Für die Zeiss "alt" DIK Interessierten und Neueinsteiger

Begonnen von Blitzi72, Januar 19, 2013, 15:23:16 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Blitzi72

Hallo liebes Forum,

In letzter Zeit gab es hier im Forum einige Anfragen zum "alten" DIK von Zeiss. Auch ich habe dieses Forum und andere Quellen ausgiebig recherchiert und möchte nun für alle Interessierten hier eine kurze Zusammenfassung meiner Erfahrungen bzw. Vorgehensweise zur Verfügung stellen. Ich kann mich nach meinem "Wieder-Einstieg" in die Mikroskopie unmöglich zu den "Erfahrenen" dieses Forums zählen und würde deshalb "die alten Hasen" bitten, Fehler, die mir bei der Beschreibung unterlaufen sind, zu korrigieren.

Gerade das "alte" DIK von Zeiss ermöglicht es verschiedene - ursprünglich nicht dafür geplante - Objektive, allerdings mit unterschiedlicher "Wirkung" zu verwenden. Ich möchte hier nach und nach, von mir versuchte Objektiv- und Prisma-Kombination anhand von Bildbeispielen vorstellen, damit sich Interessierte ein "ungefähres" Bild, was sie denn erwartet, machen können.

Vorweg eine hervorragende Übersicht zum Thema ZEISS DIK aus diesem Forum: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=2567.0


Nachdem es sich hier nur um die Vorgehensweise bzw. Anwendung des ,,alten" DIK geht, erst einmal eine Übersicht welche Teile ich verwende:

1.   Mikroskop: Zeiss PHOMI II
2.   INKO Kondensor 1,4 apl. Frontlinse mit den Prismen I, II, III, und IIII
3.   DIK-Schieber (Analysatorschieber) II für die Tubuskopfgeräte
4.   Linearer Polarisator auf Leichtfeldblende aufgelegt 25mm von Edmund Optics (http://www.edmundoptics.com/optics/polarizers/linear-polarizers/linear-glass-polarizing-filters/1558)
5.   Blaufilter im Filterhalter, da ich noch mit 6V, 15W Lampe arbeite (LED-Umrüstung ist geplant)



Wie stelle ich nun mein Mikroskop auf DIK ein?

1.   Stelle ich das Präparat scharf

2.   Bilde ich die Leuchtfeldblende in der Präparateebene ab und zentriere ggf. den Kondensor. Durch Höhenverstellung werden die Blendenlamellen scharf abgebildet und die LF-Blende dann bis zum Rand des Sehfeldes geöffnet (bis hierhin ,,normales Köhlern")

3.   Nun wechsle ich im Optovar auf die PH-Stellung und zentriere den schwarzen Balken durch Drehen der Schraube am Analysatorschieber, bis ein schwarz/grauer Balken von links oben nach rechts unten verläuft. Dies ist meine ,,Startstellung" DIK mit grauem Hintergrund




4.   Die ,,Stärke bzw. Schwärzung" dieses Balkens lässt sich durch Drehen des Polarisators verändern (dadurch verändert sich auch die Helligkeit des Hintergundes)

5.   Nun wechsle ich zurück auf 1.25 im Optovar und stelle bzw. optimiere den Kontrast anhand der Aperturblende des Kondensors

6.   Jetzt stelle ich die "Berge bzw. Täler" des DIK durch Drehen am Analysatorschieber ein (in der PH-Stellung des Optovars kann das ,,Auswandern" des Balkens an die Ränder beobachtet werden)

7.   Ein eventuell nicht ganz ,,homogen" ausgeleuchteter Hintergrund lässt sich durch Absenken des Kondensors verbessern

8.   Beleuchtung kann jetzt ggf. noch angepasst werden.

Obiges Vorgehen liefert den grauen DIK (durch den Blaufilter bei mir eher blau-grauer Hintergrund) welcher aber wunderbare Schnittebenen ermöglicht, wobei hier auf die Schichtdicke des Präparates zu achten ist (insbesondere bei der Beobachtung von Einzellern).




,,Farbiges" DIK erzeuge ich durch Herausziehen des Analysatorschiebers über das gesamte Interferenzspektrum ohne an der Schraube zu drehen...



Beispiele ,,Farbiges DIK":







Nachdem meine DSLR-Adaption an das PHOMI II noch in den "Kinderschuhen" steckt, bitte ich hinsichtlich der Bildqualität nicht allzu kritisch zu sein.


