Botanik: Nicht nur für Damen - Camellia japonica - Neue Bilder! *

Begonnen von Fahrenheit, Januar 06, 2013, 21:55:36 NACHMITTAGS

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Fahrenheit

Lieber Detlef,

das könnte passen! Ich habe noch ein wenig gegoogled und die folgende Seite von Christof Wächtershäuser gefunden, auf der der Aufbau der Zellwand verholzter Zellen m.E. sehr schön beschrieben ist.

Lieber Mario,

vielen Dank für Dein Lob! Schön,. dass Dir der Beitrag zur Kamelie gefällt.

Lieber Martin,

Du hattest darauf hingewiesen, dass an der Sprossoberfläche ggf. Fruchtkörper der Pilze zu sehen sind. Ich habe mir heute Abend also noch mal ein Zweiglein unters Mikroskop gelegt und bei der Gelegenheit gleich auch die Blattober- und Unterseite ab gelichtet.
Dabei können die mit zwei Jansjö und zwei Objektträger-Trennpapieren improvisierten Auflichtaufnahmen natürlich nicht mit den Bildern von z.B. Heike mithalten, aber ich denke, sie zeigen, was zu sehen ist:

Bild 18a/b: Auflichtaufnahme vom Spross der Kamelie, Bild 18b mit Beschriftung; Vergrößerung 50x, Stapel aus je 43 Bildern


Ich denke, neben einigen einzelligen Algen sind hier auch Fruchtkörper zweier Pilz-Arten (FK 1 und FK 2) zu sehen.

Bild 19: Blattoberseite eines angegriffenen Kamelienblattes, Vergrößerung 50x, Stapel aus 13 Bildern

Hier glaube ich, dass es sich bei den schwarzen Flecken ebenfalls um einen Pilz handelt. Der Durchmesser beträgt bis zu 250 µm.

Bild 20: Hier noch die Blattunterseite, Vergrößerung ebenfalls 50x, Stapel aus 21 Bildern

Diesmal ragt von links her eine kreisförmige Insel bereits abgestorbener Zellen ins Bild. Die kleinen braunen Flecken gehören laut der Habitusbeschreibung zum normalen Erscheinungsbild der Blattunterseite.

Herzliche Grüße
Jörg
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beamish

Hallo Jörg,

toll, daß du nachgeschaut hast. Ich hatte die, hier nochmal markierten, Punkte im Verdacht:



Auf dem von dir gezeigten Ausschnitt hätte ich am ehesten hier eine Probe gezogen:



Die weißen Dinger hätte ich im Vorbeifliegen eher für Pollen gehalten. Aber wer weiß, wie die bei höherer Vergrößerung aussehen.

Herzlich

Martin
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

Fahrenheit

Lieber Martin,

leider sind die Aufnahmen wegen der vielen Reflektionen nicht so schön geworden. Beim Blick durch das Okular (aber auch hier im Bild) erkennt man meines Erachtens viele feine Hypen, die sich um die weißen "Fruchtkörper" gruppieren. Wenn es Pollen wären, würde ich sie auch an anderer Stelle auf dem Spross erwarten, was nicht der Fall ist. Aber ich habe keinerlei Ahnung von Pilzen, sobald ich meine gesicherte Insel rund um die Fruchtkörper der großen Röhrenpilze verlasse.  ;D ;D

Die weißen Flecken auf dem Rindenstück rund um die von Dir markierte aufgebrochene Stelle würde ich auch als Pilzhypen ansprechen. Die markierte Stelle selbst findet sich so öfter auf dem Sprossstück, Du hast mit Deiner Interpretation also sicher Recht.
Mein Auge ist am "FK 1" hängen geblieben: der sitzt - soweit durchs Mikroskop erkennbar - auf einem Stielchen und passte so besser zu meinem Bild von einem Fruchtkörper. Wie gesagt: ich bin da ziemlich ahnungslos.

Herzliche Grüße
Jörg
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Holger Adelmann

Wieder toll, lieber Jörg, die Tüpfel sind ja irre zahlreich, hat das einen Grund?

Herzliche Grüsse
Holger

Fahrenheit

Lieber Holger,

auch Dir vielen Dank für Dein Lob!

