Zeiss-Trafo: Restaurierung und Umbau auf LED

Begonnen von Stefan Schiff, November 14, 2012, 20:51:56 NACHMITTAGS

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Stefan Schiff

Info:
Dieser Beitrag wird in mehreren Etappen erstellt. Damit sich mein Projekt am Ende flüssig nachvollziehen lässt,
werde ich immer sämtliche Schritte in dieses erste Posting packen, dieses also immer aktualisieren.
Die nachfolgenden Kommentare anderer User beziehen sich also immer auf Teilabschnitte.


Hallo Bastel-Freunde,

bisher ist die LED-Technik für mein Zeiss Standard in einer transparenten Plastikdose verstaut,
die zwar ihren Zweck seit Jahren wunderbar erfüllt, aber ziemlich besch...eiden aussieht:



Als Nostalgiker und 60er-Jahre-Zeiss-Fan war mir schon immer klar, dass auch die moderne LED-Technik
am besten in einer originalen Zeiss-Hülle aufgehoben wäre, weshalb ich nun beschlossen habe, den Kabel-Kram
in das Gehäuse eines alten Netzgerätes zu packen. Natürlich so, dass es möglichst original aussieht.

Da ich für mein Tuning-Projekt keinen guten Trafo in perfektem Zustand killen wollte,
war Bernd (Nomarski) so nett, mir zum Kaffeekassen-Tarif ein Gerät zu besorgen,
das seine besten Zeiten bereits hinter sich hat. Hierfür nochmal vielen Dank.

Hier ist das Ding:



Das Gehäuse hat Roststellen und ist auch sonst in bemitleidenswertem Zustand.
Es war ursprünglich ein Modell in Hammerschlag-Lackierung und wurde wohl
von einem Vorbesitzer grau angepinselt.



Der Farbton ist schlecht getroffen, die Farbe platzt ohnehin ab...



...und drei Füße fehlen.



Kurz: Die perfekte Basis für mein Umbau-Projekt.  :)



Zuerst wird der Trafo komplett zerlegt:



Den Bakelit-Kippschalter möchte ich wieder verwenden, ebenso das Täfelchen
für die Schalterstellung, die Dichtungen für die Kabel-Durchführung und ein paar Schräubchen.
Der Rest hat endgültig ausgedient und fliegt weg.

Nachdem auch die Buchsen für den Lampenstecker entfernt wurden (Mit der Kombizange zertrümmern),
wird das Gehäuse abgeschliffen. Zumindest der gepinselte Lack des Vorbesitzers muss komplett runter,
weil er sich evtl. nicht mit modernen Lacksystemen verträgt. Ich nehme dazu 80er Papier, damit kommt man gut voran.



Da nur noch ein Loch für den Poti-Regler benötigt wird, werden zunächst
alle oberen Öffnungen verschlossen. Ich hefte dazu von innen ein kleines Blech ein.
Vier Schweißpunkte genügen...



...und die Löcher sind zu:



Wer kein Schweißgerät besitzt, kann die Löcher auch verkleben, z.B. mit GFK-Gewebe aus dem Modellbau.
Nun wird das zentrale Loch mit größerem Durchmesser wieder aufgebohrt, weil hier das Poti rein soll:



Testweise Maß nehmen...



...passt.


Nun müssen die restlichen drei Löcher sowie einige kleinere Dellen geglättet werden.
Ich nehme dazu Karrosserie-Spachtelmasse, wie sie auch der Fahrzeuglackierer verwendet.
Das Gehäuse wird überzogen...



...und nach dem Trocknen mit einem Schleifklotz und 120er Papier plan geschliffen:



Die geschliffene Fläche wird nochmals mit feinem Sandpapier (400er) nachbehandelt,
damit sich später keine Kratzer mehr im Lack abbilden.