...im nächsten Teil stelle ich einige Bilder mit Prisma- und Objektiv-Kombination vor.

Liebe Grüße

Christian
"I have not failed. I've just found 10,000 ways that won't work." Thomas A. Edison

Meine Vorstellung

Blitzi72

#1
-   Neofluar 10x/0,32 mit Prisma I            

Note: gut - befriedigend (nicht ganz homogener Hintergrund)




Mich würde hier im dirketen Vergleich das Planapo 10x interessieren...

"I have not failed. I've just found 10,000 ways that won't work." Thomas A. Edison

Meine Vorstellung

Blitzi72

-   Planapo 25x/0,65 und Prisma II      

Note: sehr gut (schöner dunkler und homogener Hintergrund, gute Auflösung von Details in "Schnitten")





"I have not failed. I've just found 10,000 ways that won't work." Thomas A. Edison

Meine Vorstellung

Blitzi72

...weitere Prisma- und Objektivkombination werde ich in den kommenden Tagen/Wochen hier ergänzen. Dann vor allem die "Öler" Plan-Neofluar 25x, Planapo 40x, Planapo 63x und natürlich das Planapo 100x.

Bis dahin,

ein schönes Wochenende!


Christian
"I have not failed. I've just found 10,000 ways that won't work." Thomas A. Edison

Meine Vorstellung

Tausendblatt

Hallo,

gerne mehr davon - das Planapo 40/1,0 Öl war mein Favorit, als ich noch DIK-Komponenten aus diesem System hatte.

Viele Grüße

Jens


Zitat von: Blitzi72 in Januar 19, 2013, 15:32:41 NACHMITTAGS
...weitere Prisma- und Objektivkombination werde ich in den kommenden Tagen/Wochen hier ergänzen. Dann vor allem die "Öler" Plan-Neofluar 25x, Planapo 40x, Planapo 63x und natürlich das Planapo 100x.

Bis dahin,

ein schönes Wochenende!


Christian

peter-h

Liebe DIC / DIK Nutzer,

im Forum wurden und werden immer wieder sehr interessante Tests beschrieben und durchgeführt. Ob Auflösung, Bildqualität oder sonstige Kriterien werden behandelt. Nun suche ich nach einer Möglichkeit das "neue" DIC von Zeiss ordentlich zu beurteilen, finde aber keinen Ansatz.
Mit den Schiebern Plan 6,3/0,16 und Plan 16/0,35 und dem Prisma 43 44 06 sieht das Bild sehr vernünftig aus. Das Kondensor Prisma ist nur wenig am Rand delaminiert.
Leider wirkt das Bild mit dem Schieber Plan 40/0,65   47 45 71 und dem Prisma 43 44 07 recht flau. Das Prisma ist auch stärker delaminiert!

Zur besseren Übersicht hier die Zusammenfassung von Zeiss


Nun die konkrete Frage:
Gibt es ein neutrales Testobjekt und ein gutes Kriterium um eine Qualitätsaussage über ein DIC abzugeben? Sind es die rein subjektiven Bildeindrücke? Sind die oft gezeigten super-DIC-Bilder mit kräftiger Nachbearbeitung entstanden?

Etwas ratlos
Schönen Sonntag und Grüße
Peter (H)

JB

#6
Hallo Peter,

Ich lese gerade in der aelteren DIC Literatur. Einige Punkte daraus helfen Ihnen vielleicht weiter.

Im DIC gibt es einen trade off zwischen Kontrast und Aufloesung. Sehr hoher Kontrast wird mit einem Verlust an Aufloesung bei den feinsten Objektdetails erkauft (http://www.nikon.com/products/instruments/resources/tech/info/microscope_tech/shear_amount/index_03.htm ). Einige Hersteller bieten deshalb auch separate Sets fuer high contrast und high resolution, zB Leica und Olympus; siehe auch http://www.iolympus.cz/mikroskopy/prospekty/Nomarski%20DIC.pdf

Damit ist der "optimale DIC" immer Ansichtssache.

Negativ werden gemeinhin inhomogener Hintergrund und totale Bildaufspaltung (Doppelbilder) gesehen.

