Rotationsmikrotom - verstellbarer Klingenwinkel

Begonnen von Christian L., November 21, 2012, 19:33:24 NACHMITTAGS

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Christian L.

Hallo Zusammen

Ich habe vor mir in nächster Zeit ein "anständiges" Mikrotom zuzulegen. Das HAGA-Boxmikrotom leistet zwar ausgezeichnete Dienste, stösst aber spürbar an seine Grenzen. Vorallem beim Einspannen der Proben und der begrenzten Tauglichkeit bei sehr weichem oder hartem Material.

Da meine finanziellen Mittel beschränkt sind, kommt ein neues Mikrotom nicht in Frage, der Gebrauchtmarkt ist die Alternative.
Nun hätte ich gerne ein Mikrotom, mit dem sich sowohl Pflanzenschnitte aus uneingebettetem Material wie auch Paraffinschnitte anfertigen lassen. Nun habe ich gelesen, dass es auf den Schnittwinkel draufankommt. Stägel mit einem schiefen Winkel, Paraffinblöcke mit 90°. Mein Favorit wäre ein Rotationsmikrotom, dort lässt sich aber bei den meissten Modellen der Klingenwinkel nicht verstellen.

Dazu meine Frage: Kann man mit einem Schlittenmikrotom auch Paraffinschnitte machen? Oder kennt ihr Rotationsmikrotommodelle mit verstellbarem Klingenwinkel wie das Reichert-Jung 1140/autocut, das leider nicht zu bekommen ist.?

Liebe Grüsse
Christian

derda

Hallo Christian,

du kannst bei den meisten Schlittenmikrotomen den Schnittwinkel verstellen und damit Paraffinschnitte machen. Meiner Meinung nach bist du mit einem Schlittenmikrotom in der Anwendung auch variabler und hast mehr Einstellmöglichkeiten.

Halte bei Ebay auch mal nach einem Jung-Studentenmikrotom Ausschau. Die gibt es in der Variante AB und lassen sich dann auch für beide Einsatzgebiete verwenden. Geduld musst du allerdings mitbringen, da sie selten zu bekommen sind.

Viele Grüße

Erik


David 15

Hallo Christian,

Selbstverständlich kann man mit einem Schlittenmikrotom Paraffinschnitte machen. Genau aus diesem Grund sind Schlittenmikrotome im Vergleich zu Rotationsmikrotomen auch gefragter.Mit Schlittenmikrotomen kann man nämlich ALLES schneiden, da man das Messer in jede Richtung verstellen kann (Mit alles schneiden meine ich alle Einbettungsmethoden ;) Bei Steinen könnte es nämlich schwer werden  :D). Mit einem normalen Rotationsmikrotom lassen sich NUR Paraffinschnitte machen. Es gibt auch Rotationsmikrotome bei denen man das Messer verstellen kann. Um so eins zu ergattern braucht man aber Unmengen von Glück.

Ich würde dir empfehlen ein Schlittenmikrotom zu kaufen. Diese sind am Universellsten. Meistens aber auch teurer.

Wenn du Pflanzen schneidest wirst du nämlich schnell merken, dass man das Paraffinverfahren nicht so häufig benötigt ! Das Paraffinverfahren wird nämlich nur für sehr weiches Gewebe verwendet. Meistens schneidet man härtere Sprosse oder ähnliches bei denen das Paraffinverfahren nicht taugt !

Viele Grüße
David
''Wir leben in einem gefährlichen Zeitalter. Der Mensch beherrscht die Natur, bevor er gelernt hat, sich selbst zu beherrschen.'' ( Albert Schweitzer)

Vorstellung: ''Hier''

Christian L.

#3

@Erik: Danke für den Tipp. Ich halte dann mal Ausschau nach dem Studentenmikrotom. Kann man bei Schlittenmikrotomen Einmalklingen verwenden oder gibt es Modelle die auf professionelle Mikrotomklingen angewieen sind?

