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Begonnen von Michael Plewka, Januar 17, 2013, 22:11:05 NACHMITTAGS

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Michael Plewka

hallo zusammen,
ich bewundere einerseits die Stacking-Ergebnisse, die im Forum von einigen Leuten gezeigt werden, durchaus, auch diejenigen von Herrn Cypionka, aber
die von ihm hier
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=14989.0

aufgestellte Hypothese
ZitatUnschärfe dürfte in der Mikroskopie weit weniger als gestalterisches Mittel geeignet sein als etwa in der Portätfotografie. Sie wird hier meistens als Mangel empfunden.

ist meines Erachtens ziemlich fragwürdig, soll heißen:
wer empfindet es denn Unschärfe als Mangel? und warum?

Viele hier im Forum sehen den Differentiellen Interferenzkontrast  (DIK) möglicherweise als das Nonplusultra der Kontrastverfahren an.
Nun ist aber die charakteristische  Eigenschaft des DIK, eine Fokusebene gnadenlos scharf abzubilden und andere Fokusebenen ebenso gnadenlos auszublenden.

Ist das ein Mangel? Geben deshalb einige Leute deshalb soviel Geld für die Verwendung dieses Verfahrens aus?

Hier  einige Bilder aus verschiedenen Organismengruppen als  Gegenentwurf zu dem Konzept: "Hauptsache alles scharf" :
Gezielt eingesetzte Unschärfe, um das, was dokumentiert werden soll, in den Fokus zu bringen.
Teilweise habe ich die Bilder schon mal gezeigt.

Bereich Einzeller: Ciliatur:

Mundregion des Ciliaten Dileptus conspicuus:



Rimostrombidium sp.:


es geht auch mit Schieflicht/ Kreutzblende: Urostyla grandis, subpellikuläre Granula:



Bereich Desmidiaceen:

Staurastrum gladiosum, Zellfortsätze:


Staurastrum spongiosum, Zellfortsätze:


Bereich Rädertiere; Räderorgan:

Notommata allantois:



Aspelta circinator:



...nur mal so als Anregung....
viel Spaß beim Anschauen & beste Grüße
Michael Plewka




treinisch

Hallo Michael,

sehr schöne und instruktive Bilder. Für mich eine Lektion. Danke.

Viele Grüße

Timm
Gerne per Du!

Meine Vorstellung.

Lothar Gutjahr

Hallo Michael,

danke für die Erläuterung. Dazu folgendes: Beim Stacken habe ich die Möglichkeit an einer beliebigen Stelle des Stapels abzuschneiden und erhalte ähnliche Bilder, wie deine. Vorteil des partiellen Stackens ist der, daß die Strukturen im Vordergrund sauber herausgearbeitet werden können und der Hintergrund "wie vermeintlich gewohnt" in der Unschärfe versinken. Ich habe das beim Bernstein auch  Tomografie genannt. Man kann den Stack im inneren des Bernsteins beginnen und noch vor erreichen der anderen Seite beenden und die brave Software läßt das Gerümpel weg,  alldieweil unscharf.
Bei einer gestackten Ameise muß auch nicht bis zum Hintergrund durchgestackt werden. Der gegenüberliegende Fühler darf unscharf sein. So wirkt der Stack natürlicher und verhilft dem schon beinahe genetisch verankerten Blick für die Tiefenschärfe bei Fotos zur Zufriedenheit.

LG Lothar

Heribert Cypionka

Lieber Herr Plewka,

bitte keinen Streit. Ihre Beispiele sind hervorragend (bis auf das fehlende m in der Skalenbeschriftung ;))

Bilder 1 - 3: Es werden Details durch Weglassen herausgearbeitet, und es sind die Details, auf die es in Ihrer Darstellung ankommt.

Bilder 4 -5: Sie gestalten wunderbar grafisch mit den scharf gezeigten Details - mehr würde stören.

Bei den Bildern 5 und 6 finde ich es schade, dass sie nicht mehr scharf zeigen - aber ich weiß doch, dass das nicht geht...

Ich selber zeige ja oft nur teilscharfe Bilder wie meine Spinne kürzlich. Und mein Rätsel - bzw. die noch zu aufzeigende Lösung - dient auch dazu, die Grenzen des Stackings aufzuzeigen...