In der alten Literatur werden verschiedene Objekte als Referenz verwendet. Diatomeen, ungefaerbte Gewebeschnitte, Haemanthus Endosperm http://www.microscopyu.com/references/pdfs/Allen_etal_Zeit_Wissen_Mikro_Tech_69-193-1969.pdf und Pluta nimmt haeufig Mundschleimhautzellen (meiner Meinung nach das beste Testobjekt; mit high resolution Set sieht man dort feinere Granula als mit high contrast Set, der Unterschied ist leicht zu beurteilen). Als sehr technisches Objekt gibt es auch noch Wasser/Oel Emulsionen (da kann man sogar mit dem Brechungsindex spielen.

Beste Gruesse,

Jon


Beispielbild 1: High res
Mundschleimhautzellen, NPL Fluotar 16/0.45, Bildausschnitt aus 15 MP Photo: 900x600 Originalpixel, unbearbeitet


Bild 2: High contrast

peter-h

Hallo Jon,

danke für die Antwort und die Bilder. Das sieht bei mir mit dem Zeiss "neuen" DIC Plan 40/0,65 so aus. Ganz auf die Schnelle. Schlecht/brauchbar ?


Gruß
Peter

JB

#8
Hi Peter,

Ich wuerde sagen grundsaetzlich brauchbar. Kontrast stimmt; Aufloesung weiss ich nicht da ich dieses System nicht habe, grundsaetzlich aber OK. Ob man hier noch etwas "herauskitzeln" kann, koennte Ihnen nur jemand sagen der so einen neuen DIC selbst hat. Leichtes Zuziehen der Kondensorblende kann den Bildeindruck noch verbessern (auf jeden Fall bis zur Apertur von 0.65 schliessen um das Streulicht zu verringern!). Die Farbsaeume (blau/gelbe Kanten) habe ich auch (PZO-DIC).

Sie schreiben "Sind die oft gezeigten super-DIC-Bilder mit kräftiger Nachbearbeitung entstanden?" Da bin ich mir sicher; leider ist das fuer Nicht-Eingeweite kaum nachzuvollziehen. Die Ergebnisse der EBV sind ja oft gewaltig, siehe hier: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=15050.0

Mal sehen ob die DIC-Profis noch ein paar Tips preisgeben :)

Beste Gruesse,

Jon


Mit dem Plan 40/0.65 habe ich kein Bild im Archiv. Nur eines mit Leitz PL Fluotar 40/0.70. Die Aufloesung scheint besser zu sein, dies fuehre ich aber auch auf das "bessere" Objektiv zurueck.
Etwa 1/3 des gesamten Bildausschnittes, verkleinert von 5 MP auf 600x400 mit cubic sharper, sonst unbearbeitet (normalerweise ist Nachschaerfen erforderlich!)

purkinje

#9
Hallo,

obwohl auch kein DIC-besitzender , aber immerhin eines schwererwiegenden Zeiss-Mikroskops zwischen all den Wetzlarern ;D, trage ich mich ja manchmal auch mit dem Gedanken ob eine derartige Investition nicht schön wäre!
DESHALB finde ich diesen Beitrag hier sehr wertvoll, da auch ich mich schon desöfteren gefragt habe, ob
Zitat von: peter-h in Januar 20, 2013, 11:53:16 VORMITTAG
die oft gezeigten super-DIC-Bilder mit kräftiger Nachbearbeitung entstanden
sind
Ich verstehe ja in der Mikrofoto-Sektion, dass dort auch kräftiger nachbearbeitete Bilder und nicht ohne Grund mit Stolz präsentiert werden. (Einen Hinweis auf die Bearbeitungsart müsste aber schon auch sein !)
Aber in den technischen Sektionen ist es für mich und ich denke einige Leser, zum direkten Vergleich mit dem Blick ins eigene Mikroskop, wichtig und richtig unbearbeitete Bilder zu zeigen - Mal ein Dank dafür an dieser Stelle -

Hat jemand mal den Versuch gewagt im Kondensor nur eine Spaltblende mit dem Objektivprisma zu verwenden (a la PlasDIC) und kann hierzu ein Bild zeigen?

@Peter: Deine Übersicht ist also "neue" Zeiss DIC, was war dann das "alte" ?
@Jon: Deine Bilder sind aber mit einem Leitz-DIC oder? Mit welchem? gerade gelesen

Und noch einmal der Hinweis, dass
ich mit einem pdf (mit mäßigem, aber erkennbarem Bildmaterial) der Zeiss Broschüre "Mikroskopische Kontrastierungsverfahren -Durchlicht-" mit Phaco und Dic-Einstellungshinweisen von 1978 dienen könnte (Für den Kondensor 465285). Wer auch immer Interesse hat bitte PM mit Angabe einer Email-Adresse welche 2,3MB verträgt.

