Botanik: Nippon Spierstrauch (Spiraea nipponica) - Spross und Blatt *

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, Dezember 15, 2012, 15:19:44 NACHMITTAGS

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Hans-Jürgen Koch

Liebe Pflanzenfreunde,

dieser Zierstrauch ist durch Philipp Franz von Siebold (Botaniker und Sammler) nach Europa gebracht worden. Ph. F. v. Siebold war ein wichtiger Vermittler zwischen fremden Kulturen und trug - und trägt noch immer - beispielhaft zur Völkerverständigung bei.
 
Siebold Briefmarke in Japan

Quelle: Wikipedia - postal stamp, scanned by Fraxinus2

An seine Leistungen und Verdienste sollen die zahlreichen Pflanzen des Botanischen Gartens in Würzburg erinnern, die mit Ph. F. v. Siebold in Zusammenhang gebracht werden können und hier als "Siebold-Pflanzen" bezeichnet mit einem roten Punkt auf dem jeweiligen Hinweisschild hervorgehoben werden.
Der japanische Spierstrauch erreicht eine Höhe von bis zu 2 Metern.  Die weißen Blüten erscheinen von Mai bis Juni  in dichten Dolden.
Die durch hohe Kreuzungsbereitschaft bedingte Entstehung  zahlreicher Hybriden erschwert die Artenabgrenzung in der Gattung  Spiarea, deshalb schwanken Angaben zur Artenzahl von 80 – 100.
Der botanische Gattungsname bezieht sich auf die oft gedrehten Früchte, von Griechisch speira = Winde, Windung.  Seine Zweige sind sehr dünn und teilweise überhängend.

Bild 01 Tafel im WeltWald im Harz http://www.weltwald-harz.de/

Die Niedersächsischen Landesforsten  geben sich immer große Mühe beim Aufstellen der Tafel, leider ist hier der wissenschaftliche Name falsch geschrieben.

Systematik:

Ordnung: Rosenartige (Rosales)
Familie: Rosengewächse (Rosaceae)
Unterfamilie: Spiraeoideae
Gattung: Spiersträucher
Art: Nippon Spierstrauch
Wissenschaftlicher Name: Spiraea  nipponica
Volkstümliche Bezeichnung: Japanische Strauchspiere
Englischer Name:  spiraea nippon

Teil 1  Junger  Spross, Querschnitt, 30 µm, Spiraea  nipponica

W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau) modifiziert

Arbeitsablauf :

1. Schnitte  liegen in 30 % Ethanol.
2. Aqua dest. 3x wechseln je 1 Minute.
3. Vorfärbung Acridinrotlösung  8 Min.
4. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
5. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen - Lupenkontrolle) ca. 12 Sekunden !!!.
6. 2 x auswaschen mit Aqua dest..
7. Nachfärbung Astrablaulösung 2 Minute.
Bei der Nachfärbung mit Astrablau eine Mischung aus Astrablau und Acriflavin im Verhältnis  5 : 1
verwendet (blau + gelb = grün).
8. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben.
9. Entwässern mit 2x gewechseltem Isopropylalkohol ( 99,9 % ).
10. Als letzte Stufe vor dem Eindecken Xylol einsetzen.
11. Einschluss in DePeX.

Ergebnis :

Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot, Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot, Cuticula gelb, Zellwände der innenliegenden Hypodermis tiefrot.
Fotos: Nikon D5000, die Übersichtsaufnahmen wurde mit ,,MagniFlash" erstellt.

Bild 02 ungefärbter, brauner Jungtrieb, Spiraea  nipponica

Bei älteren Zweigen ist die Rinde hell und dunkel gestreift.

Bild 03 Übersicht mit fünf Flügel  Spiraea  nipponica


Bild 04 Negativ  (Photoshop)


Bild 05 Vergrößerung  aus der Übersicht mit Beschriftung, Spiraea  nipponica

EP = Epidermis, K = Kork, P = Phellem, PR = primäre Rinde, PE = Phelloderm, Ph = Phloem, SK = Sklerenchymring, K = Kambium, XY = Xylem, ST = Strahl, PX = Protoxylem, T = Trachee, MP = Markparenchym
Zu dem Periderm habe ich Detlef Kramer um Rat gefragt. Detlef schrieb mir: ,, Zu dem Periderm muss folgendes angemerkt werden: dessen Bildung kann fast überall außerhalb des Kambiums geschehen, nicht nur ganz außen. In einem späteren Stadium würdest Du wahrscheinlich sehen, dass die primäre Rinde verschwunden ist und der Kork das eigentliche Abschlussgewebe darstellt".

Bild 06 Flügel in der Vergrößerung, Spiraea  nipponica


Bild 07 AF – Fluoreszenzaufnahme, Spiraea  nipponica

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 519 IF.

Bild 08 Protoxylem, AF – Fluoreszenzaufnahme, Spiraea  nipponica

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 519 IF.

Bild 09 schmale, ringförmige Korkschicht  in der Bildmitte, AF – Fluoreszenzaufnahme, Spiraea  nipponica

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 519 IF.

Bild 10  Flügel, AF – Fluoreszenzaufnahme, Spiraea  nipponica

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 519 IF.


Teil 2  Junger  Spross, Längsschnitt, 30 µm, Spiraea  nipponica

Bild 11 Übersicht,  Spiraea  nipponica


Bild 12 Vergrößerung  aus der Übersicht, Spiraea  nipponica


Bild 13 AF – Fluoreszenzaufnahme, Spiraea  nipponica

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 519 IF.

Bild 14 AF – Fluoreszenzaufnahme, Spiraea  nipponica

Xylem, Protoxylem, Markparenchym ( von links nach rechts)
Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 519 IF.

