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Eine Frage der Perspektive

Begonnen von Peter V., November 14, 2012, 08:36:19 VORMITTAG

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Peter V.

Hallo,


Frank hat vor wenigen Tagen sehr schöne Fotos von Euplotes gezeigt und auch über die Schwierigkeiten, die quirligen Lauftierchen abzulichten, berichtet. Auch ich habe mich hin und wieder an diesen Lebewesen "versucht". Was mir gerade bei Euplotes immer wieder auffiel, war, dass man unter einem normalen Durchlichtmikroskop (insbesondere für DIK-Aufnahmen  "geplättet")  kaum eine Vorstellung über das "tatsächliche" Aussehen dieser "Viecher" gewinnen kann. Einen realistischeren (und vielleicht überraschenden und faszinierenden ) Eindruck bekommt man, wenn man ein Stereomikroskop oder Inversmikroskop benutzt und so die Lebewesen im dreidimensionalen Raum, insbsondere aber in ihrer dreidimensionalen Bewegung, beobachten kann.
Ich hatte ja schon einmal erwähnt, dass es mich wundert, dass Inversmikroskope bei Tümplern so wenig verbreitet sind. Nun gut, ein durchschnittliches Stemi erlaubt nur vernünftige Vegrößerungen bis vielleicht 45-fach und "schöne" Mikrobilder sind an einem Inversmikro bei Betrachtung von Tümpelobjekten in der Petrischale auch kaum möglich. Aber fürs reine "Beobachten" eignen sich diese Geräte meines Erachtens hervorragend.
Als Beispiel dafür, was ich meine, möchte ich einmal folgendes Foto anführen. Es zeigt einige Menschen, von unten durch ein Gitterrost fotografiert. Es ist etwa die gleiche Perspektive, aus der man Euplotes üblicherweise unter dem Deckglas mikroskopiert. Glaubt Ihr, dass so ein Foto einen Eindruck vom "tatsächlichen" Aussehen von Menschen erlaubt und sich ein Außerirdischer vorstellen könnte, wie Menschen aussehen, wenn er dieses Foto sähe?

Nur mal so ein paar Gedanken, locker in den Raum geworfen.....



Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Herne

Hallo Peter,
deine Frage reicht bis tief in die Philosophie. Das Höhlengleichnis von Platon veranschaulicht das in sehr prägnanter Weise.
http://de.wikipedia.org/wiki/Höhlengleichnis
Die Welt entsteht als Abbild der Realität im Kopf , das Bild der Welt ist notwendigerweise vom Standort des Betrachters und damit von der Perspektive abhängig.
Die Iren sagen es so: "Realität ist eine Illusion, die durch Mangel an Alkohol entsteht." :D

m.f.G.
Herbert
Die animalcula infusoria sind Blasen mit Neigungen.
G. Chr. Lichtenberg

ruhop

Hallo, Peter.

Daß Inversmikroskope bei Tümplern wenig verbreitet sind, hat seine Ursache ganz einfach darin, daß diese Mikroskope in der Hydrobiologie, insbesondere der Planktonkunde, zur quantitativen Erfassung von Organismen in einem definierten Volumen gedacht sind. In Verbindung mit den dazu notwendigen Kolkwitz- bzw. Verbundkammern lassen sich aber sehr wohl sehr auch gute Bilder erzielen. Allerdings: die Organismen müssen dazu fixiert werden, bei Tümplern anscheinend ein "no go". Für die Lebendbeobachtung von Organismen eignen sich "normale" Mikroskope wesentlich besser, da hier die 3. Dimension weit mehr eingeschränkt werden kann als in einer Petrischale auf dem Inversmikroskop. Ich habe mich daher bewußt gegen die zusätzliche Anschaffung eines Inversmikroskops entschieden, auch weil der Umgang mit den Kammern doch einigen Platzbedarf erfordert (mein Arbeitszimmer ist nun einmal kein Saal).

@Herbert

Ich stimme Dir voll und ganz zu, besonders Deinem letzten Satz.

Schönen Gruß aus dem Hintertaunus

Holger

Oecoprotonucli

#3
Hallo Peter,

also ich stehe auch auf möglichst natürliche Ansichten und Stereomikroskope helfen da doch ganz gut. Da haben wir dann die Vogelperspektive statt der "Erdlochperspektive". Fürs Inverse bräuchte man einfach nur entsprechende Kammern oder Flaschen mit dünnem Boden bzw. eingesetztem Deckglas. Was immer sehr empfindlich ist.

Für das normale aufrechte Mikroskop habe ich aus Objektträgern selbstgebaute Kammern (kleine Schwimmbäder in Objektträgergröße). Und wenn ich scharf sehen will, ohne gleich "plattzumachen", nehme ich normale Objektträger und Deckgläser, erweitere allerdings den Zwischenraum durch etwas Knete am Deckglasrand.

Eine wirklich interessante Perspektive, die mir bisher leider noch nicht gelungen ist, ist allerdings die seitliche. Was auch wirklich für manche Untersuchungen wichtig ist, da hier die Ausrichtung zur Schwerkraft und zum Untergrund deutlich wird. Hierzu muss man wohl sein Mikroskop umbauen und "flachlegen". Teilweise habe ich solche Anordnungen bei den Makrofotografen/innen hier gesehen... Aber auch ein entsprechender Objektträger mit seitlichem Deckglas muss her. Für Hinweise zu solchen Basteleien oder Fertiglösungen bin auch ich dankbar.