Nun wird eine Rostschutzgrundierung gespritzt.(Ich nehme hierfür eine Sprühdose aus dem Baumarkt).
Die Grundplatte wird natürlich separat behandelt. Ich habe die Teile nur für das Foto zusammengestellt:



Auch innen werden blanke Blechteile mit Rostschutz behandelt:



Nun ist das Gehäuse fertig zum Lackieren.
Theoretisch reicht auch hier eine Sprühdose (RAL 7035 kommt recht gut hin).
Ich verwende eine Lackierpistole.

Den Farbton mische ich aus einigen Lackresten, die ich noch rumstehen habe.
Aus Weiß, Dunkelgrau, einem Schuss Gelb und einigen Tropfen Rot...



...wird Zeiss-Grau:



Naja, zumindest bin ich recht nah´ dran.

Zuerst lackiere ich das Gehäuse glatt und glänzend:



Dann lasse ich den Lack etwas antrocknen und spritze eine zweite Schicht
mit halbem Druck und doppeltem Abstand. Das gibt dem Lack eine Struktur:



Auf dem Foto wirkt die Struktur noch recht heftig – die setzt sich aber noch etwas.

Nach dem Trocknen geht es an die Elektronik.
Das LED-Netzteil ist etwas zu breit, deshalb muss ich die Befestigungslaschen (Pfeil) entfernen:



Jetzt passt das Teil perfekt ins Gehäuse:



Die rechte Halterung für die ehemaligen Spulen musste ich entfernen, damit das Netzteil reinpasst.
Die linke Halterung schleife ich blank – hier kommt die Erdung dran:



Das Netzkabel darf wieder in den originalen Eingang,
das Kabel für die LED führe ich durch den ehemaligen Erdungs-Anschluss
(der war schon zuvor unbenutzt, da die Erdung über das Kabel erfolgte):



Dann wird alles verlötet (nicht schön, aber selten  ;)), verschraubt und verstaut:



Deckel drauf und Test:



Hurra.  :)

Hier ist das Endergebnis:



Der Farbton-Unterschied ist minimal, damit kann ich leben.
Es fehlen noch die neuen Füßchen für den Trafo. Die werde ich wohl aus einem alten Mousepad schneiden.
Außerdem ist das Teil nun sehr viel leichter, da keine schweren Spulen mehr vorhanden sind.
Eventuell lässt sich das durch ein Säckchen Bleigranulat ändern.

Feierabend – vielen Dank für´s Mitlesen!

Viele Grüße
Stefan
Mikroskope:
ZEISS Standard WL
ZEISS Standard RA
ZEISS Stereo-Mikroskop
ZEISS Stemi III

Lothar Gutjahr

Hallo Stefan,

das Poti passt aber nicht in das zeitlose Design aus Typenschild und Telefonbuchsen. Ich würde es da wo der große Fleck ist seitlich einbauen.

Gruß Lothar

Stefan Schiff

#2
Hallo Lothar,

vielen Dank für deinen Tipp, aber die Buchsen für den Stecker werden ohnehin sterben.
Es wird nur noch ein obenliegendes Loch für den Drehregler übrigbleiben.
Das Typenschild werde ich aber natürlich erhalten, schon wegen dem Logo.
Wenn ich einen Drehknopf aus der entsprechenden Zeit (60er) finde, werde ich
selbstverständlich diesen aufpflanzen. Mal in den Krimskrams-Kisten wühlen...  ;)

Grüße
Stefan
Mikroskope:
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ZEISS Standard RA
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ZEISS Stemi III

Stefan Schiff

Mikroskope:
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Rawfoto

Guten Morgen Stefan

Also wenn Du Dir schon die Muehe machst, die alten Buchsenloecher gehoeren aufgefuellt. Verschweissen und Verschleifen koennte die Loesung sein, Autokitt die weniger brauchbare ...

.-)

Gerhard

Ps: bin schon gespannt was fuer ein Knopf auf das Potentiometer kommt ...
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Lothar Gutjahr

Hallo Gerhard,

Stefan schrieb eingangs:

ZitatAls Nostalgiker und 60er-Jahre-Zeiss-Fan war mir schon immer klar, dass auch die moderne LED-Technik
am besten in einer originalen Zeiss-Hülle aufgehoben wäre, weshalb ich nun beschlossen habe, den Kabel-Kram
in das Gehäuse eines alten Netzgerätes zu packen. Natürlich so, dass es möglichst original aussieht.