Bild 15 Quer- und Längsschnitt  mit Beschriftung, Spiraea  nipponica

MP = Markparenchym, PX = Protoxylem, XY = Xylem, PR = primäre Rinde, EP = Epidermis, P = Phelloderm, K = Kork, Ph = Phloem

Teil 3   Blatt, Querschnitt, 30 µm, Spiraea  nipponica

Der Nippon Spierstrauch hat elliptische bis verkehrt-eiförmige, meist ganzrandige Blätter. Sie sind wechselständig angeordnet.
Nach der Lage des Palisadenparenchyms im Blatt werden verschiedene Blatt-Typen unterschieden.
Es gibt: normal bifaziales Flachblatt, äquifaziales Flachblatt, äquifaziales Rundblatt und äquifaziales Nadelblatt.
Die meisten Blätter sind bifazial gebaut, d. h. es wird eine Ober- und Unterseite ausgebildet. Bei normal bifazialen (= dorsiventralen) Blättern  liegt das Palisadenparenchym oben (= dorsal), das Schwammgewebe unten (= ventral). Das Blatt vom Nippon Spierstrauch ist ein normal bifaziales Flachblatt.

Bild 16 Übersicht,  Spiraea  nipponica


Bild 17 Vergrößerung  aus der Übersicht mit Beschriftung, Spiraea  nipponica

SP = Schwammparenchym mit ca. 20% der Chloroplasten, PH = Phloem, UE = untere Epidermis, XY = Xylem, PP = Palisadenparenchym mit ca. 80% der Chloroplasten, OE = obere Epidermis

Bild 18 AF – Fluoreszenzaufnahme, Spiraea  nipponica

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 519 IF.

Quellen:

Katherine Esau: Pflanzenanatomie (1969)
Walter Erhardt, Erich Götz, Nils Bödeker, Siegmund Seybold: Der große Zander. Eugen Ulmer KG, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8001-5406-7.
Schmidt/Hecker: Taschenbuch der Gehölze, ISBN 978-3-494-01448-7
Hans-Dieter Warda: Das große Buch der Garten- und Landschaftsgehölze.2.Auflage.

Danke an Detlef  für seine Unterstützung zu dem Periderm.

Ich wünsche allen Lesern ein frohes Weihnachtsfest.

Hans-Jürgen

Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"

Detlef Kramer

Lieber Hans-Jürgen,

schön und lehrreich die Darstellung im Zusammenhang. Eine kleine Änderung musst Du vornehmen: bei dem beschrifteten Querschnitt hast Du das "K" doppelt verwendet, einmal korrekt für das Kambium, dann aber auch für Kork, ohne dies in der Legende zu erwähnen. Mach ein "P" für Phellem draus und alles ist i.O.

Herzliche Grüße
Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

Vorstellung: Hier klicken

Hans-Jürgen Koch

Lieber Detlef,

ich danke Dir für Deinen Hinweis. Das Bild 05 und die Legende habe ich korrigiert.

Herzliche Grüße

Hans-Jürgen
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Gerne per "Du"

Rawfoto

Hallo Hans-Jürgen

Ich bin wieder begeistert, vor allem der Schnitt durch das Blatt mit UV-Anregung ist absolut toll geworden ...

Danke für die Mühe/Arbeit die Du Dir machst um uns was beizubringen ==> das ist Dir wie immer sehr gut gelungen ...

Liebe Grüße

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Jan Kros

Lieber Hans-Jürgen
Herzlichen Dank für diese schöne Schnitten und wie immer gut dokumentiert.
Davon kann mann viel lernen
Gruss
Jan

Rundholzmacher

Hallo Hans-Jürgen,

wie immer eine sehr schöne Arbeit. Besonders gelungen finde ich Bil4 0 und die Gegenüberstellung von Quer- und Längsschnitt in Bild 15. Die haben sofort Einzug in meine private Sammlung gehalten.

Liebe Grüße
Heinz
,,Nur der Dumme muss alle Erfahrungen selber machen."
Laotse (3. od. 4. Jh.v.Chr.)

frfmfrfm


koestlfr

Hallo Hans-Jürgen!

Sensationell, wie gewohnt!

Liebe Grüße
Franz

PS: ich muss kurz und schnell antworten, sonst löscht mir die DB-SW den Beitrag!!!!!!
Liebe Grüße
Franz

Hans-Jürgen Koch

Liebe Pflanzenfreunde,

danke für Euer Interesse an meiner Arbeit.

@ Gerhard,
ich hatte ursprünglich nicht vor das Blatt zu schneiden. An dem Spross vom Nippon Spierstrauch fand ich einen kurzen Blattstiel und den kleinen Rest vom Blatt, es war winzig klein. Von den 25 Schnitten sind lenzlich nur 4 Schnitte übrig geblieben. Der Rest  ging beim Färben verloren.

@ Francisco,
hello Francisco,
thank you for your interest.
greetings to Sevilla / Spain

@ Jan, Heinz und Franz,
danke für die lobenden Worte.

Mit freundlichem Gruß

Hans-Jürgen
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Gerne per "Du"

Rawfoto

Hallo Hans-Jürgen

Hast Du ohne Einbettung geschnitten weil der Ausfall so hoch war, oder sind die beim Färben auseinander gefallen ...
Bei der Dicke sollte die Ausbeute eigentlich höher sein.

Liebe Grüße

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Hans-Jürgen Koch

Hallo Gerhard,

ich habe ohne Einbettung  geschnitten, das kleine Blatt wurde nur mit Styrodur fixiert. Gefärbt wurde in einer Tüpfelplatte.  Die winzigen Schnitte sind beim Färben (Absaugen mit einer feinen Pipette) verloren gegangen.

Gruß nach Wien

Hans-Jürgen
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