Viele Grüße

Sebastian
Ich benutze privat:
Leitz SM-Lux mit (LED-) Durchlicht und Phaco-Ausrüstung (ca. 1975-77)
Hensoldt Wetzlar Stereomikroskop DIAMAL (1950er Jahre)

Eckhard

Hallo Peter,

ich habe ein Weilchen ein inverses Mikroskop benutzt. Allerdings hab ich es nicht hinbekommen, einzelne Einzeller mit der Pipette zu isolieren. Danach bin ich auf ein Stereomikroskop umgestiegen. Meine Tümpelproben kommen in eine Petrischale. Mit dem Stereomikroskop kann ich das muntere Treiben einfach beobachten und einzelne Einzeller mit der Pipette herausnehmen.

Für mich ist das Stereomikroskop ein zu dem "normalen" Mikroskop gleichwertiges Instrument geworden.

Herzliche Grüsse
Eckhard

Zeiss Axioscope.A1 (HF, DF, DIK, Ph, Pol, Epifluoreszenz)
Nikon SE2000U (HF, DIK, Ph)
Olympus SZX 12 (HF, DF, Pol)
Zeiss Sigma (ETSE, InLens SE)

www.wunderkanone.de
www.penard.de
www.flickr.com/wunderkanone

Herbert Dietrich

Hallo Sebastian,

Du schreibst: Eine wirklich interessante Perspektive, die mir bisher leider noch nicht gelungen ist, ist allerdings die seitliche.

Für diese natürliche Betrachtungsweise fertigte ich mir aus Bilderrahmen-Glas kleine Aquarien z.B. 10x8x1cm, das Stereomikroskop*
um 90° gekippt, eine kleine Führungsschiene am Objekttisch befestigt und  eine LED-Lampe von Ikea, mit Papier oder Mattscheibe
nach Bedarf die Helligkeit reduziert und Wasserfloh und Hydra lassen sich in der gewohnten Umgebung beobachten.

Bei Bedarf an einem Nordfenster wochenlang zu halten (Wasser nachfüllen nicht vergessen)

* geht natürlich auch mit Mikroskopen mit "geradem" Rücken wie Leitz Laborlux usw. Nur würde ich da bei stärkerer Vergrößerung eine
Planglasscheibe verwenden.

Viele Grüße
Herbert

Herbert Dietrich

Hallo Sebastian,

ich sehe gerade Du hast ein SM-LUX, das ist doch bestens für eine 90° Verkippung geeignet.

Gruß
Herbert

Oecoprotonucli

Hallo Herbert,

da hast Du recht, als ich nach meiner Nachricht hier meinen Blick aufs Mikroskop schweifen ließ, ist mir die gerade Seite des SM-Lux auch aufgefallen. Mein Stemi ist dagegen "leider" elegant geschwungen.

An meinen Objekttisch möchte ich im Moment nichts ankleben oder -schrauben. Vielleicht könnte man ja eine Schiene mit abwaschbarem Klebstoff oder Magneten oder so befestigen. Das Mini-Aquarium sollte aber doch zum Objektiv hin nur Deckglasdicke haben!? Da wird es eben zerbrechlich. Meine horizontalen Objektträger-Schwimmbäder habe ich damals mit solchem nach Essigsäure riechenden Silikon-Aquarien-Klebstoff hergestellt - ob das auch der richtige für so ein von Dir beschriebenes Aquarium wäre?

Besten Gruß

Sebastian
Ich benutze privat:
Leitz SM-Lux mit (LED-) Durchlicht und Phaco-Ausrüstung (ca. 1975-77)
Hensoldt Wetzlar Stereomikroskop DIAMAL (1950er Jahre)

Bernhard Lebeda

Hallo Tümpler

ich oute mich als Inversfan!!  Den Kauf eines einfachen Nikon Inversmiks habe ich nie bereut! Es ist ein Genuß in eine lebendige Tümpelprobe in der Petrischale bei 100x zu schauen. Als Alternative zum Stemi hab ich das nie betrachtet. Da sind für die meisten Mikroorganismen doch zu klein bei den üblichen Vergrößerungen. Mir gelingt übrigens das Herauspipettieren interessanter Objekte am besten unter dem LiMi bei 40x und OT ohne Deckglas.

@ Peter:  das Foto hätte ich jetzt nicht gebraucht  :'( :'(  An just jener Stelle am Tetraeder überfällt mich immer wahnsinnige Höhenangst und ich schaffe es einfach nicht weiterzugehen.  :-\ :-[


Viele inverse Mikrogrüße

Bernhard
Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

reblaus

Hallo Bernhard


ZitatAn just jener Stelle ..... überfällt mich immer wahnsinnige Höhenangst und ich schaffe es einfach nicht 

und ich dachte immer das gebe es nur bei Bratschern ...

Viele Invers-Grüße!

Rolf

Bernhard Lebeda

Zitat von: reblaus in November 15, 2012, 16:10:35 NACHMITTAGS
Hallo Bernhard



und ich dachte immer das gebe es nur bei Bratschern ...




...der Punkt geht an den Herrn mit der Rebe!!  ;D

LG Bernhard
Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung