Xanthoria parietina (Gewöhnliche Gelbflechte) – Autofluoreszenz und Sublimation*

Begonnen von Rolf-Dieter Müller, Januar 30, 2013, 21:49:53 NACHMITTAGS

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Rolf-Dieter Müller

Liebe Forumsmitglieder,

ein Blick nach unten lohnt immer, besonders nach windigem und regnerischem Wetter, denn unter Bäumen findet man dann abgefallene Aststückchen, zum Teil mit Flechtenbesatz.

So habe ich ein Ästchen mit ein wenig Xanthoria parietina-Bewuchs gefunden, unter einem Straßenbaum an einer vielbefahrenen innerstädtischen Verbindungsstraße mit erheblicher Schadstoffbelastung durch Autoverkehr.

Die Bestimmung war nicht leicht, denn die Farbe des Lagers wird in der Regel mit gelb und orangegelb beschrieben, nur im Frahm/Schumm/Stapper ,,Epiphytische Flechten als Umweltgüteanzeiger" stand der entscheidende Hinweis, das im Schatten gewachsene Lager auch bleichgelb, bleichgrünlich oder gräulich sein können. Meine Flechte ist nämlich alles andere als gelb und/oder orangegelb. Und dann kam noch die Bestätigung von Ralf, vielen Dank dafür.

Das nachstehende Bild zeigt mein Belegstück von dem ich Schnitte vom Thallus gemacht und zusätzlich noch Inhaltsstoffe sublimiert habe.


Bild 1 Xanthoria parietina (Gewöhnliche Gelbflechte). Aufnahme mit Stereomikroskop.

Der gleiche Ausschnitt wurde mit Ultraviolettanregung (20 mA, LM317 als Konstantstromquelle) beleuchtet. Die etwas ungleichmäßige Ausleuchtung ist der kleinen 5 mm-LED geschuldet, aber ich denke die Fluoreszenz ist zu erkennen, und das schon bei diffusem und abgeschattetem Tageslicht. Unter diesen Bedingungen entstand nachstehende Aufnahme.


Bild 2 Xanthoria parietina – Ultraviolettanregung. Ausschnitt wie Bild 1.

Jetzt ist natürlich die Ansicht eines Thallus-Schnittes naheliegend. Um den Auszug von Inhaltsstoffen durch Wasser oder anderen Flüssigkeiten zu vermeiden, wurde ein Thallus-Stück trocken mit Rasiermesser im Handzylindermikrotom geschnitten. Hierfür habe ich es in Holundermark eingeklemmt, das vorher mit Paraffin durchtränkt wurde. Mikroskopiert wurde der Schnitt unter Deckglas als Trockenpräparat.


Bild 3 Xanthoria parietina – Thallus-Schnitt, Primärfluoreszenz (Autofluoreszenz) mit Blauanregung, Zeiss PlanNeofluar 20x.

Immer wieder spannend zu sehen, wie Inhaltsstoffe nach Sublimation kristallisieren. Das Ergebnis ist eine Mikrosublimation von einem 1,5 x 1,5 mm kleinem Thallus-Stückchen an mit Wasser gekühltem Deckglas.


Bild 4 Xanthoria parietina – Mikrosublimation vom Thallus. Polarisation mit Analysator und Polarisator in Kreuzstellung. Zeiss PlanNeofluar 40x.

Und zum Schluss der gleiche Ausschnitt als Autofluoreszenz.


Bild 5 Xanthoria parietina – Mikrosublimation vom Thallus. Primärfluoreszenz (Autofluoreszenz) mit Blauanregung. Zeiss PlanNeofluar 40x.

In anderen Beiträgen haben wir ja schon ausführlich diskutiert, inwieweit Sublimation von Flechteninhaltsstoffen als Bestimmungshilfe genommen werden kann. Bei diesem Ergebnis denke ich schon darüber nach.

Viele Mikrogrüße
Rolf-Dieter Müller

Edit: Flechtenname korrigiert

Klaus Herrmann

Lieber Rolf-Dieter,

so bleich sieht sie wirklich ungewöhnlich aus!

Dar Schnitt in Fluoreszenz gefällt mir gut und auch die Mikrosublimation ist eine schöne Anregung.

Man hat den Eindruck, dass 2 völlig verschidene Kristallformen zu sehen sind: die Nadeln und dann 4-eckige Täfelchen, die keine so hohe Doppelbrechung zeigen, weil sie eisengrau erscheinen im Gegensatz zu den sicher sehr dünnen Nadeln, die aber schon Farben (1. Ordnung ?)zeigen
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

reblaus

Hallo Rolf-Dieter -

ich freue mich immer über Deine tollen Dokumentationen, aber früher hieß die Flechte Xanthoria parietina (Wandflechte). Hat sich da was geändert oder war's die Autokorrektur? ;)

Viele Grüße

Rolf



Rolf-Dieter Müller

Zitat von: Klaus Herrmann in Januar 30, 2013, 22:04:37 NACHMITTAGS
... so bleich sieht sie wirklich ungewöhnlich aus! ...

Klaus, deshalb war für mich die Bestimmung auch nicht einfach. Im Schatten gewachsene Lager zeigen diese doch erhebliche Farbabweichung. Im o.g. Bestimmungsbuch ist das sehr ausführlich beschrieben.


Zitat von: reblaus in Januar 31, 2013, 00:02:26 VORMITTAG
... aber früher hieß die Flechte Xanthoria parietina (Wandflechte). Hat sich da was geändert oder war's die Autokorrektur? ;) ...

Rolf, vielen Dank für Deinen Hinweis. Nein, es hat sich nichts geändert und die Autokorrektur war es auch nicht. Es war nur mein Versehen. Ich habe den Flechtennamen korrigiert.

Meinen Dank auch die mir per Mail zugesandten Hinweise.

Viele Mikrogrüße
Rolf-Dieter

Nutzer nicht mehr aktiv

Zitat
So habe ich ein Ästchen mit ein wenig Xanthoria parietina-Bewuchs gefunden, unter einem Straßenbaum an einer vielbefahrenen innerstädtischen Verbindungsstraße mit erheblicher Schadstoffbelastung durch Autoverkehr.

Nein, mit Schadstoffbelastung das nichts zu tun.

Zitat
Die Bestimmung war nicht leicht, denn die Farbe des Lagers wird in der Regel mit gelb und orangegelb beschrieben, nur im Frahm/Schumm/Stapper ,,Epiphytische Flechten als Umweltgüteanzeiger" stand der entscheidende Hinweis, das im Schatten gewachsene Lager auch bleichgelb, bleichgrünlich oder gräulich sein können. Meine Flechte ist nämlich alles andere als gelb und/oder orangegelb. Und dann kam noch die Bestätigung von Ralf, vielen Dank dafür.

Die Apothecienscheiben müssten mmit K rot werden.
Spore hyalin, polar-2-zellig mit dicker Querwand.
Paraphysen am Ende mit gelben Kristallen inkrustiert.

Xanthoria parietina (L.) Th. Fr. braucht Licht/Sonne um das Parietin zu bilden, welches die gelborange Farbe bewirkt.
Hat sie eher die Farbe wie bei dir, handelt es sich um eine Schattenform, da nicht genug Paritien im Thallus vorhanden ist.

Eine sehr häufige Flechte. Im Sommer findet man sie wesentlich besser und sie fällt gleich auf durch die Farbe.

Nutzer nicht mehr aktiv

Eben das erst gelesen:

Zitat
In anderen Beiträgen haben wir ja schon ausführlich diskutiert, inwieweit Sublimation von Flechteninhaltsstoffen als Bestimmungshilfe genommen werden kann. Bei diesem Ergebnis denke ich schon darüber nach.

Sorry Rolf-Dieter. Ich sagte schon in einem deiner anderen Threads, das du damit nichts anfangen kannst.
In der Flechtenwelt kämpfst du da gegen Asahina an. Du kannst deine Methode nur mit seiner vergleichen. Kommt da das gleiche raus, wird keiner was anderes machen, als Asahina.

Lichenologen sind da sehr eigen, was neues angeht. Und sie wollen schnelle Ergebnisse haben, was nicht lange aufhällt. Die Methode von Asahina ist da sehr schnell.
Vor allem, ob man dadurch andere Ergebnisse erhällt, ist die Frage. Wenn nicht, ist es nur eine weitere Methode, die man nutzen kann. Aus eigener Erfahrung, nutzt man die schnellste.
Wenn man 300 Flechten zum Bestimmen hat, nach jedem Urlaub, hat man wenig Zeit  ;)

Vor allem anhand der Kristalle in Bereich Bestimmung was zu untersuchen, ist der falsche Weg.
Erst mal die Flechten kennen lernen, auf was es an kommt. So hast du nur Kristalle und kannst dazu nichts sagen.
Bsp.: Lecanorsäure. Diese findest du in der Gattung Lecanora (Daher der Name), aber auch bei Roccella oder Parmelia. Vom Thallus her, sind alle drei sehr unterschiedlich. Man kann diese nicht verwechseln.