Von daher hätte ich erwartet, daß die moderne LEDbeleuchtung über uralte Bananenstecker an die alten Buchsen angeschlossen werden. Daher auch mein Vorschlag, das Poti an der Seite anzubringen.
Nun ja. die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden.

Gruß nach Wien

Lothar

@ Stefan du hast natürlich freie Hand und kannst tun und lassen was du willst. Soll keine Kritik sein.

Stefan Schiff

#6
Zitat von: Rawfoto in November 16, 2012, 07:38:03 VORMITTAG
Also wenn Du Dir schon die Muehe machst, die alten Buchsenloecher gehoeren aufgefuellt. Verschweissen und Verschleifen koennte die Loesung sein, Autokitt die weniger brauchbare ...

Hallo Gerhard, natürlich werden die Löcher aufgefüllt. Beim Verschweißen habe ich allerdings Sorge,
dass sich das Gehäuse verziehen könnte. Verzinnen wäre eine weitere Möglichkeit, ist aber zu aufwändig.
Da auch andere kleine Dellen geglättet werden müssen, werde ich zu Polyesterspachtel greifen.

ZitatPs: bin schon gespannt was fuer ein Knopf auf das Potentiometer kommt ...

Ich auch.  :D Vielleicht finde ich was passendes an einem alten Radio.
Optimal wäre ein Drehknopf mit einer feinen Riffelung, wie sie auch am Mikroskop zu finden ist.
Entweder in schwarz oder in Chrom:




@ Lothar: Mit "original" habe ich mich vielleicht falsch ausgedrückt.
Ich meinte nicht, dass es aussehen soll wie vorher, sondern dass der Trafo wirkt, wie von Zeiss so konstruiert.
Es soll also nicht wieder eine andersfarbige Dose sein oder eben kein seitlicher Knopf. Der wäre kaum zu bedienen.
Ein Zeiss-Konstrukteur hätte den Regler sicher zentriert oben drauf gesetzt, damit die Hand bequem auf dem Gehäuse liegen kann.

Grüße
Stefan
Mikroskope:
ZEISS Standard WL
ZEISS Standard RA
ZEISS Stereo-Mikroskop
ZEISS Stemi III

TPL

#7
Zitat von: Stefan Schiff in November 16, 2012, 09:25:23 VORMITTAGEin Zeiss-Konstrukteur hätte den Regler sicher zentriert oben drauf gesetzt, damit die Hand bequem auf dem Gehäuse liegen kann.

...genau:


Hallo Stefan,
wohl dem, der solche handwerklichen Möglichkeiten hat und 'Hut ab!', dass Du sie so rundum gut einsetzt! Was Du da tust ist die Erfüllung zweier oftmals schwer zu versöhnender Ansprüche:
- wohlgestaltete ältere Geräte mit neuer Technik ausrüsten und
- dies so zu tun, dass ihre Anmutung darunter nicht leidet.

In der etwas unscharfen 'Anmutung' drückt sich natürlich die ganze Subjektivität Deines Vorhabens aus: Der Sammler akzeptiert wohl nur die Lösung, die aus einem Zeiss-Werk stammt und dem Pragmatiker hätte es gereicht, die Kanten Deines Plexigaskastens rund zu schleifen ;). Dein Weg in der Mitte gefällt mir am besten.

Übrigens: eine gute Quelle für Schalter, Regler und Hebel sind alte Nähmaschinen, die ihre Zeit heute überwiegend 'versenkt' verbingen.

