Eine Frage an die Tümpler...

Begonnen von Blitzi72, Januar 15, 2013, 10:03:16 VORMITTAG

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Blitzi72

Liebes Forum,

ich würde mich über einige Ratschläge bzw. Empfehlungen zum Thema Ölimmersion bei Protozoenbeobachtungen freuen.

Meine Erfahrungen mit dem Immersionsöl von Zeiss haben mir gezeigt, dass dieses sehr gut mit Fertigpräparaten und somit bereits mit dem Objektträger fest verbunden Deckgläsern funktioniert. Meine Versuche mit aufgelegtem und nicht fixierten Deckglas auf bspw. Tümpelwasser, haben mir gezeigt, dass die Adhäsion des Öls mit dem Deckglas stärker ist als die des Wassers. Ich müsste das Deckglas also auf dem Objektträger zumindest temporär fixieren.

Mein erster Gedanke wäre jetzt dieses evtl. mit 2 kleinen Tesastreifen zu machen, aber ich befürchte, dass der Anpressdruck für die Protozoen vielleicht zu groß ist und diese gequetscht werden... das ließe sich durch Einsatz eins Hohlschliffobjekträgers wohl verhindern, aber da befürchte ich dass die zu "durchdringende" Wassermenge beim beobachten sich nicht auflösungsförderlich verhält...

Habt ihr gute Ratschläge, wie sich auch ölimmergierte Objektive beim "Tümpeln" verwenden lassen?

Vielen Dank!

Christian
"I have not failed. I've just found 10,000 ways that won't work." Thomas A. Edison

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Bernhard Lebeda

Hallo Christian

mal ein paar Gedankengänge aus meiner Sicht:

wenn die Beobachtung mit Ölimmersion bei Protozoen ÜBERHAUPT neue Erkenntnisse bringen soll, muss die Schichtdicke verschwindend gering sein!!  Dann sollte eigentlich die Adhäsion größer sein als die Viskosität des Öls. Du musst zur Not auf jeden Fall so viel Wasser verdunsten lassen (absaugen kann das Objekt der Begierde mit wegsaugen!), daß die Deckglasränder trocken sind, sonst besteht die Gefahr der Emulsionbildung Öl-Wasser. Um auch das Eindringen des Öles unter das Deckglas vom Rand her zu verhindern, kann man das DG mit Vaseline oder Nagellack abdichten und damit auch gut fixieren.

Die Frage der Viskositäten der Immersionsöle haben wir hier öfters durchdiskutiert. Bei mir war eigentlich haften geblieben, daß gerade das Zeiss Öl besonders gut geeignet sei, da bin ich jetzt etwas verwundert. In der Fachliteratur wird als flüssigere Alternative auch Anisol empfohlen. Herr Henkel widerspricht dem in der Mikrofibel unter Hinweis auf die möglichen Gefahren für den Linsenkitt. Ich persönlich hab es öfter eingesetzt und bis jetzt ist noch alles dicht bei mir  ;D. Aber diese Angabe ist ohne Gewähr.  ;)

Soweit mein Senf zu dem Thema

Viele immergierte Mikrogrüße

Bernhard


Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

Blitzi72

Hallo Bernhard,

vielen Dank schoneinmal für Deine Ratschläge!

Hinsichtlich "neuer Erkenntnisse": Für die Wissenschaft an sich wohl eher nicht - für meine Betrachtungen da schon eher  ;) Ausserdem ging es mir nicht ausschließlich um die 100x Ölimmersionen. Aber ich habe auch Objektive 20x, 40x, 63x die alle "geölt" werden wollen. Und meine Ergebnisse waren, wie ich Deiner Erklärung entnehme, dann wohl auf immer noch zuviel Wasser zwischen Deckglas und Objektträger zurückzuführen, so dass die Adhäsion des Öls stärker war.

Genau Dein Einwand hinsichtlich der Schichtdicke hält mich im Grunde genommen davon ab, Hohlschliffobjektträger dafür zu verwenden. Da könnte ich die Deckgläser nämlich ohne Quetschgefahr für die Organismen mit einem Streifen Tesa am Rand befestigen.

Vielen Dank!