Bevor ich jetzt wieder eine Diskusion entfache, möchte ich einfach nur klar stellen, das man die hier aufgeführte Methode nur nutzen kann, wenn man sich Jahre mit Flechten beschäftigt hat.
Ich habe die Threads mal einigen Lichenologen gezeigt. Resultat gleich null.

Eckhard

Hallo in die Runde,

Aufnahmen hast Du da wieder hinbekommen, lieber Rolf-Dieter. Vor allem die Bilder 3 und 4 sind klasse geworden.

Zitat von: MikeIch habe die Threads mal einigen Lichenologen gezeigt. Resultat gleich null.
Mike, nicht alle sind solche Experten, wie Du es bist. Manche Mikroskopiker erfreuen sich an den schönen Bildern ohne den Anspruch zu haben, jede Flechte endgültig bestimmen zu können.

Herzliche Grüsse
Eckhard
Zeiss Axioscope.A1 (HF, DF, DIK, Ph, Pol, Epifluoreszenz)
Nikon SE2000U (HF, DIK, Ph)
Olympus SZX 12 (HF, DF, Pol)
Zeiss Sigma (ETSE, InLens SE)

www.wunderkanone.de
www.penard.de
www.flickr.com/wunderkanone

Rolf-Dieter Müller

Vielen Dank für die weiteren Beiträge.

@Eckhard, das Dir u.a. auch Bild 4 gefällt ermutigt mich doch, mehr mit dem 40x/0,75 PlanNeofluar zu arbeiten. Bisher habe ich mich etwas schwer getan, denn es ist schon etwas empfindlich im Vergleich zu meinen anderen Zeiss Unendlich-Objektiven. Mein absolutes Lieblingsobjektiv ist und bleibt immer noch das Zeiss 16x/0,5 imm., was ich dankenswerterweise auf Deine Empfehlung hin angeschafft habe. Ein wahres Goldstück, nur sind die abgebildeten Kristalle dafür zu klein.

***************************************************

@Lecanora,

erst einmal vielen Dank für Deine fachlichen Ergänzungen in Deinem ersten Beitrag.

Ebenso interessant sind die Anmerkungen in Deinem darauffolgenden zweiten Beitrag, wozu ich erst einmal zu zwei Themen antworten möchte. Falls dann noch Gesprächsbedarf ist, können wir alle anderen Details in einer meiner kommenden neuen Themen zur Mikrosublimation diskutieren.

Zitat von: Lecanora in Januar 31, 2013, 17:13:14 NACHMITTAGS
Sorry Rolf-Dieter. Ich sagte schon in einem deiner anderen Threads, das du damit nichts anfangen kannst.
In der Flechtenwelt kämpfst du da gegen Asahina an. Du kannst deine Methode nur mit seiner vergleichen. Kommt da das gleiche raus, wird keiner was anderes machen, als Asahina.

Lecarnora, ich bin doch erst noch bei Vorüberlegungen und keiner muss meinen Ergebnissen folgen, wenn ich sie tatsächlich umsetzen sollte.


Zitat von: Lecanora in Januar 31, 2013, 17:13:14 NACHMITTAGS
... Ich habe die Threads mal einigen Lichenologen gezeigt. Resultat gleich null. ...
Das ist jetzt aber nicht ungewöhnlich, denn ist es nicht oft so, wenn über neue und dann vielleicht sogar noch unkonventionelle Ansätze diskutiert wird? Man staunt und wartet ab. Das möchte ich aber jetzt nicht auf ein spezielles Sachgebiet begrenzt sehen.

Bisher war ich ja nur bei Vorüberlegungen, doch je mehr darüber geschrieben wird komme ich zur Überzeugung, dass in der Sublimation von Flechteninhaltsstoffen (früher: Flechtensäuren) noch einiges an Potential ist.


Viele Mikrogrüße
Rolf-Dieter

Ralf

Lieber Rolf-Dieter,

danke für den schönen Beitrag zu X.p. . Du zeigst hier, dass es Flechten durchaus Wert sind, von Hobbymikroskopikern (so wie du und ich) näher untersucht zu werden, auch wenn die reine Wissenschaft dabei etwas zu kurz kommen sollte und auch wenn Dinge gezeigt werden, die den Fachleuten schon lange bekannt sind. Bei der Tümpelei ist es ja meist auch nicht anders.