Zur Anzahl der Tüpfeln kann ich leider nicht viel sagen. In den Markstrahlzellen ist sie sicher besonders hoch, da diese als "Querleitungen" im Spross fungieren und so die Versorgung der Zellen sicher stellen, die nicht in direkter Nähe zu den Leitgefäßen liegen.
Meines Wissens nach dienen die Markzellen auch als Feuchtigkeitsspeicher, um niederschlagsarme Zeiten abpuffern zu können. Auch da ist eine hohe Anzahl von Tüpfeln sinnvoll. Vielleicht können die Botaniker da aber noch bessere Antworten geben?

Herzliche Grüße
Jörg
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Fahrenheit

Liebe Pflanzenfreunde,

nun kann ich einige Bilder vom Blattstiel und Blattspreite der Kamelie (Camellia japonica) nachlegen.Das geschnittene Blatt stammt allerdings nicht von der zuerst genommenen Probe und war auch etwas kleiner, also jünger. leider war es damit auch noch nicht so lange den Angriffen der Pilze ausgesetzt. Aber seht selbst.

Die Präparation entspricht exakt der Vorgehensweise wie beim Spross, sodass die Schnitte vergleichbar sind. Nur die Blattspreite konnte ich natürlich nicht freistehend schneiden, es musste eine Möhreneinbettung her.

Bild 21: Schnittführung Stiel und Spreite



Hier zunächst die Bilder vom Blattstiel:


Bild 22a/b: Querschnitt in der Übersicht. Bild 22a ungefärbt, Vergrößerung 50x, Stapel aus 16 bzw. 10 Bildern.



Bild 23a/b: Ein Ausschnitt mit Markparenchym, Leitgeweben und Sklerenchym, Bild 23a ungefärbt. Vergrößerung 200x, Stapel aus 26 bzw. 12 Bildern.



Bild 24a/b: Xylem, Cambium und Phloem, Bild 24b mit Beschriftung. Vergrößerung 200x, Stapel aus je 11 Bildern.


Die Beschriftung von innen nach außen:
T:   Trachee
Xl:  Xylem
MS:  Markstrahl
Ca:  Cambium
Pl:  Phloem
Skl: Sklerenchym
RP:  Rindenparenchym

Bild 25a/b: Überall im Gewebe des Blattstiels gibt es Drusen und Steinzellen (Idioblasten) Bild 25b mit Beschriftung. Vergrößerung 200x, Polarisiertes Licht, SW-Bild, Stapel aus je 10 Bildern.


Beschriftung von innen nach außen:
DR:  Calciumoxalat-Druse
StZ: Eingelagerte Steinzelle, ein Idioblast
Cu:  Auch die Cuticula leuchtet im polarisierten Licht auf.

Bild 26: Ein besonders großer Idioblast aus dem Markparenchym des Blattstiels. Vergrößerung 400x, Stapel aus 13 Bildern.

Die Länge beträgt 180 µm, die Breite 65 µm. Die Steinzellen finden sich also nicht nur im Spross sondern auch im Blatt.


Nun die Aufnahmen von der Blattspreite:


Bild 27a/b/c: Zunächst die Mittelrippe, Bild 27a ungefärbt, Bild 27c mit Beschriftung. Vergrößerung 50x, Stapel aus 16 bzw. 9 Bildern.



Die Beschriftung von innen nach außen:
Xl:  Xylem
Pl:  Phloem
Skl: Sklerenchym
LB:  Leitbündel einer Nebenrippe
RP:  Rindenparenchym
D:   Calciumoxalat-Drusen
StZ: Auch hier Steinzellen als Idioblast
Ep:  Epidermis
Cu:  Cuticula
PP:  Palisadenparenchym
SP:  Schwammparenchym

Bild 28a/b/c: Querschnitt durch das Assimilationsgewebe der Blattspreite, Bild 28a ungefärbt, Bild 28c mit Beschriftung. Vergrößerung 200x, Stapel aus 16 bzw. 14 Bildern.



Wir sehen einen "klassischen" Blattquerschnitt mit einem zweireihigen Palisadenparenchym über einem ausgeprägten Schwammparenchym. Die Cuticula und Epidermis der Blattoberseite sind deutlich stärker ausgeprägt, als auf der Unterseite. ein Sonnenschutz. Im ungefärbten Bild 28a sind die grünen Chloroplasten des Palisadenparenchyms besonders schön zu erkennen. Auffällig der senkrecht stehende sklerenchymatische Idioblast.
Beschriftung analog zu Bild 27c.

Bild 29a/b: Ein Stoma an der Blattunterseite, Bild 29b mit Beschriftung. Vergrößerung 400x, Stapel aus 9 Bildern.


