Dünnschliffe selber herstellen

Begonnen von derda, November 30, 2012, 15:02:03 NACHMITTAGS

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derda

Dünnschliffe herstellen

Oft wurde ich gefragt, ob es schwierig sei, Dünnschliffe selbst herzustellen. Die Antwort ist: eigentlich nicht, es ist reines Handwerk und kann von jedem erlernt werden.

Dünnschliffe haben, wenn sie fertig präparaiert sind, eine Dicke von ca. 30 µm. Um dieses Ziel zu erreichen kann man wie folgt vorgehen:

Das Objekt wird als erstes mit einem Fliesenschneider zugeschnitten und auf einer Seite plan angeschliffen. Dabei ist peinlichst darauf zu achten, daß die Kanten nicht verrundet werden. Diese Gefahr besteht besonders beim Schleifen auf Schleifpapier!!!

Ich verwende zum Schleifen zwei Kuchenträger für Blechkuchen (je ~7 €). Einen benutze ich ausschließlich mit 800er Schleifpulver (SiC) und den anderen mit 1200er.



Beim Glaser kann man sich Glasplatten (5-7 mm dick, je ~15 €) zuschneiden lassen und in die Kuchenträger hineinlegen. Das hat den großen Vorteil, daß sämtlicher Schmutz in den Trägern verbleibt und die Küche (falls man über keinen Hobbyraum oder -keller verfügt) sauber bleibt.

Nachdem die erste Fläche plangeschliffen ist, wird der Stein getrocknet und auf einen Objektträger aufgeklebt. Traditionell geschieht dies auf Objektträgern mit dem Format 28x48 mm (Dicke 1 mm). Mir persönlich gefallen bekanntete Objektträger gut, letztlich ist es aber egal, man kann auch einen normalen Objektträger im Format 76x25 mm verwenden.

Als Klebstoff ist vieles auf dem Markt => er sollte jedoch nicht doppelbrechend sein und einen Brechungsindex von ~1.5 aufweisen. Nach einigen Versuchen mit Lakeside, Kanadabalsam und Epoxidharzklebern bin ich bei Loctite-UV-Kleber gelandet. Er lässt sich superleicht verarbeiten, Blasen sind eine Seltenheit => und man steht nicht unter Zeitdruck, da er erst unter starker Lichteinstrahlung aushärtet. Zu beziehen ist er bei Dr. Krantz Mineralienkontor in Bonn (wird angeboten als SM 66, ~50 €). Die Haltbarkeit wird mit zwei Jahren angegeben. Meiner ist schon über fünf Jahre alt und härtet immer noch problemlos aus.



Bei Sonnenschein reicht es aus, wenn die Schliffe zum Härten ans Fenster gelegt werden. An bedeckteren Tagen hilft eine Briefmarkenlampe oder ein Geldscheintester ebenfalls. Auf dem Bild sind zwei Kleberwülste ober- und unterhalb des Steines zu sehen. Diese sind als "Kratzschutz" aufgebracht, denn nichts an einem Dünnschliff ist unschöner als spätere Milchglasecken.

Nach dem Aushärten beginnt die Schleifarbeit. Anfangs kann man wieder den Fliesenschneider benutzen. Beginnen aber die Steine durchsichtig zu werden, wechselt man besser auf die Glasplatten. Auf dem folgenden Bild ist die schützenden Funktion der beidseitigen Kleberwülste beim Schleifen erkennbar.



Zuerst wird mit groben Schleifpulver begonnen und später zu immer feiner werdenden gewechselt. Zwischendurch spült man den Schliff immer wieder ab und konstrolliert die Schliffdicke unter dem Mikroskop. Die richtige Schliffdicke ist erreicht, wenn Quarz oder Plagioklase unter gekreuzten Polfiltern ein Grau erster Ordnung zeigen. Ist dies der Fall, können die überflüssigen Klebereste entfernt werden.



Der Dünnschliff wird vorsichtig gereinigt. Dabei ist besonders auf Sauberkeit zu achten, Fusseln jeglicher Art verunstalten stundenlange Vorarbeit. Eine Stereolupe ist deshalb zur Kontrolle von Vorteil.

Das Eindeckeln erfolgt ebenfalls mit dem UV-Kleber. Dazu wird ein (oder zwei) Tropfen Kleber auf den Dünnschliff gegeben und ein Deckglas aufgelegt. Ich lege den Schliff dann über Nacht in eine dunkle Ecke und warte ab, bis sich der Kleber von alleine unter dem Deckglas verteilt hat. Manchmal muss von der Seite auch noch etwas Kleber nachgegeben werden. Dann kann wieder ausgehärtet werden.



Überschüssige Kleberreste lassen sich mit einem Messer leicht entfernen. Der Schliff ist nun fertig und kann untersucht werden.



Viel Spaß bei der Dünnschliffherstellung.

Erik


micromax

Hallo Erik,

ich kann leider Deine Bilder nicht sehen.
Liegt das an mir?

Danke
Thomas

knipser009

hallo Erik

Sehr interessante Beschreibung, aber  auch bei mir ist kein Bild zu sehen.

Was bedeutet

Zitat : Nach dem Aushärten beginnt die Schleifarbeit. Anfangs kann man wieder den Fliesenschneider benutzen. Beginnen aber die Steine durchsichtig zu werden, ...


Das Schleifgut ist doch jetzt auf dem Objektträger ?


lG

Wolfgang
Viele Grüße aus dem SaarPfalzKreis

Wolfgang
gerne per "Du"

derda

Hallo Wolfgang,

Zitat"... Das Schleifgut ist doch jetzt auf dem Objektträger ? ..."