Bewundernde Grüße
Thomas

Stefan Schiff

#8
Vielen Dank für deinen positiven Kommentar und das Foto des Regeltrafos, Thomas!
Dieser Drehknopf sieht wieder völlig anders aus, als ich es mir vorgestellt habe.  
Zum Glück  bin nicht in Eile. Kommt Zeit, kommt Knopf.
Wenn ich mich an der Nähmaschine meiner Frau vergreife, könnte dies mein letztes Posting gewesen sein.  :D

Ich habe früher mal Fahrzeuglackierer gelernt, arbeite aber schon lange nicht mehr auf diesem Beruf.
Für den Hausgebrauch reicht das Gelernte aber noch aus.  :)

Grüße
Stefan
Mikroskope:
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ZEISS Standard RA
ZEISS Stereo-Mikroskop
ZEISS Stemi III

wilfried48

#9
Zitat von: Stefan Schiff in November 16, 2012, 12:02:32 NACHMITTAGS
Vielen Dank für deinen positiven Kommentar und das Foto des Regeltrafos, Thomas!
Dieser Drehknopf sieht wieder völlig anders aus, als ich es mir vorgestellt habe.  
Zum Glück  bin nicht in Eile. Kommt Zeit, kommt Knopf.

Hallo Stefan,

das originale Zeiss Netzteil, das zu deinem grauen Standard passt sieht so aus:


Das von Thomas gezeigte ist eine Epoche älter und gehört zum hammerschlaglackierten Standard Universal oder den älteren schwarzen Standard GFL u. WL

Mit dem geriffelten Knopf oben liegst du also schon richtig.

Gruss
Wilfried
vorzugsweise per Du

Hobbymikroskope:
Zeiss Axiophot,  AL/DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Axiovert 35, DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Universal Pol,  AL/DL
Zeiss Stemi 2000 C
Nikon Labo-/Optiphot mit CF ELWD Objektiven

Sammlung Zeiss Mikroskope
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=107.0

Stefan Schiff

Klasse – danke für dieses Foto, Wilfried!
So ein Knopf sollte doch zu finden sein.

Grüße
Stefan
Mikroskope:
ZEISS Standard WL
ZEISS Standard RA
ZEISS Stereo-Mikroskop
ZEISS Stemi III

Bastian

Hallo Wilfried,
ist das wirklich der originale Drehknopf? Ich finde der sieht wie ein "normaler" Hifi Knopf aus den 80ern aus. V.a. der schwarze Strich. Könnte der nicht irgendwann nachträglich drauf gekommen sein?
Falls das wirklich der Originalknopf ist, sollte die Beschaffung sehr einfach sein, denn die gibt es zu Hauf. Ansonsten hat Zeiss West oft Rändelungen mit 1 mm bei seinen Stellknöpfen.

Bastian

TPL

Hallo Stefan,
Wilfried hat natürlich völlig recht: zu Deinem hellgrauen Stativ passt der von mir gezigte Regelknopf genauso wenig, wie die hammerschlag-graue Lackfarbe (übrigens - ganz objektiv: nach schwarz die Schönste überhaupt ;D).
Und Bastian: der Drehknopf ist tatsächlich original. Ich habe ähnliche Regler von einem alten Dual-Verstärker aus den späten 1970ern gerettet. Die sind aber schon alle verbaut...

Grüße
Thomas

wilfried48

Hallo Bastian,

ja das ist der originale Drehknopf, ich habe mehrere Zeiss Netzteile aus unterschiedlichen Quellen, die diesen Drehknopf haben.

In der Hifi Technik gabs so ähnliche Knöpfe auch schon in den 70 ziger Jahren, so zum Beispiel an meiner Revox Bandmaschine von 1976

und das würde ja zeitlich zum grauen Standard passen, wenigstens zu meinem Studentenmikroskop das ich 1975  gekauft habe.

Für die Revox Bandmaschine und ein graues Standard 14 gingen damals jeweils etwa ein Semesterferienjob drauf.

viele Grüsse
Wilfried
vorzugsweise per Du

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Bastian

Also gut, also gut, wenn gleich zwei Zeissianer hintereinander schreiben der sei original, dann ist das wohl so... ;)
Entschuldigt meine ungläubige Frage. Aber ist ich habe eben auch für meine Reglergehäuse das Problem die passenden Drehknöpfe zu finden. Nun habe ich wenigstens die Lösung für die grauen Zeiss Mikroskope...
Vielen Dank,
Bastian