Botanik: „King of Pines“ (Pinus strobus) *

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, Januar 31, 2013, 14:41:20 NACHMITTAGS

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Hans-Jürgen Koch

Liebe Pflanzenfreunde,

die Weymouth-Kiefer ist ein raschwüchsiger, bis 65 Meter hoher Baum. Die Kiefernart kann einen Stammdurchmesser bis 4 Meter und ein Alter von etwa 450 Jahren erreichen. Es gibt ungefähr 90 Kiefernarten. Sie zeichnen sich durch eine Blattanordnung aus, die unter den heutigen Koniferen einmalig ist. Die Blätter sind nadelförmig.
Im östlichen Nordamerika bildete diese Art riesige Bestände. Vor der Erschließung des ,,Wilden Westens"  schlugen die Amerikaner jedoch unzählige der geraden Stämme (bis zu 30 m Länge) für Häuserbau und Schiffsmasten. Trotzdem zählt diese Kiefer dort noch heute zu den wichtigsten Forstbäumen. Anfang des 18. Jahrhunderts sorgte Lord Weymouth dafür, dass Förster den Baum in England als Zierbaum kultivierten. Auch in Mitteleuropa im 19. Jahrhundert angelegte Forste versprachen gute Erfolge. Um 1880 breitete sich jedoch ein aus Asien stammender Pilz, der Stroben – Blasenrost (Cronartium ribicola), epidemieartig aus und tötete viele Bäume. 1935 gab es in Deutschland Stroben-Reinbestände auf einer Gesamtfläche von 2070 ha und Mischbestände auf 5660ha.  Bei mir in Norddeutschland verzichtet man heute meist auf großflächigen Anbau des Baumes und pflanzt nur kleine Gruppen.
Die Seidenkiefer wird auch als Weymouthskiefer bezeichnet, sie liebt seinen sonnigen bis halbschattigen, trockenen Standort. An den Boden stellt sie nur geringe Ansprüche.
Sie besitzt einen geraden Stamm, eine breite Krone sowie streng quirlig, waagrecht wachsende Äste. Ihre Rinde bleibt sehr lange glatt und grau. Ihr Pfahlwurzelsystem ist tiefreichend und macht den Baum damit relativ sturmfest. Die Feinwurzeln der Strobe sind normalerweise reichlich mit Mykorrhiza- Pilzen vergesellschaftet.
Als Arzneidroge wird das ätherische Weymouthkiefernnadelöl (ätherisches Öl mit Bornylacetat, Borneol, Pinen und Myrcen) aus den frischen Nadeln durch Wasserdampfdestillation gewonnen. Volkstümlicher Einsatz bei den Indianern der Küstengebiete Kanadas bei Erkältung.

Bild 01 Pinus strobus

Dieses Bild ist im August 2012 entstanden. Besonders auffällig sind die über 10 cm langen Nadelblätter.

Bild 02  Illustration, Pinus strobus

Botanical illustration of Pinus strobus. Hand-colored stipple engraving from A Description of the Genus Pinus by Aylmer Bourke Lambert (1761-1842)
Dieses Bild ist gemeinfrei (Schutzdauer für das Leben des Autors plus 70 Jahre)

Systematik:

Ordnung: Koniferen (Coniferales)
Familie: Kieferngewächse (Pinaceae)
Unterfamilie: Pinoideae
Gattung: Kiefern (Pinus)
Art: Weymouth-Kiefer
Wissenschaftlicher Name: Pinus strobus
Volkstümliche Bezeichnung: Strobe, Seidenkiefer, ,,mast pine"
Englischer Name: Eastern white pine

Teil 1 Spross und Nadelscheide im Querschnitt, 30 µm

Bild 03 a  Schnittstelle, Pinus strobus

Die zunächst grünen und flaumig beharrten Zweige werden später kahl, orangefarben und erhalten durch Kurztriebe eine rauhe Oberfläche.
Zeichnung aus dem ,,Kosmos-Baumführer Europa" ISBN: 978-3-440-11741-5

Bild 03 b Schnittstelle von meiner Probe, zweijähriger Spross, Pinus strobus

Nach zwei Jahren bildet die junge Kiefer ihre Blätter in Bündeln oder Büscheln aus. Das Büschel der Weymouth-Kiefer enthält fünf lange Nadelblätter. Bei diesen Büscheln, die am Grunde von mehreren kurzen, schuppenförmigen Blättern (der Nadelscheide) scheidig umhüllt sind, handelt es sich in Wirklichkeit um Kurztriebe.
Die Nadelblätter werden zwischen 8 cm bis zu 14 cm lang und haben eine bläulich bis grüne Farbe, sie  sind dünn und sehr biegsam. Die Innenseite zeigt einen weißen Längsstreifen.