Das kann man trotzdem freihand machen oder auch einen Doppel-T-Träger aus Alu benutzen (habe ich bei Udo M. gesehen => er klebt die Schliffe mit doppelseitigem Klebeband auf den Träger und schneidet damit am Fleisenschneider).

Eigentlich ist zu diesem Zeitpunkt alles erlaubt, was einen möglichst hohen Abtrag in kurzer Zeit ermöglicht.

VG, Erik

ps: sind die Bilder jetzt zu sehen?

micromax


David 15

Hallo Erik,

Also ich kann deine Bilder sehen und finde deine Methodenbeschreibung und die Ergebnisse toll !  :)

Viele Grüße
David
''Wir leben in einem gefährlichen Zeitalter. Der Mensch beherrscht die Natur, bevor er gelernt hat, sich selbst zu beherrschen.'' ( Albert Schweitzer)

Vorstellung: ''Hier''

Anatol

Hallo Erik!

Eine interessante Methode!  Vielen Danke!
Manuelle Arbeit?  (Ручная работа) ;)
Herzliche Grüße

Anatoly

derda

Hallo Anatol, Hallo David,

@Anatol: Я ленивый. На работе я удаления много с плоскошлифовальный станок.  :D

@David: es freut, mich, daß es dir gefällt. Für viele ist die Schleiferei erstmal eine Hürde. Dabei ist der Aufwand gar nicht so hoch wie man vielleicht denkt.

Viele Grüße

Erik


mikromeister

Vielleicht dient es der Verständlichkeit wenn man weiß, dass es 2 Arten von Fliesenschneidern gibt.
Die mit einem kleinen Schneidrädchen, wo die angeritzte Fliese dann mit einem Hebel gebrochen wird. (hier unbrauchbar)
Die wie eine Stein-Kreissäge aussehen und ein nassschleifendes rotierendes Diamantblatt haben. (das wird hier wohl gemeint sein)
Vielen Dank und freundliche Grüße

Markus


.

knipser009

Zitat von: mikromeister in Dezember 03, 2012, 13:59:49 NACHMITTAGS
Vielleicht dient es der Verständlichkeit wenn man weiß, dass es 2 Arten von Fliesenschneidern gibt.
Die mit einem kleinen Schneidrädchen, wo die angeritzte Fliese dann mit einem Hebel gebrochen wird. (hier unbrauchbar)
Die wie eine Stein-Kreissäge aussehen und ein nassschleifendes rotierendes Diamantblatt haben. (das wird hier wohl gemeint sein)

hallo

nicht nur vielleicht - ich hatte mir schon überlegt, wie das mit meinem Baumarktfliesenschneider gehen soll. In Ermangelung einer Steinkreissäge werde ich die Steinscheibe an meiner Flex benutzen. Schauen wir einmal was daraus wird.

lG

Wolfgang
Viele Grüße aus dem SaarPfalzKreis

Wolfgang
gerne per "Du"

Hugo Halfmann

Lieber Wolfgang,

das wird nichts, weil die Drehzahl viel zu hoch ist und die Flex zu unruhig läuft. Außerdem fehlt es an der Wasserkühlung.
Viele Grüße aus dem Bergischen Land

Hugo Halfmann

Bastian

Fliesenschneider hatten wir hier schon einmal durchdiskutiert..

http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=10302.0

Hugo hat Recht: Mit der Flex erzielt man keine guten Ergebnisse. Langsamere Scheibe und Wasserkühlung sollte schon sein. Wenn man nicht vor  hat große Mengen zu bearbeiten kann man mit dem Baumarkt Fliesenschneider und der mitgelieferten Scheibe schon akzeptable Ergebnisse erreichen.

Bastian

derda

Zitat"... Fliesenschneider hatten wir hier schon einmal durchdiskutiert.. ..."


Uups, da sind aber einige Beiträge an mir vorbeigegangen. Ich brauche jetzt ein Haus mit Platz für Sägen und Tellerschleifmaschinen...

In der Tat ist das Schneiden mit einem wassergekühlten Fliesenschneider eine Riesensauerei. Es ärgert mich auch, daß es keine vernünftigen Modelle mit Drehzahlregelung gibt und habe schon überlegt einfach eine Phasenanschnittssteuerung zu kaufen und es bisher dann doch nicht getan...

Es gibt sie aber:

http://www.conrad.de/ce/de/product/511463/FG-Elektronik-NS-2002-Wechselspannungssteller-1300-W/SHOP_AREA_37349&promotionareaSearchDetail=005

Wenn jemand günstige Diamantschleifscheiben benötigt: Industrieberatung-Biehl => die dort vertriebenen Diamantscheiben übertreffen in Preis und Standzeit die mir bekannten Scheiben von Buehler um den Faktor ~2.

Viele Grüße

Erik



Bastian

Erik,
danke für den Tip mit den Scheiben. Ich habe auch schon einige Hersteller durch, denn Buehler & Co sind ein wenig überteuert..

Wenn das Kästchen da auf einer Phasenanschnittsteuerung basiert, würde ich das lassen, das geht mit dieser Art Motor nicht. Ich habe es wider besseren Wissens mit dem Teil hier ausprobiert, das zumindest nur ein Zehntel kostet: Bauteil von Conrad.

Dann lieber das gleiche Geld in einen DC Motor investieren und am Fliesenschneider auswechseln...

Bastian

Klaus Herrmann

ZitatScheibenwischermotor

also da hätte ich ziemliche Bedenken, dass der bei einem Granit von sagen wir mal 3 cm Stärke glatt verhungert.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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