@David: Schade, dann fällt der Steinschnitt wohl flach :D Bis jetzt hab ich nur ohne Einbettung und eher hartes Material geschnitten und das möchte ich natürlich auch weiterhin. Auf Rotationsmikrotom hat mich der Histokurs an der Uni gebracht. Dort wird nur damit gearbeitet und die Verarbeitung von tierischem Gewebe reizt mich schon seit längerem.
Wie du sagst, ist es oft der Preis der mich vom Kauf abhällt. Eine vierstellige Summe ist halt doch kein Pappenstiel.

Weitere Frage: Wo liegen etwa die Grenzen in der Dünne beim Schneiden mit dem Schlittenmikrotom? Gibt es da grosse Unterschiede zum Rotationsmikrotom?

LG
Christian

Jürgen H.

Lieber Christian,

Mit dem Schlittenmikrotom kannst Du grundsätzlich so dünn schneiden wie mit dem Rotationsmikrotom. Vorausgesetzt, die Schlittenbahn ist absolut in Ordnung und das Mikrotom besitzt einen schweren und stabilen Schlitten. Weshalb für Paraffinschnitte meist das Rotationsmikrotom verwendet wird, liegt an der einfacheren bequemeren Erzeugung von guten Schnittbändern. Beim Schlittenmikrotom schiebst Du die Bänder das Messer hinauf. Beim Rotationsmikrotom fallen die Schnittbänder hingegen.

Willst Du Variabilität, würde ich zum Schlitten raten. Machst Du nur Paraffintechnik, eher zum Rotationsmikrotom.

Schöne Grüße

Jürgen

David 15

Hallo Christian,

Für tierisches Gewebe ist natürlich ein Rotationsmikrotom günstiger, was aber nicht heißt , dass es nicht mit einem Schlittenmikrotom geht. Der Histokurs verwendet nur Rotationsmikrotome weil sie ja nur tierisches Gewebe schneiden welches in Paraffin eingebettet ist.
Wie gesagt ein Schlittenmikrotom ist am Universellsten und für dich am besten geeignet

ZitatWo liegen etwa die Grenzen in der Dünne beim Schneiden mit dem SAchlittenmikrotom?

Die Grenze liegt bei etwa 1 µm das ist für den Hobbymikroskopiker aber so gut wie nicht machbar und auch nicht notwendig. Bei Pflanzlichem und tierischem Gewebe werden sowieso ganz andere Schnittstärken verwendet. Tierisches Gewebe wird viel dünner geschnitten !

Die Genauigkeit der Schnittdicke ist bei beiden Mikrotomtypen meistens identisch. Bei Rotationsmikrotomen ist die Skala der Schnittstärkeneinstellung aber geringer als beim Schlittenmikrotom.

Viele Grüße
David

EDIT: Jürgen war schneller ;)
''Wir leben in einem gefährlichen Zeitalter. Der Mensch beherrscht die Natur, bevor er gelernt hat, sich selbst zu beherrschen.'' ( Albert Schweitzer)

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Christian L.

#6
Danke euch allen, ihr habt mich zum Schlittenmikrotom überredet. Jetzt heisst es warten und hoffen, dass ein brauchbares Gerät irgendwann angeboten wird.
Tut mir leid, dass ich euch die ganze Zeit mit Anfängerfragen löcher, da wär noch was: Wo werden gebrauchte Mikrotome vertrauenswürdig auch ausserhalb des Mikromarktes angeboten? Ebay traue ich da nicht ganz über den Weg und so mancher Laborgeräte-Gebrauchthändler mach auch keinen seriösen Eindruck auf mich. Habt ihr da einen Tipp?

@Jürgen: Fallende Schnittbänder wären schon angenehm, ich möchte mir aber gerne die Vielfalt beim Schneiden erhalten. Warum wird eigentlich in der Histologie so viel Wert auf Schnittbänder gelegt? Man muss sie ja doch trennen.

Zitat von: David 15 in November 21, 2012, 21:11:14 NACHMITTAGS

Die Grenze liegt bei etwa 1 µm das ist für den Hobbymikroskopiker aber so gut wie nicht machbar und auch nicht notwendig.

Genau das wollte ich wissen. Für tierische Präparate bin ich schon mit 3-5µm zufrieden. Übrigens habe ich deinen Thread mit der Hauswurz gelesen und bin begeistert von der Arbeit.

