Über das Schneiden von Pflanzenstengeln mit dem Rotationsmikrotom.

Begonnen von Winfried Todt, November 04, 2012, 04:13:13 VORMITTAG

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Winfried Todt

Meine ersten Versuche beim Schneiden von Pflanzenstengeln mit dem Rotationsmikrotom:
Die größte Problematik bestand beim Einspannen der frischen Proben (hier Blattstiel der echten Feige) in den Schraubstock des Mikrotoms.
Ich versuchte es, wie ich es beim Zylindermikrotom gesehen hatte:
1.   Mit einer Kartoffel:
     Ergebnis: Die Proben wurden nicht richtig gehalten, verrutschten und franselnten aus. Zusätzlich war die Feuchtigkeitsabgabe der Kartoffel enorm, was das Schneiden sehr behinderte.
2.   Mit einer Möhre:
      Ergebnis: Die Proben wurden nicht richtig gehalten und verrutschten, die Schnitte franselnten aus.
3.   Das Eingießen der Probe mit Kerzenwachs:
     Ergebnis: Die Probe wurde richtig gehalten, verrutschte nicht und franselnte auf Grund des durch das Kerzenwachs erzeugten Gegendrucks nicht aus (siehe Schaubild).


{Beim Rotationsmikrotom bewegt sich die Probe gegen die Klinge [roter Pfeil] }

Eine Aufnahme des Schnittes habe ich in meinem Beitrag ,,Neuer Lieferant von Einmalklingen?" bereits gezeigt { https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=13854.0  }.
Um die Schneidtechnik zu einem späteren Zeitpunkt weiter zu perfektionieren, habe ich die Blattstiele der Feige in einem Gemisch aus Isopropyl-Alkohol (99,9%) und ein paar Thymol-Kristallen fixiert.
Nach ca. drei Wochen habe ich nun die fixierten Blattstiele der Feige nach obiger Prozedur (Probe in Kerzenwachs) geschnitten.
Das Ergebnis hat mich überrascht.
Ich erhielt nur eine Art Pflanzenmus. Unter dem Mikroskop sah es aus, als ob die Zellverbände zersprungen oder zerrissen wären.
Ich freue mich auf eine angeregte Diskussion und neue Erkenntnisse.
Herzliche Grüße
Winfried

Detlef Kramer

Lieber Winfried,

wozu die Thymol-Kristalle? Ob sie für die Probleme verantwortlich sind, weiß ich nicht, aber unnötig sind sie sicherlich. Ich würde es mit 50 - 70 % Ethanol (vergällt oder Brennspiritus) versuchen.

Herzliche Grüße und viel Erfolg
Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

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Klaus Herrmann

Hallo Winfried.

mit dem Rotationsmikrotom kannst du, wenn du nicht einen der heute seltenen alten Typen hast, bei dem der Messerblock horizontal geneigt werden kann, nur 90°-Schnitte machen. Das ist nicht so günstig für Einbettungen in Karotte. Je spitzer der Schnittwinkel umso besser.
Hast du ein enges Loch in die Karotte gemacht, oder sie halbiert? Wenn du sie halbiert hast, dann musst du die beiden Hälften Rücken auf Rücken zusammenfügen mit dem Objekt als "Wurst" des "Sandwichs" dazwischen, weil die Karottenhälften sich nach außen biegen durch Nachlassen des Turgors.

Das Mus kann ich mir nicht richtig erklären; 70%iger Alkohol sollte eigentlich härten. Was das Thymol in der Mischung bewirkt kann ich nicht sagen, du bist in diesem Fall wahrscheinlich Pionier in der Anwendung von Thymol.
Du hast ja sicher frische Einmalklingen verwendet? Bist ja kein Schwabe ;)

Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Winfried Todt

Hallo Detlef,

da die Blätter des Feigenbusches auf der Unterseite einen rostig braunen Pilzbefall hatten, habe ich die Thymolkristalle hinzugegeben.
Wie verhält sich Ethanol gegenüber Isopropyl-Alkohol in Bezug auf Pflanzenteile?

Hallo Klaus,

die Möhre habe ich halbiert und die beiden Rücken aufeinandergelegt. Mit einem dünnen Holzbohrer habe ich ein Loch in die Möhre gebohrt (geraspelt), dann den Blattstengel der Feige eingeklemmt und das Ganze mit Zwirnsfaden umwickelt. Der "Gemüsewickel" kam dann ins Mikrotom.