Herzliche Grüße

Heribert Cypionka

Heiko

Hallo,
dies sind so phantastische Bilder, dass ich gar nicht darüber nachdenken möchte, ob sie mir mit etwas mehr Tiefe nicht noch besser gefielen ...

Viele Grüße,
Heiko

Lothar Gutjahr

Hallo Heiko,

da gebe ich dir bedingungslos recht. Nur diskutieren wir um das Stacken und wenn das Objekt still hält, kann man mittels partiellem Stacken zum Beispiel die gezeigten Zellfortsätze bis zum Ansatz abbilden und den Rest gemütlich im Unscharfen versinken lassen. Nur nehme ich stark an, daß diese Möglichkeit beim Tümpeln selten bis gar nicht besteht. Davon abgesehen wäre ich schon froh, wenn ich so ein Objekt in der Qualität mal sehen könnte von daher bin ich ja auch dankbar, wenn solche Aufnahmen im Forum gezeigt werden. Vermutlich sind solche Aufnahmen auch nur mit Blitz zu erzielen, wenn es sich um lebende Objekte handelt.

Einen schönen Tag !

Lothar

Blitzi72

Hallo Michael,

ich finde das auch allesamt hervorragend gelungene Aufnahmen.

Nachdem ich in meiner Freizeit auch sehr gerne fotografiere habe ich mich auch über viele Jahre mit diesem Thema beschäftigt. Einige meiner Beobachtungen möchte ich hier kurz zusammenfassen.

Die "Sehgewohnheiten" bei uns Menschen haben sich in den vergangenen Jahren (Jahrzehnt) extrem verändert. Wer erinnert sich denn noch an die Auflösungen der ersten "Homecomputer" à la "C-64" und die "beeindruckende Grafik" der ersten VGA-Bildschirme? Heute hat mein Taschenrechner mehr RAM und ein hochauflösenderes Display als mein erster Computer... Wir sind es mittlerweile gewöhnt Fernsehen nur noch in HD-Qualität zu sehen und DVD werden durch Blurays ersetzt. Bei der digitalen Fotografie führte das sehr schnell zu einem "Schärfungswahn auf Pixelebene". Umgekehrt verhält es sich mit dem sogenannten "Freistellen" von Motiven. Hier werden bewusst höchst-lichtstarke Objektive verwendet, um einen möglichst geringen Schärfentiefebereich abzubilden - was teilweise zu "gewöhnungsbedürftigen Porträts" führt (aber die Augen sind ja scharf, schön wäre es aber wenn auch die Ohren noch scharf wären.... ;)).

Ich persönlich bevorzuge bei der Mikroskopie die "sauberen" Schnitte, mit klar definiertem Schärfebereich (wie in Deinen Bildern sehr schön gezeigt). Allerdings kann ich diesen ja auch bequem durch fokussieren ändern. Bei der Mikrofotografie ist das nicht so einfach, es sei denn man stellt vom selben Objekt gleich 10 weitere Schnitte dazu...

Gerade hier finde ich die Aufnahmen besonders gelungen, die durch ihren "Fokus" auf die Details lenken, die gezeigt werden sollen.

Das Stacking bietet sich m.E.n. dort an, wo durch die Ausrichtung des Objektes eine gewisse Tiefe oder Dimensionalität vorhanden ist, die durch das Stacking erst richtig herausgearbeitet wird. Auch hier kann ein zusätzlicher Erkenntnisgewinn erfolgen, da die Schnitte dann nicht nur im Kopf zu einem Ganzen werden, sondern so auch schön zu visualisieren sind.

Ich denke es gibt für beide Varianten "gute" und "schlechte" Objekte und sind somit eher motivabhängig, ähnlich der klassischen Fotografie...

Mit "ge-DIK-ten" und "ge-stack-ten" Grüßen

Christian
"I have not failed. I've just found 10,000 ways that won't work." Thomas A. Edison

Meine Vorstellung

Michael Plewka

hallo zusammen,

ein herzliches Dankeschön für die positiven Rückmeldungen!

beste Grüße Michael Plewka