Botanik:Chinesische Zierquitte (Chaenomeles speciosa)-Spross, Blatt, Blattstiel*

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, Dezember 07, 2012, 09:31:22 VORMITTAG

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Hans-Jürgen Koch

Liebe Pflanzenfreunde,

die China –Zierquitte ist ein  bis zu 2 Meter hoher Strauch. Beheimatet ist die Art in Ost- und Mittel -China.
Chaenomeles  speciosa wurde von Sir Joseph Banks, einem Begleiter von James Cook, 1796 nach Europa, Kew Gardens, gebracht. Die Royal Botanic Gardens im Südwesten Londons gelegen zählen zu den ältesten botanischen Gärten der Welt.
Zur Gattung  Chaenomeles   werden  drei Arten in Ostasien gezählt. Der Name kommt vom lat. ,,specoisus" und bedeutet: ansehnlich, schön.

Bild 01 Tafel im WeltWald im Harz http://www.weltwald-harz.de/


Systematik:

Familie: Rosengewächse (Rosaceae)
Gattung: Zierquitten (Chaenomeles)
Art: Chinesische Zierquitte
Wissenschaftlicher Name: Chaenomeles  speciosa
Volkstümlicher Name: China –Zierquitte
Englischer Name: flowering quince

Bild 02 Blühender Zweig (Blütezeit von April bis Mai), Chaenomeles  speciosa

Quelle: zh wikipedia

Die Früchte der Zierquitte enthalten Vitamin C, Fruchtsäuren, wie Malein-, Wein-und Citronensäure, Procyanidine und Gerbstoffe.
In der chinesischen Volksmedizin wurde die Droge als Adstringens bei Diarrhoe sowie zur Schmerzstillung eingesetzt.
Quittensamen werden unzerkleinert  zur Bereitung eines Schleimes verwendet. Zerkleinert man die Samen, wird Blausäure aus dem Amygdalin frei!!
Die freigesetzte Blausäure muss entfernt werden, die Kerne werden ,,entbittert".

Teil 1   einjähriger Spross, Querschnitt, 30 µm

W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau)

Arbeitsablauf :

1. Schnitte  liegen in 30 % Ethanol.
2. Aqua dest. 3x wechseln je 1 Minute.
3. Vorfärbung Acridinrotlösung 7 Min.
4. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
5. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen - Lupenkontrolle) ca. 12 Sekunden !!!.
6. 2 x auswaschen mit Aqua dest..
7. Nachfärbung Astrablaulösung 1 Minute.
8. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben.
9. Entwässern mit 2x gewechseltem Isopropylalkohol ( 99,9 % ).
10. Als letzte Stufe vor dem Eindecken Xylol einsetzen.
11. Einschluss in DePeX.

Ergebnis :

Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot, Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot, Cuticula gelb, Zellwände der innenliegenden Hypodermis tiefrot.

Fotos: Nikon D5000, die Übersichtsaufnahme  wurde mit ,,MagniFlash" erstellt.

Bild 03 Übersicht,  Chaenomeles  speciosa

Die Übersichtsaufnahme  wurde mit ,,MagniFlash" erstellt.

Bild 04 ungefärbter Schnitt, Chaenomeles  speciosa


Bild 05 Polarisation, Chaenomeles  speciosa


Bild 06 Vergrößerung aus der Übersicht mit Beschriftung, Chaenomeles  speciosa

PE = Periderm, EP = Reste von der Epidermis, RP = Rindenparenchym, SK = Sklerenchymkappen,  PH = Phloem, K = Kambium, MS = Markstrahl, PMS = primärer Markstrahl, XY = Xylem, JR = Jahresring, T = Trachee
Die korkige Rinde ist flach und unregelmäßig gefurcht

Bild 07 AF – Fluoreszenzaufnahme, Chaenomeles  speciosa

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 519 IF.
Um Strukturen ohne Primärfluoreszenz mittels Fluoreszenz darstellen zu können, müssen diese mit speziellen Fluoreszenzfarbstoffen gefärbt werden; man spricht von Fluorochromierung.
Durch den starken Kontrast in der Fluoreszenz ist meistens eine sehr geringe Konzentration des Farbstoffes ausreichen um ein gute Färbung zu erhalten; Fluoreszenzfarbstoffe sind daher für die Zellen oft schonender als Hellfeldfarbstoffe.  Zur Fluorochromierung können natürliche oder synthetisch hergestellte Farbstoffe verwendet werden. Bei der  W-3A-Färbung  sind es die Fluorchrome Acridinrot und Acriflavin.

