Münzkapseln als Okularaufsätze

Begonnen von plaenerdd, Dezember 22, 2012, 17:16:13 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

plaenerdd

Hallo,
ich habe mir, Herbert Dietrich sein Dank, nach dem Lesen der Antwort #7 aus diesem Beitrag
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=14453.0
Münzkapseln gekauft, um daraus Filter zu bauen. Da sie in den Filterhalter meiner Carl-Zeiss-Jena-MIkroskope passen sollten, habe ich die mit 32mm Außendurchmesser bestellt. Beim Rumprobieren mit den Dingern bin ich auf die Idee gekommen, sie auch als Okularaufsatz zu verwenden, z.B. als Träger für Polfilter (Analysator) und siehe da: die größere Hälfte der Kapsel passt perfekt auf die Okulare. Wenn man die Dinger als Grundlage für Polfilter benutzen will, muss man aber darauf achten, dass das Acrylglas der Münzkapsel im Polarisator vor und im Analysator nach der selbstklebenden Polfolie kommt, sonst gibts gar zu bunte Bilder ;)



Hier die beiden Polfilter, die sich zum Aufbewahren auch sehr gut und platzsparend zusammenstecken lassen. Die Folie ist jeweils innen eingeklebt:


Bisher hatte ich die Okularaufsätze aus Filmdosen gebaut, was viel schwieriger ist und mehr Platz einnimmt.

Die Münzkapseln mit 32mm Außendurchmesser (=26mm Innendurchmesser) passen auch auf LOMO-Okulare, allerdings nicht ganz so saugend wie bei den CZJ, aber durchaus verwendbar.

vorweihnachtliche Grüße!
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Herbert Dietrich

Hallo Gerd,

freut mich, dass mein Hinweis für Dich hilfreich war.
Für den Analysator würde ich die Kapseln allerdings nicht verwenden, da Sie sicher im Strahlengang zwischen
Objektiv und Okular ungeeignet sind (vermute ich mal). Wenn ja, dann würde ich ein kreisrundes Loch aussägen oder
bohren sodass nur die Folie im Strahlengang ist, eventuell mit rundem Deckglas als Schutz.
Ich verwende als Analysator keine selbstklebende Folie, sondern nur POL-Folie mit abziehbarer Schutzfolie, wenn die wirklich mal
verschmutzt ist, tausche ich sie aus.

Frage wo hast Du die Selbstklebende Polfolie her?

Weihnachtliche Grüße

Herbert

plaenerdd

Hallo Herbert,
die selbstklebende Folie stammt von ITOS. Ich habe sie aber nicht selber dort gekauf, sondern von einem Freund bekommen, der in einem Forschungsinstitut arbeitet, das 3-D-Monitore entwickelt. Die haben die als Meterware. Ich habe nur Abfallstücke.

Die Münzkapseln stören nicht im Strahlengang, wenn sie nicht zwischen den Polfolien sind, ansonsten gibt es natürlich Farbverschiebungen, ähnlich wie bei einem Lambda-Plättchen.

Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Herbert Dietrich

Hallo Gerd,

nun habe ich wieder die Rechnung für meine schluddrige Leseweise bekommen, ich dachte Du verwendest die Kapseln als Schutz für die Okulare, wie ich das mache und entfernst die beim Mikroskopieren. Den Analysator habe ich am Binotubus objektivseitig befestigt.
Da würde das Plexiglas sicherlich störend wirken.

Du verwendest die Kapseln als Analysator "auf den Okularen", das ist glaube ich die klassische Anwendung in der Petrographie.
Das werde ich für meine Zwecke auch ausprobieren.Vors Auge gehalten verschlechtern die Münzkapseln etwas die
Sicht, wenn es auf die letzte Auflösung ankommt, könnte man immer noch mit der Deckglasmethode arbeiten.

Frohe Weihnachten und immer klare Sicht
wünscht

Herbert

olaf.med

Lieber Herbert und Gerd,

ZitatDu verwendest die Kapseln als Analysator "auf den Okularen", das ist glaube ich die klassische Anwendung in der Petrographie.

Nach Einführung der Tubusanalysatoren um 1880 wurden die sog. Aufsetzanalysatoren, die auf das Okular aufgestülpt wurden, nur noch bei ganz einfachen Stativen und für Sonderzwecke verwendet. Sonderanwendungen waren z.B. Messungen mit Halbschattenplatten. Diese wurden die der Ebene des reellen Zwischenbilds plaziert, damit man Auslöschungsstellungen von Kristallen ganz präzise vermessen konnte. Da mußte natürlich der Analysator nachgeschaltet werden.

Bei modernen Mikroskopen mit abgewinkelten Tuben (Schrägeinblick) ist ein solcher Aufsetzanalysator eigentlich nicht korrekt anwendbar, allenfalls zur Erzeugung bunter Bildchen, aber keinesfalls für exakte Messungen. Der Grund dafür ist, daß an den Teilerprismen im Tubus Teilpolarisation auftritt, sodaß die Effekte verfälscht werden.