Bild 3 gefällt mir besonders gut, weil die Präparation neu ist ist man so einen zusätzlichen Aspekt dieser Flechte kennen lernt.

Die Mikrosublimation scheint mir sehr reproduzierbar zu sein. Dies ist eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass diese Methode (genügend sicher bestimmtes Vergleichsmaterial vorausgesetzt) sich zu einer Alternative zur Kristallisation nach Asahina entwicklen könnte.

Ich freue mich schon auf deine nächste Flechtenbearbeitung............



Nutzer nicht mehr aktiv

@Eckhard
Zitat
Mike, nicht alle sind solche Experten, wie Du es bist. Manche Mikroskopiker erfreuen sich an den schönen Bildern ohne den Anspruch zu haben, jede Flechte endgültig bestimmen zu können.

Ich habe das nur geschrieben, weil Rolf-Dieter das dazu gemeint hatte

Zitat
In anderen Beiträgen haben wir ja schon ausführlich diskutiert, inwieweit Sublimation von Flechteninhaltsstoffen als Bestimmungshilfe genommen werden kann. Bei diesem Ergebnis denke ich schon darüber nach.

Also ist Rolf-Dieter schon etwas weiter an der Überlegung, als vorher. Darum habe ich mir noch mal erlaubt, das Thema auf zu greifen.

@Rolf-Dieter
Zitat
Bisher war ich ja nur bei Vorüberlegungen, doch je mehr darüber geschrieben wird komme ich zur Überzeugung, dass in der Sublimation von Flechteninhaltsstoffen (früher: Flechtensäuren) noch einiges an Potential ist.

Besorge dir mal die Bücher und Arbeiten von Asahina. Danach suchst du dir das gleiche Material heraus, wie er es beschrieben hat.
Danach einige seiner Untersuchungen nach machen und danach deine Methode mit dem gleichem Material. Jetzt beide vergleichen. Wenn du das gemacht hast, können wir uns gerne noch mal über das Thema unterhalten.

reblaus

Hallo Rolf-Dieter -

meine moralische Unterstützung hast du schon da weiter zu machen! Es ist klar, dass sich der Systematiker auf etablierte und reproduzierbare Methoden stützen muss um klare Aussagen und schnelle Bestimmungen zu machen, aber du hast die Chance (auch wenn es unter 1 %) sind, für die künftigen Generationen so was zu entwickeln und neue Ideen kommen oft von Quereinsteigern, die nicht von irgendwelchen definierten Forschungszielen eingeengt und bereit sind  "verrückte" Verfahren bei Standardproblemen anzuwenden.

Viel Erfolg und Grüße

Rolf

P.S. @lecanora: Da das Art-Epitheton der Flechte "parietina" lautet, ist der Namen des Anthrachinonfarbstoffs, den sie produziert auch "Parietin" und nicht "Paritien"
PPS. @RDM: Welche Wellenlänge produziert deine UV-LED?

Fahrenheit

Lieber Rolf-Dieter,

das ist wieder ein interessanter Beitrag von Dir mit tollen Bildern. Dabei sticht natürlich die Fluoreszenzsaufnahme des Schnittes besonders hervor.
Spannend finde ich auch Deine Sublinationsversuche mit den Selbstbau-Öfchen. Diesmal sind ja mindestens zwei unterschiedliche Substanzen auskristallisiert.

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Rolf-Dieter Müller

Bevor ich das Ergebnis einer Einladung vorstelle, die man nicht ablehnen kann, möchte ich auf die letzten freundlichen Beiträge antworten.

@Ralf, Dir noch einmal meinen Dank für die Bestätigung der Flechte, denn ich habe mich bei der Bestimmung wegen der Flechtenfarbe wirklich schwer getan. Übrigens habe ich mir jetzt endlich Aceton besorgt, um die Sublimationsergebnisse mit dem Verfahren nach Asahina abgleichen zu können. Viele der anderen Reagenzien dürften, wie bei den meisten mikroskopisch Interessierten auch, vorhanden sein.

@Lecanora, ein Vergleich mit dem Verfahren nach Asahina ist mein geplanter übernächster Schritt. In Vorbereitung dessen konnte ich aufgrund Unterstützung bekannter Flechtenmikroskopiker schon einiges zusammenstellen.