Ich vermute, dass der Alkohol die Probe zu sehr gehärtet hat und das sie mir deshalb weggebröselt ist und ich dieses Mus erhielt, da ich die Klinge beim Schneiden immer feucht gehalten habe.

Ein Blattstiel habe ich jetzt aus dem Alkohol genommen und in Wasser überführt. In den nächsten Tagen werde ich dann neue Schneidversuche unternehmen.

Dein Mikrotom lässt ja keine Wünsche offen, von den Accessoires möchte ich erst garnicht sprechen.

Herzliche Grüße
Winfried


Detlef Kramer

Lieber Winfried,

Rostpilze sind sicherlich sehr interessante Untersuchungsobjekte, aber eigentlich kein Grund, Thymol in das Fixierungsmittel zu tun. Versuche es einmal so, wie von Klaus und mir vorgeschlagen. Übrigens: bei dem ist, was die Gerätschaften angeht, alles erste Sahne!

Herzliche Grüße
Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

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David 15

#5
Hallo Winfried,

Ich sehe das genauso wie Detef. Das Thymol macht für mich im Fixiergemisch keinen Sinn.

Was ich definitiv nicht machen würde ist, die Proben in 100 % Isopropanol zu fixieren. Das Macht die Proben viel zu hart ! Zum Fixieren hat sich das AFE-Gemisch bewährt. Es besteht aus 90 Teilen 70 % Alkohol, 5 Teilen Essigsäure und 5 Teilen Foraldehyd.

Falls man keine Möglichkeit hat an die oben genannten Chemikalien zu kommen , reicht auch eine Fixierung in 70 % Ethanol.  

Eine Erklärung warum es zum Mus gekommen ist könnte auch sein ,dass du die Proben während du sie im Wachs befestigst hast nicht befeuchtest hast. Auch während dem Schneiden muss man die Pflanze immer mit Flüssigkeit beträufeln. Wenn die Probe sehr weich ist , empfiehlt es sich während dem Schneiden 100 % Alkohol drauf zu geben, wenn sie mittelhart ist kann man 70 % nehmen ( Das würde ich auch bei deiner Feige benutzen ) und wenn sie sehr hart ist sollte man Destilliertes Wasser drauf träufeln.

Viele Grüße
David

EDIT:

Wie Klaus bereits gesagt sollte man die Proben nicht mit einem Messer schneiden welches in einem Winkel von 90° zur Probe steht. Rotationsmikrotom sind normalerweise ( Außer man hat eines wie Klaus ;) ) nur zum Schneiden von in Praffin eingbetteten Pflanzen da. Dort benötigt man nämlich ein Messer das rechtwinklig zur Probe steht. Es ist sehr empfehlenswert, ja fast schon notwendig , dass man das Messer verstellen kann. Für Schnitte wie du sie machst bräuchtest du nämlich ein schräg gestelltes Messer wie auf dem Bild von Klaus. Je geringer der Winkel vom Messer zur Probe und je mehr Messer sanft ziehend durch die Probe geht desto besser !

''Wir leben in einem gefährlichen Zeitalter. Der Mensch beherrscht die Natur, bevor er gelernt hat, sich selbst zu beherrschen.'' ( Albert Schweitzer)

Vorstellung: ''Hier''

Winfried Todt

Hallo David,

Deine Ausführungen sind korrekt, doch berücksichtigen sie nicht meine Intention.
In meinem von mir zitierten, eigenen Beitrag über ,,Aesculap"-Rasierklingen, habe ich gezeigt, dass es möglich ist, frische Pflanzenstängel mit einem Rotationsmikrotom zu schneiden, auch wenn das Messer in einem Winkel von 90° zu Probe steht.

Thymol–Kristalle habe ich zugesetzt, da der Feigenbusch einen Rost-Pilz-Befall hatte.

99,9% Isopropanol habe ich genommen, weil die Feigenstängel sehr weich waren und ich sie härten wollte, dass sie so hart werden und sich quasi wie Glas verhalten, war von mir nicht abzusehen (Wir auf dem Lande sagen: ,,Versuch macht kluch").
Eine Frage beschäftigt mich aber noch: ,,Worin sich das Verhalten von Isopropanol und Ethanol auf Pflanzenteile unterscheidet?"