Bild 08 Gegenüberstellung  zweier gefärbter Schnitte


Fazit: Das Bleichen des Schnittes mit Klorix (1 Teil Natriumhypochlorit (NaClO) + 9 Teile Wasser) und das Differenzieren mit Salzsäure-Alkohol ( 0,5 ml Salzsäure auf 100 ml Ethanol 70 %) hat sich gelohnt. Das Farb- Ergebnis ist nach meiner Meinung vom Gesamt-Bild heller und natürlicher. Die Fluoreszenzbilder sind aber qualitativ schlechter.

Teil 2   Nebenblatt mit Ansatz vom Blattstiel, Querschnitt, 30 µm

Am Blattstiel sitzen schmale Nebenblätter; Ende April, während des Laubaustriebs sind die Blätter leicht bronzefarben, später glänzend-mittelgrün, langhaftend bis in den November,  es gibt keine Herbstfärbung.
Bei manchen Pflanzen kommen beiderseits neben der Basis des Blattes blattartige Anhänge vor die so genannten Nebenblätter . Dass diese nur Teile des Blattes sind geht daraus hervor dass sie zu einander symmetrisch und mit dem Blatt mehr oder weniger verwachsen sind. Nicht selten sind die Nebenblätter beiderseits am Blattstiel angewachsen so z.B. bei der Rose und der Chinesische Zierquitte.

Bild 09 Tüpfelplatte mit gefärbten Schnitten in Xylol.


Bild 10 Übersicht, Blatt, Chaenomeles  speciosa

Blatt mit hufeisenförmigem Leitbündel. Foto ohne ,,MagniFlash" erstellt.

Bild 11 Vergrößerung aus der Übersicht mit Beschriftung, Chaenomeles  speciosa

EP = Epidermis, HY = Hypodermis, SK = Sklerenchym, PH = Phloem, RP = Rindenparenchym,  XY = Xylem, STP = Strahlenparenchym, PX = Protoxylem

Bild 12 Vergrößerung mit Beschriftung, Chaenomeles  speciosa

OE = obere Epidermis, PP = Palisadenparenchym, LB = Leitbündel, IR = Interzellularraum, UE = untere Epidermis, SP = Schwammparenchym

Bild 13 07 AF – Fluoreszenzaufnahme, Chaenomeles  speciosa

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 519 IF.

Teil 3   Blattstiel, Querschnitt, 30 µm

Der Blattstiel ist der auf die Blattscheide folgende durch seine zusammengezogene schmale stielförmige Gestalt vom folgenden Teil des Blattes mehr oder minder scharf abgegrenzte Teil des Blattes. Er kann unterschiedlich lang sein oder auch ganz fehlen. Im letzteren Fall hat man ein sitzendes Blatt in den anderen Fällen ein gestieltes Blatt vor sich.

Bild 14 Übersicht, Chaenomeles  speciosa

Foto ohne ,,MagniFlash" erstellt.

Bild 15 Vergrößerung aus der Übersicht mit Beschriftung, Chaenomeles  speciosa

CU = Cuticula, EP = Epidermis, RP = Rindenparenchym, Sk = Sklerenchym, XY = Xylem, PH = Phloem

Quellen:

Katherine Esau: Pflanzenanatomie (1969)
P. Schütt, H.J.Schmuck, B. Stimm: Lexikon der Baum- und Straucharten; ISBN: 978-3-86820-123-9
Schmidt/Hecker: Taschenlexikon der Gehölze; ISBN: 987-3-494-01448-7

Mit freundlichem Gruß

Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"

Jan Kros

Lieber Hans/Jürgen
Sehr schöne Bilder von diese interessante Pflanze.
Wie hast du das Blatt geschnitten, es ist einfach klasse.
Herzlichen Gruss
Jan

koestlfr

Hallo Hans-Jürgen!

Wie gewohnt, tolle Doku, schöne Bilder!

Liebe Grüße
Franz
Liebe Grüße
Franz

Hans-Jürgen Koch

Lieber Jan,

der Querschnitt vom Blatt war nicht schwierig. Blattstiel und Blatt habe ich in einem gespaltenen Styrodur-Block  fixiert und mit meinem neuen Tischmikrotom von W.&H. Seibert, Wetzlar geschnitten. Ein Freund hat mir ein Originalmesser  Typ A (stark plankonkav)  geschenkt. Dieses Messer ist empfindlich, dafür aber sehr scharf.