@Rolf, eine Chance von unter 1% (ich teile da Deine Ansicht) etwas Sinnvolles zu machen, ist doch eine gute Chance und immer wert verfolgt zu werden. Zumindest bleiben Anregungen übrig, die dann von dem einen oder anderen aufgenommen werden, wie zum Beispiel die Sublimation an Deckglas. Auch wenn vieles nicht gerade neu ist, dann hole ich es zumindest in die Wahrnehmung von uns Mikroskopikern zurück. Die LED hat eine Wellenlänge von recht genau 400 nm, näheres dazu im folgenden Text.

@Jörg, mir ist schon aufgefallen, das in Zusammenhang mit diesem Beitrag Bild 3 gut gefällt. Ich erkläre mir das durch die ausgeprägte Primärfluoreszenz, die ich aber nur von einem Trockenpräparat erreichen konnte. Vom Schneiden bis zu dieser Aufnahme wurde dem Schnitt kein Tropfen Flüssigkeit angetan. Bei einem Vergleich zur üblichen Präparation mit Umschließen in PEG, schneiden und mikroskopieren als Wasserpräparat ist die Fluoreszenz lange nicht so intensiv. Du sprichst auch das ,,Selbstbau-Öfchen" an. Ich denke zuerst Dir eine Beschreibung für die MKB-Webseite anzubieten. Das würde ich dann vorziehen und ich hoffe Lecanora kann sich noch etwas gedulden, um dann erst zu meinem ,,übernächsten Schritt", der dann ein Dritter oder Vierter sein wird, Stellung nehmen zu können.


Liebe Forumsmitglieder,

wie ich eingangs schon bemerkte, gibt es Einladungen, die man wirklich nicht ablehnen kann. Und so eine Einladung bekam ich von Horst Wörmann, um Spektrogramme von LED und Auflichtfluoreszenz von Xanthoria parietina aufnehmen zu können.

Hierfür habe ich kurzfristig meine UV-LED Taschenlampe komplettiert, um ein Spektrogramm der in der LED verbauten Taschenlampe mit der Bauteil-LED vergleichen zu können. Für die Taschenlampe habe ich einfach die weiße LED ausgelötet und durch eine 5 mm-UV-LED, 400 nm (Conrad Bestell-Nr. 160000) ersetzt. Der Umbau war recht einfach, die Anschlussdrähte der UV-LED müssen um wenige Millimeter gekürzt werden, es sind nur zwei Lötpunkte statt der ausgebauten weißen Nichia-LED zu setzen. Das nachstehende Bild wurde im Zimmer bei diffusem Tageslicht und leicht einfallendem Winter-Sonnenlicht aufgenommen.


Bild 6 Von oben nach unten: UV-Taschenlampe mit 400 nm-LED, LED mit Reflektor und Konstantstromquelle mit der die Aufnahme von Bild 2 gemacht wurde, LED als Bauteil zum Größenvergleich. Ein Aufwuchs Xanthoria parietina wird von der UV-Taschenlampe angestrahlt.

Das Spektrogramm zeigt ein Maximum bei 401 nm, die Spektrogramme der in Bild 6 gezeigten restlichen beiden LED's ist in Kurvenform und Maximum vergleichbar. Ich denke, das die UV-Taschenlampe ganz ordentlich ist, die besondere Eignung wird sich in der Praxis draußen zeigen müssen.


Bild 7 Spektrogramm der in Bild 6 gezeigten UV-Taschenlampe. Maximum bei 401 nm.

Aber jetzt kommen wir zum eigentlichen Zweck der Verabredung, nämlich Mikrospektrogramme von dem von Horst Wörmann überholten und aufgebauten Spektrometer aufnehmen zu können.


Bild 8 Horst Wörmann mit dem Setup seines Arbeitsplatzes. Der Lichtleiter des Spektrometers ist den Fototubus geführt, ansonsten behält das Mikroskop die volle Funktionalität über alle Beobachtungsverfahren. Die Lichtleiter-Führung folgend ist das Spektrometer mit Anschluss zum PC (für Steuerung und Auswertung zur bildlichen Darstellung) zu sehen. Auf dem Monitor ist das zuletzt aufgenommene Spektrogramm dargestellt.