Beschriftung von innen nach außen:
SP:      Schwammparenchym der Blattunterseite
SSt-IZR: Substomatärer Interzellularraum - früher Atemhöhle.
NZ:      Nebenzelle
SZ:      Schließzelle
EP:      Epidermis
Cu:      Cuticula

Bild 30: Auch im Blatt gibt es sklerenchymatische Idioblasten, hier ein besonders schönes Exemplar. Vergrößerung 400x, Stapel aus 12 Bildern.

Erinnert die schöne Zelle mit ihren rund 125 µm Durchmesser nicht an ein Apfelmännchen? :-)

Vielen Dank fürs Lesen und auch hier gilt: Anregung und Kritik sind willkommen.

Herzliche Grüße
Jörg
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Hans-Jürgen Koch

#21
Lieber Jörg,

zufällig bin ich auf Deinen interessanten Nachschlag gestoßen. Der Hinweis ,,Neue Bilder !" geht leider unter und wird überlesen.
Die Bilder vom Blattstiel und der  Blattspreite  sind schon klasse.
Das Bild 27 b ist mein Favorit.
Steinzellen im Blatt habe ich in meinen Präparaten noch nicht gefunden. Danke fürs Zeigen.

Mit freundlichem Gruß

Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"

Fahrenheit

#22
Lieber Hans-Jürgen,

schön, dass Dir der neue Eintrag zum Blatt der Kamelie aufgefallen ist und so gut gefallen hat, dass Du Dich zu einem Kommentar hast hinreißen lassen.  ;)

Ich hatte auch schon überlegt, dass der neue Eintrag vermutlich untergehen würde, wollte aber das Blatt auch nicht mit einem neuen Thread aus dem Zusammenhang reißen. Der Lese-Zähler sagt aber, dass doch eine hohe Anzahl Leser (ich hoffe, auch hier hinten) noch mal nachgesehen hat ...

Die Funktion der Idioblasten ist ja teilweise noch immer strittig, was auch für die Sklereiden gilt, die oft mit dem Fraßschutz in Verbindung gebracht werden. Vielleicht sind sie als Reaktion auf den Pilzbefall auch im Blatt angelegt worden? Kleinere Sklereiden hast Du in Deinem Beitrag zur Kamelie ja ebenfalls im Rindenparenchym des Sprosses verortet: in Deinen Bildern 4 und 5 sind sie schön zu sehen.

Herzliche Grüße
Jörg
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Mila

#23
Lieber Jörg,

das sind wirklich beeindruckende Bilder des Querschnitts. Ein schönes Stoma hast Du erwischt und auch die Idioblasten und Ca-oxalat-Drusen sind ja geradezu vorbildlich. Neues Augen-Futter für die geliebte Brut :)

Herzliche Grüße
Mila

Nachtrag: So fette Nebenzellen habe ich noch nie gesehen 8)

Fahrenheit

Lieber Mila,

vielen Dank und schön, dass Du die Bilder verwenden kannst, was mich immer sehr freut.

Die Nebenzellen machen sich um das Stoma wirklich sehr breit. Im Querschnitt würde ich sie auf die vier- bis fünffache Fläche der Schließzellen schätzen. Ich kann allerdings nicht beurteilen, ob das was besonderes ist.

Herzliche Grüße
Jörg
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Fahrenheit

Liebe Pflanzenfreunde,

ich möchte noch einmal auf Hans-Jürgens Bemerkung zu den Sklereiden in den Blättern zurück kommen, zu denen ich weiter oben schon ein wenig geschrieben habe.

Zwischenzeitlich scheint es für mich eine deutlich einfachere Erklärung zu geben: Camellia japonica leistet sich recht häufig Mutationen an einzelnen Zweigen, die ja auch, wie im Eingangsthread beschrieben, genutzt werden, um weitere Sorten zu kultivieren, da diese Zweige ihre Eigenschaften behalten, wenn sie zu einer kompletten Pflanze heranwachsen und eben auch vererben.

Somit vermute ich, dass das Auftreten von Sklereiden auch in Blattstielen und Blättern ("Blätter sind umgewandelte Sprosse ...") auch eine solche Mutation ist, die natürlich nur einem Schnippler auffällt, der - so wie wir hier - zufällig darüber stolpert oder gezielt danach sucht.

Herzliche Grüße
Jörg
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...

#26
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Fahrenheit

Lieber Mario,

dann hat sich der Thread ja schon gelohnt.  :D

Auch Dir vielen Dank für Dein Lob und herzliche Grüße
Jörg
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