Botanik: Chinesisches Rotholz (Metasequoia glyptostroboides) *

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, Oktober 26, 2012, 08:57:26 VORMITTAG

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Hans-Jürgen Koch

Liebe Pflanzenfreunde,

das Chinesische Rotholz  ist ein raschwüchsiger bis 50 Meter hoher, sommergrüner Nadelbaum. Der Stamm zeigt Dellen unterhalb der Ansatzstellen der Äste. Die Nadelblätter  haben jetzt eine rötliche Herbstfärbung. Besonders eindrucksvoll und sehenswert ist die Metasequoia-Allee auf der Insel Mainau. Der Urweltmammutbaum ist in China beheimatet (Sichuan, Hubei) und wächst dort vergesellschaftet mit Laub- und Nadelgehölzen in Gebirgslagen von 700–1350 m Höhe.
Metasequoia glyptostroboides ist eine gefährdete Gehölzart. Der Baum steht in der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN Red List 2008).
Der Urwelt-Mammutbaum wurde erst 1941 entdeckt, nachdem zuvor im selben Jahr ein Japaner die Gattung  Metasequoia anhand fossiler Funde neu beschrieben hat, in Unkenntnis, dass davon noch ein lebender Vertreter existiert.  1947 gelangte Saatgut  nach Europa, wo wenige daraus  angezogene Pflanzen durch Stecklingsvermehrung  rasch große Verbreitung  fanden. Die Wassertanne  wird heute gern als Stadt- und Straßenbaum gepflanzt. Forstliche  Anbauversuche schlugen fehl.
Das Chinesische Rotholz ist laut dem ,,Farbatlas der Gehölzkrankheiten"  durch Grauschimmelfäule  (Botrytis cinerea)  gefährdet. Die befallenen Maitriebe verfärben sich fahlbraun und sterben ab.
Der Name Metasequoia beruht auf ,,meta" griechisch = hinter, also hinter bereits bekannten Sequoien bzw. Mammutbäumen (Sequoia, Sequoidendron) einzuordnen, d. h. entwicklungsgeschichtlich noch älter als diese.
Glyptostroboides verweist auf die Ähnlichkeit der Art mit chinesischen Gattungen der gleichen Familie.

Systematik:

Ordnung: Koniferen (Coniferales)
Familie: Zypressengewächse (Cupressaceae)
Gattung: Metasequoia
Art: Urweltmammutbaum
Wissenschaftlicher Name: Metasequoia glyptostroboides
Volkstümliche Bezeichnung:  Chinesisches Rotholz, Metasequoie, Wassertanne oder Chinesischer Mammutbaum, Urwelt-Mammutbaum.
Englischer Name: dawn redwood

Bild 01 Chinesisches Rotholz  (Metasequoia glyptostroboides)

Dieser Baum steht im WeltWald, Bad Grund im Harz. http://www.weltwald-harz.de/

Spross, Querschnitt 30 µm

Der Spross ist sehr schwierig zu Schneiden, denn  die rotbraun bis fuchsrote Rinde mit markanten Kehlungen  blättert leicht ab.

Bild 02 Übersicht, Metasequoia glyptostroboides

Negativ (Photoshop)

Drei ungefärbte Schnitte in Glyzerin mit Grünfilter.

Bild 03 ungefärbter Schnitt, Metasequoia glyptostroboides


Bild 04 ungefärbter Schnitt, Metasequoia glyptostroboides

Lufteinlagerungen in der Rinde, evtl. Schutz vor Frostschäden ?

Bild 05  ungefärbter Schnitt, Metasequoia glyptostroboides

Markparenchym

W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau) modifiziert

Arbeitsablauf :

1. Schnitte  liegen in 30 % Ethanol.
2. Aqua dest. 3x wechseln je 1 Minute.
3. Vorfärbung Acridinrotlösung 8 Min.
4. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
5. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen - Lupenkontrolle) ca. 12 Sekunden !!!.
6. 2 x auswaschen mit Aqua dest..
7. Nachfärbung Astrablaulösung 2 Minute.
Bei der Nachfärbung mit Astrablau eine Mischung aus Astrablau und Acriflavin im Verhältnis 4 : 1 verwendet (blau + gelb = grün).
8. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben.
9. Entwässern mit 2x gewechseltem Isopropylalkohol ( 99,9 % ).
10. Als letzte Stufe vor dem Eindecken Xylol einsetzen.
11. Einschluss in DePeX.

Ergebnis :

Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot, Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot, Cuticula gelb, Zellwände der innenliegenden Hypodermis tiefrot.

Fotos: Nikon D5000, die Übersichtsaufnahmen wurde mit ,,MagniFlash" erstellt.

Bild 06 Übersicht, Metasequoia glyptostroboides


Bild 07 Vergrößerung  aus der Übersicht mit Beschriftung, Metasequoia glyptostroboides


PE = Periderm (A = Phelloderm, B = Phellogen, C = Phellem)
Das Periderm ist das sekundäre Abschlussgewebe.
Der Gewebekomplex ist von innen nach außen aufgebaut aus:
Phelloderm, ein teilweise mehrschichtiges, parenchymatisches, oft photosynthetisch aktives Gewebe
Korkkambium (Phellogen), einschichtiges Meristem
Kork (Phellem), totes, mehrschichtiges Gewebe

RP = Rindenparenchym, PH = Phloem, K = Kambium, XY = Xylem, PMS = primärer Markstrahl, Ziffern 1 – 4 = Jahresringe, MP = Markparenchym

Bild 08 Vergrößerung, Metasequoia glyptostroboides

Markparenchym

Bild 09  Gegenüberstellung der Einschlussmittel mit unterschiedlichem Brechungsindex


Bild 10 AF – Fluoreszenzaufnahme, Metasequoia glyptostroboides

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 519 IF.

Spross, Längsschnitt 30 µm

Bild 11 auf einen Holzklotz  aufgeklebter Spross, Metasequoia glyptostroboides

Auf der Einwegklinge sind kleine  abgeblätterte Stückchen der rotbraunen  Rinde zu erkennen.

Bild 12 Übersicht, Metasequoia glyptostroboides


Bild 13  Vergrößerung aus der Übersicht, Metasequoia glyptostroboides


Bild 14 Tangentialschnitt / in polarisiertem Licht


Bild 15 Periderm, Metasequoia glyptostroboides


Bild 16  Bei den waagerecht verlaufenden Zellen handelt es sich um Holzstrahlzellen im Xylem mit Hoftüpfel, AF – Fluoreszenzaufnahme, Metasequoia glyptostroboides

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 519 IF.

Dieses interessante Foto von Hoftüpfeln habe ich bei ,,Wikipedia" gefunden.

Bild 17 Hoftüpfel vom Fichtenholz, Rasterelektronische Aufnahme

Quelle: Rosenthal, M.; Bäucker, E. (2012): Zur Anatomie des Fichtenholzes. Rasterelektronenmikroskopische Bildtafeln.
Urheber: Dr. Michael Rosenthal, Technische Universität Dresden, http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Hoftuepfel_Picea_abies_LR.jpg&filetimestamp=20110727092801

Bild 18 AF – Fluoreszenzaufnahme, Metasequoia glyptostroboides

Die dunklen Punkte sind Hoftüpfel, rechts Spiral- oder Schraubengefäße
Die Hoftüpfel sind kleine Ventile und sichern so die Verbindung von Zelle zu Zelle. Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 519 IF.

Ich habe zum ersten Mal das Einschlussmittel DePeX  von der Firma Serva verwendet.

Fazit:

Das Schnelleinschlussmittel habe ich etwas mit Xylol verdünnt, es war für mich zu zähflüssig.
DePeX trocknet schnell und  durch einen Brechungsindex (n 20/D) 1,522 bis 1,526 und eine geringe Eigenfluoreszenz ist es für AF – Fluoreszenzaufnahme bestens geeignet.

Quellen:

Gregor Aas/ Andreas Riedmiller: Bäume, ISMN 3-7742-4058-2
Heinz Butin: Farbatlas  Gehölzkrankheiten, ISBN 3-8001-3874-3
Peter A. Schmidt/Ulrich Hecker: Taschenlexikon der Gehölze, ISBN 978-3-494-01448-7

Mit freundlichem Gruß

Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"

koestlfr

Hallo Hans-Jürgen!

Ich wiederhole mich bereits des Öfteren - sensationell - oder wie meine Jungs sagen würden: ee, kann man deinen Blog abonnieren?

Nein, Spass beiseite, einfach toll! Systematisch und spannend!

Herzlichen Dank und liebe Grüße
Franz
Liebe Grüße
Franz


Jürgen Boschert

Beste Grüße !

JB

Eckhard F. H.

Hallo Hans-Jürgen
solche Beiträge sind was herrliches, jedenfalls für mich. An den Mainaubäumen kann ich mich nicht sattsehen, und auch ´banalen´ Waldbäumen wird gelegentlich die Rinde gestreichelt und manchmal werden sie sogar umarmt.  ;)
Danke und Gruß aus Konstanz
EFH

Jan Kros

Lieber Hans-Jürgen
Das war wieder eine tolle Arbeit, schöne Bilder und sehr informativ.
Danke fürs zeigen
Herzlichen Gruss
Jan

Hans-Jürgen Koch

Liebe Pflanzenfreunde,

ich bedanke mich für Euer Interesse.

@ Franz,

die Teenie-Sprache ist schon jokig ,, lustig". Aber wir sind ja schon etwas älter als 18.
Danke für Dein Lob.

@ arturo,

thank you for your feedback and the compliment.

@ Jürgen,

die La Ola-Welle gefällt mir, danke.

@ Eckhard,

Wer die Natur liebt, liebt auch die Bäume.
Konfuzius hat einmal geschrieben: ,,Wer Bäume pflanzt, wird den Himmel gewinnen".
Dieser Link zeigt die Metasequoia-Allee auf der Insel Mainau:
http://www.gartendatenbank.de/wiki/metasequoia-glyptostroboides

@ Jan,

danke für Deine lobenden Worte.

Mit freundlichem Gruß

Hans-Jürgen

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David 15

Hallo Hans-Jürgen,

Sehr schöne Schnitte sind das !

Besonders bemerkenswert ist, dass du es geschafft hast mit 30 µm zu schneiden. Bei solchen Objekten reißt nämlich leicht die Rinde ab.

Viele Grüße
David
''Wir leben in einem gefährlichen Zeitalter. Der Mensch beherrscht die Natur, bevor er gelernt hat, sich selbst zu beherrschen.'' ( Albert Schweitzer)

Vorstellung: ''Hier''

...

#8
.

Hans-Jürgen Koch

Hallo David,

das tertiäre Abschlussgewebe ist etwas schwierig zu schneiden. Die Borke vom Metasequoia glyptostroboides  ist blättrig. Ein brauchbares Ergebnis habe ich mit einer neuen Einwegklinge und einem ziehendem Schnitt  – Winkelstellung 15 Grad erreicht.

Guten Abend Mario,

schön, dass Dir mein Beitrag gefällt.

Gruß

Hans-Jürgen
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Hans-Jürgen Koch

Liebe Pflanzenfreunde,

Detlef hat mir diesen Artikel über - Die Entdeckung von noch " lebenden Fossil"  geschickt.

http://www.metasequoia.org/deutsch.pdf

Eine interessante Arbeit.

Mit freundlichem Gruß

Hans-Jürgen
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Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

da hast Du uns einmal mehr mit einem spannenenden und informativen Beitrag erfreut!
Diesmal finde ich die Darstellung der Tüpfel besonders gelungen.

Herzliche Grüße
Jörg
Hier geht's zur Vorstellung: Klick !
Und hier zur Webseite des MKB: Klick !

Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Hans-Jürgen Koch

Lieber Jörg,

danke. Für meinen nächsten Beitrag liegen schon Proben von der Amerikanischen Rot -Eiche im AFE - Gemisch. Mal sehen, ob der Spross sich überhaupt schneiden lässt.

Herzliche Grüße

Hans-Jürgen
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