Gruß, Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Herbert Dietrich

Hallo Olaf,

danke für die Information, also wenn ich Dich richtig verstehe: Analysator zwischen Objektiv und Binotubus.
Und da nur POL-Folie ohne Plexiglas

Viele Grüße

Herbert

olaf.med

Hallo Herbert,

Zitatdanke für die Information, also wenn ich Dich richtig verstehe: Analysator zwischen Objektiv und Binotubus.

genau da gehört er hin - und natürlich ohne Plexiglas, das unterhalb des Analysators zu ungewünschten Pol-Effekten führen würde und darüber durch nicht-Planität die Abbildungsqualität stört. Im Idealfall sollte ein Polarisator also zwischen planparallelen Glasplatten verkittet sein.

Gruß, Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

ortholux


Zitat von: Herbert Dietrich in Dezember 23, 2012, 11:26:09 VORMITTAG
...ohne Plexiglas...

Lieber Herbert,

ich habe vor einiger Zeit mit Kunststoffen zwischen Polfolien herumgespielt. Hier das Ergebnis zweier CD-Jewelcases:



So in etwa würde sich auch das Plexiglas auswirken.
Nur mal so, als Ergänzung

Viele Grüße
Wolfgang

plaenerdd

Hallo Olaf, Hallo Herbert,
nur "bunte Bildchen" machen die Aufsteckanalysatoren nicht. Sicher, exakte Messungen habe ich nicht vor, wohl aber auf erschwingliche Weise mit einer kleinen Herde von 12 "Biolämmern" von LOMO und einer ebenso zahlreichen Schülerschaft einfache Nachweise anisotroper Medien zu gestatten, wie da sind: mikroskopischer Stärkenachweis (Stärkekreuz) oder auch die Doppelbrechung von Kristallen. Sicher sind letzteres für einen Mineralogen, der sonst mit definierten Schliffdicken und richtigen Polarisationsmikroskopen arbeitet nur "bunte Bildchen", der Aha-Effekt bei den Schülern ist jedoch beachtlich und die Motivation zu verstehen, wie das dazu kommt auch. So kann ich zumindest die Grundzüge der Physik, die dahinter steht, gut nahe bringen. Fragen wir doch mal einen Nichtmikroskopiker was "polarisiertes Licht" ist. Das wissen nicht viele.

Von der praktischen Anwendung her sind die Aufstecker auch gut zu handhaben, da die Polarisatoren im Filterhalter schwer zu drehen sind. Mit den Aufsteckern lassen sich die Filter schnell und sicher kreuzen. Ich habe auch eine "professionelle" kleine Poleinrichtung von Carl Zeiss Jena, die nach dem gleichen Prinzip arbeitet, nur dass sich da auch noch Rot I oder Lambda-Plättchen unter dem Aufstecker plazieren lassen.

Liebe Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

plaenerdd

Hallo Wolfgang,
so würde sich das Plexiglas aber nur auswirken, wenn es zwischen den Polfiltern liegt. Genau deshalb habe ich in meinem ersten Beitrag darauf hingewiesen, das man die Dinger richtig herum einsetzten muss.
Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Herbert Dietrich

Hallo Gerd,

zum Experimentieren mit Schülern ist das sicher die einfachste Methode und da hast Du vollkommen recht
Plexiglas -Pol-Folie - Pol-Folie - Plexiglas ergibt keine Interferenzfarben.
Ich kenne die Mikroskope nicht mit denen Du und Deine Schüler arbeiten, aber ich lege den Polarisator einfach
auf die Lichtaustrittöffnung und kann ihn da feinfühlig drehen. Für eine Festinstallation ist  eine Polfolie
zwischen Objektiv und Binotubus sicher die "richtigere" Lösung. Ich verwende da die blanke Folie ohne jeglichen Schutz,
bei der Selbstklebefolie würde ich allerdings ein Deckglas als Schutz verwenden (korrekt wäre ein plangeschliffenes).

Weiterhin viel Freude an der Pol-Mikroskopie. Ich begeistere Besucher, wenn aus einer hellen, fast konturlosen Fläche
plötzlich wie durch Zauberei ein Feuerwerk an Farben auftaucht.

Viele Grüße
Herbert

ortholux

Zitat von: plaenerdd in Dezember 23, 2012, 12:36:39 NACHMITTAGS
...so würde sich das Plexiglas aber nur auswirken, wenn es zwischen den Polfiltern liegt. ..

Genau! Das war ja auch Herberts Frage. "..nur POL-Folie ohne Plexiglas.."
Aber wie ich letzten Beitrag erkenne, habe ich Eulen nach Athen getragen.

Macht ja nix.
Viele Grüße
Wolfgang

olaf.med

Lieber Gerd,

ich wollte Deine Bemühungen nicht mit meiner Bemerkung zu "bunten Bildchen" diskreditieren - ganz im Gegenteil, auch ich bin durch "bunte Bildchen" zu Pol-Mikroskopie gekommen und ich schätze Deine Arbeiten mit den Schülern hoch ein (wann findet man schon einmal wirklich engagierte Lehrer?)!!! Auch die einfachen Lösungen gefallen mir sehr, aber ich wollte wirklich nur auf mögliche Probleme für exakte Messungen hinweisen. Ansonsten finde ich Spielen mit Pol-Folien auch nach vielen Jahrzehnten immer noch spektakulär und freue mich daran.

Weiter so und herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0