ImperatorRex

Hallo,
habe soeben mal ein Foto mit dem DIC alt gemacht (Zeiss Plan 40, Bild unbearbeitet mit Canon PowerShot A570IS)



Viele Grüße

Jochen

Blitzi72

Zitat von: purkinje in Januar 20, 2013, 18:10:06 NACHMITTAGS

@Peter: Deine Übersicht ist also "neue" Zeiss DIC, was war dann das "alte" ?


Hallo Stefan,

das "alte DIK" von Zeiss, um den sich dieser Thread ja dreht, hat Herr Zölffel sehr ausführlich in dem link, den ich im Eingangspost gesetzt habe beschrieben. Dieses "alte DIK" ist es auch, welches ich verwende. Im Gegensatz zu dem "neuen DIK" für das man für bestimmte Objektive einzelne "Schieber" für genau diese benutzt, zeichnet sich das "alte DIK" durch eine "grössere Toleranz" aus, was die Verwendung von Objektiven angeht, die ursprünglich von Zeiss dafür gar nicht vorgesehen waren.

Das Ziel meines Threads ist es hier an einer Stelle, für alle zugänglich, eine Sammlung von Erfahrungen und Bildern aufzubauen, um herauszufinden welche Prismen sich mit welchen Objektiven gut "vertragen" und die gewünschten DIK-Resultate liefern. Dazu habe ich bisher zwei Prisma-Objektivkombinationen vorgestellt und weitere werden hier von mir - und hoffentlich von anderen auch - folgen.

Wie ich schon eingangs geschrieben habe, befindet sich meine DSLR-Adaption noch im "Versuchsstadium" und deshalb ging es mir auch nicht darum hier "perfekte" Bilder zu zeigen. Vielmehr möchte ich "visualisieren", wie stark die DIK-Effekte bei bestimmten Prismen und Objektiven sind. Dazu gebe ich hier meine subjektive Wertung ab (insbesondere was die Auflösung feiner Strukturen und den Hintergrundverlauf bzw. die Homogenität desselben anbelangt).

Wie ich an anderer Stelle geschrieben habe, sind meine Bilder lediglich farbkorrigiert und leicht in CS5 nachgeschärft. Ziel des Schärfens ist es bei mir die durch den IR-Sperrfilter auf dem Sensor der DSLR "verloren gegangene" Schärfe wieder herzustellen. Bei aller EBV sei auch vermerkt, dass Details, die nicht vorhanden sind, auch nicht nachgeschärft werden können, sondern dass sich dann sehr schnell sogenannte Schärfungsartefakte einstellen, die das Bild wiederum visuell verschlechtern.

In diesem Sinne hoffe ich noch auch viele Bildbeiträge und Empfehlungen!

Liebe Grüße


Christian

"I have not failed. I've just found 10,000 ways that won't work." Thomas A. Edison

Meine Vorstellung

Nomarski

Hallo Christian,

und ich mache ohne DIC:





Geht auch.

Viele Grüße
Bernd

HDD

Hallo Bernd

Das musste jetzt aber nicht sein, oder hast Du es dringend gebraucht ?   ;D

Ich find die Bilderreihe sehr gut, weil sie mal die einzelnen Entwicklungen zum perfekten Bild sehr gut dokumentiert.
Das sind kleine Schritte zum richtigen Ziel.

Herzliche Grüße

Horst-Dieter

Nomarski

Hallo Horst-Dieter,

ZitatDas sind kleine Schritte zum richtigen Ziel.
aber ein Schritt ist falsch:

Zitat4.   Die ,,Stärke bzw. Schwärzung" dieses Balkens lässt sich durch Drehen des Polarisators verändern (dadurch verändert sich auch die Helligkeit des Hintergundes)
Polarisator und Analysator sind gekreuzt und zwar in Nord-Süd und Ost-West. Das erklärt wohl auch, warum der Kontrast etwas blass ausgefallen ist. Denn die Helligkeit des Hintergrundes wird durch Verschieben des Prismas bewirkt.

Viele Grüße
Bernd