Christian
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Bernhard Lebeda

Zitat von: Blitzi72 in Januar 15, 2013, 10:56:24 VORMITTAG
Hallo Bernhard,

vielen Dank schoneinmal für Deine Ratschläge!

Hinsichtlich "neuer Erkenntnisse": Für die Wissenschaft an sich wohl eher nicht - für meine Betrachtungen da schon eher  ;) Ausserdem ging es mir nicht ausschließlich um die 100x Ölimmersionen. Aber ich habe auch Objektive 20x, 40x, 63x die alle "geölt" werden wollen. Und meine Ergebnisse waren, wie ich Deiner Erklärung entnehme, dann wohl auf immer noch zuviel Wasser zwischen Deckglas und Objektträger zurückzuführen, so dass die Adhäsion des Öls stärker war.


Verstehe, verstehe...man gönnt sich ja sonst alles  ;D

Dann würde ich empfehlen auf jeden Fall ringsum abzudichten, sonst ist die Emulsionsschweinerei vorprogrammiert (die Gesetze besagen daß das immer genau dann passiert, wenn man eine seltene Zieralge oder noch nie gesehenen Ciliaten näher untersuchen will!) . Ich verwende so einen Billigkram aus dem Billigdrogeriemarkt. Nennt sich Nail Care, 60 sec Überlack. Trocknet schnell und ist farblos.

Hohlschliffobjeträger können schöne Mikroaquarien sein, aber nix für Ölimmersionen!

LG Bernhard
Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

Klaus Herrmann

Hallo Christian,

da gibt es den uralten einfachen Bienenwachs- Füßchen-Trick. Das reichlich große Deckglas wird an allen 4 Ecken mit einem winzigen Bätzchen Bienenwachs versehen (man kratzt mit den Ecken - natürlich immer von der selben Seite - über weiches Bienewachs und setzt das DG auf den Wassertropfen. Abstandsregulierung durch leichtes Andrücken mit Bleistiftspitze o. ä. Großes DG um zu vermeiden, dass Öl ins Wasser kommt, was zwar lustig aussieht, aber eher ärgerlich ist.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Blitzi72

Zitat von: Bernhard Lebeda in Januar 15, 2013, 11:10:26 VORMITTAG

Hohlschliffobjeträger können schöne Mikroaquarien sein, aber nix für Ölimmersionen!

LG Bernhard

Ja, das hatte ich schon so befürchtet...

Weisst Du zufällig ob der (Nagel-)lack bzw. die Umrandung das unter dem Deckglas vorhandene Wasser lange genug einschließt? Mir würden 24h bis 48h vorschweben. Der Grund ist eher ethischer Natur, da ich meinen Kindern versuche zu vermitteln, dass alles Leben schützenswert ist und sie eine Achtung davor entwickeln sollen, möchte ich die Organismen eben nicht zerquetschen oder quälen. Bisher lassen wir unsere Präparate auch nicht einfach vertrocknen, sondern spülen diese mit Wasser wieder ab (in der Hoffnung dass die Einzeller sich auch mit "Gleichgesinnten" in den Kläranlagen wohlfühlen  ;))

Danke Dir für Deine Hilfe!

Christian
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Blitzi72

Hallo Klaus,

das mit dem (Bienen-)wachs werde ich einmal probieren! Dann könnte ich auch vorübergehend die Ränder des Deckglases mit Tesastreifen fixieren!

Das würde zum einen den unerwünschten Austausch Öl/Wasser verhindern und gleichzeitig eine ausreichende Fixierung des Deckglases gewährleisten.

Prima! Danke Dir!


Liebe Grüße

Christian
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ruhop

Hallo, Christian.

Zu Deinem Umgang mit Protozoen kann man unterschiedlicher Meinung sein. Als ehemaliger Planktologe sehe ich das anders. Aber Du bist mit Deiner Meinung nicht allein im Forum.

Wenn Du Deine Lebendpräparate über 24 - 48 Stunden auf dem OT hältern willst, solltest Du bedenken, daß die Organismen Sauerstoff verbrauchen und Kohlendioxid produzieren. Das "Mikrobiotop" könnte für sie also zur tödlichen Falle, mindestens aber zur "Folterkammer" werden.