Herzliche Grüße
Winfried

Anmerkung:
Die in Isopropanol eingelegten Teile habe ich 48 Stunden in endmineralisiertem Wasser eingelegt und sie ließen sich danach wieder schneiden.

Klaus Henkel

Zitat von: Winfried Todt in November 07, 2012, 18:11:38 NACHMITTAGS

Eine Frage beschäftigt mich aber noch: ,,Worin sich das Verhalten von Isopropanol und Ethanol auf Pflanzenteile unterscheidet?"


Äthylalkohol härtet stärker und macht alle Pflanzenteile spröde, auch und vor allem verdünnt. Schrumpfungen sind ebenfalls kräftig. Iso ist nicht so schlimm.

KH

Winfried Todt

Hallo Herr Henkel,

danke für Ihre Antwort. Haben Sie entsprechende Erfahrungswerte zum Verdünnungsverhältnis in Bezug auf Härtung und Schrumpfungsgrad beim Äthylalkohol bzw. Isopropanol?
Herzliche Grüße
Winfried

Klaus Henkel

Zitat von: Winfried Todt in November 07, 2012, 20:56:02 NACHMITTAGS
Hallo Herr Henkel,

danke für Ihre Antwort. Haben Sie entsprechende Erfahrungswerte zum Verdünnungsverhältnis in Bezug auf Härtung und Schrumpfungsgrad beim Äthylalkohol bzw. Isopropanol?
Herzliche Grüße
Winfried

Hallo Herr Todt!

Was die Schrumpfung anbelangt, lesen Sie bitte hier nach:
http://www.klaus-henkel.de/isomethode.pdf

Wissenschaftler bzw. Forscher an einer Uni o.ä. machen das gewöhnlich so: Was gerade im Labor vorhanden ist, das nimmt man und probiert es aus.

Viel Erfolg!
KH

David 15

Hallo Winfried,

Mit einem 90° Messer schneidet man soetwas normalerweise nicht. Das heißt natürlich nicht das es unmöglich ist. Bei deiner Feige hat es funktioniert , wie werden sich aber Proben mit brüchiger Schale oder weicherem Gewebe verhalten ?

Ja klar, du hast es wegen dem Pilz reingemacht. Thymol wird aber verwendet um Pilzbefall vorzubeugen und nicht um ihn zu bekämpfen. Deshalb macht es für mich in deinem Fixiergemisch keinen Sinn. Ich würde es einfach weglassen.

Viele Grüße
David
''Wir leben in einem gefährlichen Zeitalter. Der Mensch beherrscht die Natur, bevor er gelernt hat, sich selbst zu beherrschen.'' ( Albert Schweitzer)

Vorstellung: ''Hier''

Winfried Todt

Hallo Herr Henkel,

danke für den Literaturhinweis, er enthält viele praktische Tipps für das Nachmachen und Ausprobieren.


Hallo David,

wie sich Proben mit brüchiger Schale oder weicherem Gewebe verhalten müsste man ausprobieren.

Das Rotationsmikrotom war für die Pflanzenschnitte nicht meine erste Wahl. Eigentlich wollte ich einen histologischen Beitrag liefern, aber mir sind meine Versuchstiere überraschend gestorben. Es wird wohl noch einige Monate dauern bis ich wieder Ersatz habe.

Herzliche Grüße
Winfried

Bernhard Lebeda

Zitat von: Winfried Todt in November 09, 2012, 17:25:02 NACHMITTAGS


Eigentlich wollte ich einen histologischen Beitrag liefern, aber mir sind meine Versuchstiere überraschend gestorben. Es wird wohl noch einige Monate dauern bis ich wieder Ersatz habe.




...aber das wär doch DIE Gelegenheit, oder wolltest Du die lebend zerschnippeln?  ;D ;D

Sorry für den unsachlichen Beitrag.

Viele Grüße

Bernhard
Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

Winfried Todt

Hallo Bernhard,

Du hast ja eigentlich nicht unrecht, aber meine kleinen Krabbler sind (waren) Insekten und die waren wohl innerhalb weniger Stunden ausgetrocknet.
Herzlich Grüße
Winfried