LG
Christian

Klaus Herrmann

Hallo Christian,

hier wäre das Richtige: der nicht motorisierte Bruder des Autocut. Aber er will noch 500.- für den Transport und dann ein wenig Zoll ist man bald bei 2000.- Und der große neigbare Messerblock ist noch nicht dabei.
http://www.ebay.de/itm/290630484588?ssPageName=STRK:MEWAX:IT&_trksid=p3984.m1423.l2649

Das habe ich leider verschlafen: http://www.ebay.de/itm/180980730291?ssPageName=STRK:MEWAX:IT&_trksid=p3984.m1423.l2649

so ein Schnäppchen kommt nicht alle Tage!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Hugo Halfmann

Hallo Christian,

das ist bei Gebrauchtgeräten sowieso immer ein Glücksspiel. Selbst wenn das Mikrotom noch in Ordnung ist, gibt es viele Verkäufer, die schlicht unfähig sind, so ein schweres Teil vernünftig einzupacken und bei Dir kommt dann teurer Schrott an. Da ist es dann schon besser, für wenig Geld ein "Gammelteil" zu kaufen und instand zu setzen. Mikrotome sind da toleranter als man glaubt.
Diese Geräte habe ich alle in einem mehr oder weniger traurigen Zustand gekauft und wieder flott gemacht:

Jung kleines Tetrandermikrotom:


Frühes Jung Schlittenmikrotom nach Thoma:


Stiassnie Rotationsmikrotom:
Viele Grüße aus dem Bergischen Land

Hugo Halfmann

Hugo Halfmann

Zitat von: Klaus Herrmann in November 21, 2012, 23:08:25 NACHMITTAGS
Hallo Christian,

hier wäre das Richtige: der nicht motorisierte Bruder des Autocut. Aber er will noch 500.- für den Transport und dann ein wenig Zoll ist man bald bei 2000.- Und der große neigbare Messerblock ist noch nicht dabei.
http://www.ebay.de/itm/290630484588?ssPageName=STRK:MEWAX:IT&_trksid=p3984.m1423.l2649

Das habe ich leider verschlafen: http://www.ebay.de/itm/180980730291?ssPageName=STRK:MEWAX:IT&_trksid=p3984.m1423.l2649

so ein Schnäppchen kommt nicht alle Tage!

Hallo Klaus,

das kommt niemals heile an und die Einfuhrabgaben liegen bei knapp 26% , da ist Vorsicht geboten. Ich habe das kürzlich noch für ein Forumsmitglied bei den Kollegen vom Zoll erfragt: 6 kommairgendwas % Zoll auf den Kaufpreis und dann 19% Einfuhrumsatzsteuer auf die Gesamtsumme, das macht keinen Spass >:(.

Das Mikrom für 153.- € ist echt ein Knaller !
Viele Grüße aus dem Bergischen Land

Hugo Halfmann

Jürgen H.

#10
Zitat@Jürgen: Fallende Schnittbänder wären schon angenehm, ich möchte mir aber gerne die Vielfalt beim Schneiden erhalten. Warum wird eigentlich in der Histologie so viel Wert auf Schnittbänder gelegt? Mann muss sie ja doch trennen.

Frau auch.;-)

Der Grund ist ganz einfach: Mit einer lückenlosen Schnittserie kann ich die Morphologie des Organs gut klären. Wenn die Schnitte nur drei µ stark sind, erwischt Du nur ganz kleine Teilbereiche eines Organs....

Und noch einer Ergänzung zur Qual der Wahl: Beim Rotationsmikrotom ist das Messer konstruktionsbedingt etwas vibrationsärmer festgezurrt, nämlich an zwei Punkten beiderseits der Schnittstelle.

Schöne Grüße

Jürgen

P.S.

Ich wäre Glücklich, wenn ich zu meinem alten schönen Leitz Schlittenmikrotomscjhätzchen zusätzlich noch ein gutes Rotationsmikrotom hätte..., aber mein Schlittenm. gebe ich dafür nicht her.