Mikrospektrogramme wurden von einem herausgelösten Thallus der Probe von Bild 1 und Bild 2, vom Thallus-Querschnitt von Bild 3 und vom Mikrosublimationsergebnis von Bild 5 aufgenommen. Alle Spektrogramme mit Auflichtfluoreszenz in Blauanregung (Anregung 470 nm / Emission 515 nm). Präparate als Trockenpräparat unter Deckglas. Aber Vorsicht, alle Präparate sind von der gleichen Probe, jedoch verschiedenen Thallusstückchen des Probenrandes. Uns ging es vor allem um die prinzipiellen Aussagen anhand Mikrospektrogramme, ich bitte dieses bei eventuellen Nachfragen zu berücksichtigen.

Zunächst erst einmal ein Bild, um die Messfleck-Größe zu zeigen.


Bild 9 Messfleck bei einem Zeiss 40x/0,75 EC-PlanNeofluar, beispielhaft am Thallus-Querschnitt von Xanthoria parietina (Trockenpräparat). Aufnahme mit Nikon 1 J1 über Okularadaption.

Angefangen haben wir mit einem Thallus-Stück der Probe von Bild 1 und Bild 2, Trockenpräparat unter Deckglas. Objektiv 10x Zeiss EC-PlanNeofluar.


Bild 10 Spektrogramm von Xanthoria parietina, Thallus-Stück (Probe von Bild 1 und Bild 2, Trockenpräparat). Auflichtfluoreszenz mit Blauanregung.

Wir sehen hier ein Maximum bei ca. 715 nm, bedingt durch das in der Flechte enthaltene Chlorophyll. Interessant ist aber ein etwas weniger intensives ,,Nebenmaximum" bei ca. 610 nm, das vom fluoreszierenden Flechteninhaltsstoff kommt. Dem wollen wir jetzt im Schnitt und Sublimat nachgehen.

Im Bild 3 habe ich ein Thallus Querschnitt als Trockenpräparat bei Auflichtfluoreszenz gezeigt. Auffallend ist die intensive orangefarbene Fluoreszenz der Rinde oberhalb des Chlorophylls (rot), worauf der Messfleck, aber in Richtung Algen justiert wurde. Zeiss 40x/0,75 EC-PlanNeofluar.


Bild 11 Spektrogramm von Xanthoria parietina, Thallus-Querschnitt (wie Bild 3, Trockenpräparat). Auflichtfluoreszenz mit Blauanregung.

Das bekannte Maximum vom Chlorophyll sehen wir wieder bei ca. 710 nm, ein ,,Nebenmaximum" bei ca. 570 nm. Die Tendenz ist eindeutig, Abweichungen zu Bild 10 können diskutiert werden. Ebenso das ,,Maximum dritter Ordnung" bei kleiner 500 nm, was uns etwas überraschte.

Als letztes ein Mikrospektrogramm von dem Sublimationsergebnis von Bild 4 und Bild 5. Hier haben wir ein Summenergebnis wegen der feinen Kristalle über den Messkreis von 25 µm Durchmesser. Zeiss 40x/0,75 EC-PlanNeofluar.


Bild 12 Spektrogramm von Xanthoria parietina, Mikrosublimation von einem 1,5 x 1,5 mm großen Thallus-Stückchen (wie Bild 4 und Bild 5, Trockenpräparat). Auflichtfluoreszenz mit Blauanregung.

Das fehlende Chlorophyll (bei 715 nm) ist ja jetzt keine Überraschung. Wie auch, denn es sublimiert nicht. Die Fluoreszenz der Kristalle haben wir hier bei 590 nm (Summenergebnis!) und den vom Bild 11 bekannten Piek bei kleiner 500 nm. Bei einem Kontroll-Spektrogramm außerhalb der Kristalle ist der Piek nicht aufgetreten.

So, das sollte erst einmal reichen, denn wenn es um Spektroskopie geht, schiebe ich noch für fast fast ein Jahr alte Ergebnisse vor mir her, die ebenfalls von und mit Horst Wörmann gemacht wurden. Aber das war seinerzeit ganz anderes Material und bei passender Gelegenheit wird auch dieses aufgearbeitet.

Viele Mikrogrüße
Rolf-Dieter

Fahrenheit

Lieber Rolf-Dieter,

vielen Dank für Deine ausführlichen weiterführenden Erläuterungen! Da haben Horst und Du Euch ja einen Menge Arbeuit gemacht.

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Rawfoto

Hallo Rolf-Dieter

Ich finde den Beitrag spitze und Bild 3 und 4 sind besonders schön geworden. Bin schon gespannt was da noch für Rückmeldungen kommen ...

Liebe Grüße

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...