Die Pflanzenteile haben über fünf Monate im AFE – Gemisch III gelegen. AFE - Gemisch gründlich mit Ethanol ausspülen (abnehmende Alhoholreihe: 70%ig, 50 % ig und 30 % ig).

W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau)

Arbeitsablauf :

1. Schnitte  liegen in 30 % Ethanol.
2. Aqua dest. 3x wechseln je 1 Minute.
3. Vorfärbung Acridinrotlösung  8 Min.
4. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
5. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen - Lupenkontrolle) ca.    12 Sekunden !!!.
6. 2 x auswaschen mit Aqua dest..
7. Nachfärbung Astrablaulösung 2 Minute.
8. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben.
9. Entwässern mit 2x gewechseltem Isopropylalkohol ( 99,9 % ).
10. Als letzte Stufe vor dem Eindecken Xylol einsetzen.
11. Einschluss in DePeX.

Ergebnis :

Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot, Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot, Cuticula gelb, Zellwände der innenliegenden Hypodermis tiefrot.
Fotos: Nikon D5000, die Übersichtsaufnahmen wurde mit ,,MagniFlash" erstellt.

Bild 04 Übersicht, Pinus strobus


Bild 05 Reise durch den Spross und die Nadelscheide, Pinus strobus

Die Bilder 1 – 6 habe aus einem Schnitt - Stapel herausgesucht und von oben nach unten geordnet.

Die Bilder 06 – 08 zeigen die ersten Querschnitte von der Nadelscheide (Teile, die noch nicht mit dem Spross zusammen verbunden sind). Diese drei Schnitte sind nicht so sauber, da sie zu weit aus dem Styrodur herausragten und somit nicht fest genug im Probenhalter eingespannt waren.

Bild 06 Übersicht, Nadelscheide, Pinus strobus


Bild 07 Vergrößerung, Nadelscheide, Pinus strobus


Bild 08 Vergrößerung, Nadelscheide, Pinus strobus


Teil 2 Spross im Querschnitt, 30 µm

Bild 09  Übersicht, Pinus strobus


Bild 10  Vergrößerung aus der Übersicht mit Beschriftung, Pinus strobus

P = Phellem, RP = Rindenparenchym, H = Harzkanal, PH = Phloem, K = Kambium, XY = Xylem, MST = Markstrahl, J = Jahresring

Bild 11 Harzkanal, Vergrößerung mit Beschriftung, Pinus strobus

E = ausgebildete Epithelzellen, Z = verdickte Zellen, H = Harzkanal

Bild 12 Xylem, Vergrößerung, Pinus strobus

Pinus strobus im Querschnitt mit Jahresringgrenze beim Übergang vom Spätholz (kleinlumige Tracheiden) zum Frühholz (großlumige Tracheiden). Die Tracheiden erreichen eine mittlere Länge von 3 bis 4 mm.

Bild 13  Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Pinus strobus

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10

Bild 14  Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Pinus strobus

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10
Pinus strobus im Querschnitt mit Holzstrahl und Fenstertüpfel ( → ) in den Wänden der Tracheiden.

Quellen:

Ulrich Hecker: BLV-Handbuch Bäume und Sträucher. BLV, München 1995, ISBN 3-405-14738-7.
Mario Ludwig, Harald Gebhard, Herbert W. Ludwig, Susanne Schmidt-Fischer: Neue Tiere & Pflanzen in der heimischen Natur. Einwandernde Arten erkennen und bestimmen. BLV, München 2000, ISBN 3-405-15776-5.
R. Düll/H. Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. 7. Auflage, Quelle & Meyer-Verlag, 2011, ISBN 978-3-494-01424-1
Das neue Handbuch der Heilpflanzen, ISBN 978-3-440-12933-6
Wikipedia

Mit freundlichem Gruß

Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"