Hallo Franz,

danke für Dein Lob.

Viele Grüße

Hans-Jürgen
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Jan Kros

Lieber Hans-Jürgen
Das ist ein sehr schönes Mikrotom.
Danke für die Aufklärung
Herzlichen Gruss
Jan

Rolf-Dieter Müller

Lieber Hans-Jürgen,

ich selbst habe Klorix verbannt, weil mir im nachhinein eine ganze Präparateserie verdorben ist.

Aber Deine Gegenüberstellung ist schon interessant und beeindruckend wir klar Du die Färbung nach der Klorix-Behandlung erzielt hast.

Viele Mikrogrüße
Rolf-Dieter

Hans-Jürgen Koch

Lieber Rolf-Dieter,

Klorix  ist schon ein kräftiges Bleichmittel. Danke für Deine Warnung. Ich verwende es nur, wenn das Periderm und das Rindenparenchym , der unbehandelten Schnitte, mir zu dunkel erscheinen.
Sobald die Schnitte Kontakt mit Klorix bekommen verfärben sie sich bräunlich. Nach ca. 1 Minute ist eine kräftige Aufhellung zu beobachten.  Zum Neutralisieren setze ich Essig ein.

Mit freundlichem Gruß

Hans-Jürgen
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Gerne per "Du"

Rawfoto

Guten  Abend Hans-Juergen,

Ist wieder toll geworden, kannst Du bitte die Geschichte mit dem Essig genauer beschreiben ...

Liebe Gruesse

Gerhard

Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

knipser009

hallo

Einer der Bestandteile von Klorix ist Natriumhypochlorid, besser als Wirkstoff in Javel-wasser bekannt.

im Datenblatt für Natriumhypochlorid steht :
Physikalisch-chemische Gefahren:
deutlich alkalisch. Reagiert mit Säuren unter Freisetzung von Chlorgas.

Die Zugabe von Essig(säure) neutralisiert daher dieses Na-hypochlorid. Solange man dies mit sehr kleinen Mengen macht, ist es ungefährlich. Bei größeren Mengen - ab 50 ml unverdünnter Lösung aufwärts - ist es wegen der Bildung des Elementes Chlor chemische Kriegsführung im Badezimmer.

lG

Wolfgang
Viele Grüße aus dem SaarPfalzKreis

Wolfgang
gerne per "Du"

frfmfrfm

Guten Abend, ich arbeite mit Natriumhypochlorit zur Wasseraufbereitung.
Alles, was knipser009 wahre erklärt.
Aber mit einem einzigen Tropfen kann weh tun.
Das größte Problem ist Natriumhypochlorit Augen, sollten Schutzbrillen je nachdem sein.
Die normale Menge an Chlor in den Grundplatten beträgt 150 g / Liter.
Best regards, francisco.

Hans-Jürgen Koch

Hallo Gerhard, Wolfgang und Francisco,

danke für Euer Interesse.

Die Essig-Anwendung, lieber Gerhard haben Wolfgang und Francisco perfekt  beschrieben, danke.
Mehr kann ich auch nicht dazu sagen.

Ich wünsche Euch noch einen schönen 2. Advent

Hans-Jürgen
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RainerTeubner

Hallo,

ich gehen beim Bleichen botanischer Schnitte mit Natriumhypochlorit folgendermaßen vor:


  • die Schnitte liegen (5 bis 10 Stück) in ca. 2 Milliliter Wasser, im Napfschälchen oder im Uhrglas
  • mit einer Pipette werden 1 bis 2 Tropfen der Natriumhypochlorit-Lösung zugetropft und die Bleichreaktion beobachtet
  • ich nehme die unverdünnte Lösung aus der blauen Chlorix-Flasche
  • wenn die Bleichwirkung ausreichend erscheint, werden die Schnitte mehrmals (5 bis 10 mal) mit Wasser gewaschen, wichtig ist das gründliche Spülen!


Viel Erfolg beim Nacharbeiten!

Rainer
Mikroskop: Carl Zeiss Standard Universal
Bildbearbeitung: Gimp, Helicon focus und picolay
Kamera: Canon EOS 5D II