Schönen Gruß aus dem Hintertaunus

Holger

PS: Die Zeichnungen Deines Sohnemanns finde ich großartig. Bitte ihn, so weiter zu machen. Das schärft seine Beobachtungsgabe.

Blitzi72

Hallo Holger!

Vielen Dank auch für Deine nette Rückmeldung zu Philipps Bildern. Der war gestern mächtig stolz, dass die "Großen" da Gefallen daran gefunden haben.

Ich denke der "verträglichste Weg" werden die Wachsfüsschen werden. Mir ist einfach sehr daran gelegen, dass meine Kinder, gleich welche Lebensformen, wertschätzen. Und so fühlen sie sich einfach wohler, wenn wir die Einzeller unseren Abwässern zuführen und sie nicht einfach "Platzen" lassen...

Danke Dir!

Lieben Gruss

Christian
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Eckhard

Hallo,

ZitatMeine Versuche mit aufgelegtem und nicht fixierten Deckglas auf bspw. Tümpelwasser, haben mir gezeigt, dass die Adhäsion des Öls mit dem Deckglas stärker ist als die des Wassers.

Dies ist ein bekanntes Problem, mit dem ich mich am Anfang auch herumgeärgert habe. Abhilfe schafft die von Bernhard schon erwähnte Schichtdicke und ein grösseres Deckglas. Ich verwende 24x50 mm Deckgläser. Ich kann ein Präparat damit länger als 30 Minuten (ohne Wasser hinzuzugeben) beobachten.

Herzliche Grüsse
Eckhard
Zeiss Axioscope.A1 (HF, DF, DIK, Ph, Pol, Epifluoreszenz)
Nikon SE2000U (HF, DIK, Ph)
Olympus SZX 12 (HF, DF, Pol)
Zeiss Sigma (ETSE, InLens SE)

www.wunderkanone.de
www.penard.de
www.flickr.com/wunderkanone

Bernhard Kaiser

Hallo Christian,

und nicht zu vergessen den Nagellack.
Nehmen Sie 20x20 mm Deckgläser, an 2 diagonalen Ecken wenig farblosen Nagellack anbringen. Dieser ist nicht mit Wasser mischbar, trocknet schnell und Ihr Deckglas ist fixiert.
Für Pilze Moose, Flechten und deren Sporen ideal zur Herstellung von Dauerpräparaten. Ich habe hunderte davon.

Freundliche Grüße
Bernhard Kaiser

G. Helbig

Hallo Christian,

Deine Probleme hatte ich auch und habe diese Frage auch mal im Forum gestellt:
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=8366.0

Grundsätzlich empfinde ich das von mir verwendete Zeiss Immersionsöl (Immersol 518 N) als zähflüssig und Hauptgrund für das Verschieben des Deckglases. Ich habe mir das Resolve low viscosity gekauft (http://www.juelich-bonn.com) und bin sehr damit zufrieden. In Verbindung mit großen Deckgläsern (24x60mm) tritt das Problem nicht mehr auf. Schön ist, dass mit dem großen Deckglas das Medium nur sehr langsam verdunstet und man(n) wesentlich länger das Objekt der Begierde beobachten kann, bis eine seitliche Zuführung von frischem Medium notwendig wird. Gerade bei hochauflösenden Objektiven ist eine minimale Schichtdicke wichtig.

Viele Grüße

Gerald

Blitzi72

Hallo Bernhard,
Hallo Gerald,

vielen Dank für die Tips!

Die grossen Deckgläser sind schon bestellt! Und was das Immersionsöl angeht, werde ich das low viscosity Öl einmal versuchen. Ich nehme an, dass sich darin auch keine Inhaltsstoffe befinden, die den Frontlinsen potentiell schaden könnten, oder?

Liebe Grüße und vielen Dank für die Hilfestellungen!

Christian
"I have not failed. I've just found 10,000 ways that won't work." Thomas A. Edison

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G. Helbig

Zitat von: Blitzi72 in Januar 16, 2013, 19:41:38 NACHMITTAGS
Ich nehme an, dass sich darin auch keine Inhaltsstoffe befinden, die den Frontlinsen potentiell schaden könnten, oder?

Hallo Christian,

ich hoffe doch nicht, da es sich um ein Immersionsöl für die Mikroskopie handelt.

Viele Grüße

Gerald