogen sein. Demnach fehlt das Phelloderm oder besteht nur aus der dunklen, nicht aufgelösten Schicht darunter. Das ist nicht ungewöhnlich. Das Phelloderm kann aus wenigen Zellen bestehen oder auch ganz fehlen. So meine Interpretation, ich bin mir aber nicht vollkommen sicher".

Bild 12  Sternhaar, Hamamelis japonica

Etwa 12 einzellige Haarzellen bis 250 µm lang mit braun gefärbtem Inhalt.

Jörg hat in seinem Beitrag vom Blattstiel der Hamamelis die Sternhaare super dargestellt. Hier der Link: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=6901.0

Quellen:

http://www.bio.tu-darmstadt.de/botanischergarten/pflanzen_en_detail/hamamelis.de.jsp
A. Bärtels: Enzyklopädie der Gartengehölze. Ulmer Stuttgart, 2001. ISBN 3800131986, S. 211.
Johannes Kreuzer: Kreuzers Gartenpflanzen-Lexikon, Band 1. Gartenbuchverlag, Tittmoning 1983.

Danke an Detlef für seine Interpretation zum Bild 11

Mit freundlichem Gruß

Hans-Jürgen


Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

<a href="http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=2650.0" target="_blank">Hier geht es zur Vorstellung</a>

Gerne per "Du"

Rolf-Dieter Müller

Zitat von: Hans-Jürgen Koch in Oktober 05, 2012, 13:17:45 NACHMITTAGS
...
Jörg hat in seinem Beitrag vom Blattstiel der Hamamelis die Sternhaare super dargestellt. Hier der Link: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=6901.0
...

Lieber Hans-Jürgen,

aber die Abbildung Deiner Sternhaare ist Dir ja auch gut gelungen. Besonders der Vergleich mit der nebenstehenden Fluoreszenzaufnahme ist ein Genuss.

Viele Mikrogrüße
Rolf-Dieter

Rawfoto

Hallo Hans-Jürgen

Endlich einmal eine Pflanze die ich auch schon gesehen, geschnitten ... habe. Es ist sonst schon ein absolutes Vergnügen Deine Beiträge zu betrachten/lesen ... Wenn man aber auch schon einmal in die Ebene eingedrungen ist macht es noch mehr Spass!

Es ist Dir wieder absolut gelungen, bleibt wieder nur Dir zu gratulieren. Von Jörg habe ich vor längerer Zeit einen Schnitt von der Zaubernuss bekommen, spannend, spannend ...

Gestern hatte ich das Vergnügen in Würzburg Robin Wacker persönlich kennen lernen zu können und auch Gelegenheit mit ihm zu plaudern. Im Gepäck sind jetzt auch ein paar Präparate von Robin und ich bin wirklich schon gespannt die unterschiedlichen Ausdifferenzierungen vergleichen zu können. Der erste Eindruck ist eine sehr pastellige, zarte Färbung. Dein Bild 9 geht in die Richtung, Deine Übersicht hingegen zeigt mehr Sättigung ...

Die Bandbreite bei ein und der selben Färbung und bei ein und der selben Pflanze dürfte extrem sein. Rolf Dieter zeigt das ja auch regelmässig ...

Da gibt es also genügend Spielraum zum Vergleich.

Liebe Grüße aus Erlangen

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

vielen Dank für Deine schöne Dokumentation zur Zaubernuss! Ich mag die Pflanze sehr gerne, da sie schon ihre schönen Blüten zeigt, wenn der Rest der Natur noch im Winterschlaf liegt.

Zur Ergänzung Deiner sehr schönen Aufnahmen hier noch der Link auf einen älteren Thread von mir: der Blattstiel der Zaubernuss.

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Hans-Jürgen Koch

Lieber Rolf-Dieter,

danke für Dein Lob. Bei meinen Schnittproben (älterer Spross) habe ich zufällig bei der Entwässerung sehr wenige Sternhaare, lose schwimmend, im Isopropylalkohol gefunden.
Evtl. hat das Klorix – Bleichmittel oder der dünne Schnitt (30 µm) die Trichome vom Spross gelöst.

@ Hallo Gerhard,

herzlichen Dank für Deine Worte. Ein persönliches Treffen  mit Robin Wacker wäre auch für mich sehr interessant.
Ich bin ein Fan von kräftigen satten Farben. Die Bandbreite der W-3A-Färbung ist unerschöpflich.

Eine gute Heimfahrt wünscht

Hans-Jürgen
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Gerne per "Du"

Mila

Lieber Hans-Jürgen,

sehr schöne Aufnahmen zu dieser Heilpflanze :), für mich besonders wertvoll: die Bilder des Abschlussgewebes, besonders schön: die Sternhaare!

Viele Grüße
Mila

Hans-Jürgen Koch

Lieber Jörg,

auch Dir möchte ich danken.
Leider sind die Bilder vom Thread von Roderich verschwunden. Ich hätte gerne die Bilder vom Spross gesehen.

Herzlichen Gruß

Hans-Jürgen
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Hans-Jürgen Koch

Liebe Mila,

danke für das Feedback.
Das Abschlussgewebe wurde für mich erst durch den Hinweis von Detlef  (fehlendes Phelloderm) interessant.

Mit freundlichem Gruß

Hans-Jürgen
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Jan Kros

Lieber Hans-Jürgen
Ich schliesse mich andere Schreibern an
Herzlichen Gruss
Jan

Hans-